Von Anfang an hat sich die Volkshochschule Tirol in den Dienst der Bildung der Menschen in unserem Land gestellt. Schon in der ersten Jubiläumsbroschüre machte der damalige Vorsitzende, Univ.-Prof. Dr. Leonhard Franz, in seinem Vorwort „Ein Jahrzehnt Erwachsenenbildung in Tirol durch die Volkshochschule und die Arbeitermittelschule“ die Bildung zum Thema. Er schreibt:
„Das Wort Bildung kommt von bilden, hat also mit formen, gestalten zu tun. Was soll Gestalt erhalten? Das Denken zunächst, damit man imstande sei, in jedem Lebensbereich Wesentliches von Unwesentlichem, Wertvolles von Unwertigem zu unterscheiden und ursächliche Zusammenhänge zu erkennen. So geformtes Denken befähigt, jeder Welt- und Lebenserscheinung den gebührenden Rang zuzuweisen und sie dadurch in eine vernünftige Ordnung zu bringen“.
Das, was Prof. Franz formuliert hat, gilt heute, 70 Jahre nach der Gründung genauso. Unser Land und die Menschen, die darin wohnen, haben einen immens hohen Bedarf an Bildung. Vielleicht ist dieser sogar noch größer als zur Zeit der Volkshochschul-Pioniere, denn allein die Möglichkeiten, die das Internet mit allen seinen sozialen Medien bietet, schreien nach gebildeten Menschen, die sie sorgsam, verantwortungsbewusst und kritisch zum Wohle und nicht zum Schaden aller nutzen.
Ich bin stolz auf die Volkshochschule, die in den vergangenen sieben Jahrzehnten mit einem sehr effizienten Mitteleinsatz einen unverzichtbaren Beitrag zur Bildung der Tiroler Bevölkerung geleistet hat und leistet – und dies in einer Breite, die nach wie vor ihresgleichen sucht: egal, ob es um die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, um die Bildung von Kommunikations- und Sprachfähigkeiten, um das Verstehen-Lernen von historischen, politischen, naturwissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen, um eine bewusste und gesunde Lebensführung, um die Ausprägung künstlerischer Talente et cetera geht: All das ist in der Volkshochschule Tirol möglich.
Und so verwundert es kaum, dass mittlerweile Jahr für Jahr fast 30.000 TeilnehmerInnen das Kursangebot und weitere 15.000 Einzelveranstaltungen wie Vorträge, Exkursionen und Ausstellungen besuchen, insgesamt also rund 45.000 Tirolerinnen und Tiroler, die sich über die Volkshochschule weiterbilden.
Dies alles ist nur möglich, weil viele am selben Strang ziehen: Die vielen hundert Dozentinnen und Dozenten, die mit großem Einfühlungsvermögen unterrichten; die Zweigstellenleiterinnen und -leiter, die im ganzen Landesgebiet die fordernde Organisations-, Motivations- und Repräsentationsaufgabe mit hohem Einsatz tragen; das besonders engagierte Team der Volkshochschule Tirol, die Mitglieder des Vorstandes, die Gemeinden, die oftmals neben finanziellen Bildungsbeiträgen auch Räume für die Bildungsarbeit zur Verfügung stellen, Land und Bund und seit kurzem die EU, die sich besonders im Rahmen der Grundbildung engagieren, die Sponsoren und die vielen Kooperationspartner, ohne die viele Bildungsprojekte der Volkshochschule gar nicht existieren würden. Ihnen allen gebührt ein großer Dank im Namen der vielen hunderttausenden Mitmenschen in unserem Land, die von der Bildungsarbeit der Volkshochschule profitiert haben und profitieren werden.
Bildung, das Vorhandensein guter Bildungsmöglichkeiten, das betrifft uns alle, ist für uns alle wichtig. Seit 70 Jahren steht die Volkshochschule in Tirol genau dafür. Der Leitsatz „Wissen für alle“ könnte nicht treffender gewählt werden. Was mir dabei besonders gefällt: die Volkshochschule gehört nicht zu den Einrichtungen, in denen viel geredet oder theoretisiert wird nach dem Motto „Man sollte oder man könnte oder man müsste“. In der Volkshochschule wird getan, wenn es irgendwie geht. Allein die Initiativen der letzten zehn Jahre sprechen eine deutliche Sprache: die Kooperation mit der Universität und der Medizinuniversität Innsbruck, die Grundbildungsinitiative, die Tiroler Journalismusakademie, die Kunstakademie, das Engagement für Migrantinnen und Migranten in Deutschkursen und als Prüfungsstelle, der Einsatz bei der frühen Sprachförderung im Kindergarten und die vielen Bildungsinitiativen in den Zweigstellen im ganzen Land!
Ich wünsche der Volkshochschule für die Zukunft, dass sie sich jenen positiven Geist bewahrt, der sie bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern so beliebt macht; dass sie immer die Anerkennung erfährt, die ihrer Leistung für die Menschen in unserem Land entspricht und dass sie vor allem nie die Fähigkeit verliert, die Bildungsfreude unsere Mitmenschen zu wecken und zu fördern. //