Projektstruktur
„Neue Wege sehen – neue Wege gehen“ unter diesem Motto bietet die Volkshochschule Oberösterreich (VHS OÖ) in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Bildungsberatung OÖ, gefördert durch den Europäischen Sozialfonds, seit 2012 kostenlose und anbieterneutrale Bildungsberatung an.
Ein wesentliches Ziel des Europäischer Sozialfond, der das Projekt Netzwerk Bildungsberatung Oberösterreich neben dem Bundesministerium für Bildung, dem Land Oberösterreich und der Arbeiterkammer Oberösterreich finanziert, ist es, ein kostenloses und anbieterneutrales Beratungsangebot für alle Erwachsenen zur Verfügung zu stellen. Ein Schwerpunkt des Projektes liegt darauf, bildungsungewohnten bzw. benachteiligten Personen Zugang zu Bildung und zum lebensbegleitenden Lernen zu ermöglichen.
Diesem Schwerpunkt folgend richtet sich das Bildungsberatungsangebot des Netzwerkes Bildungsberatung Oberösterreich an Menschen die „bildungsbenachteiligt“ sind. Dies können Personen sein, die im formalen Bildungssystem über den Pflichtschulabschluss hinaus keine Abschlüsse erwerben konnten, Menschen mit Migrationshintergrund, Erwachsene ohne beruflichen Ausbildungsabschluss, Arbeitslose und regional Benachteiligte.
Das Netzwerk Bildungsberatung besteht aus folgenden Partnerorganisationen: Die Arbeiterkammer Oberösterreich leitet das Netzwerk und bietet neben der klassischen Bildungsberatung in Präsenz auch Online-Beratung per E-Mail sowie per Chat, telefonische Beratung und Beratung per Videotelefonie an. „Migrare“ Oberösterreich ist Anbieter von mehrsprachiger Bildungsberatung im transkulturellen Kontext. Die Bildungsberatung wird in den Sprachen Deutsch, Englisch und Russisch angeboten. Das Berufsförderungsinstitut Oberösterreich bietet zusätzlich zu Bildungsberatungsgesprächen in den Städten Linz, Wels und Steyr auch Workshops zum Thema Kompetenz und Beratung an. Der Verein ALOM hat ein spezielles Angebot, nämlich mobile Bildungsberatung für Frauen im Bezirk Rohrbach im Mühlviertel. Die Volkshochschule Oberösterreich bietet Bildungsberatung für Personen mit mangelnden Deutschkenntnissen in allen Regionen vor Ort an. Alle Partnerorganisationen treffen sich regelmäßig zum inhaltlichen Austausch, zu regelmäßigen Fortbildungen, zur Abstimmung der Beratungsangebote und zur Weiterentwicklung des Netzwerkes wie z. B. Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes oder des Bildungsradars.
Die Bildungsberatungsangebote der Volkshochschule Oberösterreich sind sehr niederschwellig konzipiert, sodass Menschen für Bildung sensibilisiert werden, sich über das gesamte Spektrum der österreichischen Bildungslandschaft informieren und sich am Bildungsmarkt orientieren können. Im Sinne des Trägers der Volkshochschule Oberösterreich, der Arbeiterkammer Oberösterreich, und vor allem im Sinne des KonsumentInnenschutzes ist es uns ein Anliegen, dass die Personen umfassend neutral informiert werden und sich im Bildungsdschungel besser zurechtfinden. Im Rahmen der Netzwerkpartnerschaft Bildungsberatung Oberösterreich stellt die Bildungsberatung der Volkshochschule Oberösterreich das niederschwelligste Angebot dar. Es ist daher auch Ziel gegebenenfalls interessierte Personen an die jeweils passenden professionellen Beratungsangebote der Projektpartner*innen weiter zu vermitteln. In der laufenden ESF-Projektperiode bietet die VHS OÖ im Rahmen des Netzwerkes Bildungsberatung individuelle Beratungen sowie Informations- und Sensibilisierungsworkshops für Gruppen an.
Zielgruppe und Angebot
Die Volkshochschule Oberösterreich verfügt über langjährige Erfahrungen im Migrationsbereich, bedingt durch das große Angebot an Deutsch-Integrations-Kursen und durch die laufend durchgeführten Integrationsprojekte. Das Management von Projekten im Migrationsbereich entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen Segment innerhalb der Volkshochschule Oberösterreich. Zwischen dem Institut für Interkulturelle Pädagogik der Volkshochschule Oberösterreich, dem Land Oberösterreich und verschiedenen Gemeinden gibt es eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Schwerpunkten Frühförderung, Lernförderung, Sprachförderung und Integrations- und Fördermaßnahmen. Auch neue Projekte mit spezifischen Zielgruppen (z.B. Deutsch für Imame oder Griffbereit und Rucksack für Kleinkinder) werden laufend entwickelt und durchgeführt.
Insofern war es schnell klar, dass aufgrund der hohen Erfahrung und dem ausgezeichneten Zugang zur Zielgruppe das Hauptaugenmerk des Bildungsberatungsprojektes der Volkshochschule Oberösterreich auf die Zielgruppe „Personen mit Migrationshintergrund“ gelegt wurde.
In Gesprächen mit erfahrenen Kursleiter*innen ergab sich das Bild, dass sich die Kursteilnehmer*innen mehr Informationen über das österreichische Bildungssystem und über Berufsausbildung wünschten, als im Deutschkurs inhaltlich abgedeckt werden konnte.
Dieses Informationsdefizit war damit der Grundstein für die Entwicklung des Bildungsberatungsangebotes der Volkshochschule Oberösterreich. Es wurde ein Workshop-Format für Gruppen entwickelt, welches vorwiegend darauf abzielt, die TeilnehmerInnen für Bildung zu sensibilisieren, ihnen Informationen zum und Orientierung im Bildungssystem zu geben, und ihnen so die damit verbundenen Werte und Werthaltungen verstehen zu helfen. Es geht bei den Workshops aber auch darum, auf die Bedeutung der Deutschkenntnisse, der Aus- und Weiterbildung sowie auf die am Arbeitsmarkt notwendigen Kompetenzen als wichtigen Faktor für die berufliche Weiterentwicklung hinzuweisen.
Im Anschluss an die Workshops gibt es die Möglichkeit, ein persönliches Face-to-Face Beratungsgespräche in Anspruch zu nehmen, um auf individuelle Fragen oder Anregungen, die oft im Rahmen des Workshop entstehen, eingehen zu können.
Gruppenworkshop
Die Workshopinhalte wurden so konzipiert, dass diese an die Bedarfe der Zielgruppe angepasst werden können. Je nach Deutschkenntnissen, Vorerfahrungen im Bildungs- bzw. Berufssystem bzw. Informationsbedarf der TeilnehmerInnen (z.B. Eltern fragen oft bezüglich Möglichkeiten im Schulsystem) können die Inhalte der Workshops variieren und angepasst werden.
Grundsätzlich sind folgende Inhalte für das Workshop-Format entwickelt worden:
Sensibilisierung für Bildung:
- Sinn in Bildung erkennen und die damit verbundenen Werte und Werthaltungen verstehen.
- Was bringt Bildung? (Sinn von Bildung, Verwertbarkeit von Bildung, Anerkennung in Familie und Beruf, bessere Verdienstmöglichkeiten, bessere Jobs, Vorbildhaltung in der Familie, etc.).
- Status von Bildung in Österreich (Werte im Bildungssystem, Wert von Bildung, etc.) versus: Welchen Status hat Bildung für „mich“?
- Role Model (z.B. Migrant*innen, die es bereits geschafft haben; Frauen 55+, die sich aktiv weiterbilden).
- Mut machen für Gruppenbildungsberatung bzw. individuelle Bildungsberatung.
Info und Orientierung im Bildungssystem:
- Allgemeine Infos über österreichisches Bildungssystem, Vorstellen von Berufen und Bildungswegen, Infoquellen aufzeigen (auch online).
- Allgemeines über Nostrifizierung und Fördermöglichkeiten.
- Orientierung hinsichtlich der individuellen Potenziale.
- Informierung über eigene Optionen.
- Vorschläge über weitere strukturierte Vorgehensweise.
- Wo wird Bildungsberatung angeboten?
(Verweis auf Einzel- und Gruppenberatung der Netzwerkpartner*innen).
Die Einzelberatung
Die Einzelberatung baut auf einem systemischen Beratungsansatz auf. Es geht vorrangig um das Stärken der Ressourcen und Kompetenzen der zu beratenden Person und deren soziales Umfeld. Wichtig ist dabei, dass die Lösungsvision im Zentrum steht und nicht die Problemanalyse. Die Grundsätze lauten: zuhören – fragen – lösen.
Projektdurchführung und Zielgruppenerreichung
Die Bildungsberatungsangebote (Workshop und Einzelberatung) werden in den Deutschkursen und Integrationsprojekten der Volkshochschulen beworben, aber es wurden auch neue Kontakte zu migrantischen Vereinen, Eltern-Kind Zentren, Bibliotheken etc. aufgebaut, um die Angebote noch breiter zugänglich zu machen.
Die Workshops können kostenlos für Gruppen gebucht werden. Die Einzelberatungen sind ebenfalls kostenlos und finden nach vorheriger Terminvereinbarung in den VHS-Regionalstellen in ganz Oberösterreich statt. Wir bieten über unser Programm auch regelmäßig Beratungstage in den Regionen an. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine reine Terminankündigung, sei es auf der VHS-Homepage, Facebook oder im Programm zu wenig ist, um die Leute zu erreichen. Der Kontakt im Workshop oder über die Kolleginnen in den Regionalstellen oder den Kontaktpersonen in den Migrant*innenvereinen ist daher eine wichtige Voraussetzung.
Eine ständige Vernetzungsarbeit ist daher extrem wichtig und fixer Bestandteil des Projektes Bildungsberatung, es haben sich schon einige wichtige dauerhafte Kooperationen ergeben und auch Zugänge zu neuen Kontakten eröffnet.
In der ESF-Programmperiode 2018–2021 konnten trotz der Corona-Pandemie die geplanten Beratungskontakte (445 Face-to-Face-Kontakte, 600 Gruppenkontakte) erreicht werden, wobei ab dem Lockdown im März 2020 die Rahmenbedingungen sehr beschwerlich waren, da auch im Deutschkursbereich nur ein stark eingeschränkter, mit stark reduzierter Teilnehmer*innenzahl durchgeführter bzw. teilweise auf online umgestellter Kursbetrieb stattfinden konnte und somit die Bewerbung der Bildungsberatung in den Kursen und Projekten nur schwer möglich war. Auch die Durchführung von Gruppenworkshops in Vereinen, Bibliotheken etc. war sozusagen als „externe“ Bildungsberaterin untersagt.
Insofern wird hier hinsichtlich der Erreichung der Zielgruppe vom Projektzeitraum 2018 bis zum Lockdown im März 2020 berichtet.
In diesem Zeitraum wurden 38 Workshops mit einer durchschnittlichen Teilnehmer*innenzahl von 10,6 Personen durchgeführt (403 Gruppenkontakte). Die Face-to-Face-Beratungen wurden hauptsächlich aus den Gruppenkontakten akquiriert (203 Face-to-Face-Beratungen). Die Vorgehensweise, die Personen in den Gruppenworkshops für Bildungsberatung zu sensibilisieren, die Hemmschwellen für die Einzelberatung abzubauen und die Personen zu motivieren, zu einem Einzelberatungstermin zu kommen, hat sehr gut funktioniert. In der Planung wurde antizipiert, dass zirka 20 bis 25 Prozent der Gruppenteilnehmer*innen zur Einzelberatung kommen werden. Tatsächlich konnten auf diesem Weg in etwa 50 Prozent der TeilnehmerInnen zur Einzelberatung motiviert werden. Im Rahmen von Bildungsberatungstagen an den regionalen VHS Standorten und in Bibliotheken konnten 24 Face-to-Face-Beratungen durchgeführt werden.
In diesem Projektzeitraum konnte die VHS OÖ die prioritäre ESF Zielgruppe „Personen mit Migrationshintergrund“ mit einem Anteil von 98 Prozent an allen Beratungskontakten sehr gut erreichen. 74 Prozent der erreichten Personen hatten keinen Pflichtschulabschluss (40 Prozent) oder verfügten über einen Schulabschluss im Primärbereich bzw. unteren Sekundarbereich (34 Prozent) und können daher der prioritären Zielgruppe der Niedrigqualifizierten zugeordnet werden.
44 Prozent der erreichten Personen waren nicht erwerbstätig und können der prioritären Zielgruppe der Nichterwerbstätigen zugeordnet werden.
74 Prozent der Beratungskontakte waren weiblich und 26 Prozent männlich. 75 Prozent der Beratungskontakte waren im Alter von 25 bis 54 Jahren.
Wie die Zahlen zeigen, war die Erreichung der Zielgruppe durch aktive Bewerbung in VHS Kursen und Integrationsangeboten erfolgreich. Auch die intensive Netzwerkarbeit hat sich bewährt und zunehmend zu Beratungskontakten geführt. Als sehr wichtige Unterstützung die Zielgruppe zu Einzelberatungen zu motivieren, hat sich die Ermutigung durch Vertrauenspersonen wie KursleiterInnen herausgestellt.
Projekterfahrungen und Herausforderungen in der Beratung
Zu den großen Herausforderungen in der Beratungstätigkeit zählt das Sprachniveau. Durch mangelnde Deutschkenntnisse, unterschiedliche Bilder zu einzelnen Begriffen oder ein anderes kulturelles Verständnis von Arbeit oder Ausbildungen entstehen oft Missverständnisse, die ausgeräumt werden müssen.
Im Vergleich zu einer Zielgruppe, die bildungsgewohnt ist, gibt es für unsere Zielgruppe wenig adäquate Bildungsangebote. Der Rechercheaufwand ist groß, weil sich die Angebote immer wieder ändern.
Der Beratungsumfang ist größer und geht tiefer, da auch oft grundsätzliche Begriffe rund um Bildung und Beruf erklärt werden müssen.
Es spielen häufig andere Themen in die Beratung hinein: Einsamkeit, fehlende Kontakte zu deutschsprachigen Personen, laufende Asylverfahren, eingeschränkte Mobilität, geringe finanzielle Ressourcen, Religion. Insofern braucht es hier einen systemischen Beratungsansatz, um auch das soziale System, die Umweltbedingungen und die Ressourcen der Person zu berücksichtigen.
Wichtig in der lösungsorientierten Beratung ist, dass die Lösungsvision im Zentrum steht und nicht die Problemanalyse. Diesen Gesichtspunkt während der Beratung immer im Auge zu behalten, ist nicht immer leicht.
Aktuelle Datenlage zu Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund
Wie aktuelle Daten und Studien zeigen, sind Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich noch immer benachteiligt. Sie haben häufig einen niedrigeren Bildungsabschluss und ein niedrigeres Berufsniveau. Sie erfahren Diskriminierungen aufgrund ihres Migrationshintergrundes.
Laut Statistik Austria lebten 2020 rund 2,138 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Privathaushalten entsprach dies einem Anteil von 24,4 Prozent. Der Bildungsgrad der Bevölkerung mit Migrationshintergrund hat sich zwar in den letzten Jahren verbessert, trotzdem haben noch immer 25 Prozent der 25- bis 64-Jährigen eine Pflichtschule als höchsten Bildungsabschluss, im Vergleich dazu liegt bei Menschen ohne Migrationshintergrund dieser Wert bei neun Prozent. Auch die Erwerbstätigenquote ist bei Personen mit Migrationshintergrund mit 66 Prozent um neun Prozentpunkte geringer als die der erwerbsfähigen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Im Jahr 2020 hatten knapp 40 Prozent der zugewanderten Personen den beruflichen Status „Arbeiter*innen“, aber nur 19 Prozent der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. (Vgl. Statistik Austria: 2021, S.10).
Im Bericht des Europäischen Migrationsnetzwerkes zur Integration von Migrant*innen in Österreich wird aufgezeigt, dass es deutliche Unterschiede zu Ungunsten von weiblichen Drittstaatsangehörigen hinsichtlich Beschäftigung gibt. Laut Eurostat-Daten liegt die Erwerbsbeteiligung von 20- bis 64-jährigen Frauen aus Drittstaaten in Österreich deutlich unter jener der Männer (2020: 56 Prozent versus 80 Prozent). Die Erwerbsquote der Österreicher*innen ist insgesamt höher (2020: 77 Prozent und 84 Prozent), wobei der Unterschied zwischen Drittstaatsangehörigen und Österreicher*innen unter Frauen besonders ausgeprägt ist.
Der häufigste Bildungsabschluss unter 18- bis 64-jährigen drittstaatsangehörigen Frauen in Österreich war 2020 mit 43 Prozent ein Pflichtschulabschluss oder niedrigerer Abschluss. (Vgl. Heilemann: 2021, S. 14).
Eine Studie von SORA aus dem Jahre 2019, welche im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführt wurde und bei der 2.300 Personen zwischen 14 und 65 Jahren befragt wurden, ergab, dass die Hälfte der Bevölkerung aufgrund Diskriminierung eine schlechtere Behandlung erfährt aufgrund von Geschlecht, Familienstand, Alter, ethnischer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Beeinträchtigung oder sozialer Stellung. Personen mit Migrationshintergrund oder einer muslimischen Religionszugehörigkeit erleben doppelt so häufig (62 Prozent bzw. 78 Prozent) eine Schlechterbehandlung als Personen ohne Migrationshintergrund (37 Prozent) oder mit einer christlichen Religionszugehörigkeit (39 Prozent). Am häufigsten haben die Befragten (21 Prozent) in den letzten drei Jahren persönlich Diskriminierungserfahrungen in der Arbeitswelt gemacht. Als häufigste Gründe werden Nachteile beim Einkommen, beim Aufstieg oder bei Gehaltserhöhungen sowie bei der Jobvergabe aufgrund persönlicher Merkmale genannt. (Vgl. Schönherr et.al.: 2019, S. 2).
Wirkung von Bildungsberatung
Es stellt sich nun die Frage, kann Bildungsberatung einen Beitrag leisten, um die bestehenden Benachteiligungen abzufedern und Chancengerechtigkeit zu erhöhen?
Menschen, die „bildungsbenachteiligt“ sind, brauchen nicht nur Information, sondern ein gemeinsames Heranführen und Erarbeiten, welchen Stellenwert Bildung in der österreichischen Gesellschaft, im sozialen Umfeld und für die einzelne Person einnimmt.
Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich sind keine homogene Gruppe und es gibt daher auch keine „Universallösungen“. Die Bildungsberatung kann auf individuelle Bedürfnisse, Qualifikationen und Kompetenzen sowie Berufswünsche eingehen, es können neue Wege aufgezeigt werden und Menschen ermutigt werden, diese Wege auch zu beschreiten.
Im Abschlussbericht des ÖIBF zur Wirkungsanalyse der Bildungsberatung Österreich wurde einerseits festgestellt, dass die prioritären Zielgruppen gut erreicht werden und andererseits konnte durch Auswertung von Wirkungsfragebögen, die von den BeratungskundInnen ausgefüllt wurden, festgestellt werden, dass „die BeratungskundInnen nach eigener Wahrnehmung zu einem überwiegenden Anteil informierter, orientierter, strukturierter und motivierter aus der Beratung herausgehen und diese Effekte auch nach einem längeren Zeitraum noch sehr positiv eingeschätzt werden. Bildungsberatung zeigt hinsichtlich dieser Dimensionen hohe unmittelbare Effekte bei den BeratungskundInnen, die in Zusammenhang zu einer sehr hohen Zufriedenheit mit der Qualität der Beratungsleistung stehen.“ (vgl. Schlögl et.al, 2018, S 76) Strukturelle Wirkungen der Bildungsberatung konnten durch die Wirkungsanalyse noch nicht festgestellt werden, dazu sind noch weitere Studien notwendig.
Zusammenfassend haben die Analysen des ÖIBF gezeigt, dass sich Bildungsberatung längerfristig auf individuelle Änderungen in Bezug auf die Motivation und Einstellungen der BeratungskundInnen auswirkt, wodurch die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der beratenen Personen gestärkt und unterstützt wird. (Vgl. Schlögl etal.: 2018, S. 76).
Diese Analyseergebnisse des ÖIBF bestärken uns in unserer Arbeit und motivieren uns sehr, dass wir uns auch in Zukunft als Volkshochschule Oberösterreich im Netzwerk Bildungsberatung Oberösterreich engagieren und Bildungsberatung für die Zielgruppe Personen mit Migrationshintergrund anbieten. //
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