Weiterbildung im Großformat

Online-Lernen für ErwachsenenbildnerInnen

Der Arbeitsalltag und die aktuellen Beschäftigungsverhältnisse in der Erwachsenenbildung verlangen von ErwachsenenbildnerInnen oft viel Einsatz und Flexibilität und ermöglichen nicht immer eine Weiterbildungsteilnahme zu den dafür üblichen Zeiten. Zugleich gibt es gerade bei ErwachsenenbildnerInnen häufig ein überdurchschnittliches Interesse, eine fachliche Notwendigkeit und mitunter (wie in der Initiative Erwachsenenbildung) auch eine vertragliche Verpflichtung zur Weiterbildung.

Online-Weiterbildungen für ErwachsenenbildnerInnen kommen hier vielen KursleiterInnen entgegen, weil sie es ermöglichen, teilzunehmen wann und wo sie wollen. In einer 2012 durchgeführten Befragung von Basisbildungs-TrainerInnen (vgl. Aschemann 2012) gaben über 40 Prozent der Antwortenden an, dass Online-Angebote (eLearning oder Blended Learning) für sie zu den Voraussetzungen für eine Weiterbildungsteilnahme gehören. Aus ähnlichen Überlegungen heraus wurde 2015 im Nordischen Netzwerk für Erwachsenenbildung eine Machbarkeitsstudie für große offene Onlinekurse durchgeführt, und zwar mit ermutigenden Ergebnissen (vgl. NVL Nordiskt nätverk för vuxnas lärande: 2015). Damit lag das Vorhaben eines MOOC – eines großen offenen Onlinekurses (Massive Open Online Course) – für die Weiterbildung von Erwachsenenbildung erstmals im Europäischen Kontext auf dem Tisch.

Wie ErwachsenenbildnerInnen vom Weiterbildungsformat MOOC profitieren

  • Der erste große Vorteil eines MOOC besteht in der Möglichkeit, einen interessanten Kurs zu besuchen, auch wenn er nicht in der Nähe zum Wohn- oder Arbeitsort angeboten wird. Unabhängigkeit und Flexibilität sind wichtige Vorzüge: man kann auch abends oder am Wochenende teilnehmen. Aber es gibt noch weitere Gründe.
  • Ein xMOOC ist eine sehr strukturierte Form, um multimedial etwas Neues zu lernen. Lesestoff, Videos, Diskussionen und die dazugehörigen Tests sind alle an einem einzigen digitalen Ort versammelt. Die TeilnehmerInnen ersparen sich die Arbeit, selber Material zu einem bestimmten Thema zu sammeln oder auszuwählen – das gehört zum Service des MOOC.
  • Der dritte Vorteil ist der Austausch mit anderen TeilnehmerInnen (ErwachsenenbildnerInnen) in den Foren des MOOC. Diese Foren haben den Vorteil, dass ein bestimmtes Thema meistens zeitnah diskutiert wird, nämlich solange die jeweilige Einheit aktuell ist. Die Diskussionen in MOOC-Foren können dadurch intensiver ausfallen als in anderen Foren im Internet.
  • Im MOOC kann man außerdem – viertens – andere ErwachsenenbildnerInnen dabei beobachten, wie sie Lerninhalte digital aufbereiten und wie sie digitale Lernprozesse gestalten. Das ist zwar offiziell nicht das Lernziel, aber MOOCs bieten auf diese Weise eine gute Gelegenheit, sich abzuschauen, was einem gefällt, und die Fehler anderer selbst zu vermeiden.
  • Und fünftens machen ErwachsenenbildnerInnen in MOOCs selbst eine digitale Lernerfahrung. Sie schlüpfen selbst wieder in die Lernenden-Rolle, diesmal in einer digitalen Umgebung. Besonders für ErwachsenenbildnerInnen, die künftig ihre Lernangebote stärker digital gestalten möchten, ist das eine hilfreiche Erfahrung.

EBmooc: der erste österreichische MOOC speziell für ErwachsenenbildnerInnen

Dank einer Förderung durch das Bildungsministerium wird ein solcher offener Onlinekurs für ErwachsenenbildnerInnen ab März 2017 erstmals in Österreich durchgeführt. Er wird von CONEDU, TU-Graz und WerdeDigital gemeinsam erstellt und vermittelt nützliches Knowhow über den Einsatz alltagstauglicher und einfacher Tools für alle Tätigkeiten in der Erwachsenenbildung – von Training über Beratung bis Bildungsmanagement.

Hier können sich Lehrende und TrainerInnen, BeraterInnen und BildungsmanagerInnen Fähigkeiten im grundlegenden Umgang mit digitalen Werkzeugen im Internet aneignen. Die Kursdauer beträgt sechs Wochen bei einem Gesamtumfang von 18 Stunden. Die Teilnahme am EBmooc ist kostenlos, und die Zeiteinteilung obliegt den Teilnehmenden. Begleitend zum Selbststudium werden Online-Meetings (Webinare) und Begleitgruppen zum Austausch mit anderen Interessierten eingerichtet. Ein Forum zu jeder Einheit unterstützt den Austausch. Weiterführende Informationen zum EBmooc sind online unter http://erwachsenenbildung.at/ebmooc/ zugänglich.

Offen ist dieser Onlinekurs in mehrerer Hinsicht. Zum einen können alle ErwachsenenbildnerInnen ohne weitere Nachweise kostenfrei teilnehmen, zum anderen ist der Kurs auch hinsichtlich Content offen: alle eigenen Produkte (inkl. Videos, Skripts, Anleitungen) sind als Creative Commons lizenziert und dürfen weiterverwendet und auch adaptiert werden.

Der EBmooc als soziales Lernformat

Über die Foren im MOOC können sich die TeilnehmerInnen mit anderen Lernenden in ähnlichen Situationen austauschen. Beim EBmooc kommen außerdem Webinare dazu, also Live-Onlinetreffen, bei denen die Teilnehmenden die ReferentInnen aus dem MOOC in Echtzeit sehen und mit ihnen chatten oder reden können. Das wirklich Besondere ist jedoch eine zusätzliche Face-to-face-Begleitung. Dieses Modell des „inverse blended learning“ hat sich sehr bewährt.

Inverse Blended Learning meint die Unterstützung von Online-Lernangeboten durch Präsenztreffen. Anders als beim üblichen Blended Learning ist der Ausgangspukt nicht der Präsenzunterricht, der mit Onlineteilen angereicht wird, sondern im Mittelpunkt steht ein Onlinekurs, der mit Präsenztreffen angereichert wird – daher der Name „inverse“, also „umgekehrt“.

Die begleitenden Präsenztreffen (Begleitgruppen, „MOOC-Stammtische“ oder „MOOC-Bars“) dienen den Teilnehmenden dazu, etwaige Fragen zu klären und das bereits Gelernte innerhalb der Gruppe zu diskutieren und zu vertiefen. Teilnehmende verabreden sich dabei auch, um Erfahrungen auszutauschen oder Aufgaben gemeinsam zu lösen. LernbegleiterInnen oder ModeratorInnen begleiten diesen Austausch und bekommen im Fall des EBmooc dafür eine kostenlose Einschulung. Diese findet für den EBmooc persönlich am 24. November 2016 und Graz und online am 18. Jänner 2017 statt.

Eine an der Technischen Universität Graz durchgeführte Studie zum MOOC „Gratis Online Lernen“ zeigte, dass die Unterstützung durch Begleitgruppen zu einer deutlichen Steigerung der Abschluss-quoten führte (vgl. Ebner, Schön & Käfmüller: 2015, S. 199). Mittlerweile lässt sich in vielen MOOCs die Bildung solcher lokaler Lerngruppen beobachten. Zum EBmooc werden österreichweit von unter-schiedlichen Trägern Begleitgruppen angeboten. Eine Volkshochschule ist auch bereits dabei. InteressentInnen finden nähere Informationen unter folgender URL und können hier weitere Begleitangebote anmelden: http://erwachsenenbildung.at/ebmooc/kooperieren.php

Die Anmeldung zur Kursteilnahme ist unter
http://imoox.at/wbtmaster/startseite/ebmooc2017.html möglich.

Die Zertifizierung von Lernerträgen aus MOOCs

Die zunehmend wichtigen Formen des digitalen Lernens stellen auch die Validierungs- und Anerkennungspraxis für Weiterbildungen vor neue Herausforderungen. Konventionelle Teilnahmebestätigungen können in MOOCs automatisiert ausgestellt werden, bewirken aber noch keine Validierung. Dazu kommen Badges, die im EBmooc wie in vielen andern digitalen Angeboten vergeben werden, als eine Art eigene „Währung“, die im Bereich des eLearning gesammelt wird. Badges sind eine Art „digitaler Lernabzeichen“, die an eine E-Mail-Adresse gekoppelt sind und deren Gültigkeit von Seiten des technischen Betreibers verifiziert wird (also im Fall des EBmooc von Seiten der TU Graz). Sie werden im Zuge der Anerkennung informellen Lernens hoffentlich zunehmende Beachtung erfahren.

Im konkreten Fall des EBmooc wird das erfolgreiche Absolvieren des gesamten Online-Kurses außerdem von der wba im Kompetenzbereich „Informationsmanagement“ 1 ECTS (wba) anerkannt. Damit wurde ein vorbildhafter Schritt zur Anerkennung des Onlinelernens in Österreich gesetzt.

Europas Pläne zur Verbesserung digitaler Kompetenzen

Initiativen wie der EBmooc stehen in einem größeren europäischen Kontext. Die Förderung digitaler Kompetenzen ist ein Schwerpunkt in der aktuellen Skills Agenda der Europäischen Kommission 2016 (vgl. European Commission: 2016). Im Jahr 2016 wurde ein einschlägiger Kompetenzraster veröffentlicht, der in vielen EU-Ländern bereits genutzt wird und auch Bestandteil des Europass ist. Bis Mitte 2017 sollen die Mitgliedstaaten umfassende Strategien für die digitale Kompetenzentwicklung vorlegen und dafür Stakeholder des öffentlichen Lebens, der Geschäftswelt, des Bildungsbereichs und des Arbeitsmarkts vernetzen. Von der Erwachsenenbildung wird hierzu ein Beitrag erwartet, den sie nur mit qualifizierten ErwachsenenbildnerInnen leisten kann. //

Quellen

Aschemann, Birgit (2012): BasisbildungstrainerInnen für MigrantInnen. Berufsmonitoring, Arbeitszufriedenheit, Professionalisierung. Zwischenbericht. Verfügbar unter: http://www.netzwerkmika.at/images/Monitoring%20BasisbildungstrainerInnen%20f%c3%bcr%20MigrantInnen.pdf [3.8.2016].

Ebner, Martin, Schön, Sandra & Käfmüller, Kathrin (2015): Inverse Blended Learning bei „Gratis Online Lernen“ – über den Versuch, einen Online-Kurs für viele in die Lebenswelt von EinsteigerInnen zu integrieren. In: Nicolae Nistor & Sabine Schirlitz (Hrsg.), Digitale Medien und Interdisziplinarität. Herausforderungen, Erfahrungen, Perspektiven (S. 197–206). Münster – New York: Waxmann. (Medien in der Wissenschaft, Bd. 68).

European Commission (2016): A New Skills Agenda for Europe. Online verfügbar unter: http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=15621&langId=en [3.8.2016].

NVL Nordiskt nätverk för vuxnas lärande (2015): MOOC for Nordic Education for Teachers in the Field of Basic Skills for Adults. A Feasibility Study. Oslo: Vox. Verfügbar unter http://nvl.org/Content/MOOC-for-Nordic-education-for-teachers [3.8.2016].

Aschemann, Birgit (2016): Weiterbildung im Großformat. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. November 2016, Heft 259/67. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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