Wie wirkt Gemeinwesenarbeit?
Potenziale, Grenzen und Praxisrelevanz von Wirkungsforschung im Kontext der Begleitung von Transformationsprozessen im öffentlichen Raum

1 Einleitung

Dieser Artikel fasst zentrale Ergebnisse des Forschungsprojektes „Community work’s – Gemeinwesenarbeit“ (GWA) als Sicherheitsfaktor im öffentlichen Raum: Wirkerkenntnisse und Erfolgsfaktoren2 zusammen. Auf Basis eines multimethodisch angelegten Forschungsdesigns wurden zwischen 2020 und 20223 die Wirkweisen verschiedener GWA-Ansätze in Österreich untersucht. Der inhaltliche Fokus der KIRAS-Forschungsförderung hat die Ausrichtung des Forschungsprojekts vordefiniert: Es sollten Wirkungen der GWA in Bezug auf die Sicherheit im öffentlichen Raum untersucht werden. Da GWA nicht in erster Linie darauf ausgerichtet ist, Sicherheit herzustellen, wurde der Forschung ein weit definierter Sicherheitsbegriff zugrunde gelegt, der sich auch auf soziale Sicherheit und insbesondere das subjektive Sicherheitsgefühl bezieht: (Un-)Sicherheit wird nicht als „objektiv feststehender Begriff“ (Reutlinger: 2020, S. 42) verstanden, sondern vielmehr als intersubjektiv und teils aktiv hergestelltes Konstrukt (vgl. Miko-Schefzig: 2019, S. 129 ff.) Fragen der Versicherheitlichung und nach individuellen und sozialen bzw. gesellschaftlichen Einflüssen auf das subjektive Sicherheitsempfinden werden ebenso relevant wie solche nach räumlichen Bedingungen von (Un-)Sicherheit bzw. messbaren Sicherheitsphänomenen. Schlussendlich beziehen sich Bedingungen einer so verstandenen „umfassenden Sicherheit“ auch auf „die dauerhafte Gewährleistung eines hohen Niveaus an Lebensgrundlagen und Entfaltungsmöglichkeiten für alle Mitglieder der Gesellschaft“ (FFG: o.J.). Zu Beginn des folgenden Artikels wird das Verständnis von GWA skizziert und die Problematik von Wirkungsforschung im Kontext diskutiert. Der Beschreibung des Forschungsdesigns folgt die zusammenfassende Darstellung zentraler Ergebnisse hinsichtlich Wirkungen und Erfolgsfaktoren von GWA. Abschließend werden Potenziale und Herausforderungen einer wirkungsorientierten Betrachtung der GWA behandelt. 

2 Gemeinwesenarbeit

Bei Gemeinwesenarbeit (Englisch: community work) handelt es sich um eine international anerkannte soziale Interventionsmaßnahme zur nachhaltigen Bearbeitung von Problemen und Konflikten in sozialräumlichen Kontexten (vgl. Oelschlägel: 2001). Die Auseinandersetzung damit, welche Bedeutung einer Community bei der Bearbeitung gesellschaftlicher Problem- und Fragestellungen zukommen kann, fand erstmals in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt; Pionier*innen der GWA sind unter anderen Jane Adams (vgl. Staub-Bernasconi: 2013) und Saul Alinsky (vgl. Alinsky: 1999 [1946]). Im deutschsprachigen Raum wurde „community work“ in den 1970er Jahren unter der Bezeichnung „Gemeinwesenarbeit“ eingeführt. Darunter wurde ein Konzept verstanden, das auf die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen eines Gemeinwesens abzielt und dabei auf die Partizipation der Betroffenen selbst setzt (vgl. u. a. Hinte, Lüttringhaus & Oelschlägel: 2011; Stövesand, Stoik & Troxler: 2013: S. 21; May: 2017). Das Gemeinwesen bzw. die Community wird als ein wichtiger Ausgangspunkt dieser Verbesserungen angesehen. GWA „fördert Handlungsfähigkeit und Selbstorganisation im Sinne von kollektivem Empowerment sowie den Aufbau von Netzwerken und Kooperationsstrukturen“ (Stövesand et al.: 2013, S. 21). Das GWA-Konzept hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und diversifiziert. Aktuell finden sich in der Praxis neben klassischen Ansätzen der Gemeinwesenarbeit auch international beeinflusste Ansätze des „community-buildings“ bzw. der „community-education“ oder der „community based participatory research“ (vgl. u. a. Campfens: 1999; Minkler & Wallerstein 2008; Israel, Eng, Schulz m& Parker: 2013; Branom: 2012; Csiernik, Birnbaum & Pierce: 2010); darüber hinaus entwickelten sich sozialräumliche Ansätze, die sich sowohl auf Siedlungsgebiete als auch öffentliche Räume beziehen (vgl. u. a. Bingel: 2011; Kessel & Reutlinger: 2007). 

3 Wirkungsforschung und Gemeinwesenarbeit

Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt war der Befund, dass fundierte Wirkerkenntnisse zu bereits implementierten GWA-Ansätzen bzw. wissenschaftliche Wirkungsevaluationen zu GWA im öffentlichen Raum im deutschsprachigen Kontext fehlen. Auch wenn einzelne Forschungen versuchen, sich den Wirkungen von GWA-Interventionen empirisch anzunähern (vgl. Becker: 2008; Maier & Sommerfeld: 2005), fehlt eine systematische, methodisch elaborierte Wirkungsforschung (vgl. u. a. Hubauer, Kirsch-Soriano da Silva & Ritter: 2014; Pollak & Stoik: 2016). Dies ist wenig verwunderlich, stellt doch solch ein Evaluationsvorhaben ein sehr anspruchsvolles Unterfangen dar. Hinsichtlich der Anwendung des Konzepts der evidenzbasierten Praxis (EBP) und seiner methodischen Standards auf Wirkungsforschung in der Sozialen Arbeit bestehen wesentliche Einschränkungen, da Wirkungserfassung in der Sozialen Arbeit durch eine Reihe von Strukturmerkmalen des Arbeitsfeldes erschwert wird (vgl. u. a. Borrmann & Thiessen: 2016; May: 2011; Micheel: 2013; Schneider: 2011; Mayrhofer: 2017b, S. 24). In der GWA im öffentlichen Raum ist angesichts der flexiblen, kontextsensiblen Arbeitsweise und der immer unterschiedlichen sozialräumlichen Kontexte die Wirkungserfassung besonders schwierig. Selbst wenn eine Maßnahme prinzipiell wiederholbar wäre, würde sie immer auf andere Rahmenbedingungen stoßen (vgl. Otto: 2007, S. 58 ff.; Albus & Ziegler: 2013, S. 167 f.; Menold: 2007, S. 38). Gefordert wird deshalb in den einschlägigen Fachdiskursen eine gegenstandsadäquate method(olog)ische Fundierung und Umsetzung, die auch rekonstruktive Verfahren bzw. generell qualitative Forschungsansätze umfassen und komplexe Wirkzusammenhänge mit Kontextfaktoren erfassen können (vgl. u. a. May: 2011; Otto: 2007; Schneider: 2011; Mayrhofer: 2017b, S. 25). Wie solch ein komplexes, methodisch fundiertes Forschungsdesign aussehen kann, über das eine Annäherung an kausale Wirkzusammenhänge erreicht wird, zeigte z. B. das KIRAS-Projekt JA_SICHER für Angebote der mobilen Jugendarbeit (vgl. Mayrhofer: 2017a).

4 Forschungszugang

Um den Herausforderungen der Wirkungserfassung in der sozialräumlichen Sozialen Arbeit gerecht zu werden, wurden im Forschungsprojekt mehrere methodische Ansätze kombiniert. Konkret wurden sechs, nach theoretischen Sampling-Kriterien ausgewählte Projekte unterschiedlicher Einrichtungen im öffentlichen Raum hinsichtlich ihrer Wirkungen evaluiert: Berücksichtigt wurden sowohl großstädtische (Wien), mittelstädtische (Salzburg) und kleinstädtische bzw. ländliche Standorte (Tirol). Sozioökonomisch bzw. -kulturell diverse Sozialräume wurden ebenso abgebildet wie eine Vielfalt an Zugängen von GWA, d.h. unterschiedliche Positionen auf den Kontinuen Bottom-up- versus Top-down-Ansätze, staatliche versus zivilgesellschaftliche Verankerung, emanzipatorische vs. wohlfahrtsstaatliche, tendenziell konsensorientierte Ausrichtung. Integriert wurde auch eine Einrichtung, die aufsuchende Soziale Arbeit (vgl. Diebäcker & Wild: 2020) mit Ansätzen von GWA verknüpft. In ausgewählten räumlichen Settings (Straßenzüge, Parks etc.) wurden zwischen April und November 2021 qualitative sozialräumliche Fallstudien durchgeführt. Der ethnographisch geprägte methodische Zugang umfasste unterschiedliche Formen (teilnehmender) Beobachtungen, Leitfadeninterviews mit unterschiedlichen Akteursgruppen (wie GWA-Fachkräfte, Netzwerkpartner*innen der Einrichtungen, Nutzer*innen des öffentlichen Raums), Netzwerk-Gespräche und -Mappings. Dabei wurden die Erhebungen in allen interessierenden Räumen nicht punktuell, sondern über einen längeren Zeitraum begleitend durchgeführt, wodurch in Ansätzen auch prozessbezogene Veränderungen – vor allem Teilinterventionen betreffend – erfasst werden konnten. Rund 70 Beobachtungsprotokolle und 40 Interview-Transkripte wurden mittels inhaltsanalytisch strukturierender und reflexiv deutender Methoden ausgewertet (vgl. Haberhauer, Mayrhofer & Neuburg: 2017, S. 176 ff.). In Anlehnung an die Frageformulierungen des Sicherheitsmonitors bzw. der SUSI-Erhebung (Subjektive Sicherheit) wurden für vier ausgewählte Settings4 zwischen Juni und Dezember 2021 standardisierte Face-to-face-Befragungen im öffentlichen Raum durchgeführt. Für die Erfassung der Wirkungen von GWA auf die objektive Sicherheitslage wurden für Teilräume Daten des Sicherheitsmonitors (SIMO) analysiert, ein bundesweites Datensystem, das Exekutivbeamt*innen zur Aufklärung und Prävention von Straftaten dient. Auf dieser Basis konnten auf unterschiedlichen Ebenen Wirkweisen von GWA identifiziert und zueinander in Bezug gesetzt werden (vgl. Fritsche, Bengesser, Stoik & Mayrhofer: 2024, S. 49). 

5 Ergebnisse: Wirkungen der GWA

Zuerst werden die Ergebnisse der quantitativen Forschung beschrieben, die in die Auswertung der qualitativen Fallstudien einbezogen wurden. In einem weiteren Schritt werden anhand von Fallbeispielen zentrale Erkenntnisse der qualitativen Erhebungen dargestellt. Anhand der Beispiele können ausgewählte Erkenntnisse der fallspezifisch durchgeführten Detailrekonstruktionen für die einzelnen sozialen Räume, die in weiterer Folge vergleichend interpretiert wurden, zusammengefasst werden (vgl. Fritsche, Mayrhofer, Bengesser& Stoik: 2023). Im Rahmen der qualitativen Analyse und Interpretationsarbeit wurden zum einen die jeweiligen sozialen Räume hinsichtlich ihrer physischen, institutionellen und sozialen und damit auch akteursbezogenen Einbettung beschrieben. Zum anderen wurden die beobachteten Interventionen im Detail rekonstruiert und in Bezug gesetzt zu den dokumentierten Veränderungen, aber auch zu mittels Interviews erfassten Wahrnehmungen und (Be-)Wertungen. So gewonnene Erkenntnisse wurden mit den vor allem aus Dokumentenanalysen und Interviews abgeleiteten Wirkungszielen, -dimensionen sowie -indikatoren kontrastiert. In Zusammenschau der qualitativen und quantitativen Forschung können unterschiedliche Wirkaspekte in ihrer Komplexität beleuchtet werden.

5.1 Quantitative Forschung

Mittels der standardisierten Befragung wurden u. a. die sicherheitsrelevanten Wirkungen der Anwesenheit von GWA-Mitarbeiter*innen im öffentlichen Raum erfasst. Um dem Ideal einer repräsentativen Stichprobe möglichst nahe zu kommen, wurde ein Quotenplan erstellt, der, gesondert nach Räumen, die je spezifische soziodemografische Zusammensetzung der lokalen Bevölkerung der untersuchten Projekte berücksichtigte. Grundlage bilden die Daten von insgesamt 185 Befragten (93 Männer, 90 Frauen, zwei „divers“), von denen etwa 70 Prozent intensive, d.h. zumindest mehrmals wöchentlich aufhältige, Nutzer*innen der jeweiligen Sozialräume waren.5 Die Mit­arbeiter*innen von GWA-Einrichtungen wurden durch die Raumnutzer*innen eingeschränkt wahrgenommen. Letztere wurden gefragt, ob „Sozialarbeiter*innen, Jugendarbeiter*innen, Street­­worker*innen oder ähnliche Berufsgruppen“ wahr­genommen wurden. Aufgrund welcher Merkmale diese Funktion zugeschrieben wurde, war somit subjektiv bestimmt. Um Auswirkungen von GWA auf das Sicherheitsempfinden der Befragten im konkreten Sozialraum präzise zu bewerten, reicht ein Vergleich des durchschnittlichen subjektiven Sicherheitsempfindens zwischen den Menschen, die GWA-Mitarbeiter*innen wahrnahmen, und denen, die diese nicht wahrnahmen, nicht aus. Für die Untersuchung kausaler Zusammenhänge wurden daher möglichst ähnliche Vergleichsgruppen mithilfe des Propensity-Score-Matchings bestimmt (vgl. Rosenbaum & Rubin: 1983). Für den Vergleich einer Veränderung des Sicherheitsempfindens, wurden nur Personen herangezogen, die GWA-Mitarbeiter*innen mit gleicher Wahrscheinlichkeit wahrnehmen könnten, sich jedoch in der tatsächlichen Wahrnehmung unterschieden. Dies erlaubt die Simulation experimenteller Untersuchungen mithilfe von nicht-experimentell erhobenen Daten. Um das Problem einer Konfundierung möglichst gering zu halten, wurden bei der anschließenden Regressionsanalyse verschiedene Kontrollvariablen berücksichtigt: soziodemografische Merkmale; das allgemeine Sicherheitsempfinden der Befragten in der Stadt; die Beurteilung des Platzes bezüglich der sozialen Dynamik, der Attraktivität sowie Vertrautheit; erlebte negative Ereignisse am Platz und die Häufigkeit eines Aufenthalts am Platz. Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigen, dass sich das Sicherheitsempfinden bei Befragten durchschnittlich um etwa einen Bewertungspunkt auf der zehnstufigen Skala erhöht, wenn sie Fachkräfte der GWA beziehungsweise – allgemeiner – der Sozialen Arbeit im betreffenden öffentlichen Raum wahrnehmen. In einem weiteren Schritt wurde mithilfe von Daten des SIMO überprüft, ob während der Aktivitätszeiträume der untersuchten Projekte Veränderungen in den polizeilich erfassten Straftaten als eine Messdimension der objektiven Sicherheitslage festgestellt werden konnten. Für die kausale Wirkungsanalyse wurde die „synthetische Kontrollmethode“ (Abadie & Gardeazabal: 2003) angewendet. Diese Methode bildet eine Art ‚künstliche‘ Vergleichsgruppe für eine ausgewählte Region, basierend auf Vergleichen mit einer gewichteten Kombination aus anderen Kontrollregionen. Dies ist besonders nützlich, wenn keine ideale, reale Kontrollregion verfügbar ist. Im Unterschied zu den Ergebnissen der standardisierten Befragung weichen in der SIMO-Analyse die Entwicklungen der Regionen mit GWA-Interventionen statistisch nicht signifikant von jenen in den jeweiligen synthetischen Kontrollregionen ab. Einerseits scheinen diese Befunde die Wirkungen von GWA auf die objektive Sicherheitslage in Frage zu stellen, andererseits bestätigen sie jene hinsichtlich des subjektiven Sicherheitsgefühls. Darüber hinaus erklären sie aber nicht die Art und Weise, in der GWA wirkt. Gleichzeitig verweisen sie auf die Komplexität nicht notwendigerweise kausal bestimmbarer Zusammenhänge zwischen objektiver und subjektiver Unsicherheit (vgl. z. B. Hirtenlehner & Hummelsbacher: 2015, S. 459 ff.). Erst die Analyse der qualitativen Daten ermöglicht ein Verständnis für die konkreten, komplexen Einflüsse von GWA auf öffentliche Räume. Die nachfolgenden Fallbeispiele zeigen die Wirkweisen der projekt- und sozialraumabhängig sehr unterschiedlich gestalteten Maßnahmen und Eingriffe. 

5.2 Fallbeispiel 1: Aufsuchende Soziale Arbeit und urbane Gelassenheit

Räumlicher Bezugspunkt dieser Fallstudie waren urbane öffentliche Räume wie öffentliche Parks und Verkehrsknotenpunkte, an denen sich Personen mit teils gegensätzlichen Raumnutzungsinteressen aufhalten, unter anderem auch Menschen, die von gesellschaftlichen Ausschlüssen wie Wohnungslosigkeit oder Armut betroffen sind. Medial, politisch, aber auch von Anrainer*innen und Nutzer*innen werden diese Menschen und deren Verhalten (z. B. Alkohol- und Suchtmittelkonsum) zumeist problematisiert bzw. als Gefahr für die Sicherheit gesehen. Gleichzeitig sind diese von Marginalisierung betroffenen Menschen infolge mangelnder privater Rückzugsmöglichkeiten in hohem Maße auf öffentliche Räume angewiesen. Der öffentliche Raum ist dabei nicht nur ein wichtiger Ort des sozialen Kontakts, sondern auch ein Ort, an dem Unterstützung durch Soziale Arbeit angeboten werden kann. Das untersuchte Projekt der aufsuchenden Sozialen Arbeit setzt sich zum Ziel, die Zugänglichkeit des öffentlichen Raums für alle Nutzer*innen zu verbessern und eine konfliktfreie Nutzung zu unterstützen. Trotz unterschiedlicher Nutzungsinteressen soll ein verbessertes Miteinander bzw. ein sozial verträgliches Nebeneinander ermöglicht werden. Dabei ist die Soziale Arbeit einerseits gefordert, den marginalisierten Menschen Hilfe anzubieten, andererseits hat sie gemäß ihrem Auftrag auf die subjektive Sicherheit aller Menschen im öffentlichen Raum zu achten. Die Forschungsergebnisse zeigen, wie aufsuchende Soziale Arbeit das subjektive Sicherheitsgefühl in öffentlichen Räumen sowohl erhöhen als auch verringern kann: Die Dienstkleidung der GWA-Mitarbeiter*innen kann dazu führen, dass Menschen, die von Armut bzw. Wohnungslosigkeit betroffen sind, für Nutzer*innen und Anrainer*innen erst sichtbar werden (vgl. Diebäcker: 2014, S. 211; Luimpböck & Wild: 2020). Insbesondere wenn öffentliche Räume weniger stark genutzt werden, kann ein zurückhaltendes Intervenieren (möglichst ohne erkennbare Dienstkleidung) die Sicherheit hilfsbedürftiger Menschen erhöhen, ohne weitere Stigmatisierungsprozesse zu verschärfen; gleichzeitig kann ihnen Hilfe angeboten werden. Die Erkenntnisse aus der qualitativen Fallstudie präzisieren also die Ergebnisse der quantitativen Forschung. Die Sichtbarkeit von Sozialer Arbeit erhöht zwar für viele Nutzer*innen der öffentlichen Räume das subjektive Sicherheitsempfinden, aber nicht für alle und nicht in allen Situationen. Anders stellt sich die Intervention von GWA in stark genutzten öffentlichen Räumen dar, an denen Armut oder Suchterkrankung ohnehin augenfällig sind. Die Forschung zeigt, dass in diesen Fällen die Anwesenheit von durch Dienstkleidung erkennbaren Fachkräften einen positiven Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Nutzer*innen bzw. Anrainer*innen haben kann: Von Marginalisierung betroffenen Menschen kann direkt geholfen werden, deren objektive Sicherheit erhöht sich. Gleichzeitig kann Aufklärungsarbeit bei anderen Raumnutzer*innen zur Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls beitragen, zum Beispiel, wenn Anrainer*innen verstehen, dass den betroffenen Menschen keine geeigneten privaten oder öffentlichen Räume (etwa für den Suchtmittelkonsum) zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wurde in der Forschung sichtbar, dass Informationsvermittlung nicht notwendigerweise zu mehr Verständnis für die Lebenssituation der von Armut betroffenen Menschen führt, sondern Wirkungen hinsichtlich einer „urbanen Gelassenheit“ relevanter sind: Nutzer*innen und Anrainer*innen sehen, dass sich die Soziale Arbeit um die marginalisierten Menschen „kümmert“, sich für diese „verantwortlich“ zeigt. Durch diese Repräsentanz und die Vermittlung von Zuständigkeit kann mit subjektiv erlebten Verunsicherungs-Effekten gelassener umgegangen werden. Das Fallbeispiel zeigt, dass GWA auf die Vermittlung zwischen Akteur*innen unterschiedlicher Interessen wirkt und – auch niederschwellige, lebensweltnahe – Bildungsprozesse fördert. Durch die GWA können Menschen Bedürfnisse und Lebenssituationen anderer Menschen besser verstehen. Aber GWA stärkt auch die Interessen von Menschen, die von Marginalisierung betroffen sind. Die GWA „ergreift“ Partei und wird zur Repräsentantin marginalisierter bzw. diskriminierter Interessen.

5.3 Fallbeispiel 2: Demokratische „Re-Inklusion“

Ein zweites Fallbeispiel, in dem sich in einem Stadterweiterungsgebiet durch Zuzug die Bevölkerungsstruktur veränderte, zeigt, wie Ausschlüsse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem öffentlichen Raum weitreichende sozialräumliche Folgen haben können und wie GWA hier Exklusionsprozessen entgegenwirken kann. Ausgangspunkt der GWA-Intervention war ein Nutzungskonflikt zwischen jungen Menschen und Bewohner*innen von Wohnhäusern, die nahe zu einem sogenannten „Ballspielkäfig“ neu errichtet wurden. Aufgrund von Lärmbeschwerden erzeugten die neuen Bewohner*innen auf politischer Ebene Druck, der zur Entfernung des Freizeitangebots führte, ohne Rücksprache mit den jungen Menschen oder der regional zuständigen Sozialen Arbeit. Den jungen Menschen wurde nicht nur ein wichtiger Aufenthaltsort genommen, sie wurden gleichzeitig auch aus den politischen Entscheidungs- bzw. Raumgestaltungsprozessen ausgeschlossen. Der unerwartete Abriss schuf sozialen Unfrieden im Stadtteil. Die jungen Menschen waren frustriert. Erst über einen von GWA-Mitarbeiter*innen gestalteten und mehrere Wochen andauernden Beteiligungsprozess konnten die Interessen der Jugendlichen gehört und diese sozialräumlich re-inkludiert werden. Die Soziale Arbeit übernahm dabei eine wichtige intermediäre Funktion: Sie blieb mit den jungen Menschen im Gespräch, übersetzte und gab die Wahrnehmung des Ausschlusses und die Interessen der Jugendlichen an die Politik weiter. In von der GWA mitgestalteten Kommunikationsräumen fand niederschwelliger Austausch zwischen unterschiedlichen Interessensgruppen statt, zwischen teils gegensätzlichen Bedürfnissen hinsichtlich der Raumnutzung wurde vermittelt. Gleichzeitig wirkte die GWA darauf ein, dass alternative Orte für die jungen Menschen im Stadtteil gesucht und gestaltet werden. Sichtbar wurde so der Beitrag von GWA für den sozialen Frieden im Stadtteil: Nicht nur unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse wurden bei der Gestaltung öffentlicher Räume berücksichtigt, Konflikte reduziert und eine konkrete Verbesserung der Situation der jungen Menschen ermöglicht; die GWA bewirkte auch, dass Jugendliche sich im kommunalpolitischen System wieder wahrgenommen sehen und demokratisch beteiligen können. Durch dieses Fallbeispiel wird das demokratiepolitische Wirkpotenzial von GWA sichtbar. GWA kann Interessen der von Ausschluss betroffenen Menschen in politische Systeme transportieren. GWA kann darauf hinwirken, dass Menschen Teil politischer und gesellschaftlicher Strukturen werden und als gleichberechtigte Akteur*innen wahrgenommen werden.

5.4 Fallbeispiel 3: Bildungsprozesse im Kontext gesellschaftlicher Transformationen

In mehreren Fallstudien wurden Wirkweisen der GWA in Bezug auf Transformationsprozesse sichtbar. Dabei waren nicht die Ursachen der Veränderung (veränderter Arbeitsmarkt, Migration und Veränderung demographischer Strukturen, Klimawandel etc.) eigentlicher Gegenstand der GWA, sondern diese waren der Ausgangspunkt für niederschwellige, lebensweltnahe Bildungsprozesse (im Sinne von Aneignungsprozessen nach Deinet & Reutlinger: 2004). In den fokussierten Regionen waren Auflösungsprozesse dörflicher Strukturen u. a. durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben und Zuzug beobachtbar. Durch die Aufnahme von Geflüchteten entstanden generalisierte Ängste. Von der GWA unterstützte Gemeinschaftsgärten ermöglichten über eine gelebte Praxis eine Auseinandersetzung mit diesen abstrakten Ängsten. Begegnungsorte mit geflüchteten Menschen oder neuen Dorfbewohner*innen wurden geschaffen, Kommunikationsräume geöffnet. Durch den direkten Kontakt zu zugezogenen Menschen wurden Ängste reduziert. Involvierte Personen waren nicht mehr mit einem abstrakten Problem konfrontiert, sondern gefordert, im Umgang mit konkreten Menschen Handlungsstrategien zu entwickeln und konnten so Wissen über deren Lebenswelten aneignen. Ängste wurden nicht nur abgebaut, sondern reduzierten sich auch dadurch, dass Menschen sich als selbstwirksamer in Bezug auf diese Transformationen erlebten. Ähnliche Beobachtungen konnten in Bezug auf Bildungsprozesse in Zusammenhang mit dem Klimawandel (nachhaltige Produktion, regionaler Anbau etc.) und Verdichtungsprozessen in Siedlungsstrukturen gemacht werden. Interventionen der GWA waren dabei stark bottom-up-orientiert: Nicht konkrete Sensibilisierungsmaßnahmen zu den „großen“ Themen der Transformationen standen im Zentrum, stattdessen entfaltete die Schaffung eines durch unterschiedliche Personen gestaltbaren Raums Wirkungen. Diese waren nicht nur bei den in den Gärten engagierten Menschen beobachtbar. Auch Nachbar*innen des Gemeinschaftsgartens, lose angebundene Vereine oder kommunale Vertreter*innen setzten sich im Zuge der neuen Raumgestaltungen mit den Veränderungen auseinander. Diese Beispiele zeigen, dass GWA soziale Räume gestaltet, in denen niederschwellige und lebensweltnahe Bildungsprozesse möglich sind. Diese können sich auf die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebenswelten genauso beziehen wie auf gesellschaftliche Themen. In diesen Räumen können nicht nur neue Lebensweisen erlernt, sondern auch innovative Formen des Zusammenlebens entwickelt und erprobt werden.

6 Zusammenfassung: Wirkung der GWA

Die Forschung konnte unterschiedliche Wirkungen auf öffentliche bzw. soziale Räume nachweisen. GWA kann die (Re-)Integration der von Marginalisierung bzw. Ausschluss betroffenen Menschen bzw. von deren Interessen in (regionale) politische und gesellschaftliche Teilstrukturen fördern. Menschen lernen, in niederschwelligen Bildungsprozessen mit Veränderungen und sozialräumlichen Herausforderungen besser umzugehen, Selbstwirksamkeit oder alternative Verhaltens- und Lebensweisen zu entwickeln. Gleichzeitig vermittelt GWA zwischen unterschiedlichen Interessen. GWA-Mitarbeiter*innen wirken über unterschiedliche Ansätze an der Gestaltung sozialer Räume mit. Sie organisieren und begleiten die Gestaltung sozialer Räume, eröffnen Räume, in denen Menschen ihre Interessen formulieren und aushandeln. Auch nehmen Einrichtungen der gemeinwesenorientierten Sozialen Arbeit Einfluss auf das soziale Klima in einer Stadt oder Siedlung, sie können zum sozialen Frieden beitragen. Mitzudenken ist dabei, dass die Integration bzw. Inklusion von Menschen und Gruppen immer das Risiko einer Exklusion anderer birgt. Die Aufgabe einer am Gemeinwesen orientierten Sozialen Arbeit ist es, diese Ausschlussprozesse im Blick zu behalten und diesen entgegenzusteuern. 

7 Erfolgsfaktoren und Grundlagen für wirksame GWA

Empirisch wurden auch Erfolgsfaktoren für eine wirksame GWA identifiziert. Einige dieser Faktoren bestätigen, andere erweitern Erkenntnisse der vorhandenen Literatur. Zudem gewährleistet die Forschung eine – bisher ungenügend vorliegende – empirische Nachweisbarkeit der dargestellten Erfolgsfaktoren. Die empirische Grundlage zur Ermittlung der Erfolgsfaktoren und Kriterien für eine wirksame GWA stellten die qualitativen Daten dar, also die 70 Beobachtungsprotokolle und 40 Interview-Transkripte.

7.1 Umgang mit ungleichen Machtverhältnissen

Die GWA agiert in Kontexten ungleicher Machtverhältnisse. GWA-Interventionen beeinflussen Ein- und Ausschlüsse in Bezug auf soziale Räume, sie haben Einfluss darauf, welche Interessen sich durchsetzen. Folglich ist GWA gefordert, auf ungleiche Machtverhältnisse einzuwirken, sie transparent zu machen und jene zu unterstützen und zu stärken, die über weniger Macht verfügen, marginalisiert bzw. unterdrückt werden. Insbesondere von politischen Akteur*innen beziehungsweise Auftraggeber*innen wird der vermittelnden Haltung eine hohe Bedeutung für die Wirkung von GWA zugeschrieben. Erwartet wird häufig, dass GWA bei Interessensgegensätzen und Konflikten mediierend agiert. Intermediarität als Haltung, die es ermöglicht, dass GWA-Fachkräfte Aushandlungsräume organisieren und gestalten, in denen Interessensgegensätze verhandelt werden können, ist eine Grundlage wirksamer GWA. Dabei ist Intermediarität nicht bloß neutrale Haltung, sondern muss gemeinsam mit „reflexiver Parteilichkeit“ (Stoik: 2013, S. 97) gedacht werden. Dies umfasst eine machtkritische Haltung, von der ausgehend Menschen fachlich reflektiert unterstützt werden, die über weniger Macht verfügen, verstärkt auf öffentliche Räume angewiesen oder von Diskriminierungs- und Marginalisierungsprozessen betroffen sind.

7.2 Vernetzung mit Akteur*innen aus Politik und Verwaltung

GWA interagiert nicht nur mit Anrainer*innen bzw. Nutzer*innen (öffentlicher) Räume, sondern ist auch auf unterschiedlichen Ebenen und innerhalb politischer und ökonomischer Strukturen tätig. Entsprechend vermittelt GWA Interessen nicht nur auf horizontaler Ebene zwischen Anrainer*innen und Nutzer*innen, sondern auch vertikal, d.h. in Richtung Politik und Verwaltung bzw. umgekehrt. Die horizontale und vertikale Intermediarität von GWA führt dazu, dass Interessen von Nutzer*innen an Entscheidungsträger*innen transportiert und den Menschen gleichzeitig Entscheidungsprozesse vermittelt werden. Damit diese demokratischen Aushandlungsprozesse gelingen, ist eine intensive Vernetzung der GWA-Fachkräfte mit Akteur*innen aus Politik und Verwaltung notwendig. GWA-Fachkräfte müssen die Systeme und Entscheidungsabläufe sowie Zuständigkeiten nicht nur kennen, sondern die Beziehungen zu Akteur*innen aus Verwaltung und Politik auch aktiv gestalten, um die intermediären Aufgaben im Sinne des Gemeinwesens bewältigen zu können. Diese Vernetzungstätigkeit nimmt Zeit für den Vertrauensaufbau in Anspruch, sie ist vor allem dann erfolgreich, wenn die Expertise der GWA auch anerkannt und Handlungsspielraum möglich ist. 

7.3 Kooperation zwischen sozialen Einrichtungen

Ein weiterer, empirisch basierter Erfolgsfaktor bezieht sich auf die Kooperation zwischen unterschiedlichen Sozialen Diensten. Insbesondere die Zusammenarbeit, die quer zu politischen Finanzierungslogiken bzw. inhaltlich segmentierten Hilfsangeboten verläuft, ermöglicht die Bearbeitung komplexer Aufgabenstellungen, die sich nicht in zergliederte Hilfsstrukturen fügen. Durch Kooperationen können nicht nur unterschiedliche Expertisen für die Problembearbeitung genutzt, sondern gleichzeitig auch Kompetenzen erweitert werden, die für den Umgang mit Transformationsprozessen in den komplexen Relationen der sozialen Räume notwendig sind (Soziale Arbeit, Planung, Stadtentwicklung, Politik etc.).

7.4 Zwischen Kontinuität und Flexibilität

Nicht zuletzt braucht GWA Kontinuität. Die komplexen Prozesse in den sozialen Räumen und die Interdependenzen der verschiedenen Raumebenen, aber auch die differenten Interessen der unterschiedlichen Akteur*innen und Gruppen verlangen, dass GWA-Fachkräfte flexibel auf Veränderungen reagieren. Dieses flexible Agieren setzt voraus, dass kontinuierlich Wissen zu Räumen, Akteur*innen und strukturellen Bedingungen angeeignet bzw. eine Position im sozialen Raum erarbeitet wurde. Die Kontinuität von Einrichtungen und Mitarbeiter*innen ermöglicht den Zugang zu diesem Wissen, aber auch zu den Akteur*innen (Anrainer*innen und Nutzer*innen, Politik und Verwaltung). Zusammen mit fachlich situationsangepasster Intervention und anerkannter Expertise ist Kontinuität eine wesentliche Grundlage, um innerhalb ungleicher Machtverhältnisse im Sinne des Gemeinwesens und v. a. auch unter Berücksichtigung der Interessen marginalisierter bzw. artikulationsschwächerer Gruppen agieren zu können.

8 Ausblick: Erfassung von Wirkweisen
der GWA

Die Forschung macht anschaulich, dass es möglich ist, Wirkungen und Wirkweisen der GWA empirisch zu erfassen. Gearbeitet wurde allerdings mit einem aufwändigen und multimethodischen Forschungsdesign über mehrere Jahre. Wirkungsmessung konzentriert sich auf die Bewertung von Veränderungen, die auf eine Intervention zurückzuführen sind, und strebt an, kausale Effekte zu isolieren. Für die Bewertung kausaler Zusammenhänge – also zur Beurteilung, ob etwas wirkt – stehen ausgereifte quantitative Verfahren zur Verfügung (vgl. Imbens & Wooldridge: 2009, S. 76), die sich auch in dieser Studie als nützlich erwiesen. Dennoch stellt der empirische Beleg der Ursächlichkeit von Effekten gerade in der Sozialen Arbeit oft eine Herausforderung dar (vgl. Ottmann & König: 2023). Um (auch) die Frage zu klären, warum etwas wirkt, ist oft eine Kombination quantitativer und situationsadäquat adaptierter qualitativer Ansätze hilfreich (vgl. Mayrhofer: 2017b, S. 22 ff.). Für eine derart umfassende Wirkungsforschung sind in der Praxis der GWA die Ressourcen selten vorhanden, Instrumente, die eine systematische, praxisnahe Betrachtung von Wirkung ermöglicht, sind notwendig. Daher wurde auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse ein Leitfaden zur Selbstevaluation entwickelt, damit gemeinwesenorientierte Einrichtungen ihre Wirkungen selbst reflektieren können und Wirkungsorientierung insgesamt unterstützt wird. Das in Tabelle 1 dargestellte und adaptierbare Reflexionstool ermöglicht es, möglichst viele gemeinwesenrelevante Wirkbereiche in den Blick zu nehmen. Mit seiner Hilfe können darüber hinaus auch für je unterschiedliche Projekte spezifische Wirkungen fokussiert werden. Um die Selbstevaluation in der Praxis handhabbar zu machen, wurden für drei Ebenen und wesentliche GWA-Wirkungsbereiche Reflexionsfragen generiert. Diese ermöglichen es einerseits, Gemeinwesen-relevante Aspekte und damit verbundene (nicht) intendierte Wirkung in den Blick zu nehmen und zu lenken. Andererseits öffnen sie den Blick auf beobachtbare Veränderungen (Wirkindikatoren). So kann zum einen die für die Evaluation notwendige Distanz zur eigenen Arbeit eingenommen werden, zum anderen ermöglicht es die reduzierte Komplexität, das Instrument in bestehende Arbeitsprozesse (Teammeetings, Klausuren) einzubinden. Die auf GWA-bezogene Wirkweisen fokussierte Selbstevaluation kann so zukünftige Arbeitsprozesse informieren bzw. die Sensibilität für Wirkungen in der Praxis nachhaltig erhöhen. //

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Tabelle 1: Leitfaden zur wirkungsorientierten Selbstevaluation von Gemeinwesenarbeit, Teil 1.

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Tabelle 2: Leitfaden zur wirkungsorientierten Selbstevaluation von Gemeinwesenarbeit, Teil 2/1.

1   Mit freundlicher Genehmigung der Autor*innen und der Herausgeber*innen entnommen aus: soziales_kapital, Bd. 28 (2024). Rubrik: Thema. Verfügbar unter: http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/view/801/1502 [16.3.2025].

2   Das Projekt „community work’s“ wurde im Sicherheitsforschungs-Förderprogramm KIRAS des Bundesministeriums für Finanzen finanziert und von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt.

3   Veränderungen infolge der Covid-19-Pandemie wurden in der Forschungsplanung und Auswertung methodisch und inhaltlich berücksichtigt.

4   Für die anderen zwei Settings wurde aus methodischen Gründen auf eine standardisierte Erhebung verzichtet.

5   Um die Heterogenität der Nutzer*innen bestmöglich abzubilden, wurden die Befragungen zu unterschiedlichen Tageszeiten (morgens, mittags, abends, unterschiedliche Wochentage) durchgeführt. Die Repräsentativität der Stichprobe kann nicht zweifelsfrei beurteilt werden, da Informationen über die Merkmale der relevanten Grundgesamtheit fehlen.

Literaturverzeichnis

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Alinsky, Saul D. (1999) [1946]: Anleitung zum Mächtigsein. Bornheim: Lamuv.

Becker, Martin (2008): Lebensqualität im Stadtquartier. Einflussfaktoren, Wirkungen und Handlungsmöglichkeiten. Saarbrücken: VDM-Verlag.

Bingel, Gabriele (2011): Sozialraumorientierung revisited. Geschichte, Funktion und Theorie sozialraumbezogener sozialer Arbeit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Borrmann, Stefan & Thiessen, Barbara (Hrsg.) (2016): Wirkungen Sozialer Arbeit. Potentiale und Grenzen der Evidenzbasierung für Profession und Disziplin. Opladen – Berlin – Toronto: Barbara Budrich.

Branom, Christina (2012): Community-Based Participatory Research as a Social Work Research and Intervention Approach. In: Journal of Community Practice, 20 (3), 260–273.

Campfens, Hubert (1999): Community-Development Around the World. Toronto – Buffalo – London: University of Toronto Press.

Csiernik, Rick, Birnbaum, Rachel & Decker Pierce, Barbara (2010): Practising Social Work Research: Case Studies for Learning. Toronto: University of Toronto Press.

Deinet, Ulrich & Reutlinger, Christian (Hrsg.) (2004): „Aneignung“ als Bildungskonzept der Sozialpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag.

Diebäcker, Marc (2014): Soziale Arbeit als staatliche Praxis im städtischen Raum. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Diebäcker, Marc & Wild, Gabriele (Hrsg.) (2020): Streetwork und Aufsuchende Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. Wiesbaden – Heidelberg: Springer VS.

FFG – Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (o.J.): Der Begriff Sicherheitsforschung. Verfügbar unter: https://www.kiras.at/das-programm/definition/ [16.3.2025).

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