Im Regierungsprogramm 2020–2024 der österreichischen Bundesregierung wurde neben einem Bekenntnis zur Bedeutung öffentlicher Bibliotheken auch die Entwicklung eines Bibliotheksentwicklungskonzepts nach internationalen Best-Practice-Beispielen festgeschrieben. In diesem Konzept soll unter Einbeziehung der Länder, Gemeinden und Trägerorganisationen der öffentliche Auftrag an die Bibliotheken formuliert werden. Die Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat auf dieser Grundlage den Büchereiverband Österreichs beauftragt, gemeinsam mit der für das Büchereiwesen zuständigen Abteilung IV/5 des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) einen Vorschlag für ein modernes und wegweisendes Bibliotheksentwicklungskonzept auszuarbeiten.
Zur Steuerung des Entwicklungsprozesses wurde im Sommer 2021 eine Arbeitsgruppe gegründet, bestehend aus Vertreter*innen des BMKÖS, des Vorstands und der Geschäftsstelle des BVÖ. In einem ersten Schritt wurden umfassende Daten zum internationalen Bibliothekswesen sowie Best-Practice-Beispiele gesammelt, aufbereitet und mit der Bibliothekslandschaft Österreichs vergleichbar gemacht. Im Anschluss setzte man sich mit den Bibliothekssystemen in Finnland, der Niederlande und Bayern detailliert auseinander und analysierte das Verbesserungspotenzial für die öffentlichen Bibliotheken in Österreich. Im Mai 2022 fand im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung eine zweitägige Klausur gemeinsam mit Vertreter*innen der Bundesländer, des Städte- und Gemeindebundes sowie der bundesweiten bibliothekarischen Verbände statt, im Zuge derer die Themenbereiche des Bibliotheksentwicklungskonzepts erarbeitet und diskutiert wurden. Unterstützt wurde dieser intensive Prozess durch Impulsvorträge von internationalen Expert*innen zu Schwerpunktthemen:
- Ute Palmer: Bayerischer Bibliotheksplan,
- Johannes Neuer: Veranstaltungen in der Bibliothek,
- Konrad Umlauf: (Medien-)Bestand,
- Cornelia Vonhof: Bibliothekspersonal,
- Rob Bruijnzeels: Bibliothek als Raum.
In Arbeitsgruppen wurden zu diesen Themen Finanzierungsoptionen, der Umgang mit politischem Einfluss, Fragen an Nutzer*innen sowie Weiterentwicklungspotenziale des österreichischen Bibliothekswesens erarbeitet.
Der Büchereiverband Österreichs führt noch in diesem Jahr eine Studie zur „Bedeutung öffentlicher Bibliotheken für Bibliotheksnutzer*innen in Österreich“ durch. Um die Bibliotheksnutzer*innen zu befragen, wurde eine repräsentative Anzahl an Bibliotheken in ganz Österreich ausgewählt. Diese Studie soll einen aussagekräftigen Überblick über die Bedeutung und die positive Auswirkung der Bibliotheksservices für die Nutzer*innen liefern. Darüber hinaus wird der gesellschaftliche Wert der Büchereien evidenzbasiert dargelegt. Diese Studie wird ein elementarer Bestandteil des Bibliotheksentwicklungskonzepts sein. //
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