Die Volkshochschule steht als traditionsreichste Einrichtung der Erwachsenenbildung für Bildung für Alle. Die Volkshochschule setzt lebenslanges Lernen wie auch lebensbreites Lernen1 um. Wir richten uns an Menschen in allen Altersgruppen, Lebenslagen und Lebensphasen. Wir orientieren uns aber auch an den vielfältigen Bedarfen und Interessen der Menschen – lebensbreit eben.
Die Volkshochschulen bieten Bildung zu einem leistbaren Preis und mit sehr guter Qualität. Wir sind keine elitäre Bildungseinrichtung, sondern für alle Bevölkerungsschichten offen. Die Volkshochschulen sind aber auch eine Art Möglichkeitsraum zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung. Ich kann mich ausprobieren, ich kann von anderen Menschen in den Kursen lernen, andere lernen von mir.
Diese Bildung geschieht in einem lernförderlichen Klima. Bildung heißt auch, den Anderen in seinem Anderssein anzuerkennen und zu respektieren. Wir indoktrinieren nicht, sondern wir arbeiten teilnehmerorientiert mit den Menschen. Bildung ist ohne Beziehungen nicht denkbar und die Volkshochschulen und ihre KursleiterInnen realisieren Bildung mit den Menschen und für die Menschen.
Diese Ansprüche sind nur umsetzbar mit der Unterstützung durch die öffentliche Hand. Diese ermöglicht es aber auch, dass die Volkshochschule wie die gemeinnützige Erwachsenenbildung insgesamt ein lebenslanges und lebensbreites Angebot in ganz Österreich allen Bevölkerungsschichten zugänglich machen kann.
Eine breite und fundierte Allgemeinbildung ist wichtiger denn je. Sie ist auch deswegen wichtig, weil wir angesichts ungewisser Zukünfte ein hohes Maß an Innovationskraft, an Flexibilität und an Bildung brauchen, um weiterhin gestalten zu können. Zunehmend mehr müssen Entscheidungen getroffen werden, für die die bisher verwendeten Instrumente nicht ausreichen.
Demokratiepolitische Bildung ist heute besonders wichtig, weil Demokratie immer wieder gelernt werden muss, sie ist eine
Regierungsform, aber auch eine Lebensform. Und Medienkompetenz wird wahrscheinlich eine der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts sein.
Dem Mainstream, der klar in Richtung berufliche Verwertbarkeit geht, verschließen wir uns nicht. Im Gegenteil, die mehr als 100-jährige Geschichte der Volkshochschulen und die Geschichte der Erwachsenenbildung geben ein Zeugnis ab, das auf gesellschaftliche Entwicklungen und Erfordernisse immer reagiert wurde.
Wir verschließen uns auch nicht der Wirkungsanalyse unserer Aktivitäten. Das liegt in unserem eigenen Interesse, denn damit speisen wir den kontinuierlichen Veränderungsprozess. Wir evaluieren sowohl unser pädagogisches Handeln aber auch die strukturellen Bedingungen hiefür und wir erneuern unser Programm. Wir werden uns in Hinkunft aber mehr denn je mit den Wirkungen von Erwachsenenbildung befassen müssen.
Allerdings müssen wir darauf achten, dass die Erwachsenenbildung nicht enggeführt wird bzw. dass die öffentlichen Zuschüsse nicht mehr nur für die berufliche Verwertbarkeit zur Verfügung stehen. Es ist auch kein Zufall, dass ein so renommierter Berufspädagoge wie der Schweizer Philipp Gonon, Professor an der Universität Zürich, in der Neuen Zürcher Zeitung vom 18.3.2013 mehr Allgemeinbildung in der Berufsbildung fordert.2
Die Digitalisierung ist ohne Zweifel eines der zentralen Themen heute. Digitalisierung bedeutet aber nicht, dass die Menschen zu Computern werden sollen. Die österreichische Erwachsenenbildung ist auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten tätig und hat bereits in den 1980er Jahren und insbesondere um die Jahrtausendwende viel zur Verbesserung der digitalen Kompetenz beigetragen. Heute geht es nicht mehr um das Erlernen von Anwenderprogrammen, sondern um Themen wie Sicherheit, Cyber-Mobbing und um die Bewertung dessen, was uns im Internet an Nachrichten und Bildern geliefert wird und es geht wohl auch darum, wie wir die Informationsgesellschaft im Sinne eines „gelingenden Lebens“ gestalten wollen.
Viele Gäste aus dem Ausland beneiden uns um diese Institution Volkshochschule, die so wichtige Beiträge auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leistet. Sie gehört zum kulturellen Erbe, zur Gegenwart und Zukunft Österreichs wie auch Architektur, Literatur, Musik und Theater oder unsere erfolgreiche berufliche Bildung und die Demokratie.
Leistbare Bildung für Alle ist unser Ziel. Damit wir dieses erreichen können, werden wir auch von der öffentlichen Hand unterstützt und wir brauchen dafür auch weiterhin die Unterstützung von Bund, Ländern und Gemeinden. Das trägt schließlich auch zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zum Zusammenleben bei. //
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