Kongressbericht: Bildung und Populismus. Erwachsenenbildung und die Tradition der Cultural Studies.

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Von 24. bis 25. November 2017 fand in der Volkshochschule Favoriten die Tagung „Bildung und Populismus. Erwachsenenbildung und die Tradition der Cultural Studies“ statt, die vom Arbeitskreis Kulturanalyse, dem Verband Österreichischer Volkshochschulen und den Wiener Volkshochschulen veranstaltet wurde, und an der rund 60 Interessierte teilnahmen. Die Tagung wurde von Ingo Pohn-Lauggas (Arbeitskreis Kulturanalyse Wien), Stefan Vater (Verband Österreichischer Volkshochschulen) und Rosa Reitsamer (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) konzipiert und durchgeführt.

Ausgehend von der zentralen Bedeutung, die Erwachsenenbildung für die Geschichte der britischen Cultural Studies hatte – sämtliche ProtagonistInnen der Gründungsgeneration waren als Lehrende oder Leitende in der Erwachsenenbildung aktiv –, wurde die Verbindung von kritischer Forschung zu Alltagskultur, Erwachsenenbildung und politischem Anspruch unter den gegenwärtigen Bedingungen untersucht und diskutiert – im Zentrum stand hierbei das Phänomen des Populismus. Wir leben in einer Zeit, die einerseits von einer augenscheinlichen öffentlichen Diskursverschiebung nach rechts und andererseits von einem Ruf nach einem neuen (linken?) Populismus geprägt ist, mit dem den Demagogen die Diskurshoheit streitig gemacht werden soll. In unterschiedlichsten Zusammenhängen wird angesichts besorgniserregender Wahlergebnisse der Ruf laut, sich der „einfachen Leute“ wieder mehr anzunehmen. Was bleibt vor diesem Hintergrund vom Anspruch der Cultural Studies, kritische Wissenschaft zu betreiben, die gesellschaftlich interveniert? Was davon ist auf heutige Verhältnisse anwendbar und welche Rolle spielen dabei Volkshochschulen und Bildungseinrichtungen abseits von Schule und Universität? Was sind die Aufgaben der Erwachsenenbildung? Darüber wurde im Kontext der Tagung diskutiert.

In der zweitägigen Veranstaltung wurde in Workshops zu Populismus (Leitung Stefan Vater) und Populärkultur (Rosa Reitsamer) diskutiert, in seinem Vortrag stellte Günter Sandner Überlegungen zum Geniebegriff bei Otto Neurath und Edgar Zilsel zur Diskussion und Ingo Pohn-Lauggas analysierte den Alltagsbegriff bei Antonio Gramsci und seine Relevanz für die Debatte über Populismus. Nina Horaczek präsentierte im weiteren Verlauf der Tagung ihre aktuelle Publikation zu Strategien gegen den Populismus,1 Elke Rajal (Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit, Wien) stellte die Frage „Mit Bildung gegen Rechtsextremismus?“ und die MitarbeiterInnen des lernraum.wien – Thomas Fritz, Gerhild Ganglbauer, Angelika Hrubesch – leiteten einen Workshop zu Basisbildung. Das Programm wurde ergänzt um eine Buchvorstellung zu Raymond Williams „It all began in Adult Education“2.

Weitere Informationen unter www.vhs.or.at/632 //

1   Ötsch, Walter & Horaczek, Nina (2017): Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung. Frankfurt a. Main: Westend-Verlag.

2   Horak, Roman, Pohn-Lauggas, Ingo & Seidl, Monika (Hrsg.)(2017): Über Raymond Williams. Annäherungen, Positionen, Ausblicke. Hamburg: Argument Verlag.

Vater, Stefan (2017): Kongressbericht: Bildung und Populismus. Erwachsenenbildung und die Tradition der Cultural Studies. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2017/18, Heft 263/68. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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