Ein Mostproduzent als Trendsetter
Ein wunderschöner Bauernhof, der KühbreinHof, in Graden in der Gemeinde Gaal, umgeben von Streuobstbäumen, die heuer viele Äpfel tragen und eine reiche Ernte versprechen, ist das Zuhause von David Kargl, Mostproduzent aus Leidenschaft. Im Jahr 2009 hat er die Most-Produktion von seinem Vater übernommen in einer Region, in der diese fast völlig verschwunden ist, mit dem Ziel, ein Qualitätsprodukt mit eigener Marke, den KühbreinMost zu schaffen. Die Leidenschaft für den Most war ihm wohl in die Wiege gelegt worden, denn schon sein Großvater hat mit 250 Bäumen und der Hilfe eines Pomologen, den Grundstein für die heutige Produktion gelegt.
Anfangs als Hobby neben der Arbeit hat David, 32, gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Freundin die ersten Schritte als Mostproduzent alter Apfelsorten der eigenen noch 100 Streuobstbäume unternommen.
Als Autodidakt hat er vom Austausch mit Profis gelernt, im Keller ausprobiert und sich der Idee verschrieben, den Most so qualitätsvoll ins Glas zu bringen, dass er als neues Trendgetränk gefeiert wird.
Eigentlich hat er nach der Matura Internationales Management und EU-Projektmanagement studiert und in diesem Feld auch gearbeitet. Alles Lernen und Ausprobieren musste nebenbei funktionieren, dazu wurden bald die Produktionsräume zu klein und es standen Umbauarbeiten an, die es zu koordinieren galt. So ist ihm vor gut einem Jahr klar geworden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, um sich voll und ganz auf das Dasein eines Kellermeisters einzulassen, um seine Ziele am KühbreinHof erreichen zu können.
Heute weiß er, dass es die richtige Entscheidung war, sich mit ganzer Kraft seiner Leidenschaft zu verschreiben, und der Erfolg gibt ihm Recht. Er ist Mitglied in der Steirermost-Gruppe und wurde bei den steirischen Landesbewertungen mehrfach mit Gold ausgezeichnet – besonders stolz ist er auf den Sieg beim „World Cider Award 2020“.
Foto: David Kargl
Im lichtdurchfluteten, neu gestalteten Verkostungsraum kann sich jedermann und jedefrau von der Qualität der Produkte überzeugen und schmeckt nicht nur die Besonderheit von Davids Trinkgenuss, sondern hat im anschließenden Kellerraum mit Stahlfässern auch Einblick in die Produktion. Es hängen Bilder an der Wand, die durch ihre Authentizität überzeugen und nur so von Kreativität und Lebensfreude sprühen. Wussten Sie, dass es roten Apfelsaft gibt – ganz ohne Farbstoffe, nämlich von der Apfelsorte Red Love – ein Bad darin muss herrlich sein. Neugierig geworden? Dann schauen Sie sich das an!
David strebt für seinen KühbreinMost perfekte Performance an, und zwar in der Produktqualität als auch im Produktdesign, denn die Marke soll trendig und cool sein, damit sie zu einer neuen Kultur des Mosttrinkens beiträgt. Immer wieder Neues kreieren, damit es nie langweilig wird, das treibt ihn an und er freut sich, wenn die Kunden seine Kreationen genießen.
David lebt gerne in einer ländlichen Region, die er voller Bewegung sieht und liebt es, die Freiheit jetzt und in Zukunft zu haben, das zu machen, was ihm Spaß macht und was cool ist. Er unterstreicht seine Einstellung, indem er Immanuel Kant zitiert: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Eine Gastwirtin als Quereinsteigerin
Beim „Puster“ in Seckau ist in der großen Gaststube nach dem Mittagsgeschäft gerade etwas Ruhe eingekehrt. Die Wirtin, Melanie Puster, 42, erzählt von ihrem mutigen Schritt, den Gasthof zur Post gemeinsam mit ihrem Ehemann von ihrer Oma und Tante in vierter Generation zu übernehmen und in die Zukunft zu führen.
Gelernt hat sie nach der Matura Tourismusmanagement und hat in großen Häusern gearbeitet, danach ist sie in die Privatwirtschaft gewechselt und hat Business Management Administration studiert. Sie bezeichnet sich als kopflastig und hätte sich nicht träumen lassen, eines Tages in der Küche zu stehen und für zahlreiche Gäste zu kochen.
Doch kochen tut sie gut und gerne und hat sich als Autodidaktin alles selbst beigebracht – mit einigen Tipps eines befreundeten Kochs – setzt sie jetzt ihre eigenen Ideen einer bodenständigen und guten Küche um. Auf den Teller kommen nur qualitätsvolle Zutaten, vornehmlich aus der Region, und ins Glas kommen nur qualitätsvolle Weine von jungen Winzerinnen und Winzern aus Österreich.
Besonders stolz ist die zweifache Mutter auf ihr Herzensprojekt vom „ZeitRaum“ – ein Ort für viele unterschiedliche Bedarfe der Einheimischen und ihren eigenen Vorstellungen eines guten Miteinanders und Treffpunkts für Kultur, Musik und Lernen. Von Ausstellungen, Lesungen und Konzerten bis zu Yoga- und Kochkursen hat alles Platz und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Natürlich mischt die Wirtin selbst bei der Gestaltung der Inhalte vom „ZeitRaum“ kräftig mit, damit keine Langeweile aufkommt. Denn sie ist eine gesellige junge Frau, die gerne lacht und genießt, und wenn ihr der Trubel mal zu viel wird, zieht sie sich in ihre Küche zurück und interpretiert alte Rezepte neu. Doch das größte Kompliment für sie ist, wenn es von den Gästen heißt, dass die Beuschelsuppe wie bei der Oma schmeckt.
Foto: Gasthof zur Post, Freilichtmomente
Im Lockdown wurde umgebaut, die Gaststube erhielt mehr Frische und der „ZeitRaum“ wurde neu erschaffen, die sieben Zimmer – alle unterschiedlich und mit Liebe zum Detail gestaltet – erwarten die Gäste und werden von der Wirtin und ihren zwei Mitarbeiterinnen gehegt und gepflegt.
Mit der Rückkehr in das Haus ihrer Kindheit hat Melanie ein Erbe angetreten, auf das sie sehr stolz ist und deshalb mit Hingabe führt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass aus diesem Haus etwas anderes wird, als es immer war, nämlich ein Dorfgasthof, der für Gemütlichkeit und Geselligkeit gepaart mit dem Anspruch auf Qualität in allen Belangen steht und mit Sinn für Humor geführt wird. Sie war ehrlich überrascht, wie sehr die Einheimischen es ihr danken, dass sie sich dieser Aufgabe widmet und dem scheinbaren „Auslaufmodell des Dorfwirten“ neues Leben einhaucht. Mit Geschenken sind sie gekommen, um sich bei ihr zu bedanken, und sie kommen wieder zum Essen und Trinken und auch die Gäste von auswärts wissen das Angebot und die gemütliche Atmosphäre im „Puster“ zu schätzen.
Keine Wochenenden mehr und trotzdem so viel Lebensqualität und Lebensfreude – wie geht das zusammen? Für Melanie ganz einfach: „Gutes Miteinander, lachen und arbeiten, wertschätzender Umgang mit Mitarbeiterinnen gleich wie mit den Gästen und den Rückhalt der Familie genießen, da bin ich zufrieden – das ist schön.“
Pläne für die Zukunft sind nicht ihr Ding, doch sie hat sich drei Szenarien überlegt, wie es werden könnte und es ist das Beste eingetroffen. Melanie Puster leistet viel und hat Verantwortung übernommen – die Schuhe passen. //
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