Walter Schöni, Soziologe und Universitätslehrer mit den Arbeitsschwerpunkten berufliche Aus- und Weiterbildung, Personalentwicklung und Bildungsmanagement sowie Praktiker in der Erwachsenenbildung setzt sich auf sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Grundlage mit der Bildungswertschöpfung der berufsorientierten Weiterbildung in der Schweiz auseinander. Dabei spart er, der selbst als Inhaber eines Trainingsunternehmens praktisch tätig ist, nicht mit Kritik am Weiterbildungsgeschehen, in dem zu oft kommerzielle und Marketingstrategien in den Mittelpunkt gestellt und die Bildungsziele in den Hintergrund gerückt werden. Als eine der Paradoxien der Weiterbildung kritisiert Schöni die Leistungsversprechen, der Produktabsatz prägt das Geschäftsverhalten (S. 17) und im Fokus steht das „Produkt“.
Das Wertschöpfungspotenzial der Weiterbildung zahlreichen Kontexten wird analysiert: relevante Bezugssysteme und Einflussfaktoren, Wirksamkeit des Weiterbildungssystems, Unterschiede zwischen Bildungsdienstleistungen und anderen Wirtschaftsaktivitäten, welche Werte erzeugen Bildungsdienstleistungen für Individuen, für Wirtschaft und Gesellschaft?
Die vorliegende umfangreiche Studie ist auch für Volkshochschulen interessant. Neben der kritischen Reflexion, die mehrere Anregungen zur Verbesserung der Bildungspraxis beinhalten, entwickelt Schöni einige gut brauchbare Kennziffern für das Bildungscontrolling.
Im ersten Teil diskutiert Schöni die Entwicklungsdynamik der berufsorientierten Weiterbildung am Beispiel der Schweiz. Den Strukturwandel von Arbeit und Bildung nimmt er in den Blick wie auch die Entwicklung der Weiterbildungspolitik und der Weiterbildungsmärkte und diskutiert die gesellschaftliche Wirksamkeit des Weiterbildungssystems.
Im zweiten Teil befasst sich Schöni mit der Wertschöpfung der berufsorientierten Weiterbildung. Er startet dabei bei wirtschaftswissenschaftlichen Theorien und Erklärungsansätzen in der Güterproduktion, wendet sich der Dienstleistung zu um dann schließlich ein Verständnis von Weiterbildung als Dienstleistung zu entwickeln. Bildungsdienstleistungen erfordern eigene Wertschöpfungskonzepte, die Schöni auf die Kursangebote und Programme bezieht, auf Bildung, Beratung und Begleitung und schließlich entwickelt er das „Wertnetzwerk“, das Kontakte zwischen Lehrenden und Lernenden herstellt und auch die Frage des Transfers in die Praxis der TeilnehmerInnen behandelt. (S. 123). Weiters setzt er sich mit der Bildungswertschöpfung in Wirtschaft und Gesellschaft auseinander.
Der Leitfaden „Erweiterte Wertschöpfungsanalyse“ beinhaltet exemplarische Fragestellungen, die durch alle Schritte der Wertschöpfungsanalyse führen und sich durchaus für die Praxis in der Volkshochschule eignen.
Im vierten und letzten Teil diskutiert Schöni die Bedeutung der Märkte und der Diskurse sowie die Weiterbildungspolitik. Schöni kritisiert, dass der Weiterbildungsdiskurs ein von den „Paradoxien der Weiterbildung weitgehend unbehelligtes Eigenleben“ führe
(S. 238). //
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