Regina Haberfellner: Zur Digitalisierung der Arbeitswelt. Globale Trends – europäische und österreichische Entwicklungen (AMS Report 112).
Wien: AMS 2015.1

AMS_report_112_u1

Digitalisierung in Beruf und Bildung wird gefordert, um den jeweiligen Wirtschaftsstandort zu schützen. Gleichzeitig ertönen Warnungen, dass, abgesehen von der intensiven Überwachung und Dokumentation menschlicher Kommunikation, der Verlust an Arbeitsplätzen durch die Digitalisierung sozial bedrohlich sein wird.

In der Reihe der AMS-Forschungsstudien legt Regina Haberfellner eine differenzierte Untersuchung zur Thematik vor. Sie bringt natürlich keine restlose Klärung, aber doch Aufklärung in ein Feld, dessen Entwicklungen großer Dynamik unterliegen. Haberfellner fasst die Auslöser, wie Digitalisierung, mobiles Internet und Cloud Computing, unter dem Begriff „Disruptive Innovationen“ zusammen. Diese haben das Potenzial, Märkte grundlegend zu verändern, soziale Unsicherheiten und neue Märkte zu schaffen. Methodisch liegen der Studie Interviews mit ExpertenInnen, eine Analyse sekundärstatistischer Daten sowie die Auswertung nationaler und internationaler Literatur zu Grunde.

Einen Markstein der Digitalisierung sieht die Autorin im Jahre 2002, als zum ersten Mal mehr Inhalte in digitaler (z. B. PC-Festplatten, CDs, DVDs, Server, Smartphones, Tablets) als in analoger Form (Bücher, Zeitschriften, Papier-Fotos) gespeichert wurden. 2007 wurden bereits 94 % aller Inhalte digital gespeichert. Parallel ging ein rasantes Wachstum an digitaler Speicherkapazität einher. Mit dem 1989 gestarteten World Wide Web (erste Website 1991) wurde das Internet zum Massenmedium und seine Kommerzialisierung begann. Das Breitband-Internet ermöglichte in Österreich 2014 bereits 79 Prozent aller Haushalte einen Internetzugang, seitens der Unternehmen nutzen dies etwa 75 Prozent. Rund 20 Prozent ihrer Beschäftigten werden mit einem tragbaren Gerät (Laptop, Tablet, Smartphone) ausgestattet. Neben dem Wandel von analoger zu digitaler Technologie, der Transformation durch das mobile (Breitband-) Internet ist als drittes Cloud Computing Grundlage für die Digitalisierung der Arbeitswelt. Letzteres ermöglicht das Speichern von Daten und den Gebrauch von Programmen in entfernten Rechenzentren sowie den flexiblen Gebrauch von IT-Ressourcen und IT-Infrastruktur.

Die App-Economy, das „Internet der Dinge“ (Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet wie z. B. Skipass oder das „rollende Rechenzentrum Auto“) sowie Industrie 4.0 (individuelle Produkte aus dynamischen Wertschöpfungsnetzwerken) setzen auch neue Maßstäbe für die Aus- und Fortbildung der MitarbeiterInnen. Vorausgesetzt wird eine relativ unspezifische höhere Ausbildung mit interdisziplinären Aspekten und – wegen der hohen Dynamik – eine Betonung des Weiterbildungstrainings on the Job.

Im Rahmen der Wirtschaftspolitik der EU gilt IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) neben Green Economy und dem Gesundheits- und Sozialsektor als dritter wichtiger Bereich, um einen jobintensiven Aufschwung zu erreichen. Im Bildungswesen z. B. werden von der digitalen Modernisierung neue Chancen hinsichtlich Zugang und sozialer Gerechtigkeit, Ausweitung und neue Konzeption der Bildungsangebote, Ausbau individueller Bildungswege sowie Schaffung neuer Geschäftsmodelle am Lehrbuch- und Bildungsmarkt erwartet.

Die Studie bleibt in ihren Prognosen solide vorsichtig. Durch diese Offenheit bezüglich künftiger Entwicklungen lässt sie erkennen, wie viel Aufmerksamkeit wir den vor sich gehenden Veränderungen widmen sollten. Die Bedeutung von Bildung und Weiterbildung, als integrativer und vernetzter Faktor in der durch die Digitalisierung sich verändernden Arbeits- und Alltagswelt, wird in der Studie sichtbar. Das betrifft sowohl im Beruf als auch in Ausbildung stehende Personen.

Die Studie ist für Verantwortliche im Bildungs- und Beratungssektor sowie für den Bereich berufliche Orientierung und berufliche Weiterbildung von besonderem Interesse. //

Lenz, Werner (2016): Regina Haberfellner: Zur Digitalisierung der Arbeitswelt. Globale Trends – europäische und österreichische Entwicklungen (AMS Report 112). Wien: AMS 2015. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. April 2016, Heft 258/67. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

Kommentare

Neuen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Zurück nach oben