Jens-Uwe Martens, Julius Kuhl: Die Kunst der Selbstmotivierung.
Stuttgart, Kohlhammer Verlag 2013. 190 Seiten, 5., überarbeitete Auflage

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Wie kann man Aufgaben, Herausforderungen und Probleme handlungsorientiert angehen? Wie kann man vermeiden zum Opfer von Umständen zu werden und sein Leben erfolgreich gestalten? Und was bedeutet Erfolg?

Zur letzten Frage zuerst: Von Erfolg sprechen die Autoren, wenn selbstgesetzte Ziele erreicht werden, wobei es sich um individuell und lebensgeschichtlich unterschiedliche Ziele handeln kann.

Als wissenschaftlicher Autor fungiert Julius Kuhl, Professor für Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung an der Universität Osnabrück, die anwendungsorientierte Komponente vertritt Jens-Uwe Martens, Leiter des Instituts für wissenschaftliche Lehrmethoden in München.

Das Buch will auf der Basis von Alltagsbeobachtungen und aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Psychologie und Neurobiologie zur erfolgreichen Lebensführung beitragen. Dies kommt in seiner zentralen These zum Ausdruck (S. 17): „Eine erfolgreiche Gestaltung des beruflichen und privaten Lebens wird weder durch eine immer höher entwickelte logische Intelligenz noch durch Erfolg verheißende Bestandteile ‚emotionaler Intelligenz‘ wie Optimismus oder unerschütterliches Selbstbewusstsein ermöglicht, sondern durch einen differenzierten Umgang mit persönlichen Lebenserfahrungen, durch ‚persönliche Intelligenz‘.“

Ein wichtiger Grundsatz der Autoren soll noch hervorgehoben werden. Sie sehen alle Menschen als verschieden an, sie halten jeden für einzigartig. Das bedeutet, es können keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden, sondern die Eigenverantwortung, die Interpretation und die Beurteilung von Erkenntnissen bleiben beim Einzelnen.

Theoretische Grundlage des Buches ist die PSI-Theorie (Persönlichkeits-System-Interaktionen) – sie unterscheidet vier Systeme, deren Zusammenspiel persönliches Wohlbefinden und persönlichen Erfolg ausmachen (vgl. S. 76f):

  • Intentionsgedächtnis – für schwierige nicht unmittelbar umsetzbare Absichten
  • Intuitive Verhaltenssteuerung – als entsprechendes Ausführungssystem
  • Extensionsgedächtnis – als gesamter Überblick über Lebenserfahrungen und Motive
  • Objekterkennungssystem – richtet den Fokus auf Einzelheiten im gesamten Feld der Wahrnehmungen.

Die gute Botschaft der Autoren lautet: Unsere Persönlichkeit ist zwar in vielen Aspekten
genetisch bedingt oder durch frühe Erlebnisse geprägt, aber so leicht wie wir in Stimmungen hineinkommen, kann man auch lernen aus ihnen herauszukommen. Die Autoren empfehlen eine „gnädige“ Selbstbeobachtung der eigenen Fehler. Sie sind Gelegenheiten etwas zu lernen und sollen dem Selbst eine Chance geben sich „ganz von selbst“ zu ändern.

Das Buch präsentiert viele Beispiele aus dem Alltag und Parabeln, kontrastiert Verhalten von „Opfern“ und von „Gestaltern“ und erläutert, wie man lernen kann zwischen diesen Grundhaltungen zu wählen sowie zu handeln. Persönlichkeit zu entwickeln bedeutet, meinen die Autoren, Menschen zum ausgewogenen Urteilen anzuleiten. Sie sind überzeugt, aufgrund ihrer langjährigen Beobachtungen und Forschungen, dass Selbststeuerung nicht angeboren, sondern ein Entwicklungsprozess ist. Daher (S. 181): „Man kann in jeder Phase des Lebens lernen die Flexibilität der Gefühle zu erhöhen.“ Dies ist Voraussetzung, um die Systeme der eigenen Persönlichkeit ausgewogen zu steuern!

Ein interessantes Buch im Rahmen der Persönlichkeitsbildung – zur Selbstbeobachtung, aber auch für die Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern/innen der Erwachsenenbildung geeignet. //

Lenz, Werner (2014): Jens-Uwe Martens, Julius Kuhl: Die Kunst der Selbstmotivierung. Stuttgart, Kohlhammer Verlag 2013.  190 Seiten, 5., überarbeitete Auflage. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Dezember 2014, Heft 254/65. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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