Die Länderporträts des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung bieten einen guten und kompakten Überblick über die Erwachsenenbildung in einigen Ländern. Bis dato liegen zwölf Länderporträts vor, eines davon behandelt die Erwachsenenbildung in der Europäischen Union. Die Länderporträts haben, bis auf wenige Ausnahmen, einen gleichen Aufbau und alle Länderporträts sind Open-Access-Publikationen und können als Pdf heruntergeladen werden. Nun ist eine vierte und vollständig überarbeitete Ausgabe des Länderporträts Österreich erschienen, die in bewährter Weise von Elke Gruber, Professorin für Erwachsenenbildung an der Universität Graz und ihrem Vorgänger, Werner Lenz, verfasst wurde.
Die Erwachsenenbildung in Österreich wird vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen beschrieben. Die Autor*innen nennen im einleitenden ersten Kapitel die geänderten politischen Rahmenbedingungen („Die demokratischen Verhältnisse sind in Verteidigungshaltung geraten.“, S. 1), die brüchig gewordenen Lebensbedingungen (Klima, Gesundheit), die Migration, die durch Kriege und wirtschaftliche Notlagen befördert wird sowie den mangelnden Stellenwert des Wertesystems: Individuelle Autonomie und soziale Verantwortung sind immer weniger als Priorität anerkannt. Bereits einleitend wird herausgestrichen, dass das österreichische Bildungssystem dringend reformbedürftig ist.
Im zweiten Kapitel werden einige zentrale demografische Information über Österreich und über den Aufbau und die Entwicklung des Bildungssystems vorgebracht. Das dritte Kapitel widmet sich der historischen Entwicklung der Erwachsenenbildung mit einem besonderen Fokus auf die Volkshochschulen. Hervorzuheben ist, dass die Entwicklung der Erwachsenenbildung durch lokale und regionale Kräfte „von unten“ erfolgte (S. 26). Ein wichtiges Datum für die Volksbildung wurde der 15. November 1867, als ein neues Vereins- und Versammlungsrecht in Kraft trat, das zur Grundlage für die Entwicklung der heutigen Struktur der Erwachsenenbildung wurde. Im vierten Kapitel geht es um die rechtlichen Grundlagen und um die Steuerung. Die (staatliche) Steuerung erfolgt vielfach über finanzielle Förderungen, aber auch zunehmend mehr über Elemente des New Public Management wie Output-Orientierung, über Verhandlungen und vertragliche Bindungen. Dabei spielen auch wissenschaftsbasierte Expertisen eine große Rolle. Nach wie vor kann die Steuerungskultur in Österreich als eine kooperative gesehen werden, die die jeweiligen Stakeholder bzw. Verbände der Erwachsenenbildung miteinbezieht. Im fünften Kapitel werden die Institutionen bzw. die Anbieterlandschaft beschrieben, wobei hier die in der Konferenz der Erwachsenenbildung (KEBÖ) vertretenen Einrichtungen eine besondere Erwähnung erfahren. Im Kapitel sechs werden die Finanzierung von Erwachsenenbildung und ihr Nutzen beschrieben. Neben den staatlichen Förderungen wird auch auf die hohe Finanzierung durch die privaten Haushalte eingegangen. Die Autor*innen erwähnen vier Dimensionen des Nutzens von Erwachsenenbildung: Gesellschaft, Individuum, sozialer Wandel und die (neue) Arbeitswelt (S. 71). Im siebenten Kapitel geht es um die Angebote, hier werden auch die politische Bildung und die Bildungsberatung angeführt. Im Kapitel acht werden die Teilnahme an Erwachsenenbildung sowie die dahinterliegenden Motive und Themen und die soziodemographischen Daten der Lernenden angesprochen. Im neunten Kapitel stehen das Personal und die Professionalisierung im Mittelpunkt. Hier wird ein Abschnitt auch der Weiterbildungsakademie Österreich (wba) und der Aus- und Weiterbildung an Hochschulen gewidmet. Das zehnte Kapitel beschreibt die hochschulische Weiterbildung und schließlich wird im elften Kapitel der internationale Kontext beschrieben: Studien, Netzwerke, europäische Programme und Organisationen. Im abschließenden Kapitel befassen sich die Autor*innen mit Tendenzen und Entwicklungen und bringen Vorschläge ein, die die integrative Rolle der Erwachsenenbildung betonen: Durchlässigkeit, Ausbau der Basisbildung, sichere Finanzierung, kostenloses Nachholen von Bildungsabschlüssen, etc. (S. 120).
Fazit: Das Buch bietet einen guten und kompakten Überblick zur österreichischen Erwachsenenbildung und ist insbesondere für Studierende aber auch für Neueinsteiger*innen in die Erwachsenenbildung zu empfehlen. //
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