50. Fernsehpreis der Erwachsenenbildung

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Gruppenbild der PreisträgerInnen
Foto: Günther Pichlkostner/ORF

Die 50. Fernsehpreise der Erwachsenenbildung wurden am 21. Juni 2018 im Kinosaal der Wiener Urania verleihen. VÖV-Präsident Heinz Fischer begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und präsentierte eine kurze Geschichte des Fernsehpreises. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte den Fernsehpreis und die Zusammenarbeit von Erwachsenenbildung und ORF, die heute immer wichtiger wird.

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VÖV-Präsident Heinz Fischer
Foto: Günther Pichlkostner/ORF

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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
Foto: Günther Pichlkostner/ORF

Angela Bergauer (Ring Österreichischer Bildungswerke), Markus Feigl (Büchereiverband Österreich), Barbara Katschnig (Wifi Österreich), Bernhard Keiler (Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich), Günter Lengauer (Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser Österreich), Sabine Letz (Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung), Michaela Marterer (Volkswirtschaftliche Gesellschaft Österreich), Hubert Petrasch (Forum Katholischer Erwachsenenbildung) und Michael Sturm (Berufsförderungsinstitut Österreich) überreichten die Preise.

Kategorie Dokumentation: Christoph Feurstein und Oliver Rubenthaler für „Hass im Internet“

Mit seiner Aussage „Sprache bildet Wirklichkeit“ betonte Paul Watzlawick, der österreichisch-amerikanische Kommunikationswissenschafter, Psychotherapeut, Soziologe und Philosoph, die Bedeutung der Kommunikation und der Sprache für unser Leben. Sprache kann für ein friedliches
Miteinander sorgen oder aber auch unser Zusammenleben durch Hass, Rassismus und Feindseligkeit vergiften. Wir erinnern uns alle noch an Postings als das Wiener Neujahrsbaby mit dem Namen „Asel“ gemeinsam mit seinen freudestrahlenden Eltern in den Medien präsentiert wurde. Hass-Postings treffen Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, oft ganz besonders, insbesondere Frauen sind davon betroffen.

Die Sendung „Hass im Internet“ setzt sich mit der Frage auseinander, warum Menschen im Netz die Hemmung verlieren, was der Hass mit den Betroffenen macht, und wie man sich dagegen wehren kann. Dabei werden die Hass-Poster genauso analysiert wie die Opfer. Der Aufklärung und der Bildung kommt eine wichtige Rolle zu. Sich gegen Hass im Internet zur Wehr zu setzen, ist wichtiger denn je. Die in der Dokumentation gezeigten Frauen stellen sich für eine Kampagne gegen Hass im Netz zur Verfügung.

Der aus Vorarlberg stammende Journalist, Moderator und Autor Christoph Feurstein gestaltete bereits neben seinem Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften erste Beiträge für den ORF. Ab 1997 ist er Redakteur für das gesellschaftspolitische ORF-Magazin „Thema“, seit 2007 ist er auch dessen Präsentator. Seit dreiundzwanzig Jahren beschäftigt sich Feurstein in zahlreichen Reportagen und Dokumentationen mit den Abgründen der menschlichen Seele. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er im Jahre 2006 durch sein Exklusivinterview mit Natascha Kampusch bekannt. Feurstein wurde für seine journalistische Arbeit mehrfach ausgezeichnet, den Fernsehpreis der Erwachsenenbildung hat er erstmals 1999 erhalten für seine Reportage über den Naziarzt Dr. Heinrich Gross.

Der gebürtige Kärntner Oliver Rubenthaler konnte erste journalistische Erfahrungen im Alter von 14 Jahren in der Kinder- und Jugendredaktion der „Kärntner Tageszeitung“ machen. Später war er journalistisch in Ressorts wie Sport, Kultur, Chronik und Reisereportagen tätig und publizierte für verschiedene Fachzeitschriften.

Seit dem Jahr 2000 ist er Mitarbeiter des ORF und ist unter anderem für das Magazin „Help TV“, die Jugendredaktion, für „25 – Das Magazin“ tätig. Fünf Jahre später steigt er beim Magazin „Thema“ ein.

Seither hat er mehr als 100 Beiträge für „Thema“ gestaltet. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Gesellschaftspolitik, Soziales und Kriminalität. Leitend arbeitet er bei Sondersendungen mit oder bei Langstücken und der 50 Minuten langen Sendungsvariante THEMA-SPEZIAL, zumeist gemeinsam mit Christoph Feurstein. Weiters ist er als Chef vom Dienst tätig.

Kategorie Fernsehfilm:
Wolfgang Murnberger, Dorothee Schön und Sabine Weber für „Kästner und der kleine Dienstag“

In „Kästner und der kleine Dienstag“ wird die wahre Geschichte zwischen Erich Kästner und Hans Albrecht Löhr erzählt. Als Siebenjähriger steht Hans vor der Tür von Erich Kästner und bittet um ein Autogramm. Mit der Zeit entwickelt sich eine Freundschaft und Hans Albrecht Löhr spielt in der Erstverfilmung von „Emil und die Detektive“ den „kleinen Dienstag“. Kästner muss zusehen, wie seine Bücher von den Nazis verbrannt werden. Um den mittlerweile jugendlichen Hans zu schützen, kündigt er ihm seine Freundschaft auf. Hans aber argumentiert mit den Worten von Kästner: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“

Kästner war kein Widerstandskämpfer, er schrieb während des Nationalsozialismus unter Pseudonym mehrere Drehbücher, unter anderem das zu dem 1942 erschienen Münchhausen-Film mit Hans Albers in der Hauptrolle. „Bis zum Schluss“, schreibt Christoph Schröder in „Die Zeit“, behält dieser Film „seine Ambivalenz, die vor allem in der Diskrepanz zwischen privatem und öffentlichem Widerstand besteht“. Und: „Es gibt einen Toten, es gibt einen Überlebenden. Was es nicht gibt, ist ein moralisches Urteil.“

Erich Kästner überlebte den Nationalsozialismus, Hans Albrecht Löhr starb als 20-jähriger Soldat an der Ostfront.

Wolfgang Murnberger studierte Regie, Drehbuch und Schnitt an der Wiener Filmakademie und arbeitet seit 1991 als freier Autor und Regisseur. Seine Karriere ist von zahlreichen Erfolgen und Auszeichnungen gekrönt. Den Fernsehpreis der Erwachsenenbildung 2008 erhielt er gemeinsam mit Rupert Henning und Uli Brée für „Der schwarze Löwe“, 2011 mit Tac Romey, Rupert Henning und Don Schubert für die Komödie „Kebab mit Alles“ und 2012 wurde
er für die ORF/MDR-Tragikomödie „So wie du bist“, gemeinsam mit Uli Brée, mit dem Fernsehpreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnet. Mit den Verfilmungen der Wolf-Haas-Romane konnte Murnberger beachtliche Erfolge im Fernsehen und im Kino feiern. Neben Kino- und Fernsehfilmen inszenierte Murnberger auch einzelne Folgen von Fernsehserien, zum Beispiel „Vier Frauen und ein Todesfall“, einige Folgen von Tatort sowie einige Landkrimis. Wolfgang Murnberger gründete 2009 zusammen mit anderen österreichischen Filmschaffenden die Akademie des Österreichischen Films. Seit dem Wintersemester 2013 ist Wolfgang Murnberger Professor im Fach Regie an der Filmakademie Wien.

Dorothee Schön studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München, in der Abteilung Dokumentarfilm. Seit 1986 ist sie freie Drehbuchautorin. Dorothee Schön hat für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, die hier nur exemplarisch dargestellt werden können: Zwei Mal den Adolf-Grimme-Preis, zwei Mal den 3Sat-Zuschauerpreis, die Nymphe d’Or in Monte Carlo, den Prix Italia in Turin, die Premios Ondas in Barcelona oder den UNICEF-Preis. Für heuer war sie auch für die Romy nominiert. „Kästner und der kleine Dienstag“ ist für die Nymphes d’Or, das Fernsehfilmfestival von Monte Carlo, nominiert.

Filme nach Drehbüchern von Dorothee Schön wurden in mehreren Wettbewerben gezeigt, wie zum Beispiel bei den Filmfestspielen Venedig, bei der Berlinale, um nur diese beiden zu nennen.

Dorothee Schön ist lehrend an mehreren Hochschulen in Deutschland und in der Schweiz tätig und betreut an der Drehbuchwerkstatt München die Erstlingsdrehbücher.

Die gebürtige Wienerin Sabine Weber arbeitet ab 1983 als Verlagslektorin und später als Programmleiterin und Produktmanagerin des Ressorts „Sachbuch“ im Verlag Ueberreuter. Ab 1996 ist sie Pressesprecherin der ORF-Programmintendantin, später Redakteurin der Pressestelle. Fünf Jahre später ist sie Redakteurin für Movies und Serien in der ORF-Hauptabteilung „Film und Serien“ und seit 2010 sendungsverantwortliche Redakteurin in der ORF-Hauptabteilung „Fernsehfilm“.

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Sabine Weber und Sabine Letz
Foto: Günther Pichlkostner/ORF

 

Kategorie Sendereihen:
Heidi Lackner für „Am Schauplatz“.

Die Reportagereihe „Am Schauplatz“, zu der auch „Am Schauplatz Gericht“ gehört, zeigt Sozialreportagen, ungewöhnliche Lebensgeschichten und Milieustudien aus dem Alltag sowie Gerichtsprozesse, juristische Kuriositäten und rechtliche Grauzonen. Die Sendung wurde von Peter Resetarits und Christian Schüller ins Leben gerufen und im März 1995 zum ersten Mal ausgestrahlt. „Am Schauplatz“ erreicht mehr als sechzigtausend Menschen und ist Reportage im besten Sinn: investigativ, engagiert und nahe am Menschen.

„Am Schauplatz“ wurde bereits 1995 mit dem Fernsehpreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnet, Journalistinnen und Journalisten aus dem Schauplatz-Team erhalten beinahe jedes Jahr eine Auszeichnung und mehrmals den Fernsehpreis der Erwachsenenbildung.

Ihre journalistische Laufbahn begann die gebürtige Oberösterreicherin Heidi Lackner als Politikredakteurin bei den „Oberösterreichischen Nachrichten“ sowie bei „Falter“ und „Format“. Im Jahr 2000 begann sie beim ORF in der Redaktion von „Am Schauplatz“ zu arbeiten. 2011 übernahm sie die Sendungsleitung von Christian Schüller, der als Korrespondent nach Istanbul wechselte. Heide Lackner arbeitet weiters in der Journalistenausbildung und als freiberufliche Malerin.

Axel-Corti-Preis 2018 an Karim El-Gawhary

Karim El-Gawhary steht für eine informative und kritische Berichterstattung aus dem arabischen Raum und er steht auch für einen multimedialen Zugang, der Fernsehen, Zeitungen, Fachzeitschriften und Bücher umfasst. Zudem spricht er oft in Schulen. Karim El-Gawhary trägt so dazu bei, dass die vielfach nur schwer entschlüsselbaren Entwicklungen und politischen Konstellationen im arabischen Raum nicht nur auf kriegerische Auseinandersetzungen reduziert werden, sondern in ihrer Breite und Tiefe verständlicher gemacht werden. El-Gawhary leistet somit einen wichtigen Beitrag zur außenpolitischen Bildung.

El-Gawhary leitet seit Mai 2004 das ORF-Büro in Kairo und betreut von dort den gesamten arabischen Raum. Seit 1991 arbeitet El-Gawhary als Nahost-Korrespondent für mehrere deutschsprachige Zeitungen wie „Die Presse“, die „taz“, die „Hannoversche Allgemeine“, die „Stuttgarter Nachrichten“, den „Bonner Generalanzeiger“ und andere. Zudem hat er in Fachzeitschriften wie „Middle East Report“, „Middle East International“ und „Al-Ahram Weekly“ publiziert.

Sein erstes Buch mit dem Titel „Alltag auf Arabisch – Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad“ wurde 2008 veröffentlicht. 2013 folgte das nächste Buch „Frauenpower auf Arabisch: Jenseits von Klischee und Kopftuchdebatte“ und 2015 erschien das gemeinsam mit der Rom-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder verfasste Buch „Auf der Flucht – Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers“.

Karim El-Gawhary hat einen besonderen Bezug zur Bildung. Er ist der Erste in seiner Familie mit einem Hochschulabschluss. „Bildung“, so El-Gawhary im Telefongespräch mit dem Autor, „ist der einzige Weg, wo du dich sozial verbessern kannst“. Ein dreizehnjähriger syrischer Junge erzählte ihm nach seiner missglückten Flucht nach Europa, bei der seine Mutter ums Leben gekommen ist, von seiner großen Sehnsucht, endlich wieder einmal eine Schule zu besuchen.

Bildung ist für Demokratie wichtig und umgekehrt: Demokratie benötigt Bildung. Die autokratischen Regimes haben kein
Interesse an Bildung und an kritischen Menschen. Allerdings ist Bildung für die Menschen in der arabischen Welt sehr wichtig, die Eltern geben viel Geld aus, damit ihre Kinder in der Schule weiterkommen. Ein Schlüssel ist die Bildung der Frauen und der Mütter. Denn gebildete Mütter lassen es nicht zu, dass ihre Töchter beschnitten werden.

Karim El-Gawhary studierte Islamwissenschaften und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Seinen Wunsch, Journalist zu werden hat er auch nicht dann aufgegeben, als er nach seinem Abitur bei der Aufnahmeprüfung an der Journalistenschule in München durchgefallen ist.

Für sein Wirken hat El-Gawhary mehrere Auszeichnungen bekommen: Er wurde mit dem Condordia-Publizistikpreis ausgezeichnet, er wurde zum Auslandsjournalisten des Jahres gewählt und schließlich auch zum „Journalisten des Jahres“. //

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Bisovsky, Gerhard (2018): 50. Fernsehpreis der Erwachsenenbildung. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Herbst 2018, Heft 265/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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