Die Volkshochschulen – ein offener Bildungsraum.
Welchen Nutzen ziehen VolkshochschulteilnehmerInnen aus ihrer Bildungsteilnahme? Die BeLL-Studie an österreichischen Volkshochschulen qualitativ bewertet

Der Verband Österreichischer Volkshochschulen führte von Herbst 2018 bis Herbst 2021 in Kooperation mit der Donau-Uni Krems1 eine Studie zum Nutzen allgemeiner Erwachsenenbildung durch (Wider Benefits of Learning“ (BeLL)), die sich an mehreren vorgängigen Erhebungen zum selben Thema orientierte.2 Im Kontext der Studie „Wider Benefits of Learning“ (BeLL) (vgl. ÖVH Nr. 267, Nr. 270) wurden vom Autor zwischen Dezember 2019 und Mai 2020 acht qualitative Interviews mit TeilnehmerInnen an Volkshochschulen durchgeführt. Von den acht Interviews, die zwischen 25 Minuten und mehr als einer Stunde dauerten, kamen sechs TeilnehmerInnen aus dem Fachbereich „Politik, Gesellschaft, Kultur“ und zwei aus den Fachbereichen „Gesundheit“ und „Kreativität und Gestalten“ (Doppelbelegungen). Vier der Befragten waren Männer, vier waren Frauen. Der jüngste Befragte war Mitte 20, der Älteste 70. Die InterviewpartnerInnen haben in den letzten zwölf Monaten VHS-Kurse besucht. Die Interviews liegen als Audioaufnahmen vor und wurden bis Frühjahr 2021 transkribiert und danach ausgewertet. Danach folgte die Auswertung mit der Software MAXQDA, das heißt eine Interpretation und Zuordnung von Interview-Aussagen zu Themenfeldern, zu Nutzenkategorien. Diese Auswertung erfolgte orientiert an der Vorgängerstudie BeLL (vgl. BeLL: 2014), ging aber auch darüber hinaus.

Im Gegensatz zu quantitativer Forschung, die nach repräsentativen Ergebnissen durch eine große Zahl von Befragten trachtet, oft aber unter mangelnder Gegenstandsangemessenheit, also schlicht einem fehlenden Verständnis für das von den Gefragten Gesagte leidet, sucht qualitative Forschung nach schlüssigen Einzelfällen. Oft machen Einzelbeispiele Problemlagen oder auch Nutzen sehr deutlich und lassen damit auch Erklärungen ausgehend vom Einzelfall zu.

Abb. 1: Ein erster Blick auf die Interviews

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Ein erster quantitativer Blick auf die rund fünf Stunden Gespräch mit BildungsteilnehmerInnen aus nicht direkt beruflichen relevanten Vorträgen und Kursen an Volkshochschulen macht deutlich: 

Die TeilnehmerInnen sprechen, nach dem Grund und den Nutzen ihrer Teilnahme gefragt, von Gesundheit, Neugierde, Sicherheit, einem „sich Wohlfühlen vor Ort“ und davon, „keine Scheu vor Bildung“ zu haben. Dies zeigt sich auch in einer schlichten quantitativen Wort-Auszählung der Interviews (Abb. 1) (bereinigt um Bindewörter, Füllwörter etc.). Es ging in den Interviews um gemeinsames Lernen, Neugierde, neue Horizonte, Beweglichkeit, um Kennenlernen, Sprache, Sicherheit, Interesse, Gesundheit, Selbstbewusstsein und Toleranz. Und insgesamt ging es auch um die Nützlichkeit und Brauchbarkeit von Bildung an Volkshochschulen im Alltag.

Allgemeine Erwachsenenbildung schafft Kompetenz: niederschwellig, offen und brauchbar

Eine Dimension der Auswertung fasst die direkte Kompetenzentwicklung ins Auge – es geht um Kompetenzen wie Informationssuche, Ernährungskompetenz, um Gesundheitskompetenz aber auch darum generell kompetent zu bleiben. Die TeilnehmerInnen betonen die Wichtigkeit, „darüber zu sprechen“ – d.h. über interessante Themen zu sprechen und sprechen zu können und diese Kompetenz in den Volkshochschulen auch zu erwerben. Verbunden mit der Kommunikationsfähigkeit wird oft eine inhaltliche Dimension des Up-to-Date-Bleibens betont, auch um (interessanten) Gesprächsstoff zu haben. 

„Und ich finde es halt unglaublich interessant […], weil es einfach meine Interessen sind. Und ich finde halt, das sind Dinge, die einfach, die man wirklich umsetzen kann und wirklich anwenden kann und auch nützen kann. Und da spürt man den Unterschied im täglichen Leben. Wenn man über Dinge Bescheid weiß, hat man auch Gesprächsthemen und, ja ich finde es auch interessant mit Leuten über Dinge zu diskutieren und zu reden. (4.46)“ [I6_B; Position: 31–31;].3

Andere Interviewte betonen auch die unmittelbare Dimension der Nützlichkeit im Alltag.

„Das nimmt man dann schon mit.“ [I1_T; Position: 117–117;].

„V: Beruflich, bringt dir das auch beruflich etwas? (10.01)

B: Ja also vor allem ich denke, wenn man mit Menschen arbeitet, ist jedes Gesprächsthema, das du auch noch hast extrem wertvoll und vor allem wenn es dann in den politischen gesellschaftlichen Kontext geht, geht´s auch darum Schlüsse zu ziehen und auch um das wirklich dann anwenden zu können. (10.28)“. [I6_B; Position: 74–75].

„Naja, ein breiteres Wissen, ja, ein breiter gefächertes Wissen. Manchmal Details, wo ich sage interessant, das wusste ich nicht […]. Also jetzt zum Beispiel, ich habe ja nicht gewusst, in der Urania, bei dem Vortrag, bei dem letzten, wie es über die Utopie dieser Zeit gegangen ist, sind es Kleinigkeiten, ja. Dass damals die Müllentsorgung entstanden ist, mit Koloniakübeln, und dass das eigentlich aus Köln kommt, und daher auch der Name dann. Also das sind Kleinigkeiten. Aber das interessiert mich, das gefällt mir dann. (14.18)“ [I1_T; Position: 100–101;].

Interessant erscheint auch das Bewusstsein der TeilnehmerInnen über die Verwobenheit von Nutzenkategorien, z. B. die Nützlichkeit von Geschichtlichem oder Kulturellem für die eigene Berufspraxis, aber auch für die Persönlichkeitsentwicklung. Betont wird die direkte Nützlichkeit der Erwachsenenbildungsteilnahme, das Eingebettetsein in den Alltag und die Selbstbestimmtheit, die sie gerade so zugänglich und nützlich macht. Aber natürlich liegen bei einer freiwilligen Teilnahme die Kriterien der Nützlichkeit für die TeilnehmerInnen deutlich höher, denn wer würde freiwillig an einer Weiterbildung teilnehmen, die als nicht nützlich oder sinnvoll erachtet wird.

Gesundheitliche Kompetenzen und Nutzen

Aktiv bleiben und lebenslang lernen ist gesund, so der Tenor der TeilnehmerInnen, die aber auch sehr genau sehen, dass es oft ein ressourcenabhängiges Privileg ist an Bildung teilzunehmen.

„Es ist auch vielleicht eine Vorbeugung gegen Demenz, wenn man immer etwas macht.“ [I8_M; Position: 5–5;].

„I: Kann es sein, dass es dir nach einem Vortrag zu Rosa Luxemburg auch gesundheitlich nachher besser fühlst als vorher?

O: (22.00) […] mir bringen diese Geschichten für meine mentale Gesundheit einen ganzen Haufen. […] Aber für die mentale Gesundheit, dann zurückzukommen, Dinge anders zu sehen, immer sozusagen, das hat einen beruhigenden Moment auch irgendwie sozusagen. Dass Dinge nicht so sein müssen.“ [I2_G; Position: 42–43;].

„Mir ist noch etwas eingefallen. Weil ich jeden Tag soviel herumlaufe und überall hingehe habe ich keine Probleme beim Einschlafen. Ich habe keine Krankheiten und nehme keine Medikamente. Also auch gesundheitlich sind diese Veranstaltungen von Vorteil.“ [I8_M; Position: 470–470;].

Ebenso unbestritten ist für die TeilnehmerInnen der Zusammenhang von Bildung und verschiedenen Aspekten des umfassenden Wohlbefindens:

„I: Beim Glücklich-Sein hilft aber Bildung schon ein bisschen, oder? Wenn man hinausgeht, neue Sachen sieht und so?

M: Ja, auf jeden Fall. Weil zu Hause würde ich es nicht aushalten und vor allem, was würde ich da machen? Na gut, den Kater habe ich, aber […].“ [I8_m; Position: 339–342;].

Abb. 2: Von den Interviewten festgehaltene Kompetenzen durch Besuch allgemeiner Erwachsenenbildung

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Selbstbewusst Bescheid wissen

Es geht den TeilnehmerInnen aber nicht nur darum, Bescheid zu wissen und um spezielle Kompetenzen, sondern auch darum, sich zuzutrauen Bescheid zu wissen.

„Naja, ich weiß schon über viele Sachen Bescheid, über die ich vorher nichts wusste. Natürlich merke ich mir nicht alles, aber ich lese dann auch oft danach etwas nach über das jeweilige Thema und was mich […] interessiert und ich habe schon ein besseres Allgemeinwissen dadurch.“ [I8_m; Position: 281–282;].

„Also, das merkt man schon. Also, man traut sich über viel mehr reden und diskutieren.“ [I1_T; Position: 109–109;].

Soziale Kontakte, Netzwerke schaffen

Viele TeilnehmerInnen nehmen sehr direkt wahr, dass Bildung an Volkshochschulen auch bedeutet, gesellschaftlich aktiv zu bleiben, eingebunden zu bleiben und Menschen und Gleichgesinnte kennenzulernen. Eine weitere Variante ist das unbewusste Voraussetzen von Volkshochschulen als einen öffentlichen Raum der Bildung: D.h. es wird zuerst verneint, dass es darum geht, eingebunden zu bleiben und Menschen kennenzulernen, gleichzeitig wird es aber vorausgesetzt.

„Genau, in der Urania habe ich auch eine Freundin getroffen und da haben wir getratscht und sind dann ein Stück zusammen nachhause gegangen. […] Dann sind wir auch ins Belvedere gegangen, dort war eine Ausstellung von Schiele glaube ich […] und dann war dort auch meine Freundin von der Urania und dann haben wir uns halt ausgetauscht und gequatscht und die Führerin hat sich gewundert, dass wir uns schon alle kennen und war ganz überrascht davon. Ja es ist schon lustig […].“ [I8_M; Position: 79–82;].

„[…] aber auch um mit Eltern in Austausch zu kommen […] im Kreis sitzen, im Kindergarten ist man ja ausgeschlossen als Elternteil […] das ist das Nette in der VHS – bei Kinder-Kursen. Man kann dabei sein und das hat was Verbindendes […].“ [I5_H; Position: 9–9;].

„[…]wenn es da im besten Fall sogar eine Cafeteria gibt, aber halt einen Raum, wo man nach dem Kurs noch stehen und tratschen kann […].“ [I5_H; Position: 12–12;].

Lust am Lernen. Bildung als nützliche Pause vom Alltag

Nein, Lernen muss nicht Schmerzen bereiten oder mühsam sein – dies zeigt die Praxis der Erwachsenenbildung täglich und dies macht sie so niederschwellig, effizient oder nützlich.

„Das war ein toller Lernprozess für alle die dabei waren. Das waren Herausforderungen. Wie Du sagst, weil es Spaß gemacht hat und weil man es wollte, hat man sie angenommen und sehr davon profitiert.“ [I7_K; Position: 36–41;].

Lernen und Bildung an Volkshochschulen wird unabhängig von Schule und den dort gemachten Erfahrungen als Teil eines Alltages voller Neugierde und Kuriosität verstanden. Sie wird verstanden als ein Erlebnis, das allen offensteht. Das Ergebnis ist Beweglichkeit und Flexibilität, Selbstbewusstsein und Kompetenz.

Lernen wird auch mit Erholung verbunden, nicht mit Drill oder Prüfung. Lernen wird mit Neugierde nach dem Neuen, oder schlicht mit kultivierter Freizeit verbunden.

„Da zählt auf jeden Fall die Entspannung.“ [I4_BM; Position: 24–24;].

„BM: das ist so eine schöne Pause vom Alltag. 

I: Es ist ein bisschen wie ein Schnitt im Alltag, wie ein Kurzurlaub, man ist kurz von den Problemen, die man hat, da nimmt man Abstand.

BM: Genau, genau, genau… da nimmt man sich mal für diese Stunde Zeit und dann gehts einem besser […].“ [I4_BM; Position: 24–26;].

Mich interessiert und alles und mich darf alles interessieren!

Ein wesentlicher Faktor der Bildungsbeteiligung ist das Selbstbewusstsein, die Berechtigung zu haben, an Wissen zu partizipieren. Dies ermöglichen die Volkshochschulen nicht nur aktuell, sondern es ist eines ihrer Gründungsprinzipien, Bildung für alle anzubieten. 

„Ja, mich interessiert alles. Ich habe so viel zum Nachholen, da ich so viele Jahre in der Firma gesessen bin, auch dann, wo die Kinder da waren.“ [I8_M; Position: 61–62;].

„Naja, die Vorträge sind oft schon relativ schwer, sie sind schwer und für mich oft zu schwer aber das macht nichts und ich gehe trotzdem hin, weil irgendwas nehme ich doch mit. Ich denke mir, natürlich verstehe ich nicht alles. Physikvorträge zum Beispiel.“ [I8_M; Position: 93–94;].

„Da sage ich einmal, gemeinsame Interessen. Die findet man schon. Ich meine, sonst geht man nicht zu so einem Kurs hin. […] Ja, aber es ist schon so, oft merkt man schon, es kommt wer hin, der hat, sage ich einmal überhaupt keine Vorkenntnisse und holt sich dort den ersten Eindruck. […] Und das ist dann schon schön, wenn man sieht, was der fragt, was man eigentlich schon weiß, ja.“ (I1_T, 12min30).

Es geht auch um eine um ein persönliches Bild von Dingen, um die Kompetenz einer Einordnung von Entwicklungen. Bildung geht in Volkshochschulen von den TeilnehmerInnen aus und macht Ihnen Sachverhalte zugänglich.

„Ich bekomme mein persönliches Bild von geschichtlichen Ereignissen.“ [I3_ID; Position: 15–15;].

Niederschwelligkeit und Sichwohlfühlen

„Also, ich fühle mich immer wohl, egal wo, ich kenne jetzt ja fast schon alle. Ja, durch die zwei Jahre Science Card, und ich fühle mich immer wohl, und das vermittelt mir immer, auch durch die Buntheit der Teilnehmer. Und ich komme ja da manchmal schon hin, da sind noch die Kurse von den Jugendlichen und das gefällt mir irgendwie.“ (I1_T, 9min10).

Die TeilnehmerInnen fühlen sich sehr wohl an den Volkshochschulen und erleben sie als Bildungshäuser ohne massive Barrieren. Volkshochschulen sind Orte, die willkommen heißen und die es erlauben, neugierig und auch mal „ungebildet“ zu sein. Volkshochschulen sind Orte, die zur Bildung einladen und die nicht in Konkurrenz setzen oder wegen fehlender Bildung ausschließen. Sie sind Orte, die Bildung allen anbieten.

„Dann waren die glaube ich besorgt, dass ich ihnen zu sehr auf die Nerven geh. Da hat meine Tochter gesagt, dass ich in die VHS gehen kann, das interessiert mich sicher, meinte sie da. Also Sie hat mich eigentlich auf die Idee gebracht.“ [I8_M; Position: 13–13;].

„Also bei der VHS ist das recht leicht, da wird das alles ausgelegt, und da schaue ich, wo es terminlich und interessenmäßig passt, und die anderen Dinge bekomme ich entweder von Freunden, die geben mir Bescheid, dass sie dort hingehen oder dass es das gibt, oder ich sehe es zufällig auf den Events bei Facebook.“ [I6_B; Position: 11–11;].

Folgende Faktoren der Niederschwelligkeit werden benannt:

  • geografische Nähe,
  • sozialer offener Raum, offene Häuser,
  • nutzbarer Raum,
  • akzeptabler Preis (für die meisten TeilnehmerInnen),
  • offenes Lernklima,
  • Heterogenität der Teilnehmenden,
  • es sind viele Frauen da und nicht nur Männer,
  • Gleichgesinnte finden erleichtert den Zugang,
  • Gleichberechtigung, wenig Bildungsdünkel.

Die Volkshochschulen werden neben ihrer Funktion als Bildungsraum auch als Ort empfunden, an dem Zeit verbracht werden kann. Sie stellen Räume zu Verfügung, die nicht einschüchtern, oder zum schnellen Weiterhasten nach dem Kurs auffordern, sie sind öffentliche Räume für alle. Menschen besuchen Volkshochschulen

„[…] wegen des sozialen Umfelds […] den hat sie natürlich auch im Kindergarten, […] aber auch um mit Eltern in Austausch zu kommen […] im Kreis sitzen, im Kindergarten ist man ja ausgeschlossen als Elternteil […] das ist das Nette in der VHS – bei Kinder-Kursen. Man kann dabei sein und das hat was Verbindendes […] und, und […] und es ist ja auch der Raum rundherum nett, wir gehen ja dann auch oft eine halbe/dreiviertel Stunde vor Kursbeginn hin und da sind dann auch schon andere Kinder und die können dann schon […] das geht nur […] wenn der Raum das zulässt […].“ [I5_H; Position: 8–10;].

„[…] was ich grundsätzlich sehr interessant finde an VHS Kursen, dass es extrem niederschwellig ist, das halt einfach jeder leicht einen Zugang dazu hat. Es ist nicht besonders teuer, es ist […] es ist auch so, wie es aufgebaut ist, eine, eine, eine sehr niederschwellige Art der Weiterbildung“. [I4_BM; Position: 10–11; ].

„[…] es ist schon ein Punkt, eine Regelmäßigkeit zu haben und Gruppen zu haben, wo man sich zugehörig fühlt.“ [I4_BM; Position: 14–14;].

„[…] es gibt Orte, die schüchtern ein, das haben manche Volkshochschulen nicht […] an andere ist es ja schon sehr ranzig“. [I4_BM; Position: 19–22;].

Ein relevanter Faktor des Zugangs sind die Kosten, besonders im Kursbereich führt dies zu Ausschlüssen, die Kurse werden von manchen auch als teuer empfunden.

„Ich weiß nicht. Mich würden Kurse auch interessiert, aber das ist mir zu teuer. […] Deswegen mache ich die ganzen Sachen, die Nichts kosten oder wenig kosten. Besonders Führungen, da gibt es viele. So kostenlose Führungen. Die finde ich auch schön.“ [I8_M; Position: 119–122;].

Ein Raum der Diskussion, der Öffentlichkeit: tätig werden.

Bildung an Volkshochschulen animiert zum Weitermachen, zum Weiterdenken zur Reflexion. Bildungsteilnahme ist gleichzeitig oft von Lust auf Reflexion und Neugierde initiiert:

„Wenn es gut war, dann denke ich danach darüber nach.“ [I7_K; Position: 220–221;].

„Genau, dann beschäftige ich mich damit. Dann bin ich froh, wenn ich Literaturhinweise bekomme. Ich freue mich dann immer, wenn ich Unterstützung für den weiteren Weg bekomme. Ich sehe es als Weg. Aber wenn ich dann eben schaue, da gibt es noch Abzweigungen und so und das könnte noch interessant sein, dann bringt mich das weiter und das ist Freude, das ist Motivation und das macht mich ganz glücklich.“ [I7_K; Position: 224–225;].

„Und ich finde halt, das sind Dinge, die einfach, die man wirklich umsetzen kann und wirklich anwenden kann und auch nützen kann. Und da spürt man den Unterschied im täglichen Leben. Wenn man über Dinge Bescheid weiß, hat man auch Gesprächsthemen und, ja ich finde es auch interessant mit Leuten über Dinge zu diskutieren und zu reden. (4.46)“ [I6_B; Position: 31–31;].

Aus Gesprächen mit den TeilnehmerInnen folgt: Bildung an Volkshochschulen regt an weiterzudenken, sich weiterzubilden, andere Meinungen zu hören. Bildung kann süchtig machen, eine im Grunde mindere Gefahr. Klar wird aber, Bildungsteilnahme an allgemeiner Erwachsenenbildung erhöht die Bildungsaspiration: Den Wunsch nach Bildung und erhöht oder schafft das Gefühl des Nutzens durch Bildung.

„I: Ich sehe Sie haben eine dicke Mappe. Weil das eigentlich die Einstiegsfrage war. Wie viele Sachen haben Sie im letzten Jahr besucht?

M: Am Montag gehe ich immer turnen. Jeden Montag. Dann bin ich auch lange in den Fitnessclub gegangen. Aber das lasse ich jetzt im Winter, weil wenn ich dann rauskomm’, dann bin ich so verschwitzt, dass ich mich immer verkühle. Ich hab das jetzt ruhiggestellt und werde im Frühling wieder damit beginnen.

I: Das ist ja zwei bis drei Mal die Woche etwas.

M: Na ich gehe jeden Tag fort.

I: Jaja, aber jeden Tag Bildung?

M: Nein, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag bin ich meistens in die VHS gegangen zu Vorträgen und am Freitag auch, wenn es etwas Schönes gab.“ (I8_M, 4:10).

Ein oft geäußerter Grund für die Teilnahme ist die Lust nach Diskussion, nach Meinungen und nach Auseinandersetzung, die anregt. Es ist im Grunde eine Lust nach Öffentlichkeit, nach einem politischen Raum.

„Also man kann Räume aufmachen, man kann Räume für Diskussionen aufmachen. Ich glaube es wird auch immer wieder, und das kann ich auch irgendwie noch bestätigen, dass VHS auch oftmals ein anderer Raum ist, wo diskutiert werden kann, wo Politik (10.00) nicht nur, jetzt jenseits sozusagen von der Zivilgesellschaft die Inszenierung von Politik anders ja auch thematisiert werden kann.“ [I2_O; Position: 20–20;].

„Da sage ich einmal, gemeinsame Interessen. Die findet man schon. Ich meine, sonst geht man nicht zu so einem Kurs hin.“ [I1_T; Position: 92–94;].

Horizonterweiterung, Neugier und Auffrischung

Die Volkshochschulen ermöglichen Bildung aus Interesse, aus Neugierde – eine höchst effektive Voraussetzung für (auch beruflich) wirksame Bildung. Es geht um eine Auffrischung, um Horizonterweiterung um Neugierde.

„Ja für mich wäre das schade, wenn das wegfallen würde. Ich habe mein Leben lang gearbeitet und jetzt bin ich in der Pension, sehr neugierig und mich interessiert eben viel und deswegen schaue ich mir das an.“ [I8_M; Position: 5–5;].

„Ich war immer schon furchtbar neugierig. Ich hatte dann aber nicht die Möglichkeit und auch nicht die Vorstellung was ich so machen könnte. Das war eine gigantische Hürde. Das gibt’s eben heute auch nicht.“ [I7_K; Position: 20–20;].

„Eine Auffrischung von Sachen, die man schon mal gemacht hat.“ [I4_BM; Position: 8–8;].

Bildung hält wach und macht tolerant.

„Am Anfang habe ich das nicht so geschafft, da war ich zu müde und konnte immer nur eines machen, aber jetzt geht schon alles.“ [I8_m; Position: 425–430;].

„Interesse geweckt, man kommt in Berührung mit Dingen […].

Hm (bejahend): immer Thema, lebenslanges Lernen finde ich schon einen wichtigen Aspekt […] und Perspektiven entwickeln jenseits des Weges, den man gewählt hat, irgendwie neugierig bleiben auf andere Dinge!“ [I4_BM; Position: 30–31].

„Was ist der Nutzen für die Gesellschaft, wenn jemand an so etwas teilnimmt?

T: Das ist eine gute Frage, ja. Der Nutzen für die Gesellschaft. Also ich glaube man wird, man reflektiert sich mehr, man bekommt eine andere Einstellung, nicht nur jetzt zu anderen Personen, man wird toleranter, ja. Also ich glaube, naja man wird offener, das glaube ich.“ [I1_T; Position: 134–135;]. //

Abb.2:

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1   Zusammen mit Univ.-Prof. Dr. Monika Kil, Universitätsprofessorin für Weiterbildungsforschung und Bildungsmanagement – Zentrumskoordinatorin – Zentrum für transdisziplinäre Weiterbildungsforschung, und Assistenz Prof. Dr. Filiz Keser Aschenberger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin – Department für Weiterbildungsforschung und Bildungstechnologien.

2   Der detaillierte Endbericht der BeLL-Erhebung an Volkshochschulen findet sich ab Mai 2022 unter: https://adulteducation.at/de/struktur/statistik.

3   Die Interviews sind entweder mit Zeitmarkern aus der Interview Aufnahme oder mit Zeilenmarkern aus dem Transkript zitiert. „I“ steht für Interviewer, Buchstaben für den/die Interviewte/n.

Literatur

Interviewtranskripte I1_T, I2_O, I3_ID, I4_BM, I5_H, I6_B, I7_K, I8_M, unveröffentlicht. 

BeLL-Project (2014): Final report. Benefits of Lifelong Learning in Europe: Main results of the BeLL Project. Verfügbar unter: http://www.bell-project.eu/cms/wp-content/uploads/2014/06/final-report1.pdf.[12.2.2022].

Keser Aschenberger, Filiz/Kil Monika (2020): Welche „Benefits“ für die Lernenden hat Erwachsenenbildung nach der Teilnahme am Kursangebot von Volkshochschulen? In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Sommer 2020, Heft 270/71. Jg., Wien. https://magazin.vhs.or.at/magazin/2020-2/270-sommer-2020/schwerpunkt-benefit-lernen-in-der-vhs/welche-benefits-fuer-die-lernenden-hat-erwachsenenbildung-nach-der-teilnahme-am-kursangebot-von-volkshochschulen/

Vater, Stefan (2021): Die Volkshochschulen – ein offener Bildungsraum. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2021, Heft 275/72. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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