Nahversorger in Sachen Bildung1

Rück- und Ausblick lieferten die Vorarlberger Volkshochschulen. Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Deutschkurse.

Über 32.500 TeilnehmerInnen und rund 2530 Veranstaltungen: Das ist die Bilanz 2018, die Stefan Fischnaller, Obmann der Vorarlberger Volkshochschulen und Geschäftsführer der VHS Götzis, gestern vorlegen konnte.
Im Vergleich zum Jahr davor ist das eine Steigerung von knapp drei Prozent bei den Teilnehmern beziehungsweise rund 1,5 Prozent bei den Veranstaltungen. Fischnaller dazu: „Wir sind der größte Bildungsträger des Landes.“ Die fünf Volkshochschulen – Bregenz, Hohenems, Götzis, Rankweil, Bludenz – waren im Vorjahr in 56 Gemeinden des Landes mit ihrem Angebot präsent. Gestern stellten sie das neue Frühjahrs¬programm vor, das rund 1300 Veranstaltungen umfasst.

Mit 70 Kursen wurde vor 30 Jahren in Bludenz begonnen – heute sind es über 250. Kooperationen mit drei Oberländer Kulturvereinen, ein Alphorn-Kurs oder Skispringen für jedermann ab 16 Jahren stehen in den kommenden Monaten auf dem Plan. Fortgesetzt wird auch die Berufsreifeprüfung, bei der die Verantwortlichen auf eine Erfolgsquote von über 90 Prozent verweisen können.

Der Schwerpunkt der VHS Götzis liegt auf dem zweiten Bildungsweg. So beginnt etwa kommende Woche wieder ein Kurs für den Pflichtschulabschluss, und auch Deutsch als Fremdsprache steht auf dem Programm. „Ein Deutschkurs ist billiger als ein Monat Mindestsicherung und bringt mehr“, ist Fischnaller überzeugt. Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Jahren gebe es heuer etwa um ein Drittel Deutschkurse weniger, informierte der VHS-Obmann. „Die haben in den letzten Jahren alles überlagert“, hieß es. Diesbezüglich gebe es aber nach wie vor genug zu tun, um die Menschen auf ein Sprachniveau zu bringen, das ihnen einen Eintritt in den Arbeitsmarkt ermögliche.

Die Kurse für Asylwerber werden über die Caritas vom Land bezahlt, jene für Bleibeberechtigte vom Bund. Kontrolliert werde dabei sehr genau. „Es gibt ein grundsätzliches Misstrauen der Behörden. Das ist lästig“, so Fischnaller. Seine Erfahrung: 95 Prozent der Teilnehmer kommen gerne und wollen weiterkommen. Und dann gibt er noch zu bedenken: „In den Volkshochschulen findet Integration am Kaffeautomat statt. Wir leis¬ten einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben im Land.“

Daneben gibt es in Götzis wieder einen Vorbereitungskurs für die Aufnahme bei der Polizei oder einen „Der tut nix“-Kurs über den Umgang mit Hunden. Ein großer Renner in Götzis ist auch „Jumping Fitness“. „Alle 16 Kurse sind schon ausgebucht“, konnte Fischnaller berichten, aber: „Das ist brutal streng. Nach dem dritten oder vierten Mal sind dann wieder viele Plätze frei.“

Die VHS Schlosserhus Rankweil kann heuer mit zwei Fes¬tivals als Highlights aufwarten: das Festival der Weiblichkeit (13. bis 19. Mai) und die Keramiktage im August. In Hohenems führt die diesjährige Genuss- und Kulturreise ins Trentino. In der Nibelungenstadt ist der achtsame Umgang mit der Natur ein Schwerpunkt des Frühlingsprogramms. So gibt es unter anderem einen Naturpädagogik-Lehrgang für Pädagoginnen.

Deutsch als Fremdsprache, Basisbildung oder die Berufsreifeprüfung sind neben Fremdsprachen auch Schwerpunkte der VHS Bregenz. Dazu kommt neben vielem anderen der Dauerbrenner Jodel-Kurs. „So schnell kann man gar nicht schauen, wie der ausgebucht ist“, erzählte VHS-Bregenz-Leiter Michael Grabher. Und mit Ingrid Hofer und ihrem „Teddy Eddy“ gibt es am 13. April das erste Konzert der VHS.

„Wir decken als Bildungsnahversorger das Land sehr gut ab“, betonte Fischnaller abschließend. Daher ist es für ihn nicht verständlich, dass andere Erwachsenen-Bildungseinrichtungen mit weniger Teilnehmern deutlich besser mit öffentlichen Geldern ausgestattet würden. //

1   Aus: Neue Vorarlberger Tageszeitung vom 17. Jänner 2019. Online verfügbar unter: https://www.neue.at/lokal/2019/01/17/nahversorger-in-sachen-bildung.neue [12.02.2019].

Kompatscher, Brigitte (2018): Nahversorger in Sachen Bildung. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2018/19, Heft 266/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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