Beate Hörr/ Wolfgang Jütte (Hrsg.): Weiterbildung an Hochschulen. Der Beitrag der DGWF zur Förderung wissenschaftlicher Weiterbildung.

Beate Hörr/ Wolfgang Jütte (Hrsg.): Weiterbildung an Hochschulen. Der Beitrag der DGWF zur Förderung wissenschaftlicher Weiterbildung.
Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag 2017, 287 Seiten

Wissenschaftliche Weiterbildung hat in Form der „Universitätsausdehnungsbewegung“ oder „University Extension“ seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine ehrwürdige Tradition. In den letzten Jahrzehnten wurde sie, als Konsequenz der Ökonomisierung des Bildungswesens, in eigenständigen Organisationsformen an Hochschulen ausgebaut. Neben Lehre und Forschung wird Weiterbildung der Status einer „dritten Mission“ zugeschrieben. Zielgruppen sind insbesondere HochschulabsolventInnen aber auch generell an Weiterbildung Interessierte. So wurden die Angebote der Hohen Schulen nicht nur zu einer akademisch fundierten Ergänzung der universitären Lehre, sondern auch zu einer Konkurrenz etablierter Institutionen am Weiterbildungsmarkt. Weiterbildung durch Hochschulen folgt aber auch der gewandelten Tendenz im Tertiären Sektor, den sich rasch ändernden Erwartungen des Arbeitsmarkts an Aus- und Fortbildung zu entsprechen.

Das vorliegende Buch nimmt die über fünfundvierzigjährige Geschichte wissenschaftlicher Weiterbildung, repräsentiert durch die „Deutsche Gesellschaft für Weiterbildung und Fortbildung“ (DGWF) zum Anlass, historische und aktuelle Aspekte akademischer Fortbildung darzustellen. Als HerausgeberInnen fungieren Beate Hörr, Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung an der Universität Mainz und Wolfgang Jütte, Professor für Erziehungswissenschaften/Weiterbildung an der Universität Bielefeld. Letzterer hat mehrere Jahre in Österreich, z. B. als Mitarbeiter an der Donau Universität Krems, mit seiner Expertise zur Entwicklung wissenschaftlicher Weiterbildung produktiv beigetragen.

Das Buch gliedert sich in sechs Abschnitte. Der erste beschreibt die DGWF von ihren Anfängen als „Arbeitskreis universitärer Erwachsenenbildung“ (AUE), in ihren Zielen und in ihrem Wirken bis in die Gegenwart. Der Kommunikation und dem fachlichen Austausch dienen Tagungen, Publikationen und eine auch als E-Journal erhältliche „Zeitschrift für Hochschule und Weiterbildung“. Der zweite Abschnitt referiert die Themenfelder der vier Arbeitsgemeinschaften: Weiterbildung an Hochschulen, Fernstudium, Weiterbildung für Ältere und Forschung. Berichte über die Arbeit der verschiedenen Ländergruppen sowie die grenzüberschreitenden Kooperationen, sie betreffen Österreich, die Schweiz und das „European University Continuing Education Network“ (eucen), finden sich in den nächsten beiden Abschnitten.

Ein eigenes Kapitel widmet sich den Perspektiven der Hochschulweiterbildung. Dabei wird diskutiert, welche entsprechenden organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten, wenn Hochschulen Institutionen des lebenslangen Lernens werden sollen. Ein anderer Aspekt ist die Chance, neue Studienstrukturen sowie eine Orientierung an berufstätigen Studierenden nachhaltig zu etablieren. Dies entspräche auch der Absicht, die vom Arbeitsmarkt geforderte ständige Weiterbildung qualitativ zu fördern und wissenschaftliche Weiterbildung als berufliche Fortbildung zu einem Bestandteil der bestehenden Bildungsarchitektur werden zu lassen. Das abschließende Kapitel umfasst drei Empfehlungen der DGWF aus dem letzten Jahrzehnt zu Organisation, Formaten und Perspektiven wissenschaftlicher Weiterbildung.

Das Buch bietet eine übersichtliche Schau über die Organisationsformen und den differenzierten Bereich wissenschaftlicher Weiterbildung in Deutschland sowie über die dort geführten Diskussionen zu dessen weiterer Entwicklung. Es lässt die vielfältigen Aktivitäten plastisch zur Geltung kommen.

In Österreich wird im ersten gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan 2016–2021 neben universitärer Lehre und Pädagogenausbildung/Pädagoginnenausbildung die „Universitäre wissenschaftliche Weiterbildung“ als dritte Säule der Lehre gefordert. Das vorliegende Buch regt Fragen an, die – zumindest in Österreich – noch ausführlich zu erörtern sind:

  • Welche Erfahrungen lassen sich aus der internationalen Szene ableiten, z. B. den USA, wo wissenschaftliche Weiterbildung an Universitäten als eigener Geschäftsbereich – mit eigenem Budget und eigenständigen Verträgen mit Unternehmen – organisiert ist?
  • Wie entwickeln sich die Finanzen hinsichtlich staatlicher Verantwortung und privaten Initiativen im Tertiären Sektor und welchen Stellenwert soll dabei universitäre Weiterbildung einnehmen?
  • Welche Rolle nimmt wissenschaftliche Weiterbildung im vor sich gehenden strukturellen Wandel des Tertiären Sektors ein und wie kann sie die ihr zugeschriebene Aufgabe, mehr „soziale Durchlässigkeit“ zu erreichen, erfüllen?
  • Wie kann angesichts des steigenden Bedarfs an wissenschaftlicher Weiterbildung für Arbeitskräfte eine Integration von Allgemeinbildung und Berufsbildung gefördert werden sowie durch eine Verbreitung wissenschaftlicher Weltsicht zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beigetragen werden?
  • Wie können im Sinne des lebenslangen Lernens auf Basis der Kooperation von Hochschulen mit bewährten Institutionen der Erwachsenenbildung Synergien genutzt und produktive Projekte entwickelt werden? //

Kostenfreier Download verfügbar unter: wbv-open-access.deDOI: 10.3278/6004479w

Lenz, Werner (2018): Robert Streibel (Hrsg.): Beate Hörr/ Wolfgang Jütte (Hrsg.): Weiterbildung an Hochschulen. Der Beitrag der DGWF zur Förderung wissenschaftlicher Weiterbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag 2017, 287 Seitenn. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Frühjahr/Sommer 2018, Heft 264/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

Kommentare

Neuen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Zurück nach oben