Rede zum Fernsehpreis 2018
Christoph Feurstein

Oliver Rubenthaler und ich haben für die Dokumentation „Hass im Netz“ Menschen gesucht, die ihrem Ärger im Internet freien Lauf lassen und dabei Grenzen überschreiten. Wir haben bewusst nach Menschen gesucht, die keiner bestimmten Partei angehören, das haben uns die ProtagonistInnen auch immer wieder versichert.

Eines hat all diese Menschen aber vereint, die Angst und die Wut auf Flüchtlinge und Ausländer. Angst, dass unsere Identität verloren geht, dass Ausländer ihnen die Jobs wegnehmen, dass sie vom Sozialstaat viel mehr Geld bekommen, als sie selbst.

Es sind Ängste, die von verschiedenen Kräften massiv auch über soziale Netzwerke geschürt worden sind und bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

Heute wird die Angst vor Flüchtlingen und Migranten am Köcheln gehalten. Schreckensszenarien von neuen Flüchtlingsströmen werden an die Wand gemalt, Moscheen werden publikumswirksam geschlossen, um wenige Tage später wieder – weniger publikumswirksam – geöffnet zu werden.

Was in den Menschen aber bleibt, ist die Angst vor dem Fremden, dem Anderen – eine Angst die, so wahrscheinlich die Hoffnung, andere unangenehme Maßnahmen in den Schatten der Aufmerksamkeit stellt.

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Christoph Feurstein
Foto: Günther Pichlkostner/ORF

Heute basteln sich PolitikerInnen vielfach ihre eigene Welt in den sozialen Medien, wo sie sich keinen lästigen Fragen von JournalistInnen und Journalisten stellen müssen. Selbstvermarktung scheint wichtiger zu sein als die kontroversielle Auseinandersetzung. Die Userinnen und User können oft nicht unterscheiden, was wahr oder falsch ist, nehmen für bare Münze, was sie online lesen.

Umso wichtiger ist es, dass es unabhängige Journalistinnen und Journalisten gibt, die diese Mechanismen aufzeigen. Das haben wir versucht, und dieser Preis heute zeigt uns, dass es uns ein Stück weit gelungen ist. Vielen Dank dafür. Danke an Thomas Gerhartl für die wie immer tollen Bilder, danke Nicole Scharang für den wie immer tollen Schnitt. Danke an Kathrin Zechner, Waltraud Langer und Andrea Puschl, denen dieses Thema ein besonderes Anliegen war, und auch Gratulation an die vielen tollen Journalistinnen und Journalisten, die mit uns nominiert waren. //

Feurstein, Christoph (2018): Rede zum Fernsehpreis 2018. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Herbst 2018, Heft 265/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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