Technologisch gestütztes Lernen in der Erwachsenenbildung

Das Lernen mit dem Internet, mit Computern, Tablets, gestützt auf Lernplattformen und viele andere Formen des zufälligen Lernens mit dem Internet, ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. So wie wir nicht Nicht-Lernen können, so wenig können wir uns heute den Lernformen entziehen, die durch die technologischen Entwicklungen unterstützt werden.

Dabei geht es nicht darum, dass bestehende Lehrpläne oder Kursformen ausschließlich auf technologischer Basis umgesetzt werden. Hybride Formen des Lernens wie etwa das „blended learning“, das Präsenzeinheiten mit online-Lernheiten kombiniert, sind nicht einfach durch ein bloßes Nebeneinanderstellen zu realisieren. Gerade hier wird didaktische Planung wichtiger denn je. Eine didaktische Gesamtkonzeption von technologisch gestützten Bildungsangeboten ist notwendig, die begründet, wann online Einheiten sinnvoll sind und wann Präsenzeinheiten und wie beide aufeinander abgestimmt sind. Unterstützungs- und Betreuungskonzepte sind dabei genauso zu berücksichtigen wie organisatorische, institutionelle und technologische Rahmenbedingungen.

Auf keinen Fall wird ein Präsenzkurs obsolet. Im Gegenteil: seine Attraktivität nimmt zu. Allerdings wird er nicht mehr die einzige dominante Lernform bleiben. Lernen vollzieht sich in der Realität in verschiedenen Settings, der Kursraum ist nur eines davon und wahrscheinlich sogar das kleinste. In Zukunft wird es stärker als bisher darum gehen, verschiedene Lernformen und Lerngelegenheiten in die didaktische Planung einzubeziehen.

Das Lernen und Lösen von Aufgaben mit Hilfe des Computers („computational learning“) hat an Bedeutung zugenommen. Dieses lässt sich aber nicht auf die Handhabung und die Recherche mit Suchmaschinen reduzieren. Amerikanischen Studierenden wird nachgesagt, dass sie unter „Forschung“ das Suchen mit google verstünden.1

Nicht zufällig wird immer häufiger „kritische Reflexion“ und „kritisches Denken“ nachgefragt. Das Kritische Denken hat eine lange Tradition, die mit Erwachsenenbildung eng verbunden ist. Auch wissenschaftsbasiertes und systematisches Argumentieren wird wichtiger, damit die Menschen in die Lage versetzt werden, Meinungsmache und Demagogie von seriöser Berichterstattung und Meinungsbildung zu unterscheiden.

Weltweit haben sich rund um die MOOCs (Massive Open Online Courses) bereits Geschäftsmodelle entwickelt, die von kostenfreien Angeboten bis hin zu kostenpflichtigen reichen – letztere sind zumeist mit dem Erwerb eines Zertifikats verbunden. Auch in der Erwachsenenbildung sind seit mehreren Jahren Fortschritte zu verzeichnen: Lernplattformen sind Standard in vielen Volkshochschulen, Vorträge werden aufgezeichnet und können auch später gesehen und gehört werden. Lernende wollen von den Lehrkräften weiterführendes digitales Übungsmaterial.

Seitens der öffentlichen Hand fehlt eine digitale Strategie für die Erwachsenenbildung. Diese wäre gemeinsam mit den Institutionen der Erwachsenenbildung zu erarbeiten. Die Förderung von Projekten beschleunigt die Entwicklung von Modellen guter Praxis. Ebenso wichtig sind aber auch der Austausch von Erfahrungen und der Transfer von Ergebnissen, wofür sich insbesondere Netzwerke auf Bundesebene als auch auf Europäischer Ebene gut eignen. Mehrere Vorschläge für Strategien zur Digitalisierung in der Erwachsenenbildung werden in einem vor kurzen erschienenen Bericht der Europäischen Kommission gemacht.2

1  http://searchengineland.com/teachers-say-students-equate-research-with-using-google-138542 [18.12.2015]

2  Bertelsmann Stiftung & Ecorys: Adult Learners in Digital Learning Environments. Online verfügbar unter: https://ec.europa.eu/digital-agenda/en/news/adult-learners-digital-learning-environments-eu-study-published [18.12.2015]

Bisovsky, Gerhard (2015): Technologisch gestütztes Lernen in der Erwachsenenbildung. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Dezember 2015, Heft 257/66. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien

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