Initiative Erwachsenenbildung sichern und ausbauen

Die Initiative Erwachsenenbildung mit ihren beiden Programmbereichen Basisbildung und Pflichtschulabschluss ist zweifelsohne eine der zentralen österreichweiten bildungspolitischen Maßnahmen. Sie sind – mit anderen österreichischen Modellen der Qualitätssicherung (Ö-Cert) und der Professionalisierung (Weiterbildungsakademie) sowie der Initiative Bildungsberatung – auch auf der europäischen Ebene viel beachtete Modelle. Umso wichtiger ist es, die Fortführung dieser und anderer österreichweiter Initiativen sicherzustellen.

Mit der Einführung der Initiative Erwachsenenbildung wurde eine langjährige Forderung der österreichischen Erwachsenenbildung erfüllt, von Projekten wurde auf Programme umgestellt. Die Umsetzung der „Initiative Erwachsenenbildung“ erfolgt auf einem hohen professionellen Niveau. Grundlage ist ein Programmplanungsdokument, das neben anderem auch Qualitätskriterien für die durchführenden Bildungsträger, für die Angebote sowie für Lehrende und beratendes Personal beinhaltet.

Der 2012 mit dem Pflichtschulabschluss-Prüfungsgesetz eingeführte „erwachsenengerechte Pflichtschulabschluss“ war ebenfalls eine langjährige Forderung der Erwachsenenbildung. Zuvor mussten Erwachsene für einen positiven Hauptschulabschluss aus allen Fächern die Prüfungen absolvieren. Mit diesem Gesetz wurde in Analogie zur Berufsreifeprüfung ein Verfahren geschaffen, das berufliche und andere Erfahrungen von Erwachsenen gegenüber dem rein schulischen Wissen validiert, also einer Anerkennung unterzieht.

Angesichts des bevorstehenden Auslaufens der derzeitigen Phase im Europäischen Sozialfonds und der Vereinbarung der Bundesregierung mit den Bundesländern auf der Basis des §15a der Bundesverfassung gibt es besorgte Stimmen in der Erwachsenenbildung, wie es mit der Initiative und den anderen österreichweiten Maßnahmen weitergehen wird.

Dabei sind die Bedarfe bei weitem noch nicht gedeckt. In den Jahren seit der Einführung der Initiative konnten bislang rund 16 Prozent des definierten Bedarfs gedeckt werden. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass vielleicht nur eine 50-prozentige Bedarfsdeckung realisierbar sein wird, werden wir noch gute zwei Jahrzehnte mit dem Abbau befasst sein. Dabei ist noch nicht mitgerechnet, dass es einen jährlichen Zuwachs gibt, wenn wir die PISA-Ergebnisse betrachten.

Ein weiterer Ausbau der Kursplätze ist daher dringend angebracht, zumindest eine Verdoppelung sollte das Ziel sein, um den Bedarf rascher abdecken zu können. Auch soll das Tabuthema Basisbildung durch eine breite österreichweite Kampagne angegangen werden und dabei insbesondere auf Personen mit Erstsprache Deutsch eingangen werden, die bekannt die größte Gruppe von Betroffenen darstellt.

Es gilt, allen Menschen die Möglichkeit für eine entsprechende Grundbildung zu bieten und niemanden zurück zu lassen. Denn schließlich und endlich geht eine hinreichende Grundbildung mit deutlich besseren Chancen am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft einher. So wird auch ein Beitrag zum individuellen Wohlbefinden und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt geleistet.

Jede Investition in die Bildung ist eine Investition in die Zukunft.

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Im Schwerpunkt dieser Ausgabe der ÖVH (Die Österreichische Volkshochschule) geht es um das Thema „Erwachsenenbildung und Zivilgesellschaft“. Dazu ist es uns gelungen einen Beitrag des deutschen Pädagogen Peter Alheit zu erhalten, der in der vollen Länge enthalten ist. Alheit spannt einen breiten Bogen von entscheidenden Jahren der deutschen Volkshochschulen in der Weimarer Republik bis hin zu gegenwärtigen Aufgabenstellungen und er bietet viele Anregungen zur Reflexion. Daher haben wir uns entschieden, ihn in dieser für die ÖVH unüblichen Länge auch abzudrucken. Weiters schreiben im Schwerpunkt: Stefan Vater, der sich mit den zivilgesellschaftlichen Ursprüngen der Volkshochschulen befasst und Celine Wawruschka, die zum Thema Citizen Science schreiben. Dabei handelt es sich um ein Modell partizipativer Wissenschaft, die sich auch in den jüngeren Vergangenheit der Volkshochschulen finden lässt. Ruth Simsa, Professorin für Non-Profit-Forschung an der Wirtschaftsuniversität Wien, analysiert die Folge autoritärer Politik für die Zivilgesellschaft.

Bisovsky, Gerhard (2020): Initiative Erwachsenenbildung sichern und ausbauen. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Winter 2020, Heft 272/71. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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