Arbeit und Gesundheit, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und gute Leistung sind keine Gegensätze. Führungskräfte, die den Prinzipien des „Gesunden Führens“ folgen, können Leistung und Zufriedenheit der MitarbeiterInnen positiv beeinflussen. Der Weg dahin ist schnell erklärt: „Führungskräfte sollen sich auf das Positive konzentrieren, also Leistungen anerkennen, Leistungsträgern Aufmerksamkeit und Wertschätzung geben und nicht die Führungsarbeit auf Problemträger fokussieren.“ (S. 7). Als begleitendes Instrument wird das Mitarbeitergespräch, allerdings in Form des „Gesunden Gesprächs“, empfohlen.
Was so einfach und selbstverständlich klingt, bedarf natürlich einer gewissen theoretischen Fundierung, einiger Erfahrung und Reflexion sowie der umsichtigen Adaption an die jeweiligen praktischen Erfordernisse. Das Autorentrio bringt diese Voraussetzungen auf alle Fälle mit: langjährige Praxis in der Beratung von Organisationen, Lehrtätigkeit an Hochschulen, Einsatz in Supervision und stete Bearbeitung der eigenen Erfahrungen in der Praxis haben einen Wissensschatz zustande gebracht, der in Buchform präsentiert wird – angenehm lesbar und in einer „gesunden“ Mischung, was das Verhältnis von theoretischen Grundlagen und praktischen Hinweisen betrifft.
Zu Anfang des Buches finden sich Überlegungen, welche Kenntnisse über Menschen, Arbeitsbeziehungen, Arbeitsverhältnisse sowie Selbstorganisation nützlich sind, um „Gesundes Führen“ zu ermöglichen. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem Wissen über Gesundheit und Gesundheitsförderung. Zehn Schlüsselfaktoren für Führungskräfte, wie sie „gesund führen“ können, werden am Ende vorgestellt. Dazu gehören u.a.: Sinn stiften mittels gemeinsamer Werte, Lösungsorientierung vorleben, Klarheit über Rollen und Aufgaben herstellen, den MitarbeiterInnen Selbständigkeit gestatten, Konflikte rechtzeitig erkennen, schädlichen Stress vermeiden sowie Gefühle der Zusammengehörigkeit pflegen und Unterschiede als positive Energiequellen nutzen.
Ein eigenes Kapitel stellt Werkzeuge und Instrumente vor, die „Gesundes Führen“ begleiten. Dies umfasst den Umgang mit Stress, das Modell der Sichtweisen, der Verantwortung und der Einflussbereiche, Kommunikation und Feedback sowie den Psychologischen Arbeitsvertrag. Dieser beschreibt die Beziehung zwischen Menschen und Organisation. Er geht über einen formalen Vertrag hinaus, betrifft die gegenseitigen Erwartungen von Menschen und Unternehmen – er beeinflusst Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Belegschaft.
Im abschließenden Kapitel wird darauf eingegangen, wie Mitarbeitergespräche – sprich: „Gesunde Gespräche“ – praktisch durchgeführt werden können. In diesem Abschnitt kommen nochmals konzentriert die vielfältigen Erfahrungen und soliden Kompetenzen des Autorentrios zur Geltung. Autorin und Autoren legen ihr Erfahrungswissen in überschaubarer und nachvollziehbarer Form praxisorientiert offen.
Gerade in allen Bereichen des Bildungswesens erweist sich das Thema Gesundheit und „Gesundes Führen“ als sehr aktuell. Kindergärtnerinnen, Lehrende an Schulen, an Hochschulen und in der Weiterbildung sind ja seit längerem einem ständigen Erwartungsdruck bezüglich Reform, Reorganisation, Leistung, Konkurrenz oder Neudefinition der Ziele unter nicht immer günstiger finanzieller Entlohnung, kurzfristigen Verträgen und prekären Arbeitssituationen ausgesetzt. Die Zunahme von Burnout bei Lehrenden ist ein auffälliges Symptom.
In dieser angestrengten Situation, in der erfolgreiches und sinnvolles Lernen auch vom Wohlbefinden, vom „wellbeing“ der Lehrenden, ihrer Führungskräfte sowie der ganzen Organisation abhängt, beurteile ich das Buch als sehr lesenswert. Es ist anregend für Führungskräfte und alle MitarbeiterInnen, sich die eigene Arbeitssituation bewusst zu machen, zu spiegeln und eventuell gemeinsam zu verändern. Wer zu solchen Prozessen der Veränderung Unterstützung und Beratung von außen in Anspruch nehmen will, kann sicherlich beim Autorenteam um Begleitung anfragen. Ich konnte bereits zweimal interessante weiterführende Lernprozesse miterleben. //
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