Anton Amann: In Jahren wie diesen. Sechs Erzählungen über das Altern von Männern.

Anton Amann: In Jahren wie diesen. Sechs Erzählungen über das Altern von Männern.
Pliening: Verlagshaus Schlosser 2023, 312 Seiten.

Der Soziologe Anton Amann ist in der Bildungslandschaft in Österreich und darüber hinaus zuletzt durch seine Expertise in der Sozialgerontologie ein gefragter Autor und Wissenschafter. Beim „Bundesplan für Seniorinnen und Senioren“, der vom Sozialministerium herausgegeben wurde und 2013 in der vierten Auflage erschienen ist, hat Amann die Koordination und die wissenschaftliche Leitung innegehabt. Anton Amann war Mitglied der Expert*innenkommission und Autor des Endberichtes des ersten Altenberichtes, der vom Deutschen Bundestag 1993 mit dem Titel „Die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland“ veröffentlicht wurde. Darüber hinaus war und ist Amann Mitglied mehrerer Expert*innen-Gremien in supranationalen Organisationen und Mitglied des Editorial Boards verschiedener Fachzeitschriften.

In seinem Buch „In Jahren wie diesen“ zeichnet Anton Amann in sechs Lebensbildern die Entwicklung von Männern nach, die – wie er selbst – achtzig Jahre alt geworden sind. Die Protagonisten seines Buches sind ein Nebenerwerbsbauer, ein Analyst, ein Philosoph, ein Hilfsarbeiter, ein Künstler und ein intellektuell Beeinträchtigter. Einige der in den Erzählungen genannten Berufe hat Amann selbst erlernt und ausgeübt. Aufgewachsen ist er in Mittelberg im Kleinwalsertal und dort hat er, wie seiner Website zu entnehmen ist, auf „vielfältigen Wegen“ gearbeitet und sich ausgebildet: Knecht, Hausmeister, Almhirte, Lehre für Huf- und Wagenschmied, Erd- und Holzarbeiter, Almsenn und Hilfsschilehrer. Die Matura machte er an der ­Aufbaumittelschule in Stams/Tirol und nach dem Präsenzdienst studierte er Soziologie, Ökonomie und Sozialpolitik in Wien. Der Sponsion 1971 folgte 1975 die Promotion und 1981 die Habilitation. 1982 wurde er zum Universitätsprofessor für Soziologie und Sozialgerontologie am Institut für Soziologie der Universität Wien ernannt, wo er mit 1. Oktober 2006 wegen Pensionierung ausgeschieden ist.

Amann hat sich in seinen Forschungen und seinen Publikationen zum Älterwerden intensiv mit dem „aktiven Altern“ und der Teilhabe älterer Menschen auseinandergesetzt. Dabei bezog er sich immer auf die „Altersbilder“, die einem steten Wandel unterliegen. Diesen Altersbildern, den Bildern, die alternde Männer von sich haben und die ihnen zugeschrieben werden, geht er in den Geschichten der sechs Achtzigjährigen nach. Die Erzählungen über diese Männer sind eingebettet in die sozialen Verhältnisse zwischen dem Ende der Pflichtschulzeit und dem jungen Erwachsenenalter. Amann skizziert die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen von Anfang der 1950er- bis zum Ende der 1960er-Jahre und beschreibt die relevanten Entwicklungen und Verhältnisse der jeweiligen Proponenten. Diese Verhältnisse prägen die Wege der Männer, was aber nicht deterministisch zu verstehen ist. Denn schließlich kommt es auf „jeden einzelnen und sein menschliches Vermögen und Unvermögen“ an. Das versteht aber Amann keinesfalls so, dass jeder seines Glückes Schmied sei, denn es kommt schließlich darauf an, ob er „den richtigen Hammer besitzt“ (S. 9). Bis auf einen haben sich alle beschriebenen Männer mit dem Älterwerden beschäftigt, der eine früher und der andere später. Amann schreibt aus der subjektiven Perspektive seiner Charaktere und es finden sich Achtzigjährige, die ihr Leben aktiv gestalten, die über soziale Netzwerke verfügen und neue Hobbies entwickelt und Aufgaben übernommen haben. „Active Ageing“ geht davon aus, dass Menschen ihr Leben lang nach ihren Möglichkeiten aktiv bleiben sollen. Das trägt zur Integration in die Gesellschaft bei und wirkt der Vereinsamung entgegen. Teilhabe ist nicht nur die Aufgabe von Individuen, sondern eine Bringschuld der Gesellschaft und somit auch der Politik.

Die in dem Buch beschriebenen „Typen“ können für viele stehen. Sie haben verschiedene und jeweils individuelle Entwicklungen hinter sich und sind in unterschiedlichen Milieus alt geworden. Gemeinsam haben sie bei aller ihrer Verschiedenheit, dass das Leben ihnen gezeigt hat, dass Altwerden gelernt sein will.

Im Anschluss an die Erzählungen über die sechs achtzigjährigen Männer setzt sich Amann erzählerisch unter Einbeziehung von Ergebnissen aus sozialwissenschaftlichen Forschungen und philosophischen Überlegungen zum Altwerden auseinander.

Alles in allem ein interessantes und lesenswertes Buch, das spannend und verständlich geschrieben ist und die Lebensgeschichten von achtzigjährigen Männern in die „sozialen Verhältnisse“ einbettet und darüber hinaus in den Erzählungen genügend Stoff und Anregungen zum Nachdenken über das (eigene) Älterwerden bietet. //

Bisovsky, Gerhard (2024): Anton Amann: In Jahren wie diesen. Sechs Erzählungen über das Altern von Männern. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2023/24, Heft 281/74. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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