Ist Österreich ein Einwanderungsland? Ja und nein.
Ja, aufgrund der Statistik – es leben etwa 18 Prozent, das sind ungefähr 1,8 Millionen im Ausland geborene Migrant*innen in der ersten Generation, in Österreich. Einen höheren Prozentsatz weisen im westlichen Teil der Welt nur Luxemburg, Schweiz, Australien, Neuseeland und Kanada auf.
Nein, im Verständnis des amtlichen Österreich, seitens einzelner Teile der Politik und der Bevölkerung. Restriktives Gewähren der Staatsbürgerschaft, überbordende Demokratie, das Abwandern von Flüchtlingen fördern oder Integration als Einbahnstraße, als alleinige Anpassung der Flüchtlinge misszuverstehen, sind Gründe für die ablehnende Haltung.
Gudrun Biffl, Ökonomin, legt, unter Mitarbeit des Regionalökonomen Peter Huber, ein aufklärendes Sachbuch zum gesellschaftlich brisanten Problem der Arbeitsmigration vor. Aufgrund langjähriger Forschungen und profunder Expertise in der Materie will Gudrun Biffl mit dem Buch zweierlei erreichen:
- einen Überblick zum nationalen und internationalen Forschungs- und Wissensstand geben,
- weitere Forschungen anregen, um mehr Evidenz für die Migrations- und Integrationspolitik zu schaffen.
Inhaltlich wird eingangs die österreichische Migrationsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) geschildert, in der sich ein anfangs bestehender Trend zur Auswanderung ab den 1960er-Jahren – bedingt durch militärische Konflikte und Krisen im Ausland – zu einem Trend der Einwanderung wandelte. Detailliert finden sich u. a. Angaben zur Struktur von Zuwanderern bezüglich Ausbildung, Alter und Geschlecht sowie die Wirkung der Migration auf die einheimische Bevölkerung. Höheres Risiko der Arbeitslosigkeit, niedrigere Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen treffen besonders auf nicht aus der EU stammende Arbeitskräfte zu. Eine starke Segregation ist festzustellen, wobei sich vorwiegend Betriebe mit saisonalem Bedarf auf ausländische Arbeitskräfte festlegen.
Weitere Schwerpunkte der Publikation betreffen – jeweils mit Konsequenzen für den Arbeitsmarkt – u. a. Arbeitsmarktinstitutionen; Rechtsstatus von Migranten*innen; Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt; Arbeitsbelastung, Gesundheit und Migration; Saisonarbeit und grenzüberschreitende Arbeit in der EU.
Abschließend werden Perspektiven für die Zukunft diskutiert. Gudrun Biffl geht davon aus, dass Migrationsbewegungen bestehen bleiben werden – wahrscheinlich verstärkter und wellenförmiger als bisher. Sie empfiehlt deshalb, der Steuerung von Migration intensive wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit zu widmen, um Zugewanderte bei der Integration zu unterstützen.
Das Buch dokumentiert in sachlicher, in wissenschaftlich ausführlicher und genau belegter Weise ein aktuelles Verständnis vom Einwanderungsland Österreich. Es empfiehlt sich für Kurse im gesellschaftspolitischen Sektor sowie für den Ankauf für Bibliotheken. //
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