Foto: Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung – ASPR
Am 6. Mai 2019 ist der ehemalige Kulturlandesrat des Burgenlandes und langjährige Präsident des Friedenszentrums Schlaining, Dr. Gerald Mader, im 94. Lebensjahr verstorben. Ein großer Visionär, dessen Wirken weit über das Burgenland hinausstrahlte, ist für immer von uns gegangen.
Gerald Mader war nicht nur ein bedeutender Kulturpolitiker und Friedensvisionär, sondern auch leidenschaftlicher Erwachsenenbildner. Als solcher war er Mitinitiator beim Aufbau des Volkshochschulwesens im Burgenland vor 50 Jahren. Am 10. Oktober 1969 wurde er zum ersten Vorsitzenden des „Landesverbandes burgenländischer Volkshochschulen“ gewählt.
Mit dem Zertifikatslehrgang zur Politischen Bildung und der Gründung einer eigenen „Volkshochschule für politische Bildung“ im Jahr 1971, deren Vorsitz er ebenfalls bis 1984 inne hatte, war er österreichweit Pionier und Wegbereiter einer, wie er es nannte, „überparteilichen politischen Bildung“ und „Vermittlung eines politischen Grundlagenwissens“. Für die Erarbeitung des entsprechenden Lehrgangcurriculums erhielt er 1972 auch den Förderungspreis für Erwachsenenbildung.
Für die Burgenländischen Volkshochschulen ist sein Vermächtnis, Erwachsenenbildung zum „Motor des humanen Fortschritts und einer umfassenden Kulturpolitik“ zu machen, durch Förderung der politischen Bildung zur Demokratisierung der Gesellschaft beizutragen sowie durch Initiativen im Zweiten Bildungsweg die Bildungschancen der Menschen zu erweitern, ein wesentlicher bildungspolitischer Auftrag – auch für die weitere Zukunft.
Gerald Mader wurde am 1. April 1926 in Payerbach (NÖ) geboren. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft und nach Ende des Krieges studierte er an der Universität Wien und promovierte 1948 zum Dr. jur. Von 1949 bis 1950 war er Rechtsreferent der Arbeiterkammer für das Burgenland und danach bis 1971 als Rechtsanwalt in Mattersburg tätig. Nebenbei engagierte er sich als Vizepräsident der Österreichischen Liga für Menschenrechte.
Zwischen 1966 und 1986 war er auch Gründungsobmann des Bunds Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, Intellektueller, Künstlerinnen und Künstler im Burgenland. Zudem fungierte er als Verfassungsexperte der SPÖ Burgenland.
1971 wurde Gerald Mader als Landesrat für Kultur, Gesundheit und Soziales in die Burgenländische Landesregierung unter dem damaligen Landeshauptmann Theodor Kery berufen. Er war federführend bei der Gestaltung der neuen Landesverfassung tätig und unter dem Motto „Kultur für alle“ setzte er sich für den Bau von Kulturzentren in allen Bezirken des Burgenlandes ein.
1984 kam es zum Bruch mit der Politik. Gerald Mader erklärte seinen Rücktritt und legte seine Funktion in der Burgenländischen Landesregierung zurück.
Von nun an widmete er sich ganz dem Aufbau des 1982 gemeinsam mit der damaligen Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg gegründeten Österreichischen Instituts für Friedensforschung und Friedenserziehung (heute: Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung – ASPR) auf Burg Schlaining im südlichen Burgenland. Bis 2011 stand er dem Institut als ehrenamtlicher Präsident vor. Unter seiner Leitung erhielt das ASPR 1987 den UN „Peace Messenger“ Status.
Er war auch Präsident der österreichischen UNESCO Kommission. Auf Antrag Maders beschloss die Generalkonferenz der UNESCO die Gründung eines „Europäischen Universitätszentrums für Friedensstudien“ (EPU) in Schlaining (1990) und verlieh der von Mader geführten EPU 1995 den UNESCO-Price for Peace Education. Bis 2014 war er auch Rektor der EPU.
Gerald Mader organisierte die Burgenländische Landesausstellung „Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens“ im Jahr 2000, welche danach in ein permanentes Museum für den Frieden auf Burg Schlaining umgewandelt wurde. Dafür wurde Mader 2002 die Anerkennung für „hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Museumswesens“ vom Bildungsministerium ausgesprochen.
2016 verlieh Bundespräsident Heinz Fischer an Gerald Mader das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und würdigte ihn mit den Worten, dass „Dr. Gerald Mader mit dem Aufbau des international anerkannten Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung in Stadtschlaining eine Leistung von internationaler Bedeutung erbracht“ habe.
Gerald Mader war ein Visionär für den Frieden. Durch sein Lebenswerk, der Gründung des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung, hat er die Friedensforschung und Friedensarbeit in Österreich und darüber hinaus wesentlich mitgestaltet.
Gemeinsam mit seiner Frau Gertrud (†2017) hat er eine Vision wahrwerden lassen. Bis zuletzt war er an allen Entwicklungen seines Friedenszentrums, aber auch der nationalen und internationalen Politik sehr interessiert. Und bis zuletzt hatte er die Vision von einer Welt, in der Frieden möglich ist. //
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