Zusammen lernt man weniger allein.
Community-Orientation, Volksbildung und Möglichkeiten zwischen Regionalität und Digitalisierung

„Super – ich lieg‘ in der Sonne und hol‘ meine Matura nach!“ schallte es in den frühen 2000ern aus den Fernsehapparaten der Republik. Jene Werbung eines privaten Bildungsanbieters war nicht nur omnipräsent und aufgrund ihrer gestellten Aufdringlichkeit Zielscheibe etlicher Persiflagen. Zwischen den Zeilen zeigte sich damals schon eine Entwicklung im Bildungsbereich, die es gerade jetzt kritischer denn je zu betrachten gilt. Vom „Einstieg zum Aufstieg“ war da die Rede. Ebenso davon, dass man „wo man will und wann man will“ lernen könne. Lernen und persönliche Weiterentwicklung sind hier an den beruflichen Erfolg gekoppelt. Es ist ein Versprechen, die Sprossen der Karriereleiter zu überspringen. Bildung erscheint demnach als etwas Käufliches, Verwertbares. Darüber hinaus ist Lernen in einem Kurssetting nicht mehr an einen Ort gebunden. Es kann überall stattfinden: am Strand, in der Straßenbahn oder am Tennisplatz. Das gemeinsame Erlebnis des Lernens, das Miteinander und die damit einhergehenden – so wichtigen – sozialen Interaktionen fallen weg. Nun befinden wir uns Jahre später in einer Zeit, wo dies längst Usus geworden ist. Es ist möglich, sich mit einer App gegen Bezahlung eine Sprache anzueignen. Berufliche Weiterbildungen finden per Zoom statt. Man braucht für sportliche Betätigung nicht einmal mehr das Haus zu verlassen. Auf Youtube gibt es genug Kanäle, die Sportbegeisterte mit neuesten Übungen versorgen. Es hat sich ein riesiger Wirtschaftszweig entwickelt, der Bildung und Freizeit zeitlich und örtlich entkoppelt. Damit lässt sich mittlerweile eine Menge Geld verdienen, wie der wachsende Markt zeigt. Freilich haben digitale Angebote im Bildungsbereich ihre Berechtigung und sind wichtige Bestandteile davon geworden. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch verstärkt und beschleunigt. Jedoch gerät das gemeinsame Lernen hier zunehmend in den Hintergrund. Ein Bereich, der wesentlicher Teil des historischen Antriebs und der Identität der Volksbildung ist. Gemeinsames Lernen abseits von sozialem Status, Herkunft und Geschlecht ist mehr als das bloße theoretische Verständnis von Bildung. Es ist gelebte Praxis. Vor dem Hintergrund voranschreitender Digitalisierung stellt sich natürlich die Frage, wie aktuell der Lernraum Volkshochschule noch ist und in Zukunft sein kann. Der vorliegende Artikel sollte ursprünglich bloß die bildungspolitische Relevanz der Volkshochschulen im Sinne der Community Orientation zeigen. Während der Literatursuche darüber entwickelte sich mein eigentliches Rechercheziel aber in eine andere Richtung: Trägt das Verschwinden klassischer Lernorte neoliberale Züge? Ist der neue, digitale Lernraum nicht ein zutiefst marktorientierter? Kann die Volksbildung aus ihrer historischen Verantwortung heraus ein Gegengewicht darstellen? Der vorliegende Artikel soll dies verorten.

Community-Orientation und Volksbildung. Ein kurzer Überblick

Die Wurzeln der Community Orientation liegen in der Arbeiter*innen-Bildung des angelsächsischen Raumes. Der Ansatz ist ein partizipativer, handlungsorientierter, der das Gemeinsame in den Vordergrund stellt. Menschen einer bestimmten Umgebung – in Wien würde man dies als „Grätzl“ beschreiben – gestalten durch gemeinsames Lernen, Aktionen und Beteiligung ihr unmittelbares Umfeld. „Community Education ist charakterisiert durch Zusammenarbeit, Miteinander, Altruismus und der Idee eines guten Zusammenlebens. Insgesamt steht sie damit grundsätzlich gegen moderne neoliberale Bildungspraxen die eben genau die Konkurrenz, die individuelle Leistung und Abgrenzung, die Messung des Erfolgs mit quantitativen Indikatoren betonen.“1 Auf Community-Orientation innerhalb eines neoliberalen Bildungsbegriffs werde ich an späterer Stelle noch genauer eingehen.

Stefan Vater arbeitet in seinem Artikel „Erwachsenenbildung, Volkshochschularbeit und Community-Orientation“ Charakteristika heraus, welche die Praxis der Community-Orientation von Merkmalen der Standard-Bildungsangeboten unterscheiden. Hervorstreichen möchte ich hier die Zusammenarbeit zwischen den Unterrichtenden und Teilnehmenden. Diese ist im Gegensatz zu einer klassischen Lehrenden-Lernenden-Beziehung nicht-hierarchisch. Auch die Teilnehmenden arbeiten kooperativ zusammen. Ziel ist das Empowerment der Teilnehmenden. Handlungsfähigkeit durch Bildung steht im Vordergrund, nicht deren Einsatz am Arbeitsmarkt. Hier kommen wir schon zu dem meiner Meinung nach wichtigsten Punkt. Lernen wird als gemeinsamer Prozess begriffen. Damit steht das Bildungsverständnis von Community-Orientation jenem Lernkonzept gegenüber, das sich durch Konkurrenz, Verwertbarkeit und dem Versprechen beruflicher Sicherung auszeichnet.2 Vollkommen zurecht erkennt Vater hier Parallelen zu den Wurzeln der historischen Volks- und moderner Erwachsenenbildung, die auf die Emanzipation der Lernenden zielt.3 Betrachtet man die Wiener Volkshochschulen räumlich-geografisch, so stellt man schnell fest, dass sich Volkshochschulen dort befinden, wo Leben stattfindet. Sie befinden sich an hoch frequentierten Plätzen (z.B. VHS Urania, VHS Meidling), Verkehrsknotenpunkten (VHS Liesing, VHS Floridsdorf) oder auch in kommunalen Wohnhausanlagen (VHS Erlaa, Per-Albin-Hansson-Siedlung). Besonders wichtig ist dies meiner Ansicht nach für suburbane, dezentral gelegene Stadtteile. Gerhard Bisovsky bezeichnet die Volkshochschulen treffend als klassische Nahversorger.4 Eine Gemeinsamkeit der Community-Orientation und der der Wiener Volkshochschulen findet sich daher schon im regionalen Ansatz. Die Teilnehmenden der Kurse sind mehrheitlich in der näheren Umgebung beheimatet. Ebenso können sie in der unmittelbaren Nähe arbeiten und damit den Großteil ihres Tages dort verbringen. Meiner Ansicht nach kann eine Identifikation mit Stadtteilen auch auf diese Weise passieren. Selbiges gilt freilich für Schüler*innen und Lehrlinge, die ihre Ausbildung absolvieren. Die Volkshochschulen befinden sich also im Grätzl der Menschen, wodurch es zu einer Identifikation von Region und Volkshochschule kommt. Freilich gibt es Menschen, die für einen Kurs quer durch die Stadt fahren. Dies betrifft dann aber eher Spezialinteressen. Beispielsweise eine Fremdsprache, die sonst nirgendwo angeboten wird. Das gemeinsame Lernen der Kursteilnehmer*innen in der Gruppe, das Teilen der Interessen und gegenseitige Unterstützung schafft den Grundstein für Bildungsbeteiligung vor Ort. Lernräume und Lernklima werden direkt gestaltet. Hinzu kommt, dass das Programm der Wiener Volkshochschulen einem Bildungsbegriff zugrunde liegt, der nicht zwingend von arbeitsmarktpolitischer Verwertbarkeit ausgeht, sondern Selbstermächtigung zum Ziel hat. Der Zugang ist inklusiv, durch geringe Teilnahmegebühren und Möglichkeiten wie der sozialen Ermäßigung5 können finanzielle Hürden gedeckelt werden. Gerhard Bisovsky zeigt in seinem Aufsatz „Community-Education und Volkshochschulen“ weitere Charakteristika auf, die auf eine Verbindung von Community-Orientation und Volkshochschulen verweisen.6 Um hier den Rahmen nicht zu sprengen, stelle ich das Merkmal Teilnahme sowie Empowerment von Benachteiligten in den Mittelpunkt meiner Überlegungen. Ein Beispiel hierfür, welches auch Bisovsky anführt,7 stellt die Wiener Lernhilfe Förderung 2.0 dar. Jugendliche, welche eine Neue Mittelschule oder AHS-Unterstufe besuchen, können in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik kostenlos Lernhilfekurse in der Schule oder in Form einer Lernstation an einer VHS vor Ort wahrnehmen.8 Mittlerweile wurde das Programm sogar ausgeweitet, so dass auch Volksschüler*innen an ausgewählten Standorten der Wiener Volkshochschulen Unterstützung in Deutsch, DaZ und Mathematik erhalten können.9

Besonders spannend erweist sich das Projekt Deutsch im Park, an dem sich 2022 zehn Volkshochschulen in Wien beteiligten. Einen Monat lang können Personen, die Unterstützung benötigen, ohne Druck in Wiener Parks Deutsch lernen.10 Das Konzept ist nicht nur kostenlos, sondern auch niederschwellig. Eine Anmeldung ist nicht nötig, man kann spontan am Unterricht im Park teilnehmen. Dabei werden alle Sprachniveaus von drei Lehrenden der Wiener Volkshochschulen abgedeckt, wobei eine Lehrkraft auch Kompetenzen im Bereich der Alphabetisierung verfügt. Hier findet nicht nur das angesprochene Empowerment marginalisierter Gruppen statt. Die Teilnehmer*innen bringen – gemeinsam mit den Lehrenden – den Kurs in den öffentlichen Raum. Jede*r ist eingeladen, daran teilzunehmen. Es gibt keine finanziellen Hürden. Das Ziel ist nicht – wie bei einem klassischen Sprachkurs – das Erreichen eines bestimmten Niveaus, an das eine Prüfung gekoppelt ist, deren Bestehen über z.B. einen Studienplatz oder beruflichen Aufstieg entscheidet. Teilhabe mit und durch Sprache findet im öffentlichen Raum statt und prägt das Bildungsbild des Grätzls. So findet Deutsch im Park an der VHS Liesing beispielsweise in der Gemeindebauanlage Wiener Flur am Rande von Wien statt. Warum mir gerade Empowerment marginalisierter Gruppen im Kontext von Community Orientation und Volksbildung so wichtig ist, liegt daran, dass es um mehr als nur Beteiligung im Grätzl und das Erlernen der Deutschen Sprache geht. Es hat eine hohe, demokratiepolitische Dimension: Durch die Verlagerung des Lernorts in den öffentlichen Raum zeigt sich die aktive Teilnahme am Erwerb der sprachlichen Mehrheit, der ein partizipativer Moment innewohnt. Der Weg der sprachlichen Mitbestimmung wird hier durch die Lernenden sichtbar.

Foucault und Volkshochschulen. Ein gallisches Dorf gegen den Neoliberalismus

Der Neoliberalismus hat auch vor dem Bildungsbereich nicht haltgemacht. Der Bologna Prozess und die steigende Zahl an privaten Schulen und Universitäten zeigen dies auf institutioneller Ebene mehr als deutlich. Starre und vorgefertigte Curricula lassen den Lernenden wenig Raum, um Einzelinteressen zu verfolgen. Am Ende steht nicht die Bildung des Einzelnen, sondern der schnellstmögliche Einstieg in den Beruf durch standardisierte Lerninhalte im Mittelpunkt. Gleichzeitig ist (Aus-)Bildung auch finanziell erwerbbar. Dies stellt keine neue Entwicklung dar. Die Fülle an bezahlten Bildungsabschlüssen, die von privaten Anbietern für horrende Summen angeboten werden, ist in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Bildung angekommen. Finanzierung von Bildung wird hingenommen. Ulrich Brand beschreibt diesen Umstand treffend als Neoliberalisierung. Es geht nicht nur um Strategien, den Neoliberalismus durchzusetzen, sondern auch die Verfestigung dessen in der Gesellschaft. Neoliberale Denk- und Handlungsmuster passieren nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, der in die Lebensweisen der Bevölkerung greift.11 In diese Kerbe neoliberaler Bildungspolitik schlagen nun nicht nur Standardisierung, Finanzierbarkeit, Verwertbarkeit und Konkurrenz. In der Digitalisierung der Bildung sehe ich ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Strategie neoliberaler Bildungsarbeit. Ich möchte diese These anhand der Corona-Pandemie näher erläutern: Durch die Pandemie kam es zu einer Verschiebung der räumlichen Verhältnisse in der Bildungslandschaft. Weg vom klassischen Lernraum (Schulklasse, Hörsaal, Seminarraum, Ausbildungsplatz) hin zum digitalen Raum. Jener digitale Raum verschiebt die räumlichen Verhältnisse aber nochmals. Und zwar in den privaten Wohnraum. Homeschooling ist nicht einfach nur virtueller Unterricht. Um daran teilnehmen zu können, benötigt man ein funktionierendes Endgerät, die passenden Programme und eine stabile Internetverbindung. Dies ist freilich eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Zudem braucht es eine Räumlichkeit, in der man konzentrieret dem Lehrstoff folgen kann. In einer kleinen Wohnung, in der mehrere Menschen leben, sich die Kinder zumeist sogar ein Zimmer teilen, ist dies schlicht fast unmöglich. Eine Selektion ist mehr oder weniger vorprogrammiert. Dies betrifft dabei nicht nur die Schullandschaft, sondern darüber hinaus auch Hochschulen oder Kurse von Bildungsanbietern, die als reine Onlineveranstaltungen konzipiert sind. Eine Strategie, um jener Selektion entgegenzuwirken, war eine Schwerpunktaktion der Wiener Volkshochschulen: In Kooperation mit einem Mobilfunkanbieter konnten Laptops kostenlos für die Online-Kursteilnahmen ausgeliehen werden.12 Betrachtet man nun die Wiener Volkshochschulen in Bezug auf Community Orientation, so erscheinen sie wie das berühmt berüchtigt gallische Dorf aus den Asterix-Comics: Zwar gibt es ein breites Angebot an hybriden Kursangeboten und Onlinekonzepten. Der Großteil der Kurse findet aber noch immer vor Ort statt. Das Programm ist dabei standortbezogen auf die Bedürfnisse der Menschen in der unmittelbaren Umgebung zugeschnitten. Der Großteil der Kursteilnehmer*innen strebt dabei danach, Neigungen und Interessen zu erkunden. Das Lerntempo orientiert sich an der Gruppe, nicht an einem Lehrplan. Die meisten Kurse zielen dabei nicht auf einen am Arbeitsmarkt verwertbaren Abschluss. Es ist die Lust am Wissen, nicht an deren Verwertbarkeit. Durch den niederschwelligen, kostengünstigen Zugang, die lokale Präsenz und das gemeinsame Lernen verschiedenster sozialer Zugehörigkeiten werden Lernräume eröffnet, die die Lernenden und Lehrenden in Wechselwirkung gestalten. Sie entziehen sich der Neoliberalisierung des Bildungsbetriebs und rücken die Community in den Mittelpunkt. Dadurch kommt es zu einem weiteren Eingriff in neoliberalisierte Bildungspolitik. Um dies näher zu beleuchten, werde ich auf die Diskursanalyse von Michel Foucault zurückgreifen. Foucaults Texte sind zwar sehr sperrig formuliert, eignen sich in ihrer Kernaussage aber dazu, Machtverhältnisse besser zu verstehen. Foucault sieht in der Gesellschaft verschiedenste Diskurse zirkulieren. Innerhalb dieser Diskurse ist festgeschrieben, wie über ein gewisses Thema in einer Gesellschaft gesprochen und gedacht wird. Es ist auch eine Frage, wer sich überhaupt innerhalb eines Diskurses zu einem Thema äußern kann. Eine große Frage ist also auch: Wer spricht? Und wer kann handeln? Diskurse sind immer von Macht geprägt. Wer sie bestimmt und welche Interessen dahinter stehen, sind bei deren Betrachtung von immenser Bedeutung.13 Communityorientierte Volkshochschularbeit widersetzt sich also nicht bloß dem neoliberalen Bildungsdiskurs, sondern eröffnet eigene Diskurse, die von einem Bildungsverständnis geprägt sind, das auf Teilhabe, Aufklärung und Selbstermächtigung aufbaut. Es wird dabei auch in bestehende Diskurse eingegriffen. Wie und was innerhalb eines Diskurses sichtbar wird, kann durch community-orientierte Volkshochschularbeit beeinflusst werden. Das Projekt Juden in Hietzing der ortsansässigen Volkshochschule erinnert durch Gedenktafeln und Veranstaltungen an vertriebene und ermordete Juden und Jüdinnen im Bezirk.14 Erinnerungskultur findet im bezirksbezogenen Kontext statt, wodurch Gesprächsräume eröffnet werden und Wissen zirkulieren kann. Die Volkshochschule Hietzing fungiert hierbei als Wissensvermittler für die Region und sichert damit die Erinnerung an die nationalsozialistischen Gräueltaten. 2022 entstand ein Projekt der Volkshochschule Penzing, das sich an diesem orientiert.15

Das Bildungsgrätzl – Community-Orientation auf Wienerisch?

Volksbildung und Community Orientation berühren sich nicht nur an etlichen Punkten. In vielerlei Hinsicht bedienen sie sich gegenseitig. Dass es eine emanzipatorische Volksbildung benötigt, um den Menschen Teilhabe zu ermöglichen, steht außer Frage. Ein Weg, der dazu führt, ist gemeinsame Beteiligung. Wie dies zielführend und gewinnbringend in der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden kann, zeigt die Arbeit der Bildungsgrätzl in Wien. „Bildungsgrätzl sind dauerhafte, in einem Stadtteil verankerte Kooperationen von Schulen und Kindergärten mit außerschulischen Einrichtungen aus den Bereichen (Erwachsenen-)Bildung, Jugend- und Sozialarbeit, Sport, Kultur und Gesundheit.“16 Die Bildungsgrätzl verfolgen dabei in Ihrer Konzeption und der angestrebten Wirksamkeit schon jene Grundpfeiler der Community Orientation, auf die Stefan Vater in seinem Aufsatz hinweist.17 Um dies näher zu verdeutlichen, möchte ich die sieben Grundprinzipien der Bildungsgrätzl zitieren, welche auf der Homepage einsehbar sind:

  • Offenheit: Die Lernangebote sind offen und vernetzt. Schule ist dort, wo Menschen etwas lernen – und das kann in der Familie, in der Nachbarschaft, bei Kultur- und Freizeitaktivitäten ebenso wie in Kindergarten, Schule und Ausbildungsstätte sein.
  • Grundkompetenzen: Alle Schülerinnen und Schüler erwerben grundlegende Lern- und Wissensinhalte als Fundament, auf dem sich Freiräume erschließen lassen.
  • Mehrsprachigkeit: Gutes Deutsch, gutes Englisch und die Kenntnis einer 3. Sprache werden gefördert. Sie dienen dem Zusammenleben und dem Wirtschaftsstandort Wien. Die Erstsprachen-Förderung ist zentral.
  • Empowerment: Kinder und Jugendliche lernen selbstständig und selbstbestimmt zu handeln. Alle Angebote werden aus der Perspektive des lernenden Kindes entwickelt.
  • Inklusion: Die vielfältigen Netzwerke erlauben, individuell zu fördern und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen.
  • Geschlechterrollen: Die Kinder und Jugendlichen entwickeln Verantwortungsbewusstsein und ein gesundes Selbstwertgefühl, ohne andere abzuwerten.
  • Soziale Gerechtigkeit: An den Stellen, wo Bildung von der Herkunft abhängt, wird das Bildungssystem aufgebrochen. Die finanziellen Mittel orientieren sich am sozialen Bedarf.18

Wie dies im Sinne einer communityorientierten, institutionsübergreifenden Arbeit gelingen kann, zeigt das Bildungsgrätzl Erlaa im dreiundzwanzigsten Bezirk. Hier wurde auf Anregung und in Zusammenarbeit mit Pädagog*innen einzelner Kindergärten der Kurs „Bald bin ich ein Schulkind! Sprach- und Spielenachmittag für Kinder im Vorschulalter“ entworfen19 Der Titel sollte bewusst stigmatisierende Begrifflichkeiten umgehen und den spielerischen Aspekt in den Vordergrund stellen. Dadurch, dass der Kurs lediglich fünf Termine hatte, wurde bloß eine geringe finanzielle Belastung von 26 Euro für die Eltern schlagend, wodurch finanzielle Hürden abgebaut werden konnten. Vor Kursstart wurde eine Mail mit dem Verweis auf den Kurs an alle Eltern von den Pädagog*innen der einzelnen Kindergärten im Bildungsgrätzl ausgesandt. Um Benachteiligungen im digitalen Bereich zu umgehen, wurden zusätzlich Flyer in den Räumlichkeiten der Kindergärten ausgelegt und die Pädagog*innen wiesen die Eltern in Gesprächen auf das Angebot hin. Nach wenigen Tagen war der Kurs ausgebucht. Nun wird an einem zusätzlichen Angebot gearbeitet. Man sieht: Die Volkshochschulen haben auch in Zeiten von Neoliberalismus und Digitalisierung nicht eingebüßt, sich als partizipativer Lernort für die Bevölkerung zu positionieren. //

1   Vater, Stefan (2018/19): Erwachsenenbildung, Volkshochschularbeit und Community-Orientation. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung, 69 (266), 12–14. Verfügbar unter:
https://magazin.vhs.or.at/magazin/2018-2/266-winter-201819/schwerpunkt-community-education/erwachsenenbildung-volkshochschularbeit-und-community-orientation/ [29.5.2023].

2   Vgl. ebd.

3   Ebd.

4   Vgl. Bisovsky, Gerhard (2018/19): Community Education und Volkshochschulen. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung, 69 (266), 21–26. Verfügbar unter: https://magazin.vhs.or.at/magazin/2018-2/266-winter-201819/schwerpunkt-community-education/community-education-und-volkshochschulen/ [29.5.2023].

5   Vgl. ebd.

6   Ebd.

7   Ebd.

8   Vgl. https://www.vhs.at/de/e/wiener-lernhilfe?fbclid=lwAR0U5Zf1A1jk6hmqWRHFnCgjYwq0MWD-i5R7vkLZEMWmP7nWTffG2Hxk5tc [29.5.2023].

9   Vgl. https://www.vhs.at/de/e/wiener-lernhilfe/angebote-volksschule [29.5.2023].

10   Vgl. https://www.vhs.at/de/deutschimpark [29.5.2023].

11   Vgl. Brand, Ulrich (2012): Plädoyer für ein kritisch-weltgesellschaftliches Bildungsverständnis. Politische Bildung in Zeiten des (Post-) Neoliberalismus. In: Barbara Kreilinger, Stefan Vater, Harald Wildfellner & Peter Zwielehner (Hrsg.), Krise des politischen Systems und neue Ansätze in der politischen Bildung. Tagungsdokumentation (S. 7). Wien: Verband Österreichischer Volkshochschulen. Verfügbar unter:  https://files.adulteducation.at/uploads/brigitte_e/Tagung_PolitischeBildung_20130522_v3.pdf [29.5.2023].

12   Vgl. https://www.vhs.at/de/b/2021/01/07/digitale-bildung-unabhaengig-vom-einkommen

13   Vgl. Foucault, Michel (1999): Botschaften der Macht: Der Foucault Reader. Reader: Diskurs und Medien. Hrsg.v. Jan Engelmann. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.

14   Vgl. https://www.judeninhietzing.at/ [29.5.2023].

15   Vgl. https://www.vhs.at/de/k/276634145 [29.5.2023].

16   Vgl. https://www.wien.gv.at/bildung/schulen/bildungsgraetzl/ [29.5.2023].

17   Ebd.

18   Vgl. https://www.wien.gv.at/bildung/schulen/bildungsgraetzl/ [29.5.2023].

19   Vgl. https://www.vhs.at/de/k/285629192 [29.5.2023].

Literatur

Bisovsky, Gerhard (2018/19): Community Education und Volkshochschulen. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung, 69 (266), 21–26.

Brand, Ulrich (2012): Plädoyer für ein kritisch-weltgesellschaftliches Bildungsverständnis. Politische Bildung in Zeiten des (Post-) Neoliberalismus. In: Barbara Kreilinger, Stefan Vater, Harald Wildfellner & Peter Zwielehner (Hrsg.): Krise des politischen Systems und neue Ansätze in der politischen Bildung. Tagungsdokumentation (S. 5–12). Wien: Verband Österreichischer Volkshochschulen. Verfügbar unter: https://files.adulteducation.at/uploads/brigitte_e/Tagung_ PolitischeBildung_20130522_v3.pdf [29.5.2023]

Foucault, Michel (1999): Botschaften der Macht: Der Foucault Reader. Reader: Diskurs und Medien. Hrsg.v. Jan Engelmann. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.

Vater, Stefan (2018/19): Erwachsenenbildung, Volkshochschularbeit und Community-Orientation. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung, 69 (266), 12–14.

Weitere Quellen

https://www.judeninhietzing.at/

https://www.vhs.at/de/deutschimpark

https://www.vhs.at/de/b/2021/01/07/digitale-bildung-unabhaengig-vom-einkommen

https://www.vhs.at/de/e/wiener-lernhilfe/angebote-volksschule

https://www.vhs.at/de/e/wiener-lernhilfe?fbclid=lwAR0U5Zf1A1jk6hmqWRHFnCgjYwq0MWD-i5R7vkLZEMWmP7nWTffG2Hxk5tc

https://www.vhs.at/de/k/276634145

https://www.vhs.at/de/k/285629192

https://www.wien.gv.at/bildung/schulen/bildungsgraetzl/

Mock, Franz (2023): Zusammen lernt man weniger allein. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Frühjahr/Sommer 2023, Heft 279/74. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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