Moderiert wurde die Überreichung vom Sprecher der Jury, Gerhard Bisovsky (VÖV), gemeinsam mit Sarah Kriesche (ORF).
Foto: ORF
Kategorie Kultur:
Thomas Arzt und Andreas Jungwirth
für das auf Ö1 gesendete Hörspiel „Laute Nächte“.
In diesem formal sehr gut umgesetzten Hörspiel wird versucht, Hörenden einen Perspektivenwechsel in die Situation von Gehörlösen zu ermöglichen. Hier begegnen einander Menschen, die keine gemeinsame Sprache sprechen und anders sozialisiert sind.
Thomas Arzt, geboren 1983 in Schlierbach (Oberösterreich) lebt als freier Schriftsteller in Wien. Er studierte Drehbuch und Theaterwissenschaften an der Universität Wien und war Gasthörer an der Filmhochschule München. Sein erstes Theaterstück, das viel beachtete Heimatdrama „Grillenparz“, wurde 2011 am Schauspielhaus Wien uraufgeführt und mit dem Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet. Es folgten zahlreiche weitere Arbeiten für Theater im deutschsprachigen Raum. Sein Stück „Alpenvorland“ am Heidelberger Stückemarkt wurde mit dem AutorInnenpreis ausgezeichnet. 2021 erschien sein erster Roman „Die Gegenstimme“ im Residenz Verlag. Daneben verfasste er auf Ö1 gesendete Hörspiele wie „Käfergräber“ und das ausgezeichnete „Laute Nächte“ – beide unter der Regie von Andreas Jungwirth. In seinen Texten für das Radio spürt Thomas Arzt der Sprache jenseits des Hörbaren nach und verschiebt die vertrauten Grenzen der Wahrnehmung.
Andreas Jungwirth, geboren 1967 in Linz. Nach zwei Jahren Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften wechselte er in die Schauspielklasse am Konservatorium der Stadt Wien. Sein erstes Engagement führte ihn 1990 nach Deutschland. 1992 gründete er gemeinsam mit dem Komponisten Wolfgang Heisig das „Kleintheater ZWIRN, ein Duo für Dada und Neue Musik“, mit dem beide durch viele Institutionen in Deutschland zogen. Es entstehen erste eigene Texte und 1997 wird das Hörspiel „Madonnenterror“ vom ORF produziert. Jungwirth lebt als freiberuflicher Autor in Wien, neben Hörspielen verfasst er auch Bücher für Jugendliche und Erwachsene. Er unterrichtete am Schauspielhaus Wien und leitete das Jugendprogramm „Szene machen“ sowie die Schreibklasse. Gemeinsam mit Doris Gasser moderiert er die Ö1-Hörspielgala sowie die Ö1-„Radiophone Werkstatt“.
Im Frühjahr 2022 erscheint in der Edition Atelier sein Roman „Im Atlas“.
Jungwirth erhielt zahlreiche Förderungen und Auszeichnungen, u. a. Projektstipendien des Landes Oberösterreich, das Dramatikerstipendium des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur und das Adalbert-Stifter-Stipendium der oberösterreichischen Landesregierung.
Begründungen der Jury: Ein exzellentes und sehr kurzweiliges Hörspiel, das verschiedene Lebens- und Hörrealitäten nachhörbar und auch nachfühlbar macht. Gehörlosen Menschen im Radio Raum zu verschaffen ist nicht nur eine herausfordernde Idee, sondern auch ein Beispiel für gelebte Inklusion.
Kategorie Dokumentation und Information: Johanna Hirzberger
für „Darf‘s ein bisserl weniger sein? Systemerhalterinnen: viel Arbeit, wenig Lohn“ (Ö1-Hörbilder).
Dieses Feature befasst sich mit der Frage, was Systemerhalterinnen benötigen würden, damit sich ihr Leben verbessert und sie sich keine Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder oder um ihre Pension machen müssen.
Johanna Hirzberger ist seit 2019 als freie Journalistin für die Ö1-Sendungen Matrix, Digital.Leben, Gesundheitsmagazin sowie Medizin und Gesundheit tätig. Im selben Jahr gründet sie das feministische Radiomagazin „Femality“ für „Radio Radieschen“, dem Ausbildungsradio der Fachhochschule (FH) Wien der Wirtschaftskammer. Von dieser wurde sie auch mit dem Journalismus Nachwuchspreis ausgezeichnet. Weiters erhielt sie den Ö1-Feature-Nachwuchspreis verliehen.
Ihr journalistisches Handwerk hat die Oststeirerin bei Spiegel TV, ntv, ProSieben und ORF gelernt. Nebenbei studierte sie Publizistik und Philosophie in England und schloss in Wien je einen Master in Politikwissenschaft und in Journalismus ab. Mittlerweile ist sie neben ihrer freien Tätigkeit für Ö1 bei „Radio Radieschen“ angestellt. Zu ihren Tätigkeitsbereichen gehören: Moderation, Livesendungen, Redaktion, Online und Social Media sowie die Ausbildung von NachwuchsjournalistInnen. Das heute ausgezeichnet Ö1-Hörbild „Darf’s ein bisserl weniger sein? Systemerhalterinnen: viel Arbeit, wenig Lohn“ wurde für den Prix Europa 2021 in der Kategorie „Radio Documentary“ nominiert.
Begründung der Jury: Die Systemerhalterinnen werden umfassend präsentiert und den Systemerhalterinnen wird eine Stimme gegeben. Mit diesem Feature wird gezeigt, wie wichtig es ist, rauszugehen und den Menschen in der Arbeitswelt zuzuhören. Die Betroffenen selbst reflektieren über ihre Handlungsmöglichkeiten und die gesellschaftlichen Entwicklungen.
Lukas Laurin Oppermann von der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Österreich begrüßte im Namen der KEBÖ-Verbände und überreichte den Preis.
Foto: ORF
Kategorie Gespräche und Debatten: Florian Schmiedecker und Konstantin Liangos
für die Sendung „Tontcho Nikov – Gemeinderat und Polizist im Interview“, Campus- & Cityradio St. Pölten 94.4
Der Polizist Tontcho Nikov erzählt über seine eigene Fluchterfahrung als Kind nach Österreich und wie er in seiner Rolle als Polizist damit umgeht, wenn er selbst Abschiebungen durchführen muss.
Florian Schmiedecker ist seit 2018 leidenschaftlicher Sendungsmacher und Moderator beim freien Campus- & Cityradio St. Pölten 94.4. Hauptberuflich ist er als Sozialarbeiter in Wien tätig und er ist Mitbegründer des „Flow of Nature Festivals“ und ist nach wie vor bei Events wie dem Donauinselfest oder „Glatt & Verkehrt“ engagiert.
Tino Liangos ist Musiker und seit 2018 Sendungsmacher bei Campus- & Cityradio St. Pölten 94.4. Er betreibt mehrere Bandprojekte wie zum Beispiel die Zirkusband, die Frau Mayer Band, die Brujos del Solda, und ist Komponist und Instrumentalist in zeitgenössischen Zirkus-Theaterstücken. Weiters studiert er Instrumentalpädagogik am Vienna Music Institute.
Als Team organisieren beide das jährliche Musik- und Kulturfestival „Flow of Nature“ in Traismauer. Sie haben die „Seebrücke Herzogenburg“ gegründet und engagieren sich gemeinsam für grenzenlose Solidarität und Menschenrechte. Beide haben die Sendereihe „Regionale Weltmusik“ bei Campus- & Cityradio St. Pölten gegründet, die vom Fachmagazin „Österreichs Journalist:in“ in der Liste „30 unter 30“ lobend erwähnt wurde.
Begründung der Jury: Sehr interessant, wie Tontcho Nikov das Thema Migration und Flucht von verschiedenen Seiten und in verschiedenen Rollen betrachtet und darüber auch reflektiert Dabei handelt es sich auch um ein zeit- und lebensgeschichtliches Dokument.
Radiodirektorin Ingrid Thurnher nahm die Begrüßung als Gastgeberin vor und gratulierte den PreisträgerInnen.
Foto: ORF
Kategorie Bildung/Wissenschaft (Eduard-Ploier-Preis)1: Claudia Gschweitl
für die Sendung „Faszination des Bösen – Die Psychologin Ulrike Schiesser über Verschwörungstheorien und diffuse Ängste in unserer Gesellschaft“ (Ö1, Gedanken)
Verschwörungsmythen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das ist auch für unsere Demokratie gefährlich. In dieser Sendung werden Verschwörungsmythen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklung analysiert, wissenschaftlich erklärt und darüber hinaus werden konkrete Hinweise gegeben, wie mit Betroffenen umgegangen werden kann.
Claudia Gschweitl studierte Publizistik, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in Wien und in Den Haag. Seit 2008 ist sie bei Ö1 im Kulturressort für verschiedene Sendungen tätig. Und zwar als Autorin, Regisseurin und Gestalterin für „Ex libris“, „Leoporello“, „Gedanken“, „Tonspuren“, „Café Sonntag“, „Ambiente“ und „Hörbilder“. Von 2012 bis 2020 leitet sie die „Ö1 Talentebörse“, ein Projekt zur Förderung von jungen KünstlerInnen. Seit 2021 ist sie Redakteurin in den Bereichen Feature, Feuilleton und Hörspiel. Darüber hinaus ist sie Lehrbeauftragte an der „FH Wien“ der Wirtschaftskammer Wien im Studiengang „Journalismus & Neue Medien im Bereich Radio“. Claudia Gschweitl hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten: 2018 den Radiopreis der Erwachsenenbildung, im Jahr darauf den Ake-Blomström-Award der European Broadcasting Union, im Jahr 2020 wurde sie für die Prix Europa nominiert und sie hat den Prälat-Unger-JournalistInnenpreis erhalten und im vorigen Jahr den CIVIS Audio Award – Europas Medienpreis für Integration. Wichtig ist Claudia Gschweitl dass „alle Seiten zu Wort“ kommen und „Dinge so wieder(ge)geben (werden), wie sie gesagt wurden“ und dass sich die HörerInnen selbst eine Meinung bilden.2
Begründung der Jury: Ein hochaktuelles Thema, ein Bildungsthema par excellence, gute Fragen treffen auf wissenschaftlich fundierte Antworten, die die Hintergründe ausleuchten. Sehr spannend ist dieser Beitrag, weil er über die bloße Einordnung des Phänomens Verschwörungsmythen hinausgeht und auch konkrete Handlungsanweisung zum Umgang mit Betroffenen gibt.
Kategorie Sendereihen und Themenschwerpunkte:
Für die Sendung „Neue Mobilität in Österreich? Ein RadioRoadtrip gibt Antworten“ an die 14 RedakteurInnen und Redaktionsteams der Freien Radios.
Mit diesem Programmschwerpunkt haben die freien Radios aus 14 lokalen und regionalen Perspektiven einen Blick auf neue Initiativen und Alternativen sowie Möglichkeiten der Mobilität geworfen. Dies war bereits der zehnte gemeinsame Themenschwerpunkt der freien Radios. Das Ziel der Schwerpunktprogramme ist es, aus den lokalen bzw. regionalen Perspektiven der freien Radios, die in allen neun Bundesländern tätig sind, eine Zusammenschau zu einem aktuellen Thema aus Kultur, Politik oder Zivilgesellschaft zu bringen. Dabei soll auch zu einem besseren Verständnis des Großen und Ganzen beigetragen werden. Die freien Radios in Österreich bieten als publizistische Ergänzung zum öffentlich-rechtlichen und zum privaten kommerziellen Rundfunk diverse und vielsprachige Programme von lokalen und regionalen Communities und tragen so zu Medienbildung für alle bei.
Entgegengenommen wurde der Radiopreis stellvertretend für die vielen anderen Beteiligten von den drei ProgrammkoordinatorInnen Harald Freudenthaler vom Freien Radio Freistadt, Eva Schmidhuber von der Radiofabrik Salzburg und Dorota Trepczyk von Radio FRO in Linz
Begründung der Jury: Eine sehr vielfältige Annäherung an ein höchst brisantes Thema. Sie liefern spannende und selten gehörte Blickwinkel und Zugänge. Eine gelungene Kooperation der „Freien Radios“ zum Thema Mobilität und dieser Präsentation von Alternativen. Sie zeigen, welches Potenzial in den Regionen Österreichs steckt.
Mitglieder der Jury
Foto: ORF
Die Preisüberreichung erfolgte durch RepräsentantInnen der preisverleihenden Verbände der Konferenz der Erwachsenenbildung (KEBÖ) – Erich Wagner-Walser von der ARGE Bildungshäuser, Michael Sturm vom Berufsförderungsinstitut, Simone Kremsberger vom Büchereiverband, Martina Bauer vom Forum Katholischer Erwachsenenbildung, Bernhard Keiler vom Ländlichen Fortbildungsinstitut, Therese Reinel vom Ring Österreichischer Bildungswerke, Pia Lichtblau vom Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung und Lukas Laurin Oppermann für die Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Österreich.
Lukas Laurin Oppermann von der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Österreich begrüßte im Namen der KEBÖ-Verbände und überreichte den Preis. Radiodirektorin Ingrid Thurnher nahm die Begrüßung als Gastgeberin vor und gratulierte den PreisträgerInnen.
Moderiert wurde die Überreichung vom Sprecher der Jury, Gerhard Bisovsky (VÖV), gemeinsam mit Sarah Kriesche (ORF).
Die Radiopreisverleihung kann hier nachgesehen werden: https://erwachsenenbildung.at/aktuell/nachrichten/16895-video-verleihung-des-radiopreises-der-erwachsenenbildung.php //
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