Wolfgang Beutel u. a. (Hrsg.): Handbuch Demokratiepädagogik.

Wolfgang Beutel u. a. (Hrsg.): Handbuch Demokratiepädagogik.
Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag 2022, 801 Seiten.

Demokratiepädagogik hat ihre Wurzeln in der Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhunderts. Unter verschiedenen Begriffen wie z. B. „Demokratiebildung“, „Demokratie-Lernen“, „Demokratieerziehung“ oder „Demokratisches Handeln“, werden in den letzten Jahrzehnten schulische und außerschulische Bildungsangebote vermittelt.

Verschiedene Gründe haben eine politik-, sozial- und erziehungswissenschaftliche Herausgeberschaft motiviert, dieses Handbuch zu publizieren. Das Buch will:

  • unterrichtsbezogene Politikdidaktik ergänzen,
  • demokratische Bewusstseinsbildung und Verantwortung für Demokratie erhalten,
  • aktuelle Krisen in ihrer globalen Bedeutung erkennen lassen,
  • Demokratie- und Europaskepsis sowie damit einhergehenden national-konservativen Umformungen gegensteuern,
  • generell die Förderung von Demokratiebildung unterstützen.

Das umfangreiche Handbuch ist in acht Themenfelder gegliedert.

Im ersten Kapitel wird der Begriff Demokratiepädagogik umgrenzt. Es umfasst Demokratie als Lebensform, sich daraus ergebende Aufgaben für die Pädagogik im schulischen Kontext, Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe aber auch demokratische Schulentwicklung. Eine vom Subjekt ausgehende Bildung zur Mündigkeit kann als Leitmotiv für Demokratiebildung angesehen werden.

Historische und grundsätzliche Aspekte finden sich im zweiten Kapitel, das das Verhältnis von Demokratie und Pädagogik erörtert. John Dewey, Georg Kerschensteiner und Janusz Korczak als Persönlichkeiten mit pädagogischer Wirkung aber auch Diskurse zur politischen Bildung oder Demokratiepädagogik werden vorgestellt. Als ergänzender Beitrag könnte und sollte in einer neuen Auflage die noch immer aktive – 1921 gegründete – demokratische Schule „Summerhill“ dargestellt werden.

Forschungsstand und internationale Aspekte – auch Demokratiebildung in Österreich – werden in den Kapiteln drei und vier abgehandelt.

In Kapitel fünf, „Schnittmengen“, werden u. a. Citizenship Education, Inklusive Bildung, Menschen- und Kinderrechte, Friedenspädagogik, Gender-Didaktik und sozioökonomische Bildung thematisiert. Direkt und indirekt werden didaktische Konstellationen angesprochen.

„Orte“ und „Formen“, die beiden folgenden Kapitel, schildern Beispiele von Demokratiepädagogik und -bildung im Kindergarten, Schulsozialarbeit, sowie Demokratiebildung in verschiedenen Schulstufen, Schultypen und in Jugend-, Hochschul- und Erwachsenenbildung. Bezüglich politischer Erwachsenenbildung wird auf eine lange Tradition des „Demokratielernens“ verwiesen. Didaktische Impulse und Konzepte werden vorgestellt und eine größere Reichweite der politischen Erwachsenenbildung angeregt.

Im abschließenden „Ausblick“ wird für eine modernisierte Schule argumentiert. Schule soll sich „von einer Schule des Lernens zu einer Schule des demokratischen Lebens modernisieren“ (S. 790).

Entsprechend der historischen Entwicklung von Demokratiepädagogik ist das Handbuch auf schulischen Kontext konzentriert. Abgesehen von einigen Artikeln, die Erwachsenen- und Weiterbildung betreffen, geben viele Beiträge mit ihren grundsätzlichen und didaktischen Hinweisen attraktive Impulse auch für den Einsatz für Bildungs- und Lernprozesse bei Erwachsenen.

Das Handbuch kann unterstützend im Bereich politische Bildung eingesetzt und sollte als hilfreiches Orientierungswerk in einschlägigen Bibliotheken aufgestellt ­werden. //

Lenz, Werner (2023): Wolfgang Beutel u. a. (Hrsg.): Handbuch Demokratiepädagogik. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Frühjahr/Sommer 2023, Heft 279/74. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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