Fernsehpreis der Erwachsenenbildung überreicht

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Gruppenbild der Preisträger/innen
Credit: ORF, Pichlkostner

Sparte Dokumentation

In dieser Sparte waren zehn Produktionen nominiert, die sich alle mit relevanten gesellschaftspolitischen, kulturellen und zeithistorischen Themenstellungen befassen: „Krisen, Morde, Bürgerkriege“ aus der ORF-Sendereihe „Menschen & Mächte“ von Wolfgang Stickler und Andreas Novak; „Du gehörst mir – Gewalt gegen Frauen“ aus der ORF-Sendereihe „Menschen & Mächte“ von Edith Stohl und Florian Gebauer; „Vision Possible
– Zukunftsprojekt Europa“ aus der ORF-Sendereihe „Menschen & Mächte“ von Klaus Unterberger; „Wilder, nicht milder – Friederike Mayröcker im Portrait“ aus der ORF-Sendereihe „Kulturdoku am Montag“ von Katja Gasser; „Blitzgescheit, gut ausgebildet, weiblich“ aus der ORF-Sendereihe „Kulturdoku am Montag“ von Sandra Krieger und Karoline Thaler; „Schule fürs Leben – Das Experiment“ – aus der ORF-Sendereihe „Thema“ von Christoph Feurstein; „Der Kampf der Roma“ – von Julieta Rudich aus der ORF-Sendereihe „Weltjournal“; „Armut ist kein Kinderspiel“ aus der ORF-Sendereihe „Am Schauplatz“ von Mirjam Unger; „Die Stadt – Streifzüge durch Wien“ aus der ServusTV-Sendereihe Faszination Heimat von Elisabeth Scharang, Thomas Rilk und Gerhard Roth sowie „Dui Rroma“ aus der OKTO-Sendereihe Oktofokus.

Iovanca Gaspar hat den Fernsehpreis für die Dokumentation „Dui Rroma“ erhalten.

In dem auf Okto-TV gesendeten Dokumentarfilm „Dui Rroma“ erzählt Hugo Höllenreiner seine Lebensgeschichte – ein Sinto aus Deutschland, der mehrere
Konzentrationslager überlebte und Opfer von Josef Mengele war; jener KZ-Arzt von Auschwitz, der berüchtigt war für seine Menschenversuche und mitverantwortlich für den Tod von hunderttausenden Menschen. „Mengeles Augen habe ich heute noch im Kopf“, sagte Hugo Höllenreiner, der seit 2013 Träger des Austrian Holocaust Memorial Award war und am 10. Juni 2015, wenige Tage vor der Fernsehpreisverleihung, verstarb. Sein Gesprächspartner war der in Rumänien geborene und in Wien lebende junge Komponist Adrian Gaspar. Mit dem Gehörten setzte sich Gaspar emotional auseinander und verarbeitete die Erzählungen mit Hilfe seines ersten symphonischen, 45-minütigen Werks für Orchester, Chor und Bass, der „Symphonia Romani – Bari Duk“1,was „großer Schmerz“ bedeutet.

Die aus Rumänien stammende Filmemacherin Iovanca Gaspar studierte in Wien Soziologie. Drei Jahre lang war sie als Roma-Assistentin in einer Wiener Volksschule tätig. Seit 2005 arbeitet sie bei der Stadt Wien, in der Magistratsabteilung für Integration und Diversität im Schwerpunkt „Roma und Sinti“. Iovanca Gaspar ist zudem Musikerin (Akkordeon), leidenschaftliche Tänzerin und sie spricht Romanes, Rumänisch, Serbisch/Bosnisch/Kroatisch, sowie Deutsch und Englisch.

Den Fernsehpreis überreichte Alice Fleischer vom Wifi Österreich.

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Iovanca Gaspar, Alice Fleischer
Credit: ORF, Pichlkostner

Sparte Fernsehfilm

In der Sparte Fernsehfilm wurden drei Produktionen nominiert, und zwar „Die Freischwimmerin“ (Buch: Thomas Eifler und Susanne Beck, Regie: Holger Barthel); „Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben“ (Buch: Mirjam Unger und Judith Raunig, Regie: Mirjam Unger) und „Das Attentat – Sarajevo 1914“. Der Fernsehpreis 2014 ging für „Das Attentat – Sarajevo 1914“ an: Andreas Prochaska für die Regie und an Martin Ambrosch für das Drehbuch.

Der historisch-politische Thriller geht das hundertjährige Gedenken anders an. Der Film stellt die Tragödie eines Einzelgängers dar, der sich zwischen Pflicht und Moral entscheiden muss und zwischen Vernunft und Leidenschaft: Durch diese Verengung der Perspektive wird der Blick auf ein Ereignis geschärft, das die Welt grundlegend verändert hat und das die meisten Zuschauer noch vage aus dem Schulunterricht in Erinnerung haben. Untersuchungsrichter, Dr. Leo Pfeffer, ein kroatischer Jude, der in die Tochter eines serbischen Geschäftsmannes verliebt ist, bekommt den Auftrag die Anschläge aufzuklären: „Es ist ganz offensichtlich, dass die serbische Regierung hinter diesem Attentat steckt und Sie werden das beweisen“ – genau so lautet sein Auftrag. Pfeffer stößt bei seinen Ermittlungen auf viele Ungereimtheiten, aber dafür interessiert sich niemand. Denn Europa hat nur noch eines im Sinn, nämlich den Krieg.

Die fiktionale Darstellung beruht auf neuesten historischen Forschungen und für Ausgewogenheit der Darstellung zwischen den Attentätern und den Opfern, den Kriegstreibern und den Kriegsopfern wurde auch international ausführlich gewürdigt.

Vielleicht schafft es ein solcher „investigativer Thriller“, der „nicht in Verantwortung erstarrt“, das „Interesse des Zuschauers an den historischen Zusammenhängen“ zu wecken, so der Regisseur Andreas Prochaska.

Andreas Prochaska wurde 1964 in Wien geboren und begann nach der Matura das Studium der Publizistik und Theaterwissenschaften, das er bald abgebrochen hat und er arbeitete dann als Assistent bei Paulus Manker. In weiterer Folge sammelte er zahlreiche Praxiserfahrungen als Toncutter, als Produktions-, Schnitt- und Regieassistent, war bei einigen Filmen von Michael Haneke Schnittassistent und dann auch Cutter. 1998 verfilmte Prochaska den Kinderroman „Die drei Posträuber“ von Christine Nöstlinger und war damit in den österreichischen Kinos erfolgreich. Es folgten mehrere Fernsehfilme und einzelne Episoden von Fernsehserien sowie der Horrorfilm „In 3 Tagen bist du tot“, in dem sämtliche Darsteller österreichische Dialekte sprechen.
Mit der Komödie „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ gewann Prochaska den Österreichischen Filmpreis sowie zahlreiche andere Preise.
Mehrfach ausgepreist wurden auch der Fernsehfilm „Das Wunder von Kärnten“ sowie der Kinofilm „Das finstere Tal“.

Martin Ambrosch wurde ebenfalls 1964 geboren und begann nach seiner Matura in Wien Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Nach einigen Jahren brach auch er das Studium ab, war außerordentlicher Hörer an der Filmakademie Wien und absolvierte eine internationale Ausbildung zum Script-Consultant. Sein erstes Kinodrehbuch „Stille Wasser“ wurde 1995 von Max Linder verfilmt. Als Drehbuchautor und Dramaturg arbeitete Ambrosch an zahlreichen Kinofilmen mit. Von 2001 bis 2011 war er Drehbuchautor und später Headwriter der Fernsehserie „SOKO Kitzbühel“, für die er mehr als 35 Folgen verfasste. 2010 wurde der erste Teil der von ihm konzipierten Reihe „Spuren des Bösen“ unter der Regie von Andreas Prochaska ausgestrahlt, für die Ambrosch den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis und eine Romy erhielt.
Für den „Tatort: Angezählt“ erhielt er 2014 den deutschen Grimme Preis.

Gemeinsam mit Andreas Prochaska schrieb er das Drehbuch zum mehrfach ausgezeichneten Kinofilm „Das finstere Tal“.

Andreas Prochaska und Martin Ambrosch wurden für „Die Spuren des Bösen“ für den Fernsehpreis der Erwachsenenbildung 2012 nominiert.

Den Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wurde vom Geschäftsführer des Österreichischen Büchereiverbandes, Gerald Leitner überreicht.

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Martin Ambrosch, Andreas Prochaska, Gerald Leitner
Credit: ORF, Pichlkostner

Sparte Sendereihen

In der Sparte Sendereihen wurden vier Reihen nominiert, und zwar: FeierAbend, „kreuz und quer“, TM Wissen und AKKU.

Die Jurymitglieder haben sich für die Produktion „TM Wissen“ entschieden. Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung 2014 ging an Markus Mooslechner für die Redaktionsleitung und an Robert Styblo für die Sendungsgestaltung. Günther Lengauer, Vorsitzender der ARGE Bildungshäuser überreichte die Preise. Walter Köhler, CEO der Terra Mater Factual Studios, hat den Preis für Markus Mooslechner übernommen, der aufgrund eines wichtigen und kurzfristig anberaumten Interviewtermines nicht an der Preisverleihung teilnehmen konnte.

„TM Wissen“ – TM steht für „Terra Mater“ – beschäftigt sich mit Fragen wie: Was bewegt Menschen, Dinge zu tun, die viele nicht für möglich halten? Wer sind diese Menschen? Wie haben sie es geschafft, ihre so unwirklich scheinenden Träume in die Realität umzusetzen? In jeder Sendung gibt es drei Beiträge zwischen acht und 13 Minuten Länge. Darin werden originelle Wissenschafter porträtiert, die nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen und doch Großartiges geleistet haben. Menschen, die ganz persönliche Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit gewähren. Gedreht wird weltweit, und auf ganz spezielle Weise werden dabei starke und emotionale Geschichten aus allen Bereichen der Wissenschaft und Forschung erzählt.

TM Wissen wurde bereits für den 46. Fernsehpreis der Erwachsenenbildung, der 2014 vergeben wurde, nominiert.

Der Journalist und Fernsehmoderator Markus Mooslechner wurde 1973 in Bruck an der Mur geboren und studierte Amerikanistik an der Universität Graz. Gleich nach seinem Studium arbeitete Mooslechner in der Nachrichtenredaktion des ORF-Landesstudios Salzburg. 2002 wechselte er in die Nachrichtenredaktion der „Zeit im Bild“ nach Wien. Von 2005 bis 2007 arbeitete Mooslechner für „Willkommen Österreich“. Danach war er vier Jahre lang Redakteur, Live-Reporter und stellvertretender Sendungsverantwortlicher des Wissenschaftsmagazins „Newton – Neues aus der Welt der Wissenschaft“ und moderierte auch die Sendung. Seit 2012 ist er bei Servus TV für „TM Wissen“ tätig.

Der in Wien geborene Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Robert Styblo studierte Jus und Betriebswirtschaftslehre. In Kalifornien absolvierte er ein Master-Programm für Entertainment und Media Management und wurde mit dem Superior Achievement Award ausgezeichnet. In Wien arbeitete Styblo zunächst für den privaten Fernsehsender ATV, sodann für den ORF und 2003 gründete er die Produktionsfirma styblo.tv. Für den ORF produzierte Styblo zahlreiche Sendungen, er war Chef vom Dienst für „Schöner Leben“ von 2004 bis 2009 und produzierte unter anderem für das Wirtschaftsmagazin „Eco“ sowie für „Bewusst Gesund“ oder für die Dokumentation „BioArt – Kunst aus dem Labor“. Seit 2013 produziert Styblo TM Wissen für Servus TV.

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Walter Köhler, Robert Styblo, Günther Lengauer
Credit: ORF, Pichlkostner

Axel-Corti-Preis zum 19. Mal überreicht

Axel Corti hat den Fernsehpreis für sein großartiges Schaffen vier Mal erhalten. Er verkörperte all das, wofür dieser Preis für erwachsenenbildnerisch besonders wertvolle Leistungen steht, nämlich: hohe Professionalität, Engagement, Unabhängigkeit und Aufklärung sowie Originalität und Unverwechselbarkeit des Schaffens. Für 2015 haben sich die Mitglieder der Jury entschieden, den Axel-Corti-Preis dem Wirtschaftsjournalisten Christoph Varga zu überreichen.

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Christoph Varga, Mario Rieder
Credit: ORF, Pichlkostner

Christoph Varga hat an der Universität Wien ein Lehramtsstudium in Geografie und Wirtschaftskunde sowie in Geschichte und Sozialkunde absolviert.

Noch während seines Studiums startet Christoph Varga seine Karriere beim ORF, die ihn vom Nachrichtendienst in allen Radioprogrammen zu mehreren Reportagereisen in den Kosovo führt. In den Jahren 2000 und 2001 ist er als Auslandskorrespondent in Berlin tätig, 2001 wechselt er ins Wirtschaftsressort und 2007 wird er stellvertretender Leiter und ab Februar 2008 Leiter des Wissenschaftsressorts „Aktueller Dienst Fernsehen“.

Seine inhaltlichen Schwerpunkte liegen im Wirtschaftsbereich und Christoph Varga versteht es wie kein anderer, komplizierte Sachlagen gut und verständlich zu präsentieren – und das ohne Niveauverlust. Das ist sehr gute Vermittlungsarbeit auf einem hohen Niveau sowie sehr gute und professionelle Erwachsenenbildung.

Daher verwundert es auch nicht weiter, dass Christoph Varga in der Erwachsenenbildung tätig ist. So hält er regelmäßig innerbetriebliche Seminare im ORF zu verschiedenen Themen – vor allem aber vermittelt er
immer wieder Grundbegriffe der Wirtschaft, wirtschaftliche Bildung für Anfänger und für Fortgeschrittene. Weiters ist er beim österreichischen Bundesheer ein gefragter Referent, ist an Universitäten tätig, hält zahlreiche Vorträge in Schulen und er ist auch Referent im Journalismuslehrgang Tirol, der von der Volkshochschule Innsbruck in Kooperation mit vielen Medienunternehmen durchgeführt wird.

Zur Bildung hat Christoph Varga eine besondere Beziehung, die sich auch in seiner sehr positiv bewerteten Schulzeit im GRg3 Hagenmüllergasse ausdrückt. Auf der Website der Schule2 lobt er eine ehemalige Lehrerin und auch seinen damaligen Klassenvorstand, der das Ideal des „selbstständigen und kritischen Menschen“ vermittelt, die Schülerinnen und Schüler zu Diskussionen ermuntert und die „intellektuelle Auseinandersetzung“ gefördert hat.

Eine Studienkollegin, die heute Schulleiterin ist, nennt Varga einen „kritischen Ansprechpartner für Bildung“, der niemanden nach dem Mund redet. Varga sieht sie als einen Pädagogen im ursächlichen Sinn und sie erwartet von ihm, dass er endlich wieder einmal ein Buch schreibt. Christoph Varga ist gerne als Vorleser tätig und hat neben anderem zahlreiche Hör-CDs, die der Blindenverband gestaltet hat, besprochen. Christoph Varga ist aber auch ein allseits geschätzter Vorgesetzter und Teamplayer. In seinem Redaktionsteam ist er, auch wenn es noch so hektisch zugeht, wie ein Fels in der Brandung. Er agiert immer besonnen und nie hektisch. Varga fördert junge Leute und kommuniziert auf Augenhöhe mit den Kolleginnen und Kollegen. Er fordert aber auch viel Leistung und fördert die Talente der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Christoph Varga ist ein klassischer öffentlich-rechtlicher Journalist. Unabhängigkeit und Objektivität stehen bei ihm an oberster Stelle, für Interventionen, ganz gleich von welcher Richtung sie kommen, ist er nicht zugänglich. Die Unabhängigkeit von Parteipolitik steht bei ihm an vorderster Stelle. Seine fachlichen Qualifikationen sind bekannt und wir können sie beinahe tagtäglich in seinen Kommentaren, Einschätzungen, Berichten und Sendungen zu Wirtschaft und Wirtschaftspolitik erleben. Er wurde ja vor kurzem mit dem Horst-Knapp-Preis für Wirtschaftsjournalismus ausgezeichnet.

Seine journalistische Arbeit zeichnet sich ganz im Sinne des Namensgebers dieses Preises, Axel Corti, durch hervorragende Analysen, durch seine Objektivität und Unabhängigkeit aus. Und sicherlich geht es Christoph Varga auch darum, nicht unhinterfragt alles zu übernehmen, was über verschiedene Medien eingebracht wird, sondern das kritische Denken und auch die Auseinandersetzung zu unterstützen. Das ist eine Aufgabe, der wir alle heute wohl nicht oft genug nachkommen können. //

1   Zu hören unter: https://www.youtube.com/watch?v=QLvCjzPuKcA

2   http://www.grg3.at/index.php/ueberblick/absolventinnen/220-christoph-varga [1.7.2015]

Bisovsky, Gerhard (2015): Fernsehpreis der Erwachsenenbildung überreicht. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Juli 2015, Heft 256/66. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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