Wieder einmal „Revolution“ in den Klassenzimmern. Noch dazu eine Revolution von außen – eine digitale Revolution, die alles ändert, was zu ändern ist. Der Professor für Allgemeine Pädagogik, Olaf-Axel Burow, prognostiziert sogar sieben Revolutionen, die schließlich in eine Zukunft digitaler Bildung münden.
Nicht für die Zukunft soll Schule ausbilden, sondern sie soll zur „Zukunftswerkstatt“ werden, die befähigt, als Future DesignerIn Zukunft zu gestalten. Die Revolutionen, die Burow voraussetzt, betreffen: eine pädagogische, die Ideen und Vorschläge von Aufklärung und Reformpädagogik befördert, eine schulische, die kommunikative und kritische Haltungen schätzt, eine des Unterrichts mit neuen Lernformaten und -arten, eine der Organisation, eine der Kreativität und des Querdenkens, eine des Wohlbefindens – im Sinne positiver Pädagogik ein Design for Happiness – sowie schließlich eine Revolution der Nachhaltigkeit aufgrund derer Lehrende und SchülerInnen zukunftsorientierte Grundhaltungen einüben.
Diese Gedanken von Burow leiten den ersten Teil des Buches „grundlegende Perspektiven“ ein. Chancen und Hoffnungen, Erwartungen und Vorschläge, wie die digitalen Medien eingesetzt und wie eine digitale mediale Architektur entsteht, werden in den weiteren Grundsatzartikeln vorgestellt. Der Tenor der Aussagen vermittelt engagierte Begeisterung. Skepsis, Kritik oder Fragen, in welche Richtungen die Veränderungen gehen, welche Werte abgebaut oder welche eventuell an Schule herangetragen werden, stehen nicht zur Diskussion. Ebenfalls als ein Plädoyer für Digitalisierung ist der zweite Teil des Buches zu lesen. Er umfasst einen Bericht über einen Kurzbesuch in Schulen des Silicon Valleys sowie einen Beitrag mit der etwas blauäugigen Forderung im Schonraum Schule, der gerade digitalisiert wird, eine von Digitalisierung freie Zone zu errichten.
Der dritte Teil der Publikation umfasst Berichte von Schulen, „die sich auf den Weg machen“. Es ist erhellend zu lesen, welche Konzepte der digitalen Bildung bereits umgesetzt werden und wie sich Lehren und Lernen sowie die Selbstorganisation der Lernenden unter diesen Bedingungen gestaltet.
Bemerkenswert der Beitrag von Maike Schubert, die am Beispiel der Freiherr-vom-Stein-Schule Neumünster zeigt, welche umfassende Diskussion eines pädagogischen Konzepts hilfreich ist, wenn digitale Medien eingesetzt werden sollen. Bemerkenswert auch deshalb, weil es unter den zwölf Beiträgen der Publikation der einzige von einer Autorin ist.
Ein Buch über die Zukunft der Schule, ein Buch, das Future Design propagiert, überwiegend aus und in männlicher Hand!? Schule bringt Lern- und Lebenserfahrungen für künftige TeilnehmerInnen der Erwachsenenbildung mit sich – auch die Erfahrung, dass es inzwischen im pädagogischen Universum mehr als ein Geschlecht gibt!
In diesem Sinne eignet sich das Buch für LeserInnen, die sich ihren mehrdimensionalen Blick auf die Welt nicht allzu leicht einschränken lassen. //
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