Als die „Kunst des Lehrens und Lernens“ wurde Didaktik lange Zeit bezeichnet. Unser an Wissenschaft orientiertes Zeitalter hat Didaktik zu einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin stilisiert. Sie will über die Praxis des Lehrens und Lernens aufklären, sie reflektieren und erfolgreiches didaktisches Handeln fördern.
Die diesbezüglichen Aspekte und Elemente präsentiert Martin Lehner. Der Professor an der Fachhochschule Technikum Wien, ein gern gesehener, beliebter Vortragender und renommierter Vertreter seines Faches, fasst in diesem Studienbuch Wissen über allgemeine Didaktik zusammen. „Allgemein“ will die übergreifende Verwendung in allen Bildungsbereichen, also mit jeweiliger Akzentuierung auch in der Erwachsenenbildung, signalisieren.
Lehner weiß um skeptische Haltungen gegenüber der Didaktik: Ist sie nicht nur und zu sehr theoretisch? Was nützt sie schon? Wirkt sie nicht zu belehrend?
Behutsam aber genau argumentierend, wissenschaftlich abgesichert und überzeugend werden Leserin und Leser mit einem übersichtlich strukturierten Text Schritt für Schritt vertraut. Lehner erläutert eingangs didaktische Theorien, die Überblick und Sicherheit im didaktischen Feld geben, eine „didaktische Sichtweise“ vermitteln sollen, um Fragen des Lehrens und Lernens in einen überschaubaren Zusammenhang bringen zu können.
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Lernen, Lerntheorien und Lernstrategien, mit Zielsetzungen und Inhalten. Bei Letzteren begegnen wir den schon in anderen Publikationen des Autors geäußerten Vorschlägen: einer Konzentration von Stoff in vorgegebener Lehrzeit gerecht zu werden. Im Kapitel Methoden geht der Autor auch auf elektronisch gestützte Medienangebote ein. Dies geschieht eher beiläufig, nicht in dem um sich greifenden aufgeregten Ton, eine pädagogische Revolution gehe vor sich. Der Autor gibt zu bedenken, dass die Bildungstechnologie nicht per se einen Mehrwert mit sich bringt, sondern die Lernenden in ein passives, konsumorientiertes, auf Unterhaltung wartendes Verhalten drängen kann.
Der Abschnitt Lehrtechniken beinhaltet das Erklären von Sachverhalten, wie Aufgaben gestellt und wie Lernleistungen erhoben und beurteilt werden können. Es zeigt sich, dass die Beurteilung ein komplexes Thema ist und in ihrer Funktion als Orientierung, Rückmeldung oder als abschließende Prüfung auch die Rolle des /der beurteilenden Lehrenden verändert. Eigene Kapitel widmet der Autor der Planung, Analyse und Evaluation von Lehr- und Lernprozessen, den sozialen Beziehungen sowie dem Thema „Guter Unterricht und didaktische Kompetenz“.
Das in zehn Kapitel gegliederte Studienbuch vermittelt nicht die zehn Gebote des „richtigen“ Lehrens und Lernens. Konzis konzipiert und übersichtlich strukturiert trägt der Autor empirisch belegte Befunde vor. Er erklärt nüchtern und kenntnisreich die unterschiedlichen Theorieansätze und ihre Normativität. Das Buch bietet deshalb selbst ein Beispiel für ein didaktisches Modell, das zwar Inhalte zur Verfügung stellt, die Lernenden aber in ihren individuellen Wegen des Auswählens und Entscheidens, des Lernens und Reflektierens achtet. Dem entspricht auch die „offene Form“ der Aufgaben, die jedem Kapitel beigefügt sind.
Für EinsteigerInnen und Profis, die vieles über Didaktik kennenlernen oder bestätigt haben wollen, sehr geeignet. Ein unterstützendes Buch für ErwachsenenbildnerInnen, die bereit sind allgemeine didaktische Erkenntnisse für ihre spezifischen Lernsituationen zu transformieren. //
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