Effektive Bildungspolitik, größere Effizienz bei der Bildungsvermittlung, Bildungssysteme erfolgreicher gestalten lauten die ambitionierten Zielsetzungen der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (https://www.oecd.org/).
Internationale Vergleiche von Bildungssystemen auf der Basis von Indikatoren mit quantitativer Aussagekraft sollen helfen, diese Ziele zu erreichen. Jährlich werden die gewonnenen Daten von der OECD publiziert, um ihre derzeit über dreißig Mitgliedsländer bei bildungspolitischen Planungen und Entscheidungen mit international vergleichbaren Daten zu unterstützen.
Untersucht werden „die Qualität der Lernergebnisse sowie die politischen Ansatzpunkte und Bedingungen, die diese Bildungsergebnisse beeinflussen“ (S. 9). Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen des Lernens stehen ebenfalls im Fokus.
Der Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe 2023 liegt auf der beruflichen Ausbildung. Berufsbildung wird noch immer als zweite Wahl eingestuft, sie hat ein negatives Image. Angesichts des Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften – die Erwartungen und Herausforderungen des Arbeitsmarktes sind durch Medienberichte öffentlich bekannt – soll berufliche Ausbildung attraktiver und zugänglicher werden.
Organisatorisch kommt es auf bessere Möglichkeiten des Übergangs vom Bildungssystem in das Erwerbsleben an. Inhaltlich werden Kompetenzen des Problemlösens, Teamarbeit und Kommunikation sowie die Kombination praktischer und akademischer Kompetenzen als Voraussetzungen für Beschäftigungsfähigkeit genannt. Bildungseinrichtungen sollten diesen Mix an Kompetenzen vermitteln. (Künftige) Erwachsene sollen sich darauf einstellen, schneller auf Veränderungen zu reagieren und sich öfters umzuschulen.
Auch in der beruflichen Bildung besteht, wie im gesamten Bildungssektor, Mangel an Lehrenden, verstärkt durch Pensionierungen in den nächsten Jahren. Da Lehrende in der Berufsbildung ihre Lehrtätigkeit meist erst später, nach einer gewissen Zeit von Berufspraxis beginnen, erreichen sie ihr Pensionsalter schneller als Lehrende im allgemeinen Bildungsbereich – der Mangel an Nachwuchs für den berufsbildenden Bereich wirkt sich gravierender aus.
Besonders beklagt wird, wie schon in der letzten Ausgabe der OECD-Indikatoren 2022, der fehlende oder zu wenig vorhandene Konnex zwischen der beruflichen Ausbildung und dem Tertiärbereich. Gefordert werden zudem die stärkere Einbindung der Industrie in die Ausbildung, mehr Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern in den berufsbildenden Bildungsgängen sowie die intensivere Einbeziehung von Fachleuten aus der beruflichen Praxis in Unterricht und Berufsberatung.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse zur beruflichen Ausbildung finden sich allerdings in der Sonderbroschüre „Spotlight on VET“ (OECD 2023).1
Erwachsenenbildung ist von den Indikatoren und Daten in vielfältig verschränkter Weise betroffen. Hervorzuheben sind hier jene Abschnitte, die behandeln, inwieweit Erwachsene an formaler und nicht formaler Weiterbildung teilnehmen, über welche Bildungsabschlüsse Erwachsene überhaupt verfügen oder wie der Bildungsstand die Erwerbsbeteiligung oder das Einkommen beeinflussen.
Ein eigenes Kapitel widmet die vorliegende Ausgabe den Lernangeboten für in OECD-Länder geflüchtete Ukrainer*innen. Stand Juni 2023 handelt es sich dabei um 4,7 Millionen Menschen, geschätzte 40 Prozent davon sind Kinder.
Die umfangreiche Datensammlung ist für Politik, Wissenschaft, Studium und Öffentlichkeit von Interesse.
Nicht zu vergessen: Die Publikation ist frei zugänglich.2 //
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