Über die Wirkungen von Erwachsenenbildung wurde an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben. Kursbesuch in Volkshochschulen wirkt sich auf den Einzelnen aus, auf die Wirtschaft und auf die Gesellschaft. Welche Effekte Erwachsenenbildung in Volkshochschulen auf Einkommen und Beschäftigung haben, soll hier dargestellt werden.
Die zunehmende Automatisierung (Stichwort: Industrie 4.0) wird einfachere Tätigkeiten, die nur geringe Kompetenzen erfordern, in den Hintergrund drängen, wenngleich diese nicht völlig verschwinden werden. Die Bedeutung von wissenschaftlich fundiertem Wissen und wissenschaftlicher basierten Qualifikationen wird zunehmen und damit wird die Höherqualifizierung immer wichtiger.
Erwachsenenbildung in Volkshochschulen befördert die Höherqualifizierung. Neue und zusätzliche Kompetenzen werden erworben, ebenso zusätzliche Qualifikationen. Einen wichtigen Stellenwert nehmen dabei Angebote wie die Berufsreifeprüfung oder die Studienberechtigungsprüfung ein, die den Zugang zur tertiären Bildung ermöglichen.
Mit steigendem Bildungsniveau und höheren Kompetenzen nehmen die Beschäftigungsquote und auch das Einkommen zu. Die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2015“1 zeigt diese Effekte. Je höher die Bildung, desto stärker sind sie: „Bei Erwachsenen mit einem Abschluss im Tertiärbereich ist die Wahrscheinlichkeit eines Monatseinkommens im Bereich der obersten 25 Prozent um 23 Prozentpunkte höher als bei Erwachsenen mit einem Abschluss im Sekundarbereich II bzw. postsekundaren, nicht tertiären Bereich als höchstem Bildungsabschluss.“ (Seite 32). Umgekehrt haben Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen die höchsten Erwerbslosenquoten und die niedrigsten Gehälter im Laufe ihres Arbeitslebens. Der Abstand der Erträge zwischen Menschen mit geringen und hohen Qualifikationen vergrößert sich im Gefolge der sich schnell verändernden Arbeitsmärkte. Gesamtgesellschaftlich gesehen führt dies zur weiteren Verstärkung bestehender Ungleichheiten.
Der Aufstieg durch Bildung, die Aufwärtsmobilität, liegt in Österreich deutlich unter dem OECD-Durchschnitt: „Nur 21% der jungen Erwachsenen haben in Österreich einen höheren Abschluss erreicht als ihre Eltern. Dies ist einer der niedrigsten Werte der OECD-Länder (…). Die geringste Aufwärtsmobilität findet sich auf tertiärer Ebene, wo nur 11% (OECD-Mittelwert: 22%) der jungen Erwachsenen den höchsten Bildungsabschluss ihrer Eltern durch einen Hochschulabschluss übertreffen. (Seite 6)2
Ein höheres Kompetenzniveau wirkt sich auch auf die Weiterbildungsbeteiligung aus: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen, die in Beschäftigung sind und über gute Kompetenzen in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und dem Problemlösen verfügen, nehmen an arbeitgeberfinanzierter Weiterbildung teil, während dies nur auf 9 Prozent der Erwachsenen ohne Computererfahrung zutrifft (Bildung auf einen Blick, Seite 33).
Auch der Staat profitiert von Investitionen in die Erwachsenenbildung
Ein höheres Bildungsniveau zahlt sich nicht nur für den Einzelnen aus, auch der Staat hat etwas davon. Aufgrund des in den meisten Fällen höheren Einkommensniveaus bei höherer Bildung kommt es zu mehr Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen, die staatlichen Transferleistungen sind meist geringere. Die OECD-Studie rechnet mit einem staatlichen Nettoeertrag aus einer Bildungsinvestition im Tertiärbereich, die sich zwischen 1,5 Mal bei Frauen und von 2,5 Mal bei Männern bewegt.3
Der Staat investiert in die Erwachsenenbildung mit vergleichsweise geringen Summen, größere Beträge werden von den einzelnen TeilnehmerInnen an Kursen und Lehrgängen eingebracht. Aus der OECD-Studie können wir ersehen, dass die staatlichen Investitionen wieder mehrfach zurückkommen. Betrachten wir weiters die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Erwachsenenbildung (gute subjektive Gesundheit, ehrenamtliche Tätigkeit, zwischenmenschliches Vertrauen und politische Wirksamkeit – Einfluss darauf haben, was die Regierung macht), dann wird ersichtlich, dass jeder in die Erwachsenenbildung investierte Euro wieder mehrfach zurückkommt. Öffentliche Investitionen in die Erwachsenenbildung zahlen sich daher aus!
//
Im Schwerpunkt dieser Ausgabe der ÖVH (Die Österreichische Volkshochschule) befassen wir uns mit beruflicher Bildung und berufsorientierter Bildung an und durch Volkshochschulen. Mit einigen Beispielen aus der Praxis zeigen wir, dass es sich hier um einen wichtigen Angebotsbereich der Volkshochschulen handelt. Wie berufsrelevant die Angebote der Volkshochschulen sind, wird in einer Analyse der Statistik der österreichischen Volkshochschulen herausgearbeitet. Das Ergebnis ist beeindruckend: Rund zwei Drittel der jährlich durchgeführten Kurse sind relevant für Beschäftigungsfähigkeit und Beruf. In einigen Beiträgen setzen wir uns mit den zukünftigen Entwicklungen in der Wirtschaft und in der Arbeitswelt auseinander, schließlich wird die Bedeutung von Allgemeinbildung für die Beschäftigungsfähigkeit herausgestrichen.
Die nächste Ausgabe von „Die Österreichische Volkshochschule“ wird sich mit dem Themenbereich „Digitale und Medienkompetenz“ auseinandersetzen und im September 2016 erscheinen. Redaktionsschluss ist daher Anfang September. Beispiele aus der VHS-Praxis, Überlegungen zu Konzepten sind ebenso willkommen wie Beiträge, die sich grundsätzlich und strategisch mit diesem Thema befassen.
Die letzte Ausgabe im heurigen Jahr befasst sich im Schwerpunkt mit „Flucht, Migration und Bildung“ und wird Ende November/Anfang Dezember erscheinen. Redaktionsschluss ist Anfang November.
Kommentare