Die Covid-19-Pandemie hat die Schwächsten unserer Gesellschaft am stärksten getroffen: Niedrigqualifizierte, Ältere, Frauen, Personen mit Migrationshintergrund oder Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Viele von ihnen haben niedrig entlohnte Tätigkeiten, sind in Teilzeitarbeit, in prekären Beschäftigungsverhältnissen, als LeiharbeiterInnen oder auch als Solo-Beschäftigte tätig. Darüber hinaus sind Frauen ganz besonders betroffen, sie tragen die Hauptlast im Zuge des Home-Office. Alle Altersgruppen sind tangiert, junge Menschen laufen Gefahr einer „verlorenen Generation“ anzugehören und ältere sind nicht nur mit Langzeitarbeitslosigkeit konfrontiert und wahrscheinlich in weiterer Folge mit geringeren Pensionen, sondern insbesondere auch mit Vereinsamung. Fazit: Bestehende Ungleichheiten werden durch die Coronakrise verschärft.1
Einen interessanten Vorschlag zur Bewältigung der Ungleichheit präsentiert der Ökonom Oliver Picek – eine geförderte Jobgarantie. Diese baut auf den Erfahrungen auf, die in den 1980er und 1990er Jahren mit geförderter Beschäftigung gemacht wurden. Einige von uns können sich noch an die „Aktion 8.000“ oder auch an die „Aktion Stellenlose Lehrer“ erinnern, weiters wurden zahlreiche sozialökonomische Betriebe gefördert. Die 2017 eingeführte „Aktion 20.000“, die von der türkis-blauen Regierung ausgesetzt und vom Parlament schließlich wieder eingesetzt wurde, ist eine von solchen Maßnahmen. Ähnliche Maßnahmen werden in mehreren EU-Mitgliedsstaaten und darüber hinaus realisiert.2 An der Umsetzung geeigneter Modelle könnte die Regionalpolitik unter Einbeziehung von ExpertInnen, der Sozialpartner und der Zivilgesellschaft im Sinne einer „partizipatorischen Budgetierung“ (municipal participatory budgeting) arbeiten.3
Die Beteiligung der Einrichtungen der Erwachsenenbildung für solche und ähnliche Modelle wäre besonders wichtig. Sie vereinen berufliche Bildung, Persönlichkeitsbildung sowie Allgemeinbildung und Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement und stärken das Empowerment. Die österreichische Erwachsenenbildung ist regional und auch lokal gut verankert, alleine die Volkshochschulen sind in Gemeinden tätig, in denen zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung leben.
In den Volkshochschulen haben wir es oft mit Personen zu tun, die über nicht mehr hinreichende Qualifikationen verfügen und die keinen oder nur wenig Zugang zum lebensbegleitenden Lernen haben. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass viele Menschen verunsichert sind. Abstiegsängste sind auch in der Mitte der Gesellschaft bemerkbar. Wie wird mein Lebensstandard in 20 Jahren sein? Werden meine Kinder oder Enkelkinder später einen Job bekommen? Und wir können auch beobachten, dass sich verschiedene Teile der Gesellschaft schlechter miteinander verstehen. Für zunehmend mehr Menschen ist die Existenzgrundlage zusammengebrochen und prekäre Situationen und Armut nehmen zu.
Für eine gute Lösung sind gut abgestimmte politischen Maßnahmen eine Voraussetzung und dabei sind Bildungseinrichtungen wichtige Partner, um die Qualifikationen von Menschen zu verbessern, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und das Zusammenleben zu verbessern.
Insbesondere eine Erwachsenenbildung wie die österreichische ist hier eine wertvolle Ressource für die Gesellschaft, weil sie alle vier Säulen des lebensbegleitenden Lernens abdeckt, wie sie im sogenannten Delors-Bericht „Learning the treasure within“ benannt werden: Learning to know, learning to do, learning to be und learning to live together.4
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