Frei nach dem Motto „Digitale Kompetenzen für Alle!“ haben die Wiener Volkshochschulen die Erfahrungen und Chancen, die sich aus der Corona-Pandemie ergeben haben, genutzt und digitale Methoden und Tools verstärkt in unterschiedlichen Bereichen einsetzt – sei es im internen Management, in der Weiterbildung von Mitarbeiter*innen oder im Kursbetrieb.
Schon vor dem Beginn der Pandemie haben die Wiener Volkshochschulen Digitalisierung vorangetrieben und beispielsweise flächendeckend Smartphone-Kurse für Senior*innen oder 3D-Druck für Kinder angeboten. Durch diverse Förderprogramme, die während und nach der Corona-Pandemie spezifisch für die Stärkung und Weiterentwicklung von digitalen Basiskompetenzen zur Verfügung standen, war er allerdings möglich, innovative Angebote im Rahmen von Projekten und öffentlichen Aufträgen durchzuführen. Somit konnten die Wiener Volkshochschulen innovative und bedarfsorientierte Kurse anbieten und mit kostengünstigen Angeboten den Erwerb digitaler Skills bei allen Wiener*innen vorantreiben.
Niederschwellige Wissenschaftsvermittlung
DIE UMWELTBERATUNG und das Planetarium entwickelten im Jahr 2020 aus Notwendigkeit Webinarreihen für die Wiener Volkshochschulen, um Termine, die noch in Präsenz geplant waren, ohne Terminverschiebungen als Webinare durchführen zu können und erreichten mit diesen weit mehr Teilnehmer*innen als zuvor. Dieser Umstand führte dazu, dass DIE UMWELTBERATUNG einige Workshops und Seminare weiterhin als Webinare anbietet und damit eine erweiterte Zielgruppe erreicht. DIE UMWELTBERATUNG bietet beispielsweise im Rahmen des Wiener Schulfruchtprogramms Workshops zur gesunden, ökologischen Ernährung an und Energie-Führerschein-Seminare werden bei Bedarf jetzt auf Wunsch der Unternehmen online abgehalten. Für das VHS-Science-Programm wurde seitens des Planetarium Wien beschlossen, Veranstaltungen weiterhin hybrid abzuhalten – sowohl in Präsenz als auch als Webinar –, was sowohl bei Vortragenden als auch bei Teilnehmenden großen Zuspruch erhält.
Kurzformatige Weiterbildung für VHS-Mitarbeiter*innen
Während der Corona-Pandemie musste die interne Weiterbildung rasch agieren und Weiterbildungsformate entwickeln, die Mitarbeiter*innen auch vom Homeoffice aus die Teilnahme an Bildungsveranstaltungen ermöglichten. Rasch kristallisierte sich heraus, dass kurze Formate – die so genannten „Digi-Häppchen“ –, die unterschiedlichen Themen für den beruflichen, aber auch privaten Gebrauch, rein online abwickelten, für Mitarbeiter*innen besonders geeignet waren. Vom Filmen und Schneiden von Videos auf dem Smartphone, Pivot-Tabellen in Microsoft Excel, Umgang mit Privatsphäre-Einstellungen in Social Media bis hin zu Cyber Security war für jeden Geschmack und Bedarf etwas dabei. Im Jahr 2021 waren die Digi-Häppchen das erfolgreichste Weiterbildungsprogramm, das jemals an den Wiener Volkshochschulen angeboten wurde: Bei rund 92 Veranstaltungen konnten 1086 Teilnahmen verzeichnet werden. Im Folgejahr sankt diese Zahl zwar dramatisch, aber immerhin erreichten die 13 Weiterbildungsveranstaltungen 178 Teilnahmen. Die große Beliebtheit dieser Kursformate führte auch dazu, dass dieses Format – wenn auch in stark reduzierter Form – in Zukunft weiterhin angeboten werden wird.
Aufsuchende Digitalberatung im Gemeindebau
Gemeinsam mit Wohnpartner Wien veranstalteten die Wiener Volkshochschulen im Rahmen des Projekts „Digital Village“ in Innenhöfen großer Gemeindebauten so genannte „Digi-Infotage“, die vom Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien gefördert wurden. Bewohner*innen und Anrainer*innen konnten direkt im eigenen Grätzl mit „Digital Experts“ der VHS ihre Anliegen und Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Tools besprechen. Von der Verwendung diverser Smartphone-Apps, der Erstellung sicherer Passwörter, Probleme mit dem Drucker bis hin zur Nutzung der Handy Signatur, des digitalen Amtes oder auch des eAMS war fast das gesamte Spektrum der Digitalisierung vertreten. Die Digital Experts suchten gemeinsam mit den Bewohner*innen und Anrainer*innen nach Lösungen dieser kleineren digitalen Probleme im Alltag, um auf diesem Wege den Nutzen der Digitalisierung im privaten Umfeld zu veranschaulichen und somit den Zugang zur Erlernung digitaler Tools auch im Beruf zu erleichtern. Insgesamt wurden 107 Digi-Infotage angeboten, die rund 250 Teilnehmer*innen erreichen konnten.
Mädchen und junge Frauen für MINT-Berufe begeistern
Im Rahmen der Workshopreihe Coding4Girls, die durch den Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien gefördert wurde, wurden Mädchen und junge Frauen möglichst früh in ihrem Bildungsweg an das Programmieren von Computeranwendungen herangeführt. Niederschwellig erreichbare „Probierräume“ ermöglichten ein geschütztes Erlernen der Basics des Codings mit der visuellen Programmiersprache „Scratch“ und weckten so das Interesse an zukünftigen Auseinandersetzungen mit IT-Themen. Besonderes Augenmerk lag hier vor allem in der Vermittlung durch weibliche Role Models, die interessierte und talentierte Mädchen motivierten, Informatik aus ihrer späteren Auswahl von Ausbildung und Beruf nicht auszuschließen und zeigten, dass Berufskarrieren in unterschiedlichen IT-Branchen längst keine reine Männersache mehr sein müssen. Die 18 angebotenen Termine an drei Standorten der Wiener Volkshochschulen waren in kürzester Zeit ausgebucht und die Nachfrage nach weiteren Workshops war groß! Es ist für die Zukunft daher angedacht, dieses Workshop-Programm noch einmal anzubieten.
Vermittlung digitaler Kompetenzen an Senior*innen
Obwohl im regulären Kursangebot auf die Bedürfnisse von Senior*innen eingegangen wird und im Fachbereich Computer, Internet & Multimedia verstärkt digitale Angebote für die Zielgruppe 60 plus konzipiert wurden, wurde in Kooperation mit Ö1 für Ö1-Clubmitglieder die Modulreihe „Ö1 digital erleben“ entwickelt, die sich vor allem mit der Ö1-Webseite befasste. Die Teilnehmer*innen wurden gebeten, ihre eigenen Endgeräte mitzubringen, um die Sicherheit im Umgang auch außerhalb des Kursraumes zu gewährleisten. Hauptthemen der Module waren neben dem Verbinden mit dem lokalen WLAN und der Auswahl eines geeigneten Browsers und dem Verständnis für Cookie-Richtlinien das Navigieren auf der Webseite, das Downloaden von Dateien, das Verwalten von Podcasts und die Nutzung von Streaming-Angeboten, das Abonnieren von Newslettern und die Verwendung von Social Media. Ziel war es, anhand eines konkreten Beispiels grundlegende digitale Kompetenzen zu vermitteln, um Teilnehmer*innen den Zugang zu Digitalisierung zu erleichtern und damit die Anschlussfähigkeit zu steigern. In drei Workshops wurde in einer Kleingruppe mit acht Teilnehmer*innen intensiv an den digitalen Kompetenzen gearbeitet und es war danach sogar möglich, einen vierten Kurzworkshop über Zoom stattfinden zu lassen.
Es ist bedauerlich, dass Kursangebote, die zielgruppenorientiert auf den kontinuierlichen Erwerb von digitalen Kompetenzen abzielen, nur durch Förderprogramme durchführbar sind. Deshalb ist es als positiv zu werten, dass mit der Digitalen Kompetenzoffensive der Stakeholder-Initiative aus vier Ressorts (BMF, BMKOES, BMAW, BMBWF) im Rahmen der Strategie „Digitale Kompetenzen Österreich“1 nicht nur Strategien und Handlungsfelder definiert wurden, sondern auch ein Maßnahmenpaket beschlossen wurde, das in Aussicht stellt, dass „bis 2030 möglichst alle Menschen in Österreich über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen“ sollen. Hierfür soll es neben der Einführung eines Nationalen Referenzrahmens für digitale Kompetenzen auch die Ausschüttung von Fördergeldern für bis zu 4.000 Workshops geben, die österreichweit niederschwellige Angebote ermöglichen sollen. Eine durchaus begrüßenswerte Initiative! Wollen wir hoffen, dass sie nicht im großen Wahljahr 2024 ins Stocken gerät.
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