Das Menschenrecht auf Bildung sei in Deutschland lange Zeit kein Thema öffentli-cher Aufmerksamkeit gewesen, beklagen Herausgeberin und Herausgeber eingangs. Doch das habe sich in den letzten Jahren geändert. Auf das Menschenrecht auf Bil-dung werde verwiesen,
• wenn es um Bildungsreformen gehe, die eine bessere Beteiligung aller Menschen verspreche und rechtliche sowie ethische Verbindlichkeit ange-strebt werde;
• wenn höhere Bildungsbeteiligung mit einem erweiterten Maß an Freiheit in Beziehung gebracht wird;
• wenn ein Korrektiv gegenüber einer eindimensionalen ökonomischen und sozialtechnischen Auslegung von Bildung im Gegensatz zu einem, die Per-sönlichkeit entfaltenden Verständnis gesucht wird.
Das Buch repräsentiert die Abschlusstagung eines sozialethischen Forschungspro-jekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Es beruht auf interdisziplinären Studien und ist mit seiner Thematik, wenn auch schon vor ei-nigen Jahren publiziert, noch immer aktuell. Artikuliert wird eingangs das Bildungs-verständnis des Projekts: Menschen werden als verantwortungsfähige Subjekte be-griffen, die „(…) zu verantwortlicher Teilhabe und Beteiligung in einer komplexen Gesellschaft“ (S. 10) befähigt werden sollen.
Die Beiträge beschäftigen sich als Standortbestimmung mit dem Verhältnis von Bil-dung, Menschenrecht und Reformpolitik. Sie diskutieren Grundlagen einer Sozial-ethik von Bildung und beschäftigen sich unter anderem z. B. mit Vorschulerziehung, Ganztagsschule oder Menschenrechtsbildung. Diskutiert wird auch die Bildungsver-antwortung von Kirche und Staat. Das Buch ermöglicht es, die Diskussionen des komplexen Themas nachzuvollziehen. Es macht deutlich, dass dem Thema Men-schenrecht auf Bildung nicht nur weitere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, sondern auch konsequentes bildungspolitisches Handeln notwendig und ausständig ist, um diesem Menschenrecht zur Geltung zu verhelfen.
Für die österreichischen Diskussionen über Bildungsreform ist die Lektüre vielleicht ein Impuls, das Zusammenwirken der verschiedenen Bildungssektoren besser zu planen und zu organisieren, um das Menschenrecht auf Bildung lebensbegleitend zu realisieren. //
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