Green jobs, green skills – was Volkshochschulen für die Transformation leisten

Volkshochschulen stehen für ein Zusammenspiel von allgemeiner und beruflicher Bildung. Mehrere Qualifizierungsangebote wurden bereits an Volkshochschulen entwickelt, so etwa der Beruf Umeltberater*in in den 1990er Jahren in Kooperation mit dem Österreichischen Ökologie-Institut. Zahlreiche bewusstseinsbildende Aktivitäten der Volkshochschulen gelten dem Thema Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit, wie Katharina Zimmerberger in dieser Ausgabe der ÖVH schreibt, liegt regelrecht in der DNA der Volkshochschule. In diesem Beitrag werden bestehende Qualifizierungsangebote der Volkshochschulen präsentiert und Möglichkeiten zur Qualifizierung für Berufe im Bereich der Nachhaltigkeit bzw. der „green Transition” ausgelotet, die für die Volkshochschule in Frage kommen könnten. 

„Green Jobs“ und ihre Bedeutung für Arbeitsmarkt und Wirtschaft

Als „Green Jobs” werden „Arbeitsplätze in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten” , bezeichnet.1 Dazu können folgende Wirtschaftssparten gezählt werden: Erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen und Sanieren sowie Wasser- und Abwassermanagement. Eine wichtige Rolle kommt der Abfallwirtschaft und dem Recycling zu, auch werden Dienstleistungen wie Reparaturservices künftig an Bedeutung zunehmen (Meinhart et al. 2022). Zu „Green Jobs” sind Berufe mit verschiedenen Qualifikationsniveaus zu rechnen. Nicht nur Berufe, die höhere Qualifikationen erfordern, sondern auch Lehrberufe und Hilfsarbeiten fallen darunter. Da der Hauptzweck von „Green Jobs” der Beitrag zum Umweltschutz ist, können diese in allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen gefunden werden und bestehende Berufsbilder sich in diese Richtung verändern. 

Das Arbeitsmarktservice definiert die Top five der klimarelevanten Berufe anhand des Bestandes sofort verfügbarer Stellen wie folgt: Elektriker*in, Elektrotechniker*in, Installateur*in, Maurer*in, Maschinenbau-techniker*in (AMS 2023). Alle diese Berufe werden grundsätzlich im Rahmen des formalen Bildungssystems erlernt, mehrere Abschlüsse können aber auch über Validierungsverfahren erlangt werden. 

2008 waren rund 175.200 Beschäftigte in der Umweltwirtschaft tätig. Dieser Wert ist bis 2022 auf rund 204.400 angestiegen, das sind 5,5 Prozent der Gesamtbeschäftigten. Jeder 20. Job in Österreich ist somit bereits ein „Green Job”. Im öffentlichen Verkehr sind 2022 rund 30.500 Personen beschäftigt. Werden diese Personen hinzugezählt, ergeben sich 244.900 Beschäftigte im Umweltbereich. Die Umweltwirtschaft in Österreich erzielte im Jahr 2008 einen Umsatz von rund 31,0 Milliarden Euro, der bis zum Jahr 2022 auf 53,4 Milliarden Euro anstieg. Dies entspricht 11,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2022. (Statistik Austria 2024).

In einer aktuellen Synthese-Studie des Wegener Center der Universität Graz im Auftrag des Klima- und Energiefonds wird der volkswirtschaftliche Nutzen von Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel analysiert. Der Ausbau erneuerbarer Technologien kurbelt die Konjunktur an, bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze können entstehen, wenn in den Ausbau der Erneuerbaren weiter kräftig investiert wird. Das Bruttoinlandsprodukt wächst, während gleichzeitig die CO2-Emissionen reduziert werden. Somit gibt es eine „doppelte Dividende“ ­(Koland & Steininger 2024).

Bedarf an „Green Skills“

Im Rahmen einer Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) zum Fachkräftebedarf wurde auch der Bedarf an „Green Skills” erhoben. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen sieht einen steigenden Bedarf (Donmayr & Riepl 2023, S. 25).2 Allerdings kann annähernd die Hälfte der befragten Unternehmen (47 Prozent), die einen steigenden Bedarf an green skills angegeben haben, die Bedarfe nicht decken. Am stärksten trifft dies den Sektor Transport und Verkehr (63 Prozent), Gewerbe und Handwerk (ca. 54 Prozent) und Tourismus und Freizeitwirtschaft (51 Prozent) (ebd., S. 100). Besonders dringlich sind für Unternehmen, die einen steigenden Bedarf an green skills feststellen, diese Bereiche: Nachhaltige Energiegewinnung (61,5 Prozent der Unternehmen), Abfallvermeidung und -entsorgung. (44,9 Prozent), Nutzung von Energiesparpotenzialen (43,4 Prozent), Einkauf bzw. Verwendung nachhaltiger Produkte (39 Prozent), Elektromobilität (38,5 Prozent), Bauen und Sanieren (34,9 Prozent). Weiters werden noch folgende umweltrelevante Kompetenzbereiche genannt: Nachhaltige Heizungssysteme (z. B. Kesseltausch) (31,2%) und Ressourcenplanung, -steuerung (Logistik) (23,5%) (ebd., S. 27). 

Green skills sind auf allen Qualifikationsniveaus relevant. Die Arbeitsmarktstudie „Dekarbonisierung des Gebäudestandes in Wien“ (Schöberl & Pöll 2023) befasst sich mit der Sanierung von Gebäuden und der Umrüstung von Heizsystemen. Bei der Sanierung von Gebäuden spielt  die Weiterbildung eine zentrale Rolle. Viele Gewerbebetriebe sind mit Aufträgen stark ausgelastet und die großteils kleinteilige Struktur vieler Betriebe erschwert die Inanspruchnahme der klassischen Formen von Weiterbildung (Tretter et al. 2022, S. 26). Die Weiterbildung ist daher flexibler und attraktiver zu gestalten, ihre Rahmenbedingungen sind zu verbessern und Förderungen sind verstärkt zu kommunizieren. 

Bedarf an Fachkräften

Um dem steigenden Bedarf an Fachkräften nachkommen zu können, ist ein Bündel an Maßnahmen notwendig: mehr Aus- und Weiterbildung, Adaptierung bestehender Berufsbilder. Schaffung neuer Berufsbilder, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und andere Maßnahmen im Bereich der Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Informationsaufbereitung sowie Kommunikation.3

Es gibt viele arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, einige davon seien exemplarisch angeführt: 

Im Projekt ÖKO-Booster4 des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds (WAFF)
werden in zwei Jahren Elektriker*innen und
Installateur*innen ausgebildet. ÖKO-Booster
ist für 18 bis 25-Jährige gedacht, die höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügen. 

Die von den Sozialpartnern initiierte Umweltstiftung5 qualifiziert für Klimaberufe und richtet sich an Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus, die sich für Klima-relevante Berufe in den Branchen Umweltservices und Umwelttechnologie interessieren: Abfall- und Ressourcenwirtschaft, Green Mobility, Energieaufbringung und Energieverteilung, Gebäudetechnik, Land- und forstwirtschaftliche Fachberufe, Berufe im Bereich Bildung, Beratung und Lebensstil. 

Mit der Ausbildungsinitiative für Frauen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik6 der Stadt Wien soll der Frauenanteil in technischen Berufen und in Bereichen der „Green Jobs“ erhöht und ein Beitrag zur Reduktion des Fachkräftemangels geleistet werden. Die Ausbildungsinitiative wendet sich an berufstätige Frauen, die sich für ein digitales, nachhaltiges oder technisches Studium an einer Fachhochschule interessieren. 

Darüber hinaus sind auch Maßnahmen wie der Energie-Führerschein7 der Umweltberatung anzuführen. Er richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene und verbindet ökologische Aspekte mit wirtschaftlichen, denn das Energiesparen steht im Mittelpunkt dieser Kurzausbildung. Die Absolvent*innen des Energie-Führerschein-Seminars erfahren, wie sie Potenziale zum Energiesparen im beruflichen und privaten Alltag nutzen und wie sie dadurch Geld sparen und zum Klimaschutz beitragen können. Im Rahmen der Vorbereitung auf den erwachsenengerechten Pflichtschulabschluss wird der Energie-Führerschein von den Wiener Volkshochschulen als Fachbereich umgesetzt.8

In einem eigenen Kurzlehrgang werden Energie-Führerschein-Coaches ausgebildet.9 Der Kurzlehrgang richtet sich an Personen, die in der Jugend- oder Erwachsenenbildung arbeiten oder in Firmen als Multiplikator*innen für Nachhaltigkeit eintreten.

Grundsätzlich reagiert die Erwachsenenbildung rasch auf neue Bedarfe und das kann jedenfalls schneller als im formalen System auch umgesetzt werden. Die meisten Angebote werden einer Qualitätssicherung unterzogen und einige wenige Angebote von „Green Skills“ sind auch bereits im Nationalen Qualifikationsregister (NQR) eingespeist.10

Die allgemeine Erwachsenenbildung ist gefragt.

Der allgemeinen Erwachsenenbildung kommt in der green transition eine besondere Aufgabe zu. Sie vermittelt Informationen, unterstützt Bewusstseinsbildung und ermutigt die Menschen sich handelnd und aktiv einzubringen, um die Lebensgrundlagen sicherzustellen und den Prozess der „green Transition“ mitzugestalten. Sie trägt darüber hinaus zum sozialen Zusammenhalt bei und steht für Wissenschaftsorientierung und Stärkung der Demokratie. Um österreichweite Aktivitäten besser zu unterstützen und auch eine Kofinanzierung für europäische Projekte bereitzustellen, macht es daher Sinn, auch der Erwachsenenbildung spezifische Fördermittel zur Verfügung zu stellen, um das Anliegen und die Aufgabenstellungen in alle Kommunen zu bringen und um den Austausch mit Erwachsenenbildner*innen und Lernenden in anderen Ländern zu forcieren. 

Die folgenden Beispiele stehen stellvertretend für umweltbezogene und klimarelevante Aktivitäten der Erwachsenenbildung. Darüber hinaus sind Themen wie Klimawandelanpassung und Gesundheit relevant für einen sozialen und gerechten Übergang (just transition). 

Im Bereich der Bewusstseinsbildung angesiedelt ist die Akademie für sozialen und ökologischen Umbau.11 Diese gemeinsame Akademie von Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Klimabewegung ist bemerkenswert, weil damit eine Brücke zwischen der Gewerkschaftsbewegung und den zivilgesellschaftlichen Initiativen und Bewegungen in den Bereichen Klimaschutz und Umwelt gebaut wurde. 

Nachhaltigkeit ist ein strategisches Organisationsziel der Kärntner Volkshochschulen. Basierend auf den SDGs und auf dem Grundsatzpapier „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen in Österreich“12 wird ein strategischer Planungsprozess an der Volkshochschule umgesetzt. Ziel ist es, Nachhaltigkeit als einen elementaren inhaltlichen und organisatorischen Bestandteil des Selbstverständnisses der Volkshochschulen zu implementieren. (Zimmerberger i.d.H.). 

Die Volkshochschule Salzburg ist seit Juni 2022 einer von über 1.290 aktiven Klimabündnis-Betrieben in Österreich. Das Klimabündnis Österreich ist Teil einer globalen Partnerschaft zum Schutz des Weltklimas und unterstützt neben Bundesländern, Gemeinden, Schulen, Kindergärten und Pfarren auch Betriebe bei der Umsetzung von klimafreundlichen Maßnahmen. Die Volkshochschule Salzburg schließt sich mit lokalen Maßnahmen den Bündnis-Zielen an und trägt zur Minimierung von klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei.13

Das Demontage- und Recyclingzentrum (DRZ)14 der Wiener Volkshochschulen widmet sich der Entsorgung von Elektroaltgeräten und qualifiziert als sozialökonomischer Betrieb Langzeitarbeitslose für den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt. 

Die SDGs waren einer der Programmschwerpunkte der Wiener Volkshochschulen.
Dazu wurden im Jahr 2020 mehr als 200 Veranstaltungen durchgeführt, viele davon wurden online umgesetzt (rund 65 Prozent). Mit den Veranstaltungen konnten rund 2.250 Menschen erreicht werden. Alle SDGs bis auf SDG 4, dem ureigensten Thema der Volkshochschule, wurden in den Veranstaltungen behandelt (Chvojka 2021). 

Weiters haben die Wiener Volkshochschulen mehrere Maßnahmen im Organisationsbereich umgesetzt (Schuster i. d. H.). 

Das aus Mitteln des Erasmus+ Programms von der Europäischen Kommission unterstützte Projekt Green Community Education wurde von Organisationen in Österreich, Griechenland und Rumänien durchgeführt, wobei das Kärntner Bildungswerk der Lead war.15

Das übergeordnete Ziel des Projekts ist die Aktivierung des zivilgesellschaftlichen Engagements im Bereich des Klimaschutzes. Im Zuge des Erfahrungsaustauschs mit Gruppen unterschiedlicher Rahmenbedingungen in ländlichen und städtischen Gebieten konnten Komponenten für eine erfolgreiche Community Education im Bereich Umwelt- und Klimaschutz identifiziert werden, die in einem Leitfaden veröffentlicht wurden. Entlang der projektrelevanten SDGs – Gesundheit und Wohlbefinden (3), Hochwertige Bildung (4), Nachhaltige Städte und Gemeinden (11), Verantwortungsvoller Verbrauch und verantwortungsvolle Produktion (12), Maßnahmen zum Klimaschutz (13), Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (16) – wurden 12 Community-Education-Methoden definiert und mit Indikatoren beschrieben, die die Umsetzung erleichtern. Der Leitfaden bietet Institutionen Inspiration, wie Bürger*innen in städtischen und ländlichen Regionen zur Mitgestaltung des eigenen Lebensraums bewegt werden können. Der entwickelte Leitfaden wurde an lokale Organisationen weitergegeben, die Community Education initiieren.

Fertigkeiten und Kompetenzen für die Zukunft

Welche Kompetenzen und welche Fertigkeiten gegenwärtig und in Zukunft im Bereich der „Green Transition“ benötigt werden, ist branchenspezifisch und gesondert nach Berufen zu betrachten. Für diesen Beitrag wurden die Aussagen von Expert*innen aus der Bau- und Immobilienbranche herangezogen, die im Zuge der New Skills-Gespräche 2024 interviewt wurden. Die New-Skills-Gespräche des AMS werden im Auftrag der Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation des AMS Österreich vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) gemeinsam mit dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) durchgeführt. Expert*nnen aus Wirtschaft, Bildungswesen, Politik und aus den Interessenvertretungen und Expert*innen aus der Grundlagen- bzw. der angewandten Forschung und Entwicklung werden interviewt und geben Einblicke in die vielen Facetten einer sich ändernden Arbeits- und Bildungswelt. „Initiiert wurden die im Jahr 2017 beginnenden New-Skills Gespräche vom AMS Standing Committee on New Skills, einer Arbeitsgruppe, die aus Expert*innen des AMS und der Sozialpartner zusammengesetzt ist“.16

Ein Großteil an neuen zusätzlichen Fertigkeiten und Kompetenzen ist branchen- und berufsspezifisch zu sehen, gleichzeitig sind einige allgemeine Fertigkeiten und Kompetenzen wichtig. Einige davon sind mittlerweile zwar Gemeinplätze, sie sollen aber der Vollständigkeit halber wiedergegeben werden. 

Die Bedeutung digitaler Kompetenzen hat in praktisch allen Berufen zugenommen, essenziell ist ein guter Umgang mit Daten. Gefragt sind Data Scientists und Data Engineers (Awart 2024). Ein „grundlegendes Interesse an Technik“ sollte in vielen Berufen mitgebracht werden. Viele Geräte sind mit dem Internet verbunden, daher wird Personal benötigt, das Verbindungen herstellen und eine „smarte Lösung“ für die Kund*innen finden kann (Denk 2024).

Das Thema Nachhaltigkeit bei Bauvorhaben gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit dem „Building Information Modeling“ werden für jeden Bauteil technische und ökologische Parameter – wie beispielsweise der ökologische Fußabdruck oder auch die Regionalität – erfasst (Kremsmair 2024). Hier werden zahlreiche Daten über Gebäude und ihre Umgebung gesammelt, die beispielsweise auch die Tätigkeiten von Gärnter*innen betreffen. Der Geschäftsführer der Neuland Garten & Landschaftsbau GmbH, Stefan Brunauer, spricht davon, dass mittlerweile auch die Gärtnerei ein „hochtechnischer Beruf“ ist. So werden in der Gebäudebegrünung Drohnen eingesetzt, Daten werden gesammelt und ausgewertet und das vorhin angesprochene „Building Information Modeling“ hält auch bei Gärtner*innen Einzug (Brunauer 2024).

Bestehende Berufe werden mit neuen Kompetenzen angereichert (Kremsmair 2024). Eine Basisausbildung zu grünen Kompetenzen sollte bereits in der Schule vermittelt werden (Majcen 2024), dazu gehören beispielsweise Wissen und Kompetenzen im Bereich Kreislaufwirtschaft (Awart 2024). Eine solche Basisausbildung gilt auch für die Erwachsenen, denn sie kann eine Grundlage für Weiterqualifizierungen in Richtung green skills und green jobs sein. 

Weiter- und Höherqualifizierungen werden vielerorts notwendig sein. Denn Genera-
list*innen werden zunehmend mehr benötigt werden, sie haben den Blick für das Große und Ganze und sind daher weniger überrascht von den großen Transformationen. Dem Zusammenspiel von Generalist*innen und Spezialist*innen wird eine größere Aufmerksamkeit zu schenken sein (Carsten 2024). Es geht darum, „über den Tellerrand zu blicken“ und das „vernetzte Denken“ zu forcieren. Und: „In der Green IT brauchen wir Brückenbauer*innen, die zuhören, kritisch hinterfragen und Essenzen herausabstrahieren können. Sie sollten komplexe Systeme bewusst reduzieren können, um an der Schnittstelle vermitteln zu können.“ (Awart 2024). Die Tätigkeiten an den Schnittstellen von Betriebswirtschaft, Ökologie und Technologie erfordern entsprechende Kompetenzen (Rau 2024). 

Nicht nur Hochqualifizierte werden am Arbeitsmarkt benötigt, sondern es gibt nach wie vor Aufgaben und Tätigkeiten für Geringqualifizierte. Mitarbeiter*innen sollen gemäß ihren Kompetenzen eingesetzt werden und mehrere Tätigkeiten wie beispielsweise die Montage von Photovoltaikpanelen kann von Fachhilfskräften übernommen werden (Rauner 2024). Menschen mit niedrigen Einstiegsqualifikationen können sich in Folge weiterqualifizieren, wodurch auch ein Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels erfolgen kann (ebd.).

Für den Einsatz gemäß den vorhandenen Fertigkeiten und Kompetenzen ist es wichtig, dass diese erkannt und in weiterer Folge auch anerkannt werden – durch passende Validierungsverfahren, die die non-formal und informell erworbenen Kompetenzen sichtbar und bewertbar machen (Ziegler 2024).
Dies gilt grundsätzlich für alle Beschäftigungsniveaus, unabhängig davon ob es sich um hoch-, mittel- oder geringer qualifizierte Personen handelt. Schließlich ist eine aussagekräftige Validierung auch die Grundlage für die Weiterqualifizierung. Sie kann darüber hinaus das Selbstwertgefühl der Menschen stärken und zusätzlich zur eigenen Weiterentwicklung motivieren. 

Älteren Menschen wird oft attestiert, dass sie eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt darstellen und dass sie weniger flexibel und bereit zum Weiterlernen seien. Abgesehen davon, dass solche Aussagen nicht verallgemeinert werden können, zeigt ein Blick auf ihre Kompetenzen andere Perspektiven. Martina Majcen vom Institut für Nachhaltige Technologien (AEE)17 spricht einige Kompetenzen von älteren Personen an, die gerade für die Green Transition relevant sind. Denn Ältere verfügen vielfach über Reparatur Skills. „Diese älteren Fachkräfte könnten daher zum Beispiel als Ausbildner*innen verlorengegangene Kenntnisse und Fertigkeiten über Reparatur und Wiederverwendung an die nächste Generation weitergeben.“ (Majcen 2024). Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Kreislaufwirtschaft ist das Reparieren wieder stärker in den gesellschaftlichen Blick gerückt. In den Repair Cafés wird dieses Know-how ehrenamtlich weitergegeben, das könnte auf eine professionelle Ebene gehoben werden und bietet auch interessante Beschäftigungsmöglichkeiten für Ältere. 

Fazit

Die Volkshochschulen sind gut geeignete Einrichtungen für das „Zusammenwirken von allgemeiner und beruflicher Erwachsenenbildung, um den gegenwärtigen Qualifikationsanforderungen gerecht zu werden” (VÖV 1994), wie ihr Bildungsverständnis und die Bildungspraxis zeigen. Zahlreiche Aktivitäten kennzeichnen die Volkshochschule im Bereich Nachhaltigkeit, von der allgemeinen Sensibilisierung über die Gestaltung des Betriebes Volkshochschule bis hin zu Qualifizierungen. Im Bereich der „green Transition” ergeben sich noch viele weitere Perspektiven für Bildung und Qualifizierung. Diese reichen von einer allgemeinen Sensibilisierung und Qualifizierung für grüne und digitale Fertigkeiten über „grüne Basisqualifizierungen” und Kreislaufwirtschaft bis hin zur Implementierung bislang ehrenamtlicher Tätigkeiten in professionelle Tätigkeiten, wie beispielsweise der Vermittlung von repair skills von älteren Personen an jüngere. Schließlich können die Volkshochschulen vielen der geforderten transversalen Skills gut nachkommen. //

1   https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/nachhaltigkeit/green_jobs/oe_green_jobs.html

2   n = 5.124 Unternehmen; Durchführung: April/Mai 2023

3   Interview mit Fabio Bruni, BA MA MSc, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Abteilung VI/3 – Grüne Finanzen und nachhaltige Wirtschaft am 30.08.2023

4   Mehr dazu unter: https://wien.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitsmarkt/Oeko-Booster-Mehr-Fachkraefte-fuer-die-Energiewende.html und https://www.waff.at/oekobooster/

5  Mehr dazu unter: https://www.aufleb.at/umweltstiftung/ Die Stiftung wird gemeinsam mit dem AMS, dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW), dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und in enger Zusammenarbeit mit nachfragestarken Unternehmen im Bereich der Klimaberufe umgesetzt. Die Umweltstiftung ist eine Implacement-Stiftung. Sie bezeichnet eine punktgenaue Qualifizierung in einem dualen Ausbildungssystem mit anschließender vollversicherter Beschäftigung

6  Mehr dazu unter: https://www.waff.at/p/frauen-ausbildungsinitative-digitalisierung-nachhaltigkeit-technik/

7  Mehr dazu unter: https://www.umweltberatung.at/energie-fuehrerschein-seminar

8  Mehr dazu unter: https://presse.wien.gv.at/2018/11/30/schon-2-000-zertifikate-fuer-den-klimaschutz-energie-fuehrerschein

9  Mehr dazu unter: https://www.umweltberatung.at/betriebe-wb-energie-coach-lehrgang

10  Mehr dazu unter: https://www.qualifikationsregister.at/green-skills-und-der-nqr/

11  Mehr dazu unter: https://sozialundoekologisch.org/

12  Mehr dazu unter: https://www.vhs.or.at/themen/nachhaltigkeit

13  Mehr dazu unter: https://www.volkshochschule.at/fuer-medien/klimaschutz-netzwerk-oesterreich/

14  Mehr dazu unter: https://www.vhs.at/de/e/drz

15   Mehr dazu unter: https://epale.ec.europa.eu/en/content/final-conference-project-community-education-field-environmental-and-climate-protection 

15   Nachzulesen unter: https://www.ams-forschungsnetzwerk.at/deutsch/qualibarometer/comlist.asp?first=1&woher=1&sid=804748524

17    Mehr dazu unter: https://www.aee-intec.at/

Verwendete Literatur

AMS (2023): Aktive Arbeitsmarktpolitik für die „grüne Transformation“. https://www.ams.at/content/dam/download/arbeitsmarktdaten/%C3%B6sterreich/berichte-auswertungen/001_spezialthema_0723.pdf

Brunnauer, Stefan (2024):  Geschäftsführer Neuland Garten & Landschaftsbau GmbH sowie Verband für Bauwerksbegrünung – Leiter Fachausschuss Fassadenbegrünung. New-Skills-Gespräche des AMS (80). In: AMS Info 655 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:616c60d0-14a4-416f-a477-211f3cfda16c/AMS_info_655_-_New_Skills_80_-_Stefan_Brunnauer_-_Neuland.pdf

Awart, Patrick (2024): Lösungsarchitekt (»Principal Solution Architect«) bei Eviden Austria und Präsident von IoT Austria, über digitale Tools zur ökologischen Transparenz und Berufsbilder in der Green IT New-Skills-Gespräche des AMS (88). In: AMS Info 663 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:3f33e318-d990-40e1-a77e-2aea1bdee314/AMS_info_663_-_New_Skills_88_-_Patrick_Awart_-_Eviden_Austria_und_IoT_Austria.pdf

Carsten, Stefan (2024): Zukunftsforscher und Stadtgeograf, über das Zusammenspiel der Megatrends der Mobilität und der Urbanisierung und die ökologische Transformation der Mobilitätsräume in der Stadt New-Skills-Gespräche des AMS (87). In: AMS Info 662: https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:83f4cd47-fa56-4cce-9375-49026b04352c/AMS_info_662_-_New_Skills_87_-_Stefan_Carsten_-_Zukunftsinstitut.pdf

Chvojka, Erhard (2021): Bewusstsein schaffen für Nachhaltigkeit – ein aktuelles Thema der VHS-Bildungsarbeit. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2021, Heft 275/72. Jg., Wien: Verband Österreichischer Volkshochschulen. https://magazin.vhs.or.at/magazin/2021-2/275-winter-2021/schwerpunkt-nachhaltigkeit/bewusstsein-schaffen-fuer-nachhaltigkeit-ein-aktuelles-thema-der-vhs-bildungsarbeit/

Denk, Manfred (2024): Sanitär- und Heizungs- und Lüftungstechniker, Landesinnung, Wirtschaftskammer Niederösterreich, im Gespräch New-Skills-Gespräche des AMS (77). In: AMS Info 652 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:31627a99-b029-462d-bcf8-76543abe7c80/AMS_info_652_-_New_Skills_77_-_Manfred_Denk_-_WKO_NOe.pdf

Dornmayr, Helmut, Riepl, Marlis (2023): Unternehmensbefragung zum Arbeits- und Fachkräftebedarf/-mangel. Arbeitskräfteradar 2023 ibw-Forschungsbericht Nr. 215. https://ibw.at/resource/download/2612/ibw-forschungsbericht-215,pdf

Koland, Olivia & Steininger, Karl (2024): Volkswirtschaftlicher Nutzen von Climate Action für Österreich Eine Synthese Studie im Auftrag des Klima- und Energiefonds. Universität Graz, Wegener Center. https://www.klimafonds.gv.at/wp-content/uploads/2024/12/Nutzen-Climate-Action_UNI-Graz_2024-11-29.pdf

Kremsmair, Erich (2024): Lehrgangsleiter am Zentrum für Bau- und Immobilienwirtschaft  der Universität für Weiterbildung Krems, im Gespräch New-Skills-Gespräche des AMS (81). In: AMS Info 656: https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:fbc9331a-3d6f-4e14-b93f-3ca33155625f/AMS_info_656_-_New_Skills_81_-_Erich_Kremsmair_-_Universitaet_fuer_Weiterbildung_Krems.pdf

Majcen, Martina (2024): AEE – Institut für Nachhaltige Technologien, im Gespräch New-Skills-Gespräche des AMS (78). In: AMS Info 653 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:c7a9e02e-8dc6-4472-b2bd-bea09de7ac7f/AMS_info_653_-_New_Skills_78_-_Martina_Majcen_-_AEE.pdf

Meinhart, Bettina, Gabelberger, Fabian , Sinabell, Franz & Streicher, Gerhard (2022): Transformation und „Just Transition“ in Österreich. Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung. https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/resources/person_dokument/person_dokument.jart?publikationsid=68029&mime_type=application/pdf

Rau, Christine (2024): Leiterin des Bachelorstudienganges »Sustainable Solutions« der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels / Fakultät für Technik & angewandte Naturwissenschaften, über diesen neuen Studiengang als Antwort auf die Nachfrage nach grünen Kompetenzen New-Skills-Gespräche des AMS (83). In: AMS Info 658 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:3508f7fc-7b1f-472c-8a83-22368404d5d2/AMS_info_658_-_New_Skills_83_-_Christiane_Rau_-_FH_Oberoesterreich.pdf

Rauner, Alexander (2024): Wirtschaftskammer-Referent der Bundessparte Gewerbe und Handwerk,  über Green Skills und die Ökologisierung im Bau- und Baunebengewerbe New-Skills-Gespräche des AMS (84). In: AMS Info 659 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:f68e8eab-0c74-4a61-9d51-6c584e0d41b1/AMS_info_659_-_New_Skills_84_-_Alexander_Rauner_-_Wirtschaftskammer.pdf

Schöberl & Pöll (2023): Arbeitsmarktstudie zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands in Wien Einschätzung des Arbeitsaufwands pro Beruf für die Umrüstung von Heizsystemen und Sanierung von Gebäuden. https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrup/download/pdf/4596515?originalFilename=true

Statistik Austria (2024): Umweltorientierte Produktion und Dienstleistung (EGSS). Erstellt am 06.05.2024. https://www.statistik.at/statistiken/energie-und-umwelt/umwelt/umweltorientierte-produktion-und-dienstleistung

Tretter, Herbert, Melmuka, Angelika, Knaus, Karina, Altmann-Mavaddat, Naghmeh & Altan Sahin (2022): Kompetenzen für die klimaneutrale Zukunft Ergebnisse zur Projekterweiterung „Bildungsdialog Klima“. Wien: Austrian Energy Agency https://erasmusplus.at/fileadmin/Dokumente/erasmusplus.at/Aktuelles/2022/BB/Bildungsdialog_Endbericht_final_barrierfrei_2022-05-03.pdf

VÖV 1994: VÖV-Empfehlung zur Gestaltung der Bildungsarbeit an Volkshochschulen. In: Die Österreichische Volkshochschule 45. Jg. Nr. 173 (1994), S. 13-17. https://magazin.vhs.or.at/wp-content/uploads/2016/12/OVH_Magazin_173_Sept_1994.pdf

Ziegler, Petra(2024): Co-Gründerin und Senior Researcher bei WIAB – Wiener Institut für Arbeitsmarkt- und Bildungsforschung, im Gespräch New-Skills-Gespräche des AMS (79). In: AMS Info 654 https://forschungsnetzwerk.ams.at/dam/jcr:46be9f76-3abc-482e-94b1-70b59088b62b/AMS_info_654_-_New_Skills_79_-_Petra_Ziegler_-_WIAB.pdf

Bisovsky, Gerhard (2024): Green jobs, green skills – was Volkshochschulen für die Transformation leisten. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Herbst 2024, Heft 283/75. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

Kommentare

Neuen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Zurück nach oben