Leben ist ein Prozess, der von einer starken Energiequelle getrieben wird. Einige besonders gut geeignete Atome und Moleküle setzen diese Energie um. Sie erhöhen dabei die eigene Komplexität und bauen Strukturen auf, die sich selbst vermehren können. Ihre komplexe Organisation halten sie aufrecht, weil sie Informationen hervorbringen und sie vererben können.
Auf diese Weise definiert Renée Schroeder, Naturwissenschafterin an der Universität Wien, seit vier Jahrzehnten professionelle Erforscherin der Ribonukleinsäure und aktive Kräuterbäuerin, das Leben. Mit der gut überschaubar, strukturiert und konzis verfassten Publikation, legt Schroeder die schriftliche Fassung eines Vortrags, gehalten im Rahmen der „Wiener Vorlesungen“ im Frühjahr 2021, vor. Der Titel des Buches ist gleichlautend gewählt mit einem Buch (1926) des österreichischen Physikers Erwin Schrödinger (1887–1961). Aus Sicht des Physikers hatte Schrödinger zur biologischen Fragestellung nach dem, was das Leben ist, erklärt: Lebende Systeme schaffen Ordnung. Renée Schroeder transponiert (S. 18): „Das Leben ist ein Kampf gegen Unordnung.“
Der Entropie widerstehend – der Begriff aus der Thermodynamik besagt, dass sich Systeme ohne Energiezufuhr auflösen – gelingt es Lebewesen Energie (z. B. Essen, Atem) aus ihrer Umgebung aufzunehmen und mit Hilfe von Stoffwechsel Ordnung zu schaffen und zu erhalten.
Mit konzentriertem Blick auf die Forschungen der letzten Jahrzehnte zeigt Schroeder die Zelle und somit das Leben, als sich selbstorganisierendes – autopoietisches – System. Komplexe Lebewesen entwickeln sich aus einfachen Strukturen in einer Evolution ohne Ziel. Diese kleinsten Dinge – Atome, Moleküle – gilt es aufzuspüren, um zu erklären, wie Leben unter entsprechenden Rahmenbedingungen entstand. Schroeder spannt den Bogen vom Urknall vor zirka 13,8 Milliarden Jahren über die Entstehung der Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren bis zu den ersten Lebewesen eine weitere Milliarde Jahre später. Eine Ursuppe war nach heutigem Wissensstand, Nährboden für eine Urzelle namens LUCA (Last Universal Common Ancestor). Der Homo sapiens bewegt sich übrigens erst seit etwa 200.000 Jahren im Karussell des Lebens.
Die Autorin stellt wissenschaftliche Erkenntnisse, Forschung und ihre Entwicklung populär verständlich vor und erläutert Begriffe mit ihren Zusammenhängen. Die Publikation Schroeders entspricht volksbildnerischem Ethos. Eine Wissende ermöglicht, Anteil an ihrem Wissen zu nehmen, damit Lesende jeweils eigenes, individuelles Wissen aufbauen können.
Für die Bereichskategorie Naturwissenschaften sowie als rasche Information über „das Leben“ für alle Interessierten empfehlenswert. //
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