Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in unser tägliches Leben ist ein hochaktuelles und kontrovers diskutiertes Thema. Denken wir nur daran, als wir letztes Jahr im November erstmals von ChatGPT gehört haben, dieser smarten KI, die wie ein Chatbot mit uns kommunizieren kann, unsere Fragen in Sekundenschnelle beantwortet und dabei sogar Kontexte des Chatverlaufs miteinbezieht. Wir geben KI-Programmen eine einfache Anweisung, und sie können für uns Essays, Gedichte, Briefe und sogar lebhafte Konversationen generieren. Sie fassen Artikel zusammen, korrigieren unsere Texte und übersetzen sie in erstaunlicher Akkuratesse in andere Sprachen. Und das sind erst die Anfänge! Die Welt der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich in atemberaubender Geschwindigkeit weiter. Im Frühjahr 2023 gab Microsoft bereits eine neue Version seiner KI, GPT-4-Chat, für die Öffentlichkeit frei, die mit noch anspruchsvollerem Interaktionsniveau ausgestattet ist (OpenAI: 2023). Auch die nächste Welle der KI-Innovation steht bereits vor der Tür, denn Mitte September dieses Jahres ging eine Schlagzeile weltweit durch die Medien: „ChatGPT kann bald sehen, hören und sprechen!“ Die Funktionen des Chatbot ChatGPT, der auf Künstlicher Intelligenz basiert, wurden mittlerweile erheblich erweitert. War ChatGPT bisher auf textbasierte Interaktionen beschränkt, wird es schon bald möglich sein, mit ihm ‚echte Gespräche‘ zu führen. OpenAI hat neue Sprach- und Bildfunktionen für ChatGPT vorgestellt, die Spracheingaben und hochgeladene Fotos verarbeiten können. Zusammen mit Synchronsprecher*innen strebt OpenAI eine realitätsnahe Gesprächsqualität an. Spotify plant, englische Podcasts auf Spanisch, Französisch und Deutsch zu übersetzen, wobei Stimme und Stil erhalten bleiben. Technologien wie DALL-E und DALL-E 2 generieren Bilder aus Textbeschreibungen (Wang: 2021). Midjourney und AIVA fördern KI-Kunst und musikalische Kreativität. Diese Beispiele zeigen die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz.
Hier sind Beispiele von KI generierten Bilder, die ein futuristisches Lernszenario in einer VHS darstellen soll, in dem das Thema „Paris” behandelt wird.1 Die KI Leonardo.AI bekam den Auftrag, drei Bilder anhand der folgenden Spracheingabe (Prompt) zu kreieren: „Three persons leaning over engrossed in 3D table, Paris, Eiffel Tower in background, interested facial expressions, active gestures, immersive AI adult education learning scenario.“
Abb. 1-3: KI-generierte Visualisierungen einer High-tech VHS-Lernsituation (Quelle: Eigene Darstellung mittels https://leonardo.ai/)
Die KI schlägt unterschiedliche Bildvarianten vor, die anschließend durch weitere Spracheingaben beliebig verändert werden können.
All diese Möglichkeiten führen zu lebhaften Diskussionen darüber, wie KI unser Leben beeinflusst und noch beeinflussen wird. Immerhin haben Fortschritte in der KI-Technologie weitreichende Auswirkungen auf unser tägliches Leben, in dem Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle spielt. So finden KI-basierte Technologien bereits Anwendung in Unterhaltung, Kund*innenbetreuung und medizinischen Diagnosen. Sie verarbeiten Informationen effizient, und oft ist nicht mehr erkennbar, ob man mit einem Menschen oder einer KI kommuniziert. Neben Chatbots gibt es vielfältige Anwendungen von KI wie Spracherkennung für Diktate und Untertitelung, Bilderkennung in der Medizin und Kunstanalyse sowie personalisierte Produktvorschläge in Online-Plattformen. In Videospielen passt KI das Spielerlebnis an, und im Finanzsektor unterstützt sie beim Hochfrequenzhandel und der Betrugserkennung. Diese Beispiele verdeutlichen die Allgegenwärtigkeit und Vielseitigkeit von KI im täglichen Leben. Trotz aller Verunsicherung und Skepsis, die KI-Technologien in uns auslösen, steht eines fest: Die fortschrittlichen Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz verändern unsere Interaktionen mit der digitalen Welt in bislang ungeahnter Weise. Und diese Veränderungen machen auch vor dem Bildungsbereich nicht halt.
Intelligente Bildung? KI-Anwendungen und ihre Potenziale
Entwicklungen und Anwendungen von Künstlicher Intelligenz entfalten bereits transformative Wirkung im Bildungssystem (Dreisiebner & Lipp: 2022). So hat sich etwa das Feld der Artificial Intelligence in Education (AIED) entwickelt, das sich mit KI-Systemen in Bildungskontexten befasst (Goertz: 2019a). Beispiele für Anwendungsbereiche von AIED sind Intelligent Tutoring Systems, Game-based Learning und Learning Analytics. Intelligent Tutoring Systems sind Softwareanwendungen, die Lernende unterstützen und sich an ihre Lernprozesse anpassen. Game-based Learning ist ein Ansatz, um die Motivation für lebenslanges Lernen zu steigern, wobei insbesondere in der Erwachsenenbildung Widerstand gegen spielerisches Lernen besteht (Goertz: 2019b; Barth: 2018). Learning Analytics nutzt Daten aus digitalen Lernumgebungen, um Lehrende und Lernende mit relevanten Informationen zu versorgen (Ray & Saeed: 2018; Bartok et al.: 2023). Dies kann Lehr-Lern-Prozesse unterstützen, wobei die Interpretation der Daten und daraus abgeleitete Implikationen sowohl für das Lernen als auch das Lehren menschliche Aufgaben bleiben (Hummel et al.: 2023).
Künstliche Intelligenz bietet zudem eine breite Palette von Anwendungen, um Inklusion für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu gewährleisten. KI-Applikationen werden in Lehr- Lernarrangements zudem vermehrt eingesetzt, um Barrieren zu überwinden und Menschen mit besonderen Bedürfnissen in ihren Lernprozessen zu unterstützen (KI.ASSIST-Projekt: 2022). Zum Beispiel werden Spracherkennungssysteme verwendet, um gesprochene Worte in Text umzuwandeln, was Menschen mit Hörbeeinträchtigungen den Zugang zu gesprochener Information erleichtert. Bilderkennungssoftware ermöglicht es Menschen mit Sehbehinderungen, ihre Umgebung durch Beschreibungen von Bildern zu verstehen. Text-to-Speech-Anwendungen lesen Texte für Menschen mit Lese- oder Sehschwächen vor, während Speech-to-Text-Technologien gesprochene Worte in geschriebenen Text umwandeln, was besonders für Menschen mit Schreibschwächen oder motorischen Beeinträchtigungen hilfreich ist. KI-gestützte Lernplattformen passen sich individuellen Lernbedürfnissen an, um ein inklusives Lernumfeld zu schaffen. Darüber hinaus werden Chatbots und virtuelle Assistenten mit KI entwickelt, um Menschen mit Autismus oder sozialen Ängsten beim Erlernen von sozialen Fähigkeiten zu helfen. Diese Anwendungen bieten eine unterstützende Umgebung, um interaktive soziale Situationen zu üben.
Ein weiterer Anwendungsbereich, in dem KI zum Einsatz kommt, betrifft das individualisierte Lernen und die Anpassung von Bildungsinhalten, um personalisierte Lernunterstützung bereitzustellen (De Witt: 2020). Ein wesentlicher Aspekt des KI-Einsatzes in der Bildung betrifft dabei die Nutzung von Big Data und Datenanalyse. E-Learning-Plattformen nutzen KI, um Lernfortschritte zu verfolgen und Feedback auf Lernergebnisse zu geben. Mithilfe von KI-basierten Datenanalysetools werden Muster in den Lernaktivitäten, Lernfortschritten und Lernergebnissen identifiziert und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Lernergebnisse abgeleitet (Hummel et al.: 2023). Dies soll effektiveres Lernen, das gezielt auf die Stärken und Schwächen jeder*s Einzelnen eingeht, ermöglichen. Diese Form der Datenanalyse wird sowohl in traditionellen Bildungseinrichtungen als auch in der beruflichen Weiterbildung zunehmend genutzt (Zhang & Aslan: 2021; Deutscher Ethikrat: 2023). Da die Fortschritte in den Bereichen Sprach- und Textverarbeitung es KI-Systemen ermöglichen, menschenähnliche Interaktionen durchzuführen, werden zunehmend Chatbots und virtuelle Tutoren eingesetzt, um Studierende in Echtzeit bei Fragen oder Problemen zu unterstützen. KI-basierte Lernunterstützung ist somit rund um die Uhr und auch abseits von Bildungsinstitutionen verfügbar.
Auch Lehrende setzen vermehrt KI-gesteuerte Tools ein, etwa um zeitaufwändige administrative Aufgaben wie die Erstellung von Prüfungen, die digitale Bewertung von Tests und die Verwaltung von Lehrmaterialien über KI-basierte Applikationen durchführen zu lassen. Diese Automatisierung lässt mehr Zeit für pädagogische Interaktionen mit den Lernenden.
Künstliche Intelligenz und menschliche Bildung – ein Balanceakt
Trotz des Potenzials von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich gibt es ernsthafte Bedenken, KI könne die Rolle des Menschen beeinträchtigen. Sorge besteht darin, dass Algorithmen und Technologie übermäßige Kontrolle übernehmen könnten, was Fragen zur Autonomie der Lernenden, zur Transparenz von Entscheidungen und zum Erhalt demokratischer Bildungswerte aufwirft. Immerhin zielt Bildung darauf ab, eine aufgeklärte und emanzipierte Persönlichkeit zu entwickeln, was nicht nur den Wissenserwerb, sondern auch Fähigkeiten wie Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität einschließt. Bildung (Lederer: 2015) als ein kooperatives Gut entsteht durch soziale Interaktion und Reflexion, wobei kritische Denkfähigkeit und die aktive Auseinandersetzung mit der Welt von grundlegender Bedeutung sind. Die Integration von KI in Bildungsprozesse könnte diese wichtigen Aspekte untergraben. Diese Vorbehalte speisen sich auch aus dem Umstand, dass sich das Bildungssystem in der modernen Gesellschaft gewandelt hat. Bildung wird zunehmend als Ware betrachtet, die individuelle wirtschaftliche Teilhabe auf dem wettbewerbsorientierten Arbeitsmarkt ermöglichen soll (Fohrmann: 2010). Dieser Ansatz betont die Verwertbarkeit und die (unreflektierte) Umsetzung des Gelernten im Berufsleben. Hier liegt die Betonung auf Effizienz, Geschwindigkeit und der Fähigkeit, auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein. In dieser Entwicklung verliert Bildung ihre ursprüngliche Bedeutung als Selbstzweck und wird zu einem Mittel, um ökonomische Ziele zu erreichen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Integration von Künstlicher Intelligenz in Bildungseinrichtungen diesen Trend verstärken könnte, insbesondere, wenn sie darauf ausgerichtet ist, schnelle Lernergebnisse zu erzielen, anstatt sich auf den eigentlichen Lernprozess zu konzentrieren. Für die Erwachsenenbildung ist es bedeutsam, diese Entwicklungen zu reflektieren und sicherzustellen, dass die Integration von KI in Bildungseinrichtungen nicht dazu führt, dass Bildung weiter kommerzialisiert und entfremdet wird.
Im Kontext von Kompetenzerwerb erlangt die Rolle der Künstlichen Intelligenz ebenso zunehmende Bedeutung. Traditionell wird Kompetenz als die Fähigkeit eines Individuums definiert, angemessen in sozialen Situationen zu agieren und vorhandene Fähigkeiten adäquat einzusetzen (Zürcher: 2010). Angesichts einer dynamischen Gesellschaftsstruktur ist es unerlässlich, dass Menschen die Flexibilität besitzen, ihre Kompetenzen variabel und situationsgerecht in vielfältigen Lebens- und Arbeitskontexten anzuwenden (Jung, 2010). Kompetenzen offenbaren sich jedoch oft erst in konkreten Handlungsvollzügen, eine Dimension, die KI nur begrenzt erfassen kann (Russell & Norvig: 2012). Situative und kontextbezogene Aspekte von Kompetenzen entziehen sich ebenfalls weitgehend der Erfassung durch KI-Systeme, da diese nicht in der Lage sind, die gesamte Bandbreite menschlicher Erfahrungen zu berücksichtigen. Das Hauptproblem liegt somit in der Subjektgebundenheit von Kompetenzen, da diese individuell geprägt sind und sich in spezifischen Handlungssituationen manifestieren. In der Diskussion um die Rolle von KI im Kompetenzerwerb ist es daher von essenzieller Wichtigkeit zu erkennen, dass menschliche Erfahrung, Emotion und Kontextualisierung unverzichtbare Elemente sind, die von KI nicht vollständig repliziert werden können. Daher ist es unabdingbar, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Vorzüge von KI nutzt, während gleichzeitig die menschliche Komponente im Bildungsprozess bewahrt und betont wird.
Anforderungen an Erwachsenenbildner*innen
Die Integration von KI in den Arbeitsmarkt erfordert von Arbeitnehmer*innen eine kontinuierliche Anpassung ihrer Fähigkeiten, da die Arbeitswelt einem ständigen Wandel unterworfen ist und die Fähigkeit zur Flexibilität und Weiterentwicklung von entscheidender Bedeutung ist (Heuer: 2001). Der Erwerb von KI-Kompetenzen wird unerlässlich, um mit einer sich rapide verändernden, technologisch anspruchsvollen Welt Schritt halten zu können. Die Bereitschaft zur Nutzung von KI-Systemen und die Fähigkeit, menschliche und künstliche Intelligenz effektiv zu integrieren, werden zu Schlüsselkompetenzen für zukünftige Arbeitnehmer*innen (Ratzek: 1999). Daher wird die Entwicklung von KI-Kompetenzen zu einem entscheidenden Schritt für die zukünftige Employability (Kohler: 2004).
Erwachsenenbildner*innen stehen nun vor der Herausforderung der effektiven Integration von Künstlicher Intelligenz in ihre Trainingspraktiken. Die Integration von KI in die Erwachsenenbildung verlangt nicht nur nach technischem Verständnis, sondern auch nach einer reflektierten pädagogischen Vorgehensweise (z. B. Hummel et al.: 2023; Bartok et al.: 2023). Immerhin spielen Erwachsenenbildner*innen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen Bildungslandschaft, in der KI als wertvolles Werkzeug dient, um Lernende bestmöglich zu unterstützen und gleichzeitig die pädagogische Qualität zu erhalten (Reinmann-Rothmeier & Mandl: 1997; Kraus: 2006). Eine grundlegende Voraussetzung für Erwachsenenbildner*innen ist eine solide Data- und KI-Literacy. Diese Kompetenz ermöglicht es ihnen, Risiken von KI-Systemen im Bildungsbereich zu erkennen und verfügbare Tools sicher zu nutzen (Scheidig: 2022). Fragen der Datensicherheit, des Datenschutzes und der Ethik spielen hierbei eine zentrale Rolle. Ethische Leitlinien für den Einsatz von KI in der Bildung müssen entwickelt und implementiert werden, um einen verantwortungsbewussten Umgang sicherzustellen. Ein Risiko besteht dabei darin, dass KI-Systeme pädagogische Ansätze unterstützen, die die Schaffung von Lebensweltbezügen vernachlässigen. Dieser Aspekt ist für die Erwachsenenbildner*innen von zentraler Bedeutung. Ein Fokus auf Lernprozesse anstelle des reinen Endprodukts ermöglicht ein tieferes Verständnis und kann gleichzeitig kritischem Denken zuträglich sein.
Die Aufteilung von Aufgaben in kleinere Abschnitte und die Integration von Reflexionsaufgaben in Lehrveranstaltungen können dazu beitragen, kontinuierliches Lernen zu fördern und die Qualität der erzielten Ergebnisse zu verbessern. Diese Methoden könnten sicherstellen, dass Bildung nicht bloß oberflächliches Wissen vermittelt, sondern auch eine Brücke zur Lebenswelt der Lernenden schlägt und ein nachhaltiges, tiefgreifendes Verständnis fördert.
Auch Transparenz bezüglich des Umgangs mit KI ist entscheidend. Klare Regeln für den angemessenen Einsatz von KI-Tools müssen definiert und den Kursteilnehmer*innen kommuniziert werden. Zusätzlich ist die Förderung von Medienkompetenz und kritischem Denken bei den Lernenden von großer Bedeutung. Erwachsenenbildner*innen sollten somit dazu befähigt werden, die transformative Kraft von KI optimal zu nutzen, und zwar in einer Weise, die sowohl die Vorteile der Technologie als auch die menschliche Dimension respektiert.
Aktuell fehlt es uns jedoch an Forschungsergebnissen, die aufzeigen, wie wir dies in konkreten Lehr- Lernsituationen umzusetzen können. Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojekts am Center for Scalable Data Analytics und Artificial Intelligence (ScaDS.AI) der Technischen Universität Dresden und in Kooperation mit Rudolf Egger von der Universität Graz erforschen wir intensiv die Potenziale von Künstlicher Intelligenz für Lernen und Lehren.
Das Forschungsprojekt ‚Situating AI-based Mentoring‘
Das Forschungsprojekt ‚Situating AI-based Mentoring‘2 vereint Bildungswissenschaftler*innen, Lernpsycho-log*innen und KI-Entwickler*innen, die gemeinsam komplexe Herausforderungen und Potenziale erforschen, die mit dem Einsatz von KI in der Bildung einhergehen.
Das Projekt fokussiert sich auf drei Hauptbereiche: Die Analyse der gegenwärtigen KI-Nutzung in Bildung, die Untersuchung sinnvoller Einsatzmöglichkeiten von KI zur Unterstützung von Lehr-Lernprozessen und die Entwicklung pädagogisch fundierter KI-Technologien. Dieser Ansatz erlaubt nicht nur empirische Untersuchungen von KI-Anwendungen im Bildungskontext, sondern auch die Entwicklung von KI-Lernsystemen basierend auf bildungstheoretischen und evidenzbasierten Erkenntnissen.
In diesem Forschungsvorhaben verwenden wir ein KI-gesteuertes Gespräch, das standardisierte Fragen und offene Storytelling-Elemente kombiniert, um umfassende Lernendenprofile zu erstellen. Diese Profile umfassen individuelle Lernerfahrungen, Stärken, Schwächen, Präferenzen, Lernstile und persönliche Kontextfaktoren wie berufliche Verpflichtungen oder Betreuungspflichten.
Zweitens erfolgt eine umfassende Erhebung bereits erworbener Kompetenzen und Qualifikationen, um den KI-Lernassistenten zu ermöglichen, diese in der Lernunterstützung zu berücksichtigen. Zudem erlaubt diese Erhebung die Erstellung eines Kompetenzportfolios, das für unterschiedliche Zielgruppen relevant sein kann, etwa für Lernende, Studierende, für Asylsuchende, Arbeitssuchende und Wiedereinsteiger*innen ins Berufsleben oder auch für die soziale Integration von Menschen in Community-Projekten. Dieses Kompetenzportfolio beinhaltet nicht nur formal erworbene Qualifikationen, sondern zeigt auch Erfahrungen und persönliche Entwicklung auf.
Der dritte Schwerpunkt liegt auf der Identifikation und Analyse von Lernzielen, die in Grob- und Feinziele unterteilt und mit den erforderlichen Kompetenzen verknüpft werden. Diese dienen als Orientierung für die darauf aufbauende Lernbegleitung durch KI, die sich insbesondere auf formative Rückmeldungen und Selbstbewertungen konzentriert. Dabei fungiert ein KI-Avatar als persönlicher Lernbegleiter, der Fortschritte erkennt und individuell auf auftretende Herausforderungen reagiert. Die KI übernimmt dabei Prozessbegleitung und erstellt Visualisierungen von Zielen und Fortschritten. Der Mentoringprozess basiert auf einem iterativen Ansatz und erfolgt kontextspezifisch und zielorientiert. Die Zusammenführung von KI und menschlichen Mentor*innen schafft eine effektive Feedback-Schleife und gewährleistet eine personalisierte Lernerfahrung sowie eine umfassende individuelle Begleitung.
Durch die enge Verknüpfung von KI und menschlicher Unterstützung schaffen wir ein integratives Lernumfeld, das individuellen Bedürfnissen gerecht werden und die Bildungsteilnahme für diverse Zielgruppen verbessern soll. Diese Forschungsarbeit ist nicht nur darauf ausgerichtet, den Einsatz von KI in Bildungsprozessen zu erforschen, sondern auch verantwortungsbewusst zu gestalten, um nachhaltige und effektive Lernerfahrungen zu ermöglichen.
Schlussbetrachtung
Bei allem Für und Wider zeigt sich, dass die Debatte um den Einsatz von KI in der Bildung weit über technische Fragen hinausgeht. Die vielversprechenden Chancen von KI in der Erwachsenenbildung entfalten sich, wenn wir diese Technologie als ein Instrument begreifen, das die menschlichen Möglichkeiten erweitert, anstatt sie zu substituieren. Die Nutzung von KI für die Augmentation von Lehr-Lern-Erfahrungen sowie für die Erweiterung des didaktischen Repertoires erscheint als sinnvoller Ansatz, um Bildungsziele zu erreichen und gleichzeitig das menschliche Urteilsvermögen im Bildungskontext zu bewahren. Letztlich liegt es also in unserer Hand, die transformative Kraft von KI zu nutzen, um Bildung zu gestalten, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Entwicklung ganzheitlicher, kritischer und empathischer Individuen fördert. //
Kommentare