Die Basisbildung in Österreich verfügt über solide Grundlagen! So urteilt Antje Doberer-Bey, engagierte theoriegeleitete und praktizierende Dozentin im Sektor Grundbildung. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern zunächst noch etwas zögerlich, aber seit Beginn dieses Jahrtausends systematischer organisiert, sieht Doberer-Bey auch in Österreich ein ernstzunehmendes Engagement der Erwachsenenbildung für qualitätsvolle Angebote der Basisbildung. Das betrifft Prinzipien und Richtlinien, Kursangebote, Qualitätsstandards sowie die Aus- und Fortbildung von TrainerInnen.
Dieser Beitrag findet sich im vierten Kapitel, das institutionelle, finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen der Grundbildung sowie ihre internationale Verflochtenheit thematisiert. Das vornehmlich auf Deutschland bezogene und von deutschen AutorInnen verfasste Werk zeigt, dass dort schon seit den 1970er-Jahren – mit dem Wahrnehmen des Analphabetismus – eine praxis- und wissenschaftsorientierte Auseinandersetzung begann. Doch liegt jetzt mit dem „Handbuch“ ein erstes Grundlagenwerk vor, das neben der Erwachsenenbildung auch für die Aus- und Fortbildung von LehrerInnen und SozialarbeiterInnen eingesetzt werden kann. Für Österreich bietet das Handbuch Anregungen, wie sich Forschung und Praxis weiterentwickeln könnten und wie eine entsprechende Publikation zu gestalten wäre.
In Deutschland geht man von etwa acht Millionen Erwachsenen Analphabeten aus – in Österreich von etwa 800.000, jeweils etwa die Hälfte davon haben Deutsch als Muttersprache. Anlass genug, um an der Leistungsfähigkeit von Grund- und Volksschulen zu zweifeln? Ausreichend Grund, um mehr Finanzmittel und Personal in die Erwachsenenbildung zu investieren? Motivation genug, um gezielte wissenschaftliche Forschung zu fördern und durchzuführen?
Das Handbuch gliedert sich in fünf Kapitel. Im ersten Kapitel werden Grundlagen, Definitionen und Zahlen vorgestellt, im zweiten Theorien und Forschungsansätze diskutiert. Forschung über AdressatInnen, Zielgruppen sowie biografisch narrative Ansätze gehören hier dazu. Kontexte, Zielgruppen und Interventionsformen umfasst das dritte Kapitel. Themen sind u. a. Family Literacy, das ist sozialraumorientiertes, generationenübergreifendes, informelles Lernen, Alphabetisierung mit MigrantInnen, Lesen und Schreiben in der Berufsschule, Grundbildung am Arbeitsplatz, Alphabetisierung im Alter, Lernberatung und Grundbildung im Strafvollzug. Das vierte Kapitel wurde oben bereits genannt, das fünfte, Lehren und Lernen in der Grundbildung, bezieht sich auf praktische Angebote. Dazu gehören u. a. Didaktik und Förderdiagnostik der Alphabetisierung, digitalgestütztes Lernen, mathematische, ökonomische und politische Grundbildung sowie Health Literacy.
Das Handbuch empfiehlt sich zum Einsatz für Angebote zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung, aber auch um Anregungen im Hinblick auf Praxis und Forschung in der Grund- und Basisbildung Erwachsener zu geben. Auf Literaturlisten einschlägiger Studiengänge sollte das Handbuch keineswegs fehlen. //
Kommentare