Das vorliegende Buch stellt eine Freundesgabe dar, die KollegInnen, WeggefährtInnen und FreundInnen Michael Ludwig anlässlich des Endes seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen überreicht haben. Unter den AutorInnen finden sich große Namen wie Heinz Fischer, Johannes Hahn, Hilde Hawlicek oder Rita Süssmuth. Gleichzeitig bildet der Band aber auch die ungeheure Breite österreichischer Volkshochschularbeit ab.
In seinem Vorwort beschreibt Gerhard Bisovsky Michael Ludwig als „Bürgermeister, Volksbildner und lebenslang Lernenden“, für den der politisch kritische Diskurs, ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Umweltbewusstsein und die enge Verbindung von Wissenschaft und Erwachsenenbildung wesentliche Anliegen waren und sind. Es darf schon als besonderes Merkmal der Wiener Erwachsenenbildung angesehen werden, dass der amtierende Bürgermeister von Wien seine Bildungskarriere als Vortragender in der Volkshochschule begann und diesen Kontakt auch neben seinen unterschiedlichen politischen Aufgaben nie hat abreißen lassen. Er nahm sich die Zeit, zusätzlich als Vorstandsvorsitzender des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen und als Aufsichtsratsvorsitzender der Wiener Volkshochschulen GmbH tätig zu sein. Ein bemerkenswertes Zeichen der Wertschätzung von Bildung im Allgemeinen und von Erwachsenenbildung im Besonderen!
Diese wertschätzende Verbindung von Politik und Erwachsenenbildung, die sich nicht nur in Reden und Interviews widerspiegelt, sondern auch in aktiver politischer und organisatorischer Arbeit zeichnet die Wiener Situation in besonderem Maße aus und ermöglicht enge Verknüpfungen von Lebenswelt Arbeit und Weiterbildung. Das fällt einem besonders auf, wenn man von außen darauf blickt. Rudolf Egger betont dies auch in seinem Beitrag: „Wenn man als Steirer auf die Erwachsenenbildungsszene in Wien schaut, dann wird einem schnell bewusst, dass sich die Volkshochschulen in der Hauptstadt dieser vielfältigen Verschränkungen immer bewusst waren“ (S. 20).
Auf den ersten Teil des Bands (S. 14-73), der im Stil einer Festschrift gehalten ist, folgt ein zweiter Teil, auf den hier besonders hingewiesen sei (S. 74-152). Unter dem Titel „Michael Ludwig in Medien der Volksbildung“ wird ein Überblick über Beiträge von und über Michael Ludwig zwischen 1987 und 2018 geboten. Es handelt sich dabei größtenteils um Berichte Interviews und Reden, die in der Zeitschrift „Die Österreichische Volkshochschule“ erschienen sind. Dazu kommen Beiträge zu den Salzburger Gesprächen und internationalen Tagungen. Abgesehen von dem darin gebotenen eindrucksvollen Bild des erwachsenenbildnerischen Engagements Michael Ludwigs stellt dieser Teil auch einen guten Überblick über die vielfältigen Aktivitäten des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen dar.
Er dokumentiert den Einsatz der Volkshochschulen gegen Rassismus und Antisemitismus, ihre Arbeit innerhalb nationaler und europäischer Netzwerke, die Vergabe der Medienpreise sowie die erwachsenenbildnerische Aufbereitung von Themen wie Migration oder Digitalisierung. Besonders erwähnenswert – und daher auch ausführlich dargestellt – ist das Projekt „University Meets Public“, das Michael Ludwig als Kooperation der Wiener Volkshochschulen mit der Universität Wien initiierte und das zu einem Vorzeigemodell für University Extension wurde.
Zwei Details aus der Fülle der bedenkenswerten Zitate in dieser Presseschau sollten die Volkshochschulen bei allen zukünftigen Bildungsdiskussionen nicht aus den Augen verlieren:
2005 betonte Ludwig, dass die Bedürfnisse der Menschen immer im Zentrum jeder Bildungs- und Gesellschaftspolitik stehen müssen (S. 111).
Und bereits 1999 schrieb er: „Die Aufgabe von Weiterbildungspolitik muss es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die allen gesellschaftlichen Gruppen den Zugang zum lebensbegleitenden Lernen ermöglichen. Dies bedeutet auch die Zurverfügungstellung ausreichender finanzieller Mittel, um nicht nur Weiterbildung zu ermöglichen, sondern auch anzuregen (S. 124-125). Ganz ähnlich formulierte es auch im selben Jahr die „Grazer Erklärung zur Erwachsenenbildung in der Steiermark“.
Beide – die an den Bedürfnissen der Lernenden orientierten Maßnahmen und die bildungsanregenden Rahmenbedingungen – werden gerne in unseren kompetenz- und prozessorientierte Weiterbildungsevaluationen vergessen. Umso notwendiger ist es, uns immer wieder daran zu erinnern. //
Kommentare