Michal Bron jr./Paula Guimaraes/Angelica Kaus & George K. Zarifis (eds.): The good life. Barry J. Hake on a high learning curve.

Michal Bron jr./Paula Guimaraes/Angelica Kaus & George K. Zarifis (eds.): The good life. Barry J. Hake on a high learning curve.
Groningen: 2023, 184 Seiten.

Erwachsenenbildung ist keine Lernmaschine. Sie soll dabei unterstützen, das – gute – Leben zu gestalten. Das „gute“ Leben? Seine Charakteristika kann man im Gespräch beschreiben, seine Realisierung im Zusammensein erfahren. Z. B. mit dem Hochschullehrer und Forscher, Autor und Erwachsenenbildner Barry Hake, dem dieses Buch zum Achtziger von Kolleg*innen und Weggefährt*innen gewidmet ist.

Barry Hake hat seine Grundbildung und sein Studium in Großbritannien absolviert, seinen Forschungsschwerpunkt sodann in die Niederlande verlegt, sein Engagement für die Erwachsenenbildung in Europa realisiert und lebt nun in Südfrankreich und in den Niederlanden. Diese produktive Internationalität spiegelt sich in seiner Forschung und Lehre, in seinen Publikationen und organisatorischen Aktivitäten. Zu Letzteren gehört eine etwa dreißigjährige Tätigkeit als Spiritus rector der ESREA (European Society for Research on the Education of Adults).

Wie nicht unüblich in der Erwachsenenbildung, beinhaltet eine Fest- oder Jubiläumsschrift, mehr als die Würdigung einer Person oder Institution. In diesem Fall gibt das Buch Einblicke in Geschichte und Denkwege der Erwachsenenbildung wieder. Es zeigt, wie sich Anliegen und Zielsetzungen seit Jahrzehnten etablierten und unter den gesellschaftlichen Bedingungen entfalteten. Lifelong learning, „permanent education“, „adult education policy“ sind daher Begriffe, die in dieser Publikation öfters apostrophiert werden.

Das in englischer Sprache verfasste Buch, eine Hommage an Barry Hake, strukturiert sich in drei Teile. Der erste Teil beinhaltet Aspekte der Geschichte der europäischen Erwachsenenbildung. Sie wird eingangs, kombiniert mit der Geschichte der Gesellschaft, vorgestellt. Weiters umfasst dieser Teil einen Abriss zur Geschichte der Erwachsenenbildung in Spanien und einen Beitrag zum Albigenserkreuzzug zu Beginn des 13. Jahrhunderts, des einzigen gegen Christen, sowie der philosophisch-spirituellen Frage nach dem Ursprung von Gut und Böse. Am Beispiel des „Working Men’s College“ wird die Erwachsenenbildung von christlichen Sozialisten in England dargestellt.

Christian H. Stifter, österreichischer Zeithistoriker und seit 1996 Direktor des Österreichischen Volkshochschularchivs, berichtet u. a. über seine ersten Erfahrungen mit ESREA-Seminaren und den innovativen Diskussionsformen – der damals dort repräsentierten Scientific Community – wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln. Stifter schildert sein positives Erstaunen, da er, im Gegensatz zur Konvention in Österreich, wo nur bereits geschriebene Referate vorzulesen üblich war, in solchen Seminaren kommunikative Didaktik und demokratischen Diskurs mit „critical friends“ erlebte.

Der zweite Teil des Buches bietet Analysen zum lebenslangen Lernen und zur Bildungspolitik. Hier stellt Gerhard Bisovsky, Politikwissenschafter, Volkshochschuldirektor, Universitätslektor und zuletzt langjähriger Generalsekretär im Verband Österreichischer Volkshochschulen, bildungspolitische Kontinuitäten in der österreichischen Erwachsenenbildung vor. UNESCO-Strategien, „oral history“, die kritische Pädagogik Paulo Freires, lebenslanges Lernen in Krisen der Demokratie und Lernen, das bei zunehmendem Lebensalter der Menschen, auch die Auseinandersetzung mit dem Tod nicht scheuen sollte, sind weitere Themen dieses Kapitels.

Der dritte Teil umfasst theoretische Analysen, die Lernorte, Zeitaspekte, Handeln und Denken der Erwachsenenbildung betreffen. Inhaltlich beschäftigen sich die Beiträge mit „good life“ und der Versöhnung zwischen Individuum und sozialer Bedingtheit, mit besonderen Lernorten – „allotment gardens“ (Kleingärten) – in Polen sowie der neuen „alten Generation“ als Zielgruppe. Außerdem wird die historische Entwicklung des professionellen Personals in der Erwachsenenbildung erörtert sowie abschließend, bei grenzüberschreitenden Perspektiven eine gemeinsame Basis zu finden, thematisiert.

Das Buch vermittelt einen attraktiven Blick auf Geschichte und Gegenwart europäischer Erwachsenenbildung. Es macht deutlich, wie wichtig und wirksam das Engagement einzelner Personen, in diesem Fall von „scholar and organizer“ Barry J. Hake, sein kann, um Wissenschaft und Forschung, gutes, sinnvolles Leben und Bildung tragfähig zu vermitteln.

Für politische Bildung, für Professionalisierung, für alle, die an der Vielfalt europäischer Erwachsenenbildung und nicht zuletzt an damit verbundenem „good life“ interessiert sind, eine empfehlenswerte Lektüre. //

Erhältlich ist das Buch als kostenloser Download bei:
https://renadet.weebly.com/uploads/1/2/4/3/124334336/the_good_life_barry80_digital.pdf

Lenz, Werner (2024): Michal Bron jr./Paula Guimaraes/Angelica Kaus & George K. Zarifis (eds.): The good life. Barry J. Hake on a high learning curve. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2023/24, Heft 281/74. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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