Interessante Ergebnisse zu den Wirkungen von Erwachsenenbildung liefert die Studie „Entwicklung des Erwachsenenbildungssektors“, die vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung und dem Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie für die Europäische Kommission durchgeführt wurde.1
Dass Erwachsenenbildung zahlreiche Wirkungen auf die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Individuen hat, ist für Expert/innen nicht weiter überraschend. Über einige dieser Wirkungen, zum Beispiel in Bezug auf allgemeine Erwachsenenbildung, gibt die BeLL-Studie Auskunft, die in zehn europäischen Ländern durchgeführt wurde.2 Die Erwachsenenbildung wirkt laut der Studie auf Gesundheit und auf den sozialen Zusammenhalt. Personen, die an Erwachsenenbildung teilnehmen, gehen bewusster mit ihrer Gesundheit um, sind weniger anfällig für Depressionen, sind selbstsicherer und auch belastbarer. Sie beteiligen sich häufiger und gestaltend am gesellschaftlichen Leben.
In der Studie zur Entwicklung des Erwachsenenbildungssektors zeigen sich Korrelationen zwischen Erwachsenenbildung und Innovation. Das Lernen am Arbeitsplatz gilt dabei als wichtiger Innovationstreiber. Es gibt viele Hinweise darauf, dass Erwachsenenbildung für Innovationen wichtiger ist als Hochschulbildung. Das liegt in der Natur der Erwachsenenbildung, die rasch und flexibel auf neue Anforderungen etwa in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt reagiert und gleichzeitig mit einem großen und breiten Repertoire an Angeboten auch vorausschauend agiert. Schließlich werden die Erträge der Erwachsenenbildung manchmal sogar höher als die Erträge der Erstausbildung eingeschätzt und die Erträge von Erwachsenenbildung und Hochschulbildung fallen schneller an als etwa die Erträge von schulischer aber auch frühkindlicher Bildung. Die Bedeutung letzterer sollen dabei keinesfalls in Frage gestellt werden, allerdings macht es Sinn, mehr in die Erwachsenenbildung zu investieren, weil schnellere Wirkungen zu erzielen sind.
Dabei zeigt sich in dieser Studie, in der die Daten der 27 EU-Länder und in einigen Bereichen auch von Australien, Kanada und den USA herangezogen wurden, dass der Staat am wenigsten zur Erwachsenenbildung beiträgt. Für Österreich werden dazu folgende Anteile am Bruttoinlandsprodukt angeführt (Basis: 2009): Staat 0,1 %, Inviduen 0,3 %, Unternehmen 0,5 %, AMS 0,3 %. Der Befund, dass die Investitionen des Staates in die Erwachsenenbildung hinterherhinken, ist bereits seit der OECD-Studie zur Finanzierung des lebensbegleitenden Lernens aus dem Jahr 1998 bekannt. Staatliche Investitionen bewirken höhere Teilnahmequoten in der Erwachsenenbildung.
Der Grundbildung und dem Zweiten Bildungsweg kommt eine besondere Bedeutung zu. Um die Beteiligung von Geringqualifizierten zu erhöhen, sind allerdings auch Begleitmaßnahmen notwendig, weiters „proaktive Information und Beratung“ und „zielgruppenspezifische Lernformen“ (S. 10). Förderungen sollten überhaupt sehr zielgerichtet sein und sich besonders an jene Menschen richten, die Förderungen benötigen. Hohe Effekte versprechen Förderungen für Individuen, insbesondere für jene, die in Beschäftigung sind. Ein offener Zugang zu Bildung korreliert mit hohen Partizipationsraten in der Erwachsenenbildung.
In Österreich ist hier viel geschaffen worden. Die Bildungskonten bzw. Individualförderungen haben einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Beteiligung an Erwachsenenbildung geleistet, ebenso die Bildungsberatung, die in den letzten Jahren stark ausgebaut wurde, und schließlich auch die Initiative Erwachsenenbildung. Der Fokus hat sich deutlich auf benachteiligte bzw. unterrepräsentierte Zielgruppen verlagert, und die Volkshochschulen leisten dabei eine herausragende Arbeit.
Vieles gibt es noch zu tun. Ein besonderes Augenmerk wird in Hinkunft auf die staatliche Finanzierung zu legen sein, verspricht diese doch hohe Effekte auf die Teilnahme an Erwachsenenbildung und Wirkungen auf Wirtschaft und Individuen sowie auf den sozialen Zusammenhalt. Dabei ist, ohne den Blick auf dringende arbeits- und sozialpolitische Bedarfe zu verlieren, auch der Fokus auf jene Menschen zu legen, die in Beschäftigung sind.
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