Tobias Leenaert: Der Weg zur veganen Welt. Ein pragmatischer Leitfaden.

Tobias Leenaert: Der Weg zur veganen Welt. Ein pragmatischer Leitfaden.
Bielefeld: transcript Verlag 2022, 229 Seiten.

Kommt nach Veganville – bringt gleichgesinnte Freunde und Bekannte mit! Warum? Damit Tiere geschont und nicht von Menschen getötet und gegessen werden. Denn (S. 37): „Die meisten Menschen essen Fleisch, weil die meisten Menschen Fleisch essen.“ Wie kann der Wandel zu Vegetarier*innen und Veganer*innen erreicht werden? Mit pragmatischem Sinn und entsprechenden Strategien. 

Tobias Leenaert, belgischer Aktivist, erfahrener Referent und Trainer – also Erwachsenenbildner – für vegane Tierrechtsarbeit, erläutert seine Strategie, klar und verständlich. 

Einführend zeigt er den „langen Weg nach Veganville“ auf. Veganville ist für ihn eine Metapher, ein Bild für eine Welt, in der Tieren kein Leid zugefügt wird. Veganismus fungiert für den Autor nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel, um das Ziel, Tiere zu schonen, zu erreichen. Als lösungsorientiertes Selbstverständnis propagiert der Aktivist die Philosophie und Bewegung „Effektiver Altruismus“. Dieser soll, beruhend auf wissenschaftlicher Forschung und Evidenz, im Rahmen der Tierrechtsbewegung helfen, wirksame Methoden, Konzepte und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel. Das erste, „Wie wir uns orientieren“, legt zwei wichtige Ziele offen:

  • das Verhalten ändern, tierische Produkte zu konsumieren;
  • die Einstellung erreichen, sich moralisch überzeugt um Tiere zu sorgen.

Sie sind nicht leicht in einer Welt zu erreichen, die in hohem Maße von der Ausnutzung der Tiere abhängig ist – und dies mit den „drei N’s“ rechtfertigt: das sei normal, natürlich und notwendig. Im zweiten Kapitel, „Handlungsaufruf“, werden die Forderungen an die Menschen dargelegt. Zum Weg, meint der Autor, gehören Umwege und Vorgangsweisen in Etappen dazu. „Argumente“, Kapitel drei, umfasst Vorschläge, wie Menschen zu motivieren sind. Das beinhaltet, den Konsum von Fleisch zu erschweren und zu verteuern, den Tierschutz zu reformieren oder gegen die mächtige industrielle Tierhaltung aktiv zu werden. Konsequenterweise soll eine förderliche „Umgebung“, Kapitel vier, gestaltet werden. Es geht auch darum, Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, die „Welt zu verbessern“, ideell und finanziell zu unterstützen. Auch neuen, einschlägigen Bildungsangeboten in den Schulen spricht Leenaert große Bedeutung zu. 

Im fünften Kapitel, „Unterstützung – jeden Schritt ermutigen“, betont der Autor die Wirkung von Kommunikation und alltäglicher Intervention. Er führt Methoden und Verhaltensweisen an, z. B. „sanftes Auftreten“, bringt Beispiele für Gesprächsführung und berücksichtigt die emotionalen Aspekte. Leenaert vertritt einen „inklusiven Veganismus“ – es gilt, eine Bewegung zu stärken und sich mit Menschen zu verbünden, „die in die gleiche Richtung blicken“. Das gemeinsame Ziel lautet, das Leiden und Töten von Tieren zu reduzieren. 

Das letzte Kapitel widmet sich dem Thema „Nachhaltigkeit“: Erhebungen und Erfahrungen belegen, ein hoher Prozentsatz von Vegetarier*innen und Veganer*innen kehrt zum Omnivorismus (lat. Allesfresser) zurück. Leenaert ruft zum Vertrauen in die Menschen auf. Er sieht Nachhaltigkeits- und Gesundheitsprobleme aufgrund des Verzehrs tierischer Produkte sowie damit einhergehende Verteuerung als Ursachen für einen kommenden Systemwandel. Er erwartet den steigenden Einfluss einer wachsenden Zahl von „Flexitarier*innen“ und „Reduzierer*innen“. Nicht zuletzt baut er auf zunehmende öffentliche Unterstützung gegen Massentierhaltung.

Wir ernähren uns täglich. Deshalb ist das Buch von besonderem Interesse für Kursangebote in den Kategorien „Gesundheit und Bewegung“ oder „Kinder und Eltern“. Es lässt sich aber auch als Strategie-Buch lesen. Es erörtert und präsentiert, wie argumentativ, rational und emotional Meinungen diskutiert und vertreten werden können. 

Das Buch versteht sich aber auch als Plädoyer, um „die Welt zu verbessern“ – insbesondere das Leiden und Töten von Tieren zu verhindern. Es illustriert eine Perspektive, wie Menschen mit ihren Mitgeschöpfen auf dieser Welt friedfertig und human leben könnten. //

Lenz, Werner (2022): Tobias Leenaert: Der Weg zur veganen Welt. Ein pragmatischer Leitfaden. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Herbst 2022, Heft 277/73. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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