Welche „skills“ brauchen wir?

„Making skills count“ lautete der Titel einer der Hauptveranstaltungen der Europäischen Kommission zum „Year of skills“ am 8. und 9. Juni 2023 in Brüssel. Als Vertreter des VÖV hatte ich Gelegenheit als Podiumsteilnehmer im Workshop „Building new skills the economy needs“ den entsprechenden Beitrag der Volkshochschulen darzustellen. Volkshochschulen – so meine Annahme – gehen dabei zwar grundsätzlich von der Frage aus, welche „skills“ Menschen brauchen um in dieser Welt und damit auch im bestehenden Wirtschaftssystem selbstbestimmt ein (möglichst) „gutes Leben“ führen zu können. Nichtsdestotrotz stärkt die Volkshochschularbeit auch jene für die Wirtschaft immer wichtigeren „skills“, die inzwischen oft unter dem Begriff „transversale Kompetenzen“ zusammengefasst werden. Gemeint sind damit „Querschnittskompetenzen“, um alle möglichen Lebenssituationen gestalten zu können, also z. B. Problemlösungskompetenz, aber auch Kommunikation und ­Kreativität.

Der Stellenwert der VHS-Arbeit liegt dabei auf der Hand: Volkshochschulen sind seit jeher Orte des sozialen Lernens, der Kommunikation und Entfaltung. Hier lernt man beispielsweise im Team und daher auch grundsätzlich im Team zu arbeiten. Auch der breite Bildungsansatz von Volkshochschulen setzt bei den Alltagsfragen und Bedürfnissen der Teilnehmenden an und erzeugt so gleichzeitig einen gesellschaftlichen bzw. volkswirtschaftlichen Mehrwert: Etwa gesund und fit zu sein und zu bleiben, Einsprachigkeit zu durchbrechen und den Nutzen von Mehrsprachigkeit zu (er)kennen sowie Fake News und Fakten zu unterscheiden.

Aber wie erreichen wir jene, die wir momentan schwer oder nicht für Weiterbildung gewinnen – so eine konkrete Frage während der Debatte? Eine Voraussetzung dafür sind in jedem Fall Non-Profit-Institutionen im Bildungsbereich, die aufsuchend, qualitätsgesichert und fest verankert in der Region arbeiten. All das erfüllen Volkshochschulen beispielhaft. Zu den bemerkenswerten Eigenschaften dieser traditionsreichen Einrichtung gehört die Flexibilität: Deutsch im Park, Berufsberatung am Bahnhof, Digitalisierungsoffensive per Bus durch die Regionen. Kaum jemand ist so nahe dran an den Bildungs-Bedürfnissen der Menschen wie wir.

Gäbe es die Volkshochschulen nicht, müsste man sie im „Year of skills“ erfinden.

//

Unmittelbar vor der Veranstaltung zur Kommission zum „Year of skills“ fand am 6. und 7.6 die jährliche Veranstaltung der europäischen Erwachsenenbildungs-Vereinigung (EAEA) in Zagreb zum Thema Erwachsenenbildung und ökologische Transformation statt. Die österreichischen Volkshochschulen sind ab sofort wieder im Vorstand der EAEA repräsentiert.

Evers, John (2023): Welche „skills“ brauchen wir? In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Frühjahr/Sommer 2023, Heft 279/74. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

Kommentare

Neuen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Zurück nach oben