Marion Fleige/Wiltrud Gieseke/Aiga von Hippel/Bernd Käpplinger/Steffi Robak: Programm- und Angebotsentwicklung in der Erwachsenen- und Weiterbildung.

Marion Fleige/Wiltrud Gieseke/Aiga von Hippel/Bernd Käpplinger/Steffi Robak: Programm- und Angebotsentwicklung in der Erwachsenen- und Weiterbildung.
Bielefeld: utb 2018, 187 Seiten.

Erwachsenenbildung folgt keinen staatlich vorgegebenen Curricula und sie unterliegt keiner staatlich reglementierten Teilnahmepflicht. Orientierung an den Teilnehmenden, an ihrer Entscheidung für Bildungsangebote ist deshalb konstitutives Leitprinzip für „Programmplanungshandeln“. So lauten die einleitenden Bemerkungen zum vorliegenden Lehrbuch, das „grundlegend in die Programm- und Angebotsplanung sowie in die Forschung zu Programmen und Programmplanungshandeln“ (S. 13) einführen will. Plädiert wird für die „Realisierung einer doppelten Professionalität“. Das bedeutet erwachsenenpädagogische Prämissen zu beachten und zu begründen zugleich aber anderen Funktionslogiken, Antinomien oder Widerspruchslogiken gerecht zu werden. So haben Betriebe ihre eigene Funktionslogik, angesichts der Planende mit ihrer Bildungslogik sich in ein akzeptables „Angleichungshandeln“ begeben sollen, um ihr Angebot zu entwickeln. Der Komplexität von Weiterbildung entsprechend folgen die grundsätzlichen Überlegungen des Buches dem philosophischen Konzept der Rhizomatik. Entgegen der hierarchisch orientierten Baum-Metapher stellt das Rhizom – als Wurzelgeflecht – eine Vielzahl unterschiedlicher, von Machtstrukturen entlasteter, frei vernetzter Möglichkeiten dar. Dass aber Erwachsenenbildung kein von Interessen freier Sektor ist, wird erwähnt, bescheiden kurz thematisiert, im Index u. a. auch unter Seite 76 angeführt, ist aber auf dieser Seite leider nicht zu finden.

Inhaltlich werden eingangs grundlegende Begriffe wie „Angebot“ und „Programm“ erklärt, „Bedarfe“ und „Bedürfnisse“ erläutert, Forschungen über „Programmplanung“ sowie das entsprechende Handeln mit den auftretenden Widersprüchen und das erforderliche „Angleichungshandeln“ vorgestellt. So begegnen wir auch dem Begriff der „beigeordneten Bildung“ – das ist, wenn Bildungsangebote die Aufgaben einer Organisation unterstützten, deren Hauptzweck nicht Bildung ist (z. B. in Betrieben oder kulturellen Einrichtungen).

Lernkulturen, Weiterbildungsmanagement, Zielgruppenorientierung, Finanzierung sowie internationale Aspekte sind weitere Schwerpunkte, um Kenntnisse über Programmplanung zu vermitteln.

Die Publikation basiert offensichtlich teilweise auf ersten oder vorläufigen Forschungsergebnissen der AutorInnen. Demgemäß bleiben Aussagen offen, widersprüchlich und verweisen, manchmal unvermittelt, auf andere, weiterführende Literatur. Es entsteht der Eindruck, als hätten Papers von Konferenzen zwar einen für das Buch passenden didaktischen Rahmen, aber noch etwas zu wenig inhaltliche Abstimmung erhalten. Nicht zuletzt der von den AutorInnen gepflegte Sprachgebrauch und die Volten der Begriffe lassen vermuten, mit diesem Buch Einblick ins Labor vielbeschäftigter ForscherInnen zu erhaschen.

Die Diktion der Publikation aufgreifend, lässt sie sich – unter Rückgriff auf das Glossar – so „verorten“: Das Buch „fokussiert“ auf „Programmplanungshandeln“ und „Programmplanungsmodelle“, wobei „Adressatin oder Adressat“ beim „Eindenken in die Zielgruppen“ (S. 133) unterstützt werden, um mit Hilfe von „Angleichungshandeln“ „rhizomartige“ „Bedarfe und Bedürfnisse“ unter Berücksichtigung von „Wissensinseln“ und dem Einsatz von „Produktkliniken“ in „Bildungsinstitutionalkonzepte“ zu transformieren. //

Lenz, Werner (2018): Marion Fleige/Wiltrud Gieseke/Aiga von Hippel/Bernd Käpplinger/Steffi Robak: Programm- und Angebotsentwicklung in der Erwachsenen- und Weiterbildung. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2018/19, Heft 266/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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