Steigende Energiepreise, die allgemeine Teuerung, aber auch die Spaltung der Gesellschaft und der Klimawandel sind jene Themen, die mehr als zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung aktuell Sorge bereiten (vgl. Profil 29/2022). Inflation und erwartete Rezession treffen zudem auf eine infolge Corona zusätzlich aufgeladene Stimmungslage, in der Verschwörungsideologien und rechtspopulistische Deutungen explodierten. Gesellschaftliche Spannungen scheinen unausweichlich. Auch Volkshochschulen sind hier unmittelbar betroffen. Sie müssen die Existenz ihrer Einrichtungen vor dem Hintergrund der ökonomischen Entwicklung sichern und ringen ebenfalls mit den Kostensteigerungen. Und sie sind – wie immer in ihrer Geschichte – Seismographen gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen und Diskurse, die in ihren Kursalltag massiv einwirken.
Verantwortung übernehmen
Die öffentliche Hand hat in Zeiten wie diesen vor allem die Aufgabe, die Daseinsvorsorge zu sichern, diese muss nicht zuletzt vor Ort sichtbar und spürbar sein. Bildungseinrichtungen sind Teil dieser Aufgabe, Volkshochschulen können und müssen jetzt – wie Schulen, oder Jugendzentren – buchstäblich die Rolle als (geistige) Wärmestuben auf regionaler und kommunaler Ebene erfüllen. Dazu braucht es aber die entsprechende Finanzierung, nicht zuletzt auch öffentliche Investitionen in die Energieeffizienz unserer Gebäude. Als der Demokratie- und Wissenschaftsbildung verpflichtete Institution haben Volkshochschulen darüber hinaus gerade jetzt einen besonderen Vermittlungsauftrag, der von Themen wie Energiesparen im Haushalt bis zur Erklärung der Hintergründe der vielfachen Krise(n) reicht.
Private Kosten für Weiterbildung bereits vor der Teuerung massiv gestiegen
Eine im Auftrag der Arbeiterkammer erstellte Studie zum Thema Weiterbildungsfinanzierung belegt einen bereits vor der Teuerungswelle stark gestiegenen Anteil der privaten Haushalte. Diese finanzierten 2018 bereits 42 Prozent der Weiterbildungskosten (2009: 29 Prozent). Zudem erhält weniger als ein Drittel derjenigen Weiterbildung, deren bisher höchster Bildungsabschluss die Pflichtschule ist (31,2 Prozent); bei Hochschul-Absolvent*innen sind es 74,9 Prozent.1 Gerade in der Krise braucht es eine staatliche Strategie, welche die Weiterbildungsteilnahme erhöht und hier insbesondere auf jene Bereiche abzielt, die offenbar schlecht erreicht werden. Alle Rentabilitätsstudien zeigen, dass ein in Bildung investierter Euro die beste Investition in die Zukunft ist. Um nicht zuletzt Verschwörungsideologien und rechtspopulistische Deutungen entgegenzuwirken braucht es sofort ein öffentlich finanziertes Beratungs- und Kursangebot, welches vor allem auch aufsuchend und niederschwellig arbeitet. Die Volkshochschulen mit ihrer hohen Reputation in der Gesellschaft sind ein idealer Partner dafür. In der Realität ringen sie momentan allerdings darum, die steigenden Energiekosten stemmen zu können. Nicht zuletzt hier braucht es rasch Klarheit und entsprechende Unterstützung, damit wir unsere Arbeit für die Gesellschaft erledigen können. //
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