Für die Volkshochschulen ist die Digitalisierung kein unbekanntes Thema. In den 1980er Jahren wurden die Menschen mit dem PC und bald darauf auch mit dem Internet vertraut gemacht. Die 2000er Wende hat zu vermehrten IT-Angeboten geführt und erste digital gestützte Lernprozesse wurden, zumeist mit Lernplattformen, umgesetzt.1 Als brauchbar haben sich „hybride“ Lernformate erwiesen, eine Kombination aus Präsenzveranstaltungen und aus eigenständigem Lernen online. So konnten die Stärken des Lehrens und Lernens in der Gruppe verbunden werden mit den Möglichkeiten und den Stärken des Internets.
Seit mehr als 25 Jahren berät Jochen Robes2 Unternehmen und Bildungseinrichtungen bei der Einführung und Optimierung in HR und Corporate Learning. Bei einer Veranstaltung zum Thema „Digital Business Trends“, die im Februar in Wien stattfand, meinte er, dass die Lernwelt schon lange keine rein analoge mehr sei. YouTube, WhatsApp und Online-Kurse seien im Alltag bereits fest verankert, und das digital gestützte Lernen ist mittlerweile ein milliardenschwerer Markt. Die Menschen selber entscheiden heute darüber, wann und wo sie Lernprozesse beginnen und es gehe immer weniger um „elektronische Unterweisungen“, sondern der Austausch von Wissen und Erfahrungen steht im Vordergrund. 3
Neben dem Austausch von Wissen und Erfahrungen kommt der Vertiefung durch Auseinandersetzung, der Meinungsbildung, der Erörterung von Handlungsoptionen und der Festigung von Interessen eine immer größer werdende Bedeutung zu. Zudem ist Medienkompetenz eine der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, dass die Volkshochschulen den passenden Ansatz haben. Ludo Moritz Hartmann, Historiker, Diplomat und einer der Begründer der Volkshochschulbewegung in Österreich, hat die Weckung der „Denkkräfte“ als eines der Grundprinzipien von Volkshochschularbeit beschrieben. Dazu sind alle Wissensgebiete und Wissenschaften zugänglich zu machen, selbstständige Gedankengänge sind anzuregen, unterschiedliche Erfahrungen und Positionen sollen gekannt werden, damit eine echte Auseinandersetzung möglich wird. Eine so verstandene Bildung „kann nicht mit dem großen Trichter eingeflößt werden“, sie fördert und baut auf eigenständige Auseinandersetzung.4 Aufgabe der Bildung ist es nicht nur, den Menschen die Angst vor der digitalen Transformation zu nehmen sondern sie gleichzeitig zu befähigen, diese im Sinne eines gelingenden Lebens zu gestalten.
Die digitale Transformation verlangt jedoch auch nach spezifischen berufsbezogenen Kompetenzen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln nennt dazu: Informationsrecherche; Online-Kommunikation; bewusster Datentransfer sowie Dateneingabe, -verarbeitung und Datenanalyse. Bei den sozialen Kompetenzen sind die am häufigsten genannten: Kommunikation mit KollegInnen und Partnern; Probleme (autonom) lösen; Aufgaben planen und organisieren; Wissenslücken erkennen und beheben.5
Angesichts der zunehmenden Bedeutung von „künstlicher Intelligenz“ fragen wir uns, was den Unterschied zwischen dem Roboter und dem Menschen ausmacht. Roboter befolgen Muster und Regeln, die von ihren EntwicklerInnen einprogrammiert wurden. Die Menschen hingegen sind „mustergültige Musterbrecher“ schreibt der Management-Professor Stephan A. Jansen.6 Roboter sind schlecht im Stolpern, sobald sie straucheln, fallen sie. Die Menschen hingegen sind in der Lage, sich beim Stolpern wieder zu fangen und sich trotz der Störung wieder zu bewegen. Und Bildung bedeutet auch: „stolpern, sich fangen, sich weiterbewegen“ (S. 25).
Die beste Grundlage für Bildung im Zeitalter der digitalen Transformation bietet das inhaltlich sehr breite Angebot der Volkshochschulen und die Volkshochschule kann daher zu Recht als „die Anregungsarena schlechthin“ bezeichnet werden (Jansen 2018, S. 58). //
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