Nachruf auf Sektionschef i.R. Dr. Hans Altenhuber (1924–2022)

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Foto: Österreichisches Volkshochschularchiv (Fotostudio Willi Haslinger)

Das Lebenswerk von Sektionschef i. R. Dr. Hans Altenhuber steht für die Gestaltung der österreichischen Erwachsenenbildung in einer sehr wichtigen Entwicklungsphase von 1970 bis in die 1990er-Jahre. Vieles, was nach seiner Pensionierung in der Erwachsenenbildung weiterentwickelt und umgesetzt wurde, geht auf sein Wirken zurück. 

Hans Altenhuber war von 1971 bis 1989 im Unterrichtsministerium tätig. Bis 1976 hat er die Abteilung Erwachsenenbildung geleitet. Anschließend war er als Sektionschef mit den Hauptagenden Sport und Erwachsenenbildung befasst und hat maßgeblich zur Modernisierung und Professionalisierung der österreichischen Erwachsenenbildung beigetragen. 

Hans Altenhuber wurde am 15. November 1924 in Purkersdorf bei Wien geboren, wo er die Volksschule absolvierte. 1942 legte er am humanistischen Gymnasium in Wien-Hietzing die Matura ab und wurde sogleich zum Militärdienst eingezogen. 1946 kehrte er aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft heim und begann unmittelbar darauf mit dem Studium der Geschichte, Philosophie, Pädagogik und Germanistik an der Universität Wien. Nach Ablegung der Lehramtsprüfung 1949 schloss er trotz schwerer wirtschaftlicher Nöte und dauerndem Nebenerwerb mit einer Dissertation bei Univ.-Prof. Dr. Richard Meister ab. „Die Geschichte des Faches Pädagogik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien von 1850 bis 1922“ lautete der Titel seiner Dissertation.

Schon seine erste Tätigkeit als Berufsberater für Maturanten und Studenten beim Landesarbeitsamt Wien, wo er bis zum Jahr 1961 angestellt war, konfrontierte ihn direkt mit Bildungsfragen. Hans Altenhuber wechselte in das Bundesministerium für soziale Verwaltung und stieg dort zum Referatsleiter für berufliche Rehabilitation, Nach- und Umschulung auf, wo er unter anderem die Durchführungserlässe für das Arbeitsmarktförderungsgesetz ausarbeitete.

Bereits davor war Hans Altenhuber bis 1963 nebenberuflich als Pädagogischer Referent im Verband Wiener Volksbildung tätig gewesen. Er wirkte an der Ausarbeitung der Grundsatzerklärung des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen (1961) mit und war in Wien mit der bezirksübergreifenden Koordinierung der Volkshochschulangebote und mit der Qualitätssicherung für den Unterricht betraut.

In seiner Funktion als Programmkoordinator, aber insbesondere auch als Vortragender, Kurs- und Seminarleiter sowie durch eine Fülle an Publikationen brachte Hans Altenhuber sowohl sein Interesse an den neuen Medien (Film, Rundfunk und Fernsehen) als auch sein spezifisches Interesse für die Zeitgeschichte ein. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass die Wiener Volkshochschulen noch vor der Etablierung der Zeitgeschichte als universitärem Fach durch eine Vielzahl von Veranstaltungen der langjährigen Tabuisierung der jüngeren Vergangenheit vehement entgegentraten. Mit dem Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung, für den er den Vorsitz in der Jury führte und mit der Einführung von Fernsehklubs an Volkshochschulen bereitete er zudem den Boden für einen kritisch-reflektierten Umgang mit dem neuen Medium innerhalb der Erwachsenenbildung. 

Im Mai 1971 wurde er vom damaligen Unterrichtsminister Dr. Fred Sinowatz als Abteilungsleiter in das Unterrichtsministerium berufen. Seine vielfältigen Berufserfahrungen, seine gute Kenntnis der Praxis aber auch sein fundiertes theoretisches Wissen prädestinierten ihn für diese Aufgabe. 

Auf großen internationalen Tagungen wie beispielsweise den UNESCO-Weltkonferenzen für Erwachsenenbildung (1971 Tokio, 1985 Paris) oder auf Tagungen des Europarates referierte Hans Altenhuber über die österreichische Situation und schuf wichtige Kontakte auf internationaler Ebene. 

Als Herausgeber und Buchautor setzte er wesentliche Impulse für die theoretische und für die historiografische Auseinandersetzung mit der Erwachsenenbildung.

Neben der Intensivierung der Politischen Bildung und der Verbesserung des Schul- und Sportstättenbaus trug er durch eine Reihe zukunftsweisender Maßnahmen zur Erhöhung des gesellschaftlich-politischen Stellenwerts der Erwachsenenbildung bei. 

Die Gründung der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs im Jahre 1972 war wegweisend, sodann die Durchsetzung des Erwachsenenbildungsförderungsgesetzes (1973), der Ausbau des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung in Strobl (BIFEB), die Einrichtung eines EDV-gestützten Dokumentationssystems (DOKEB) oder die Aktion „Stellenlose Lehrer in der Erwachsenenbildung“ (1983), die durch die Anhebung des hauptberuflichen Personals wesentlich zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung beitrug. 

Nicht zuletzt ist es auch Hans Altenhubers großes Verdienst, zweimal eine Verdoppelung der Subventionsmittel des Unterrichtsressorts (1972, 1984) erreicht zu haben. Davon kann die Erwachsenenbildung heute nur träumen.

Für seine Leistungen wurde er mit einer Vielzahl an Ehrungen bedacht, so unter anderem mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik.

Auch nach seiner Pensionierung blieb Hans Altenhuber überaus aktiv und der Erwachsenenbildung verbunden: Als Präsident des Instituts für Wissenschaft und Kunst (IWK), als Autor wissenschaftlicher Publikationen, durch seine Mitarbeit in verschiedenen Volkshochschulgremien sowie als Vorsitzender des Vereins zur Geschichte der Volkshochschulen und tatkräftiger Förderer des Österreichischen Volkshochschularchivs.

Hans Altenhuber vereinigte im besten Sinn des Wortes die Verbindung von Praxis und Theorie der Erwachsenenbildung und von Politikgestaltung. 

Als ich (G.B.) an meiner Dissertation über staatliche Erwachsenenbildungspolitik nach 1970 arbeitete, führte ich mit Hans Altenhuber ein mehrstündiges Interview. Darin beeindruckte er nicht nur durch sein großes Wissen und seine theoretische Kompetenz, sondern auch durch sein kluges Agieren in der Politikgestaltung für Erwachsenenbildung. Hans Altenhuber stand zeitlebens für die gemeinsame Gestaltung, für Zusammenarbeit, für eine „kooperative Steuerung“ der Bildungspolitik. 

Mit Hans Altenhuber verliert die Österreichische Erwachsenenbildung einen Ihrer herausragendsten und engagiertesten Vertreter in der Zweiten Republik.

Die österreichischen Volkshochschulen und die gesamte österreichische Erwachsenenbildung werden Sektionschef i. R. Dr. Hans Altenhuber ein ehrendes Andenken bewahren. //

Ausgewählte Schriften von und über Hans Altenhuber:

Stifter, Christian H. & Filla, Wilhelm (Hrsg.) (2013): Plädoyer für eine gesellschaftspolitische Erwachsenenbildung. Festschrift für Hans Altenhuber. Hrsg. v. Österreichisches Volkshochschularchiv. Innsbruck – Wien – Bozen: Studien-Verlag 2013 (Materialien zur Geschichte der Volkshochschulen, Bd. 6).

Altenhuber, Hans & Pfniß, Aladar (Hrsg.) (1965): Bildung. Freiheit. Fortschritt. Gedanken österreichischer Volksbildner. Hrsg. v. Verband Österreichischer Volkshochschulen (VÖV). Wien: Verband Österreichischer Volkshochschulen 1965.

Altenhuber, Hans (Hrsg.) [1985]: Handbuch für die Praxis in der Erwachsenenbildung. Bd. 2. Hrsg. v. Bundesministerium für Unterricht und Kunst. Wien.

Altenhuber, Hans (1995): Universitäre Volksbildung in Österreich 1895–1937. Wien: Österreichischer Bundesverlag (Zur Geschichte der Erwachsenenbildung, Bd. 1).

Altenhuber, Hans (1975): Zur Terminologie der Erwachsenenbildung. Teil 1: Veranstaltungsformen. Bericht der Projektgruppe Terminologie der KEBÖ. Wien 1975 (Erwachsenenbildung in Österreich. Sonderreihe, Heft 7).

Altenhuber, Hans (Hrsg.) (1986): Entwicklungsplanung. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1986 (Erwachsenenbildung in Österreich, Sonderheft).

Stifter, Christian/Bisovsky, Gerhard (2022): Nachruf auf Sektionschef i.R. Dr. Hans Altenhuber (1924–2022). In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Sommer 2022, Heft 276/73. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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