Ein Mensch in der Revolte ist ein Mensch, der nein sagt, schreibt Albert Camus in seinem 1951 erstmals erschienen „L’Homme révolté“.1 Der Inhalt dieses „Nein“ bedeutet zum Beispiel, dass es schon zu lange dauert, oder: bis hierher und nicht weiter. Grenzen setzen ist also ein Thema. Weiters schreibt Camus, dass die Bewegung der Revolte nicht egoistisch ist. Sie bricht nicht notwendigerweise nur beim Unterdrückten aus, sondern sie kann schon beim bloßen Anblick der Unterdrückung eines anderen ausbrechen. (Camus 2013, S. 31)
Markus Pausch, Politikwissenschaftler an der Universität Salzburg, forscht zu den Themen Demokratie, Partizipation und Europapolitik. Pausch sucht Antworten auf die These, wonach sich die Demokratie in einer Krise befinde. Die Demokratie als Staatsform in Europa steckt in einer Krise, sie ist supranational defizitär geblieben und im alltäglichen Leben der Menschen, den Bildungseinrichtungen und Unternehmen, ist sie bis heute nicht angekommen (S. 11).
Das knapp geschriebene Buch gliedert sich in fünf Kapitel. Pausch beginnt mit einer Analyse der Grundlagen der Demokratie und setzt im zweiten Kapitel mit der Einbettung der Demokratie als Revolte fort, um sodann ein erstes Fazit zu ziehen: Die Revolte zielt auf die gleiche Freiheit aller Menschen ab und Demokratie in ihrer Idealform ermöglicht diese Revolte. Die Prinzipien der Demokratie als Revolte sind darüber hinaus die Unabschließbarkeit, der Zweifel, der Dialog, das Fremdsein und die Solidarität (S. 71). Die Demokratie als Revolte setzt stabile und faire Institutionen voraus, die in einem Gesellschaftsvertrag, in einer Verfassung festgeschrieben sind, und reife sowie demokratisch sozialisierte Menschen. Sie muss daher „stets aufs Neue erkämpft und verteidigt werden“ (a.a.O.).
Im dritten Kapitel befasst sich Pausch mit der Demokratie als Staats- und Regierungsform und er spricht auch hier die Notwendigkeit von demokratischer Erfahrung und von demokratischer Bildung an (S. 127).
Im vierten Kapitel analysiert Pausch die Diktatur im Alltag und kritisiert dabei Elternhaus, Kindergarten und Schule sowie Unternehmen, die Kritikfähigkeit eher behindern denn fördern. Er setzt sich aber auch mit Zeit als Faktor für Demokratie auseinander.
Im abschließenden fünften Kapitel diskutiert Pausch die Zukunft der Demokratie als Revolte, hier gibt es auch ein Unterkapitel, das sich mit Erziehung und Bildung befasst. Die Kernfragen zielen auf die „Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben“: Entscheidung, die mein Leben beeinflussen; Wer hat Macht, wer entscheidet über mich? Ziele von Diktatur und Demokratie; Funktionsweise eines demokratischen Staates und einer demokratischen Organisation; warum gegen autoritäre Verhältnisse ankämpfen? (S. 160) Diese und andere Fragen sieht Pausch grundlegend für die Schule, im Sinne dessen, dass Demokratie immer wieder und aufs Neue gelernt werden muss, ist das ohne Zweifel auch ein Thema für die Erwachsenenbildung.
Demokratie definiert Pausch nicht nur als eine Methode zur Entscheidungsfindung über Mehrheitsverfahren sondern als die Staats- und Regierungsform und als die „Lebens- und Kommunikationsform, die dem Grundbedürfnis de Menschen nach Revolte, Freheit und Individualität als einzige gerecht wird“ (S. 169). Für Zweifel, Dialog, Unabschließbarkeit und für die Einhaltung der Menschenrechte ist im Alltag, im Staat und auch global zu kämpfen.
Fazit: Ein wohltuend knapp geschriebenes Buch, das sich gleichzeitig auch einen guten Überblick über grundlegende sowie aktuelle Literatur zur politischen Theorie gibt. Markus Pausch verweist an mehreren Stellen auf die Notwendigkeit von Bildung und demokratischer Erfahrung. //
Kommentare