Das Thema Digitalisierung hat bereits das gesamte Leben durchdrungen: egal ob Beruf, Freizeit, Ausbildung oder Alltag. Die tägliche Nutzung von digitalen Angeboten ist mittlerweile vom Kleinkind bis ins hohe Alter beim Großteil der Menschen selbstverständlich. 3,7 Millionen Menschen in Österreich sind täglich auf Facebook aktiv, 18 Prozent haben bereits einmal als Crowd- oder Clickworker gearbeitet, die Handysignatur für die Abwicklung von Behördenwegen wird von etwa 800.000 Menschen genutzt. Die Digitalisierung ist allgegenwärtig und vom Leben nicht mehr wegzudenken. (Vgl. Duzdar: 2017, 326 ff.).
Digitalisierung bringt neben den Chancen und Möglichkeiten schlussendlich auch die Gefahr der Teilung der Bevölkerung in jene, die Digitalisierung zu nutzen wissen, und denen, die nicht zu den Verständigen in diesem Prozess gehören, mit sich. Zweitere haben mit Nachteilen zum Beispiel bei der Jobsuche, bei der Ausbildung, im Lebensalltag zu kämpfen. Rund 13 Prozent der Menschen in Österreich haben das Internet noch nie genutzt und das sind nicht ausschließlich Menschen höheren Alters. Die Nutzung des Internets ist auch eine Frage der sozialen Herkunft und des Geschlechtes. (Vgl. Duzdar: 2017, 326 ff.).
Es reicht in der heutigen Welt jedoch nicht aus, Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen – viel wichtiger ist es – hier den richtigen Umgang zu erlernen. Der Erwerb von Medien- und Datenkompetenz ist mindestens so essentiell (Stichwörter: Umgang mit Fake-News, Cybermobbing et cetera. (Ebd.).
Es ist somit ein Auftrag der Erwachsenenbildungseinrichtungen, niederschwellige Angebote im Bereich der Bildung bereitzustellen, um die digitale Kluft zu schließen. Neben Lesen, Rechnen und Schreiben ist die digitale Kompetenz mittlerweile unumstritten als Bereich der Basisbildung zu betrachten. Nur durch das Sicherstellen grundlegender Fähigkeiten in diesen Bereichen ist es möglich, an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben zu können und somit Benachteiligungen entgegenwirken zu können. Der Workshop im Rahmen der Kärntner Gespräche 2020 wurde genutzt, um sich auszutauschen, gemeinsam zu reflektieren und darüber nachzudenken, wo die Chancen und Herausforderungen des digitalen Alltags liegen:
Vom selbstfahrenden Auto bis zur Online-Zeitung − unser Alltag ist voller digitaler Möglichkeiten. Sie bringen Erleichterung und Herausforderung gleichermaßen in unser Leben. In unserem zu diesem Thema gestalteten Workshop wollten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden die Frage aufgreifen, was Digitalisierung im Alltag bedeutet. Wo und wann erleichtert sie unser Leben, welche Herausforderungen ergeben sich aber auch dadurch?
Digitalisierung ist ein Thema, das alle betrifft und zu dem jede Person eigene Erfahrungen, Erlebnisse und Meinungen mitbringt. Digitalisierung ist auch ein Thema, über das gerne diskutiert wird und das sowohl viele positive als auch negative Aspekte beinhaltet; und natürlich ist das Thema Digitalisierung auch innerhalb einer sehr unterschiedlichen Gruppe in Bezug auf das Alter, der Herkunft und auch des Geschlechts ein interessanter Diskussionsstoff, weil es ganz unterschiedliche Erfahrungen dazu gibt und sich das Nutzungsverhalten auch sehr unterscheidet.
Unser grundlegendes Ziel war es daher, den Workshop so zu gestalten, dass eine möglichst breit gefächerte Zielgruppe bzw. Teilnehmende aus unterschiedlichsten Altersgruppen, aus vielfältigen Bildungskontexten und Berufssparten sowie mit Deutsch als Erst- aber auch als Zweitsprache angesprochen werden. Wir konzipierten den Workshop einerseits mit einer stark praktischen Ausrichtung; und andererseits mit Möglichkeiten, auch auf einer „Metaebene“ über das Thema zu diskutieren, dieses zu durchleuchten, sich untereinander auszutauschen und gemeinsam an einem Thema zu arbeiten.
Nach einer Einstimmungsphase mit einer themenbezogenen „polleverywhere“-Umfrage warteten auf die Teilnehmenden vier Stationen, an denen je sechs bis acht Personen für jeweils zirka 15 Minuten unterschiedlichste Tools ausprobieren und Aufgaben lösen konnten. Im Folgenden möchten wir einen Einblick in den Workshopverlauf geben.
Einstiegsphase: Polleverywhere
Dieses digitale Werkzeug bietet die Möglichkeit, eine Gruppe bis maximal 25 Personen im Rahmen eines Workshops oder einer ähnlichen Veranstaltung an einer gemeinsamen Umfrage teilnehmen zu lassen. Die Beantwortung der Fragen erfolgt über die Smartphones der Teilnehmenden. In das Smartphone wird über den Webbrowser der entsprechende Link eingegeben, der dann direkt zu den einzelnen Fragen führt. Die Teilnehmenden beantworten die gestellten Fragen, während das Umfrageergebnis parallel zur Eingabe der Antworten über einen Beamer auf eine Leinwand projiziert wird. So kann einerseits nicht nur das endgültige Ergebnis der Umfrage sehr schnell für alle sichtbar gemacht werden, sondern vor allem auch der Verlauf der Umfrage, was für Teilnehmende im Grunde der noch spannendere Teil dieser Methode ist, als das Ergebnis selbst. Die von uns gestellten Fragen waren mit direktem Bezug zum Thema gewählt.
https://www.polleverywhere.com/).
Stationenbetrieb:
Station 1: Persönliche Zeitleiste zum Thema digitale Hilfs- und Kommunikationsmittel
Ziel: Erstellen einer persönlichen Erinnerungszeitleiste und anschließende Diskussion
Mit diesem Thema wollten wir an die Erinnerungen der Teilnehmenden anknüpfen. Es ging um die Fragen, wann die Teilnehmenden digitale Hilfs- und Kommunikationsmittel, wie zum Beispiel den Computer, das Tastenhandy, das Internet, ein E-Mail, WhatsApp usw. das erste Mal verwendet haben. Die Teilnehmenden mussten in einer Liste, die jeweilige Jahreszahl vermerken und den damit verbundenen Anlass oder die damalige Lebenssituation festhalten. Oft ist es ja so, dass man sich genau daran erinnern kann, wann man etwas das erste Mal verwendet hat oder welches Ereignis zu diesem Zeitpunkt gerade aktuell und wichtig war. Dabei ging es jedoch nicht nur um die persönliche Lebenssituation, sondern auch, wenn möglich, um die Erinnerung an tagespolitische Themen und Geschehnisse. Die Diskussionen waren mitunter sehr erheiternd, weil auch viele junge Teilnehmende anwesend waren, die zum Beispiel noch nie ein Tastenhandy in den Händen gehalten oder eine Zeit ohne Internet nie erlebt haben.
Station 2: Vor- und Nachteilen von Digitalisierung im persönlichen Alltag sowie gesellschaftlichen Kontext
Ziel: Gemeinsamer Erfahrungs- und Meinungsaustausch zum Thema Digitalisierung und Erarbeitung von gesellschaftlichen bzw. gesellschaftspolitischen Auswirkungen einer zunehmend digitalisierten Welt.
Die Ergebnisse der Diskussion wurden in Schlagwörtern auf einem Plakat festgehalten. Es wurde für alle vier Gruppen dasselbe Flipchart verwendet und jede weitere Gruppe musste nur erweitern und vervollständigen. Interessant war der Erfahrungsaustausch vor allem deshalb, weil die Gruppen vom Alter der Teilnehmenden her sehr unterschiedlich zusammengestellt waren und sich daraus auch viel Diskussionsstoff ergab.
Station 3: Kennenlernen des VHS-Lernportals
Ziel: Kennenlernen und Ausprobieren des VHS- Lernportals, als Beispiel für eine Möglichkeit, selbstbestimmt und selbstorganisiert digital zu lernen. (Siehe: https://www.vhs-lernportal.de/wws/9.php#/wws/home.php).
Das VHS-Lernportal ist ein kostenfreies digitales Lernangebot und wurde über den Deutschen Volkshochschul-Verband konzipiert. Zielgruppe sind:
- Personen, die für den Pflichtschulabschluss lernen möchten,
- Personen mit Deutsch als Zweitsprache, die sich auf die unterschiedlichen Niveaus für Sprachprüfungen vorbereiten möchten,
- und Personen mit Alphabetisierungs- bzw. Basisbildungsbedarf.
Das Lernportal bietet 15 Kurse in folgenden Bereichen an:
- Deutschkurse: A1, A2, B1, B2 speziell auf Arbeitsmarkt und Berufswelt ausgerichtet,
- Basisbildung: Schreiben, Rechnen, gesunde Ernährung, Lesen & Schreiben im Beruf,
- Vorbereitung auf den Schulabschluss: Deutsch, Mathematik, Englisch.
Die Teilnehmenden konnten sich als Gast im Lernportal anmelden, einen Kurs auswählen und Übungen ausprobieren. Durch die Bandbreite der Übungen konnte auf die Wünsche und Bedürfnisse der Anwesenden gut eingegangen werden.
Station 4: Digitaler Check
Ziel: Kennenlernen der Websites „Check digitale Alltagskompetenz“ und „AK digi:check“ und Durchführung eines Digitalen Checks
https://www.akdigicheck.at und
https://www.fit4internet.at/).
Bei dieser Station hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit ihre digitale Alltagskompetenz zu testen. Diese zwei Websites bieten Informationen und Tipps rund um das Thema digitale Alltagskompetenz und sie bieten die Möglichkeit zu einem sogenannten digitalen Check. Sie verstehen sich nicht als Testinstrumentarium, sondern als Orientierungshilfe zur persönlichen Einschätzung.
Der digitale Check über die Website https://www.fit4internet.at/ kann auf zwei Niveaustufen durchgeführt werden. Die beiden Stufen unterscheiden sich in erster Linie in der sprachlichen Aufbereitung. In der „light“-Version sind die Fragen in einfacher Sprache formuliert. Die „advanced“-Version des digitalen Checks ist sprachlich, sowohl was die Formulierungen der Fragen als auch die Antwortmöglichkeiten betrifft, weit anspruchsvoller. Gute Lese- bzw. Leseverständniskompetenzen sind notwendig, um diese Version durchzuführen.
Gerade für unsere Teilnehmenden war diese Differenzierung eine gute Möglichkeit, den Wünschen und Anforderungen, aber auch ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten gerecht werden zu können.
Eindrücke einer Gruppe von Teilnehmenden an diesem Workshop/
Erfahrungsbericht einer mitwirkenden Trainerin aus dem Lehrgang zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses (Mag.a Kerstin Oberrainer)
Unser diesjähriger Pflichtschulabschluss-Kurs durfte auch dieses Jahr wieder an einem Workshop im Rahmen der Kärntner Gespräche zur demokratiepolitischen Bildung teilnehmen. Die Kärntner Volkshochschulen engagieren sich seit Jahren im Bereich der politischen Bildung und der damit verbundenen Vermittlung von gesellschaftlichen Grundkenntnissen im Bereich der Grund- und Basisbildung. Ein Teil des Curriculums des Pflichtschulabschlusses beinhaltet Politische Bildung, und deshalb haben wir uns gerne in diesem Workshop eingebracht. Für uns persönlich ist die Vermittlung von Demokratieverständnis eine Herzensangelegenheit, und dieser Rahmen bietet die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Den größten Gewinn sehen wir darin, dass unsere TeilnehmerInnen die Möglichkeit erhalten, sich mit anderen Menschen außerhalb des Kursraums zu unterhalten und über ein vorgegebenes Thema zu diskutieren.
Die Zielgruppe unseres Pflichtschulabschlusses ist aus kultureller, sprachlicher und kognitiver Sicht sehr heterogen und deshalb ist die sprachliche Vermittlung von Themen oft die größte Herausforderung. Im Vorfeld erfolgte für die TeilnehmerInnen eine Einführung in das Thema Digitalisierung anhand unterschiedlicher didaktischer Methoden. Im Unterricht wurden die positiven und negativen Auswirkungen der Digitalisierung besprochen, und durch gemeinsames Brainstorming entstand eine Mind-Map, anhand der die gemeinsamen Überlegungen festgehalten wurden. Anschließend diskutierten wir über die verschiedenen digitalen Hilfs- und Kommunikationsmittel, und gemeinsam wurde darüber nachgedacht, wann wir zum Beispiel das erste Mal ein Smartphone verwendet haben. Des Weiteren erprobten wir den Umgang mit Apps und Webseiten. Es wurden verschiedenste Apps heruntergeladen und Webseiten, z. B. Duolingo, levrai oder die Wahlkabine, ausprobiert.
Die Themen Smart-Home (Alexa), Social-Media und Streaming waren die beliebtesten Themen im Unterricht. Es war interessant, zu erleben, dass das Thema Digitalisierung sehr positiv dargestellt wurde und dass es für fast alle TeilnehmerInnen komplett in ihr Alltagsleben integriert ist. Es wurden nur zwei negative Aspekte zu diesem Thema im Kursraum besprochen: Cyber-Mobbing und moderne Waffen. Die Gruppe hat sich hauptsächlich mit den Vorteilen beschäftigt und wollte gar nicht über die Nachteile sprechen.
Das Feedback, welches wir nach dem Workshop schriftlich eingeholt haben, hat aufgezeigt, dass alle TeilnehmerInnen diesen Workshop als wichtig und interessant empfunden haben. Das Workshop-Angebot entsprach den Bedürfnissen unserer Zielgruppe, da die Inhalte gut an deren Voraussetzungen angeknüpft wurden. Aus diesem Grund wurde auch die Stimmung bei den vier Stationen als „locker“ empfunden, und die TeilnehmerInnen waren motiviert bei der Sache. Auch das Feedback der zwei Workshop-Leiterinnen ist sehr positiv ausgefallen, weil sie von der Gruppe und dem, was von den einzelnen Teilnehmenden eingebracht wurde, begeistert waren.
In diesem Workshop wurde die Digitalisierung von A bis Z beleuchtet und es wurde aufgezeigt, dass es für uns alle Erleichterung in unserem Alltagsleben gibt. Speziell für die Pflichtschulabschluss-Lehrgangs-Gruppe war die Station, bei der die TeilnehmerInnen das VHS-Lernportal ausprobieren durften, besonders wertvoll. Wir werden in Zukunft dieses Lernportal für unseren Unterricht in Deutsch, Englisch und Mathematik nützen. In den Feedbackbögen wurde dieses Portal als sehr nützlich und ansprechend bewertet.
In den nächsten Jahren werden die Aspekte der Digitalisierung auch in den Pflichtschulabschluss-Lehrgängen immer wichtiger werden, da die Kommunikation und die Interaktion zwischen den Lernenden und den Lehrenden immer öfter über digitale Kanäle ablaufen wird. Es wird zu einer Verlagerung von Arbeitsprozessen kommen und Moodle-Plattformen, Blended-Learning und E-Learning werden den Kursalltag in den Pflichtschulabschluss-Lehrgängen immer stärker mitbestimmen.
Wir versuchen auch jetzt schon mit Hilfe von Learning-Apps, Online-Übungen und informellen Whatsapp-Kursgruppe, die vielen neuen und positiven Möglichkeiten zu nutzen, die die Digitalisierung uns TrainerInnen ermöglicht.
Des Weiteren ist derzeit unsere eigene Moodle-Plattform im Aufbau und wir sind bereit noch mehr neue Möglichkeiten auszuprobieren. Seit 2012 gibt es ja die Möglichkeit, den Pflichtschulabschluss (8. Schulstufe) im Rahmen der Initiative Erwachsenenbildung (IEB) kostenlos zu besuchen. In Zukunft werden vielleicht noch weitere Bereiche in der Bildung auf E-Learning aufbauen. Deshalb ist es wichtig, sich in der Erwachsenenbildung mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese in die Bildungsarbeit aufzunehmen.
Mit folgenden Fragen wurde der Workshop im Pflichtschulabschluss-Lehrgang evaluiert:
Workshop 4
Frage I: Wie hat dir der Workshop gefallen?
Frage II: Was hat dir besonders gut gefallen?
Frage III: Welche der vier Stationen hat dir am besten gefallen? (Bitte ankreuzen).
- Zeitleiste
- Vor- Nachteile der Digitalisierung
- Check Digitale Alltagskompetenz
- Lernportal //
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