Österreichs Weg in die digitale Zukunft
Die „Digitale Kompetenzoffensive“ als Schlüssel zur digitalen Teilhabe und Bildung

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist der Erwerb digitaler Kompetenzen längst keine Kür mehr – er ist zur Schlüsselqualifikation geworden. Laut DESI-Index (Digital Economy and Society Index) verfügen 63 Prozent der 16- bis 74-Jährigen über grundlegende digitale Kenntnisse. Doch der Blick auf das europäische Ziel von 80 Prozent bis 2030 zeigt: Es gibt noch viel zu tun. Mit der Digitalen Kompetenzoffensive (DKO) zeigt Österreich eindrucksvoll, wie Digitalisierung aktiv gestaltet und die Bevölkerung umfassend darauf vorbereitet werden kann. 

Ein Meilenstein für Österreichs digitale Bildung

Mit der 2023 gestarteten Digitalen Kompetenzoffensive bündelt Österreich alle Kräfte für mehr Digitale Kompetenzen und etablierte erstmals eine gesamtheitliche, von mehreren Ressorts (BKA, BMKOES, BMAW, BMBWF) getragene Stakeholder-Initiative und vereint damit Länder, Sozialpartner und Bildungsträger unter einem Dach. Im Mittelpunkt steht die Stärkung digitaler Basiskompetenzen für alle Bevölkerungsgruppen – von digitalen Einsteiger*innen bis hin zu IT-Fachkräften, mit dem Fokus auf der Steigerung des weiblichen Anteils. 

Ein wichtiger Hebel dabei ist der OeAD mit der Einrichtung der „Geschäftsstelle für Digitale Kompetenzen“. Sie übernimmt die Koordination und Umsetzung der DKO-Maßnahmen, darunter das erfolgreiche Pilotprojekt „Digital Skills for All“ mit 800 Workshops im Jahr 2023.

Nationale Orientierung: Der Nationale Referenzrahmen für Digitale Kompetenzen (NRDK) als Kompass

Ein zentrales Ergebnis der Offensive ist der Nationale Referenzrahmen für Digitale Kompetenzen (NRDK), veröffentlicht im September 2024. Er bietet eine strukturierte Orientierung, um digitale Fähigkeiten zu verstehen, einzuordnen und gezielt zu fördern. Das Kernelement des NRDK bildet das österreichische Modell DigComp 2.3 AT, das sechs Kompetenzbereiche mit 27 Einzelkompetenzen auf acht Niveaustufen umfasst. Damit ermöglicht er eine klare Definition und Integration digitaler Bildung – von Schulen über Unternehmen bis zur Erwachsenenbildung.

Besonders hervorzuheben ist die praxisorientierte Ausrichtung des NRDK: Anwendungsbeispiele und eine nationale Governance-Struktur sichern die Einheitlichkeit und Praxistauglichkeit. Für die Erwachsenenbildung bedeutet das: gezielte Weiterbildungsplanung, praxisnahe Inhalte und einheitliche Qualitätsstandards.

Für die Erwachsenenbildung eröffnet der NRDK neue Chancen: Er bietet eine gemeinsame Sprache für digitale Kompetenzen, fördert praxisorientierte Weiterbildungsangebote und unterstützt Bildungseinrichtungen bei der Entwicklung hochwertiger (Bildungs-)Programme und Curricula. So wird digitale Teilhabe für alle ermöglicht – unabhängig von Alter, Bildungshintergrund oder beruflicher Situation.

„Digital Überall“: Digitale Bildung direkt in die Gemeinden bringen

Bildung muss dort stattfinden, wo die Menschen sind. Mit diesem Leitgedanken startete im März 2024 das Programm „Digital Überall“. Bis Juni 2025 werden in ganz Österreich 4.500 kostenlose Workshops angeboten – direkt in Gemeinden und Volkshochschulen. Das Ziel: Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichsten Vorkenntnissen den sicheren und souveränen Umgang mit digitalen Technologien zu ermöglichen.

Themenschwerpunkte der Workshops sind unter anderem:

  • Digitale Senior*innenbildung;
  • Digitale Amtswege & Internetsicherheit;
  • Leben mit zunehmender Digitalisierung & Künstliche Intelligenz.

Das Digital-Überall-Programm wurde sehr gut angenommen und es konnten viele positive Erfahrungsbericht gesammelt werden. Insgesamt konnten seit 2023 mit „Digital Überall“ über 31.000 Teilnehmende in über 3200 Workshops in ganz Österreich verzeichnet werden – Tendenz steigend. Es gab (Stand 24. Februar 2024) über 1500 Buchungsanfragen von über 500 Gemeinden. Die aktuelle Laufzeit endet mit Dezember 2025, das heißt, bis Ende des Jahres können Gemeinden noch die kostenlosen Digital Überall Workshops buchen. Mit den 1.500 Buchungsanfragen sind bereits zwei Drittel des Kontingents für Gruppenbuchungen ausgeschöpft.

Laut der Erhebung zur Erwachsenenbildung 2022/23 (AES) hängt die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen stark von Bildung, Einkommen und Erstsprache ab. Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau und Einkommen sowie Personen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, nehmen seltener an digitalen Weiterbildungsangeboten teil. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der Situation von Menschen mit Behinderungen, die in Bezug auf den Zugang zu digitalen Technologien noch stärker benachteiligt sind: 17 Prozent nutzen überhaupt kein technisches Gerät, und 45 Prozent haben keinen Zugang zum Internet (Forschungsbüro Menschenrechte 2020). 

Unsere Auswertungen (von März bis Juni 2024) zeigen zudem, dass besonders ältere Personen über 65 Jahre (über 40 Prozent der Teilnehmenden) sowie Frauen (71 Prozent) gut erreicht wurden. Gleichzeitig sind jedoch Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss und nicht-deutscher Erstsprache unterrepräsentiert.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die bestehenden Workshopangebote zwar bestimmte Zielgruppen erfolgreich erreichen, zugleich aber neue Ansätze erforderlich sind, um Menschen mit Bildungsbenachteiligung, niedrigen Einkommen, sprachlichen Hürden, Behinderungen, etc. besser anzusprechen. Deshalb:

„Digital Überall PLUS“:

Ein neuer Ansatz, und damit die Erweiterung des Digital-Überall-Programms, ist die Initiative „Digital Überall PLUS“, die digitalen Kompetenzen noch weiter in die Breite der Gesellschaft bringt und digitale Chancen – vor allem für benachteiligte Gruppen – stärken soll. Weshalb folgende Vorhaben innerhalb des Digital-Überall-PLUS-Programms umgesetzt werden:

(1) Workshopreihen – verstärkter Fokus auf digitale Teilhabe

Die neuen Workshopreihen umfassen vier zentrale Schwerpunkte: 

  • Digitale Senior*innenbildung;
  • Digitale Amtswege & Internetsicherheit;
  • Leben mit zunehmender Digitalisierung und KI sowie 
  • die Erstellung digitaler Produkte/Inhalte, mit denen praxisnahe Lernmöglichkeiten geschaffen werden.

Ein besonderer Fokus liegt daher auf der Inklusion von Zielgruppen, die bisher noch nicht mit unseren Initiativen erreicht werden konnten. „Digital Überall PLUS“ setzt hierbei unter anderem auf eine praxisorientierte und interaktive Gestaltung, um digitale Kompetenzen nachhaltig zu vermitteln, sowie digitale und damit auch soziale Teilhabe zu fördern. Die Initiative leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur digitalen Inklusion und hilft besonders jenen, die in der digitalen Transformation bisher kaum mitgenommen wurden.

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Foto: OeAD

(2) Train-the-Trainer – digitale Weiterbildung für eine gezielte Erwachsenenbildung

Digitale Fähigkeiten sind essenziell, um aktiv an der modernen Gesellschaft teilzunehmen. Damit diese Kompetenzen nachhaltig vermittelt werden können, setzt „Digital Überall PLUS“ verstärkt auf die Qualifizierung von Trainerinnen und Trainern in der Erwachsenenbildung – mit der Entwicklung und Produktion von Online-Weiterbildungsmodulen für Trainer*innen im Bereich digitaler Kompetenzen. 

Schwerpunkte dieser Weiterbildungsmodule sind:

  • Künstliche Intelligenz (Fokus: Grundlagen und Anwendung im Alltag und Bildungskontext),
  • E-Government (Fokus: Digitale Behördenwege effizient nutzen und vermitteln),
  • Online-Sicherheit (Fokus: Datenschutz und Cybersecurity für digitale Nutzer*innen).

Mit diesem Train-the-Trainer-Ansatz wird sichergestellt, dass digitale Bildung nicht nur breiter, sondern auch qualitativ hochwertiger wird. „Digital Überall PLUS“ fördert so den Wissenstransfer und stärkt die Erwachsenenbildung in Österreich langfristig.

(3) Innovative Vermittlungskonzepte – neue Wege für digitale Bildung 

Um digitale Kompetenzen möglichst effektiv und nachhaltig zu vermitteln, setzt „Digital Überall PLUS“ ebenso auf innovative Vermittlungskonzepte. Moderne Lehrmethoden und interaktive Formate sollen den Zugang zu digitalem Wissen erleichtern und gezielt Menschen erreichen, die mit klassischen Vortrags- und Workshopformaten nicht angesprochen werden können. 

Durch den Einsatz dieser innovativen Methoden wird sichergestellt, dass digitale Bildung nicht nur für alle zugänglich ist, sondern auf anderen, bisher üblicheren Wegen vermittelt wird.

Digi-Dolmetscher*innen: Brückenbauer für digitale Teilhabe in den Gemeinden

Ein besonderes Highlight ist die Einführung der Digi-Dolmetscher*innen. Sie fungieren als zentrale Ansprechpersonen in Gemeinden, koordinieren bestehende und zukünftige Bildungsmaßnahmen (wie die Digital-Überall-Workshops) und können Rückmeldungen zwischen Gemeinde und Bund übermitteln. So werden digitale Chancen direkt vor Ort greifbar gemacht – eine wertvolle Schnittstelle insbesondere für schwer erreichbare Zielgruppen wie Senior/innen oder Menschen mit erschwertem Zugang zu digitalen Bildungsangeboten.

Fazit: Österreich als Vorreiter der digitalen Bildung

Die Digitale Kompetenzoffensive zeigt: Österreich setzt auf Bildung als Schlüssel zur digitalen Zukunft. Mit der Geschäftsstelle für Digitale Kompetenzen, dem NRDK und innovativen Programmen wie „Digital Überall“ und „Digital Überall PLUS“ gelingt es, digitale Bildung nachhaltig und praxisnah in die Breite der Gesellschaft zu bringen.

So wird die digitale Teilhabe für alle Menschen in Österreich Realität – und das Land fit für die Herausforderungen der digitalen Welt. //

Mehr Informationen unter:
https://www.digitalekompetenzen.gv.at/DKO
oder zu den Aktivitäten der Geschäftsstelle im OeAD unter:
www.oead.at/de/bildung-digital/geschaeftsstelle-digitale-kompetenzen

Ruthofer, Julia (2025): Österreichs Weg in die digitale Zukunft. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Frühjahr 2025, Heft 284/76. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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